
Seit wenigen Jahren bietet ein fahrender Holzofenbäcker aus dem Schwabenland am Weihnachtsmarkt auf dem Basler Barfüsserplatz seine Dinnete an. Rustikale, ovale Brot-Fladen, mit einem richtig dicken Teigrand, belegt mit einem Zwiebelrahmguss, mit Speck oder Kartoffeln. Eine Art schwäbischer Flammkuchen. Je nach Gegend wird der Fladen unterschiedlich benannt, in der badischen Nachbarschaft Dinnete oder Dinnele, in Schaffhausen Dünne, rund um Stuttgart Deie oder einfach mit dem alemannische Wähe, in Hohenlohe als Blootz. Die knusprigen Dinger stehen schon lange auf meiner Nachbackliste. Als Vorlagen boten sich die Rezepte von Chaosqueen sowie Hefe und mehr sowie High Foodality an.

Da ich aber derzeit von meinem No-Knead Pizzateig so begeistert bin, habe ich kurzerhand meinen Teig als Basis verwendet, einfach mit Schweineschmalz statt mit Olivenöl zubereitet. Das gibt der Pizza das richtige schwäbische Gschmäckle. Bei den Recherchen bin ich auf der Seite von Deie-Backhaus auf ein hübsches Gedichtle gestossen:
Ebbes Mehl und ebbes Salz,
Ebbes Trieb und ebbes Schmalz,
die Kartoffelflocke net vergesst, [Ergänzung: L.]
Wemmer des ins Töpfle knetet
Und om guats Gedeiha betet
Dann kann nix daneba ganga
Des muß für guete Deia langa
Obe drauf no Rahm und Eier,
net zuviel, sonst wird ´r deier
Zwiebela ka mer au drauf streua
No geits halt an Zwiebla-Deia
Wers net mog, du lieber Himmel-
Manche möget au en Kimmel
Und dia schleckete Deia-Schlucker
Möget oba drauf en Zucker
Und des ganze dann au glei
Mit ema gueta Gläsle Wei.

In den Belag nahm ich anstelle von Schwarzwälderspeck Baselbieter Kirschcarrée von Maurer (Migros), etwas Besseres gibt es nicht kaum. (Schweinscarré, Salz, Kirsch sind die Zutaten).
Zutaten
300 g Halbweissmehl (Typ 700)
210 ml Wasser
12 g Schweineschwalz, geschmolzen
6 g Kartoffelflocken
4 g Salz
4 g Malzzucker
7.5 g Frischhefe (5 g)
Belag
2 mittelgroße Zwiebeln
wenig Butter zum Anbraten
100 g Schwarzwälder Schinken (ich nahm Baselbieter Kirschcarrée, etwas Besseres gibts es nicht. Punkt)
[250 – 300 g Saure Sahne (10 % Fett)
1 kleines Ei
30 g Mehl]
anstelle der sauren Sahne, dem Ei und dem Mehl nahm ich 250 g Crème fraiche
Salz
Reichlich Schnittlauch
Zubereitung
Den Teig 1 Tag vor Gebrauch ansetzen.
(1) Mehl, Kartoffelflocken und Salz in eine grosse Schüssel geben.
(2) Hefe und Malzzucker im Wasser suspendieren, 10 Minuten stehen lassen und alles zum Mehl geben. Das Schweinefett zugeben und mit einer Küchenmaschine während 2 Minuten gut mischen. Den Teig in einem verschliessbaren Gefäss während 20-24 h bei 5°C im Kühlschrank halten.
(3) Teig 2 h vor Gebrauch herausnehmen und auf Raumtemperatur temperieren. Den Teig auf ein mit Hartweizenmehl bemehltes Brett bringen, 2 x stretch & fold: dazu Teig etwas in die Länge ziehen, 1/3 über das mittlere Drittel schlagen, das restliche Drittel darüber falten und alles gleich nochmals wiederholen. Den Teig in zwei Stücke schneiden und mit den beiden Teilstücken vom Teig nochmals 2 x stretch & fold wiederholen, anschliessend den Teig zur Kugel runden.
(4) Die resultierenden Teigkugeln mit Folie bedeckt nochmals 20 Minuten gehen lassen. Danach zu ovalen Teigfladen ausziehen.
(5) In der Zwischenzeit die Zwiebeln schälen, in kleine Würfel schneiden. In einer kleinen beschichteten Pfanne in wenig Butter goldgelb anbraten, leicht salzen, danach auskühlen lassen.
(6) Den Sauerrahm mit etwas Salz, 1 Ei, und wenig Mehl verrühren, die zuvor gebratenen, ausgekühlten Zwiebeln untermischen. Ich habe die Zwiebeln nur mit der Crème fraiche verrührt und gewürzt.
(7) Für den Belag erst die Schinkenscheiben auflegen, dünn mit der Zwiebel-Crème fraiche überziehen (damit der kostbare Schinbken im Ofen nicht verbrennt). Und ab in den Ofen.
(8) Backen bei 250°C auf Pizzasteinen, ca 12 Minuten.
Haidaweltnai ! Des isch ebbas guads ! Da beisst koi Maus an Fada ab !
Verführerisch, wie sie da so liegen, knusprig, dünn und zum Anbeißen.
An die Wähe habe ich mich bislang noch nie gewagt, wird die den auch ohne Holzofen so wie sie sein soll?
Ich mag die elsässische, dünner Variante lieber. Aber wie immer: Geschmackssache. 🙂
bei dînette musste ich an ein kleines Abendessen denken, na ja, stimmt ja!
Solch einen fahrenden Bäcker haben wir bei unserem alljährlichen Dorfest auch, und die Leute stehen schlange, kein Wunder die sind einfach nur genial!
Super schön und lecker!
Grüsse,
Rosa
Ich kenne die Dinette ebenfalls vom Weihnachtsmarkt. Allerdings in Wiesbaden.
Diese Stände wären mir das ganze Jahr über in allen Fußgängerzonen lieber als der übliche fastfoodmist.
Wenn ich eines Tages in die Schweiz übersiedele, dann wirst Du, lieber Robert, daran zumindest zum Teil mit schuld sein. Schon wegen der Beschreibungen lauter leckerer Sachen, die ich hier kaum auftreiben kann.
Dinnete… Baselbieter Kirschcarrée…. und sowas am frühen Morgen auf knurrenden Magen! 😉
@Bas(e)ler Dybli: Hailigs Herrgöttle vo Biberach, des (e) isch doch zuviel ?
@Mestolo: dick zum Anbeissