
Filmmuffel der ich bin, muss ich mich weit in die Schwarz-Weiss-Ära des Films zurückbegeben, um mich an Ess-Szenen in Filmen zu erinnern. Ein Film, der mir dafür bis heute in Erinnerung blieb, ist Der grosse Diktator mit Charly Chaplin (1940), daraus die Begegnung zwischen Anton Hynkel (Hitler) und Benzino Napoloni (Mussolini). Hynkels Kampf mit den Gummispaghetti, Napoloni am Sauerkraut-Wurstberg. Das Lachen bleibt mir heute noch im Halse stecken, wie der english mustard den beiden Diktatoren. La Grande Bouffe beginnt bei 4:00, die Spaghetti-szene bei 7:18.
[Nachtrag 07. Januar 2011: der aus youtube kopierte Filmausschnitt stammt offenbar aus nicht autorisierter Quelle und wurde gelöscht]
Wesentlich seichter gehts im italienischen Nachkriegsfilm aus dem Jahre 1954 zu Ein Amerikaner in Rom. Der junge, römische Müssiggänger Nando ist fasziniert vom amerikanischen Film, von Cowboys, Motorrädern, amerikanischer Lebensweise, er fühlt und gibt sich als Amerikaner. In der berühmtesten Szene des Films findet er als Frühheimkehrer die für ihn am Vorabend zugedachten Spaghetti auf dem Tisch. Weg damit, Nando bastelt sich ein American Breakfast zusammen. Nach zwei Bissen kehrt er bei 1:50 reumütig zum Teller Spaghetti und zu einem Schluck aus dem fiascone zurück. Die ganze Szene ist umwerfend komisch, den Rest des Films kann man vergessen.
Nach soviel Spaghetti in zwei Filmen kann ich nicht anders: Spaghetti all’amatriciana, halb entnommen aus dem Buch „Neue Rezepte aus der klassischen italienischen Küche“ von Marcella Hazan, halb aus dem Blog von Jutta Lorbeerkrone. Mein Beitrag an den Blogevent Kulinarisches aus Literatur und Film, betreut durch Evi von kochen375.
NB. Anton Hynkel war Vegetarier und hätte das nie gegessen. Nando, der Römer schon.
Zutaten
für 2 Personen
250 g Spaghetti oder originaler Bucatini
400 g reife Kirschtomaten
130 g Pancetta mangels Guanciale, die habe ich noch nicht gefunden
2 Peperoncinoschoten, entkernt, in Streifen
1 mittlere Zwiebel
1 Knoblauchzehe
1 Elf. Olivenöl zum Braten
1 Elf. Butter
Salz nach Bedarf, Piment d’Espelette
Parmesankäse frisch gerieben (diesmal kein Sbrinz), Pecorino Romano war keiner da

Zubereitung
(1) die gehackte Zwiebel, die Knoblauchzehe und die Peperoncinostreifen in einem 2 L Topf in 1 Elf. Öl und 1 Elf. Butter hellgelb andünsten. Dann die in kleine Streifen geschnittene Pancetta zufügen, etwa 1 Minute auslassen, dabei ein- zweimal umrühren. Die gewaschenen und halbierten Kirschtomaten in den Topf geben und im offenen Topf 20 Minuten sanft, aber stetig köcheln lassen. Abschmecken mit Salz (war nicht nötig) und Piment d’Espelette.
(2) Indessen die Pasta nach Vorschrift kochen, zu der Sauce im Topf geben, darin wenden und mit dem Käse vermischen.
Anmerkung
Signora L. era molto entusiasta. Danke für die Erinnerung und tiefe Verneigung Richtung Jutta Lorbeerkrone nach Rom.
Essen wir auch sehr gerne – im Sommer mit hauchdünnem Pancetta, im Winter mit etwas gröber geschnittenem Bauchspeck und mehr Zwiebeln.
Ist das absolute Lieblingsgericht meines Mannes. Hatte ich mir auch vor kurzem bei Jutta nochmal mitgenommen. Koestlich.
Diesen Klassiker müsste ich auch mal wieder zubereiten. Bei Dir sieht’s wie immer sehr lecker aus.
Zum Glück hast du nicht die Gummispaghetti nachgekocht, da wäre Frau L. sicher weniger begeistert gewesen 😉
An Spaghettibildern kann ich mich einfach nicht sattsehen. Genausowenig wie ich mich an Spaghetti sattessen kann. – Allerdings sieht auch die Pancetta sehr verführerisch aus!
Spaghetti kann man um die Gabel wickeln. Aber wie isst man Bucantini ? In 3 cm lange Stücke schneiden wäre wahrscheinlich eine Todsünde. Ich nehme lieber gleich Pennette oder dann halt Spaghetti.
Bucatini natürlich. Mit Chaplin gibt es eine weitere köstliche Szene. In Goldrush geniesst er die Schnürsenkel wie Spaghetti all’amatriciana. Seine Spaghetti wurden aus Lakritze hergestellt.
Du suchst ein Rezept für Seeteufelbäckchen, eines meiner Lieblingsfischrezepte ist “Seeteufelbäckchen Saltimbocca”. Also Parma/Serrano-Schinken auf die Bäckchen + Salbeiblätter und mit Zahnstocher fixieren. Kurz anbraten und zum Schluß mit Zitrone/Limetten-Saft beträufeln. LECKER
Very funny! That spaghetti dish is wonderful!
Cheers,
Rosa
Schön angerichtet bei dir. Irgendwie bist du gerade in der Pasta-Phase, kann das sein?
Muss mir auch mal langsam Gedanken machen, damit das Event nicht wieder vorbei ist, bevor ich zum Überlegen komme…
Liebe Grüße
Also, ich hab immer noch Lust auf Spaghetti! 🙂 Und werde mir den Film mit Charlie Chaplin so bald wie möglich ansehen… wenn ich satt bin 😉
Beh – sono proprio contenta che sia piaciuta anche alla tua signora – salutamela! 🙂 und wegen dem guanciale mach‘ Dir mal keine Sorgen. Kriegt man auch nicht sooo einfach hier. Ciao!
@Hunk: Man versucht Bucatini wie Spaghetti um die Gabel zu wickeln. Und dann eben abbeissen, soweit moeglich und die Reststuecke wieder auf den Teller fallen lassen. Dann verkuerzen sich die Bucatini von ganz von alleine. Es ist eine Sauerei – aber lustig eben.
Das Eventthema gefällt mir richtig gut! Genau wie Deine Pasta, die zur Zeit mit den herrlich frischen Tomaten sensationell schmecken muss.
Pastagerichte kannst du für mich gar nicht oft genug kochen!
Sieht – wie immer – super lecker aus!
Das würde hier auch ohne Einschränkungen vernichtet werden.
@Nathalie: die Sommer-Winter Differenzierung kenne ich nicht 🙂
@My kitchen: Das habe ich zum ersten Mal selbst gemacht. Sonst immer nur auswärts gegessen.
@mipi: rutschte bei uns gleich auf Platz 1 der Spaghettirezepte.
@sammelhamster: sie ist von mir einiges gewohnt 😉
@nata: da sind wir Geschwister im Geiste 🙂
@Hunk: wie „man“ sie isst, ist mir egal. Notfalls auch mit Messer. Siehe dazu auch Jutta. An Goldrausch erinnere ich mich auch. Köstlich.
@BerlinKitchen: Danke für den Tipp ! Nun hab ich schon 3 Rezepte.
@Rosa: teils fun, teils Ernst.
@Petra: im Sommer koche ich viel pasta, den Salat macht Frau L. und abends gibts Früchte.
@Elisabeth: erst die Arbeit, dann wird gegessen 😉
@Jutta Lorbeerkrone: Danke, Sorgen mach ich mir keine, Guanciale ist eher für den Winter(speck).
@Susa: hat sich Evi gut ausgedacht.
@Eva: es kommen noch viele 🙂
@Sivie: mit Kindern im Haus kein Problem.
Ich esse das auch!
Hier gibt es heute auch Pasta, so!
Hach, das sieht lecker aus. Leider steht heute mittag schon was anderes auf dem Speiseplan. *schnüff*
Mit Bucatini kann man nicht nur Seidenblusen ruinieren und Tischtücher mit fetter, tomatiger Sauce versauen – man kann auch so schön damit pfeifen – schon mal probiert ?
Guanciale ersetze ich gerne durch luftgetrockneten Kärntner Bauchspeck. Der kommt dem Original-Geschmack sehr nahe.
…und schon wieder so ein phantastisches Pastagericht ! Kommt sofort in meine Sammlung abgelegt unter “ Pasta – Robert “ 🙂
Gestern war bei uns der obligatorische Pastatag, nächsten Montag wird`s nachgekocht !
Lecker!
Heute gibt es Deine Radieschenblättersuppe! Bin gespannt!
Ich kann mich nur allen anschließen. Es sieht so lecker aus.
Bei der Hitze derzeit gehen irgendwie nur Nudeln. Die Italiener machen es ja schießlich auch so…. 😉
Hach, ich bin auch so ein Nudelkopf. Das wird sicher nachgekocht. Danke schön für das Rezept. 🙂
@nina: da freuen sich alle drei (Spruch 16)
@Hesting: Morgen ist auch ein Tag 😉
@Christine: ah, die einfache Suppe, die ich von Jutta Lorbeerkrone hatte !
@anie’s delight: es soll noch heisser werden, dann gibts halt pikante Eiscreme.
@Hilke: Nudelköpfe gefallen mir besser als Rappelköpfe 🙂
Mir ist’s heute bei gefühlten 40 Grad in Rom zu heiss für mein Lieblingsgericht, obwohl bei deinen Fotos rinnt mir das Wasser im Mund zusammen…und den Alberto Sordi hab ich mir auch gleich zum xten Mal angeschaut. Den kann man ja bei jeder Temperatur geniessen;-)
Hallo,
das ist ja ganz großes Kino für ein großartiges Gericht!!!!! Super!!!!!!!!!!
Solltest du für das Rezept noch auf der Suche nach einer luftgetrockneten Schweinebacke sein….hier wirst du fündig:
http://www.pfeffer-lebensmittel.de
Unter „Wurst und Schinken“ gibt es Gota – das ist die toskanische bezeichnung für Guanciale.
P.S.
Das erwähnte Buch von Marcella Hazan ist klasse und sehr zu empfehlen.
Grüße aus Heilbron
Thomas
Hach, ein netter Film und so ein Teller voll Spaghetti – damit kann ich gut leben! 🙂 Guanciale höre ich heute übrigens zum ersten Mal, ist mir beim Metzger auch noch nie untergekommen.
Aber wo kommt jetzt das Piment d’Espelette her; Filmchen? 😉
Also würde ich nicht gerade vom Essen kommen, ich würde jetzt einfach loslegen …
*lach* Stimmt, lieber Robert, umgekehrt funktioniert das nicht so gut… da brauch ich meinen Power Nap 😆
@Ulimengo: Du kannst Dir sie an jeder Ecke servieren lassen 🙂
@Thomas: Ganze Backen sind mir zuviel.
@Christina: geht auch mit magerem, ungeräuchtem Speck.
@kulinaria: Piment d’Espelette ist ein geheimes Zaubergewürz. Das kommt in Filmen nie vor, sonst wäre es nicht geheim.
@the rufus: an deinem Tagesablauf stimmt etwas nicht.
@Elisabeth: der würde mir auch gut tun, nicht wegen der Schönheit, wegen der Energie.
Vielen Dank für deine Teilnahme, Robert! Da sieht man mal wieder, was man an der italienischen Küche hat. Auch wenn ich zugeben muss, dass ich mit meinem Speisekartenitalienisch bei den Filmen nicht weiter komme. Den Hynkel hab ich auf Deutsch gefunden, für den Herrn Sordi braucht man, glaube ich, keine Worte. 😉 Schöne Idee!
sehr schön! mir fällt leider nix ein zu dem event.
Die Szene mit Alberto Sordi könnte ich immer und immer wieder anschauen
@Evi: da mein Audioteil am PC kaputt ist, kann ich leider eh nichts hören.
@tobias kocht!: Du bist halt ein vielbeschäftiger Mann.
@Alex: 🙂
Gestern nachgekocht (na ja, wie man halt so nachkocht, also ohne Piment d’Espelette, dafür mit etwas Orangenabrieb) und meinen Fußballfan sehr glücklich gemacht. Dank der frischen Tomaten vom Markt ganz ganz großartig!
Wen macht man mit Tomatenspaghetti nicht glücklich ?
Einer meiner absoluten Pastafavouriten. Aber schön scharf muss sie für mich sein.
Schöner Artikel, gute Bilder und ein wunderbares Gericht. Einfach ein Pastaklassiker.
Wow wirklich toller Block und schöne authentische italienische Pasta Rezepte, wie dieses tolle Spaghetti all’amatriciana Rezept. Hätte da noch ne Frage…. Könnte man den Panchetta auch durch echten Süd Tiroler Schinkenspeck (nicht der abgepackte aus dem Supermarkt ;)) ersetzen, oder würde das den Geschmack des Gerichtes zu sehr verfälschen?
Gruß
Panchetta ist auch nicht original. Die habe ich nur verwendet, weil ich keine Guanciale hatte (wird aber beides aus Bauchspeck hergestellt). Südtiroler Schinkenspeck dürfte wohl im Rauch gehangen sein. Das gibt dem Gericht dann halt einen Rauchgeschmack. So what ? Der Koch entscheidet, welche Zutaten er hat und nimmt. Die Hauptsache ist doch, dass es schmeckt. Ob es nun authentisch oder nach einem Original von Danny schmeckt, kann doch egal sein. Die Hüter der Deutungshoheit über die italienische Küche werden jetzt entsetzt aufschreien. So what ?
Ja da stimme ich dir zu… Ich denke auch das es eigentlich keine „Todsünde“ 😉 sein sollte, italienische Traditionsrezepte nach persönlichem Geschmack und Verfügbarkeit der Produkte anzupassen. Eine Frage noch: Das Stück Südtiroler ist sehr mager und fest also mehr Schinken als Speck, sollte ich es überhaupt leicht anbraten oder lieber roh unter die fertige Pasta mischen. Wie schmeckt es besser?
leicht anbraten.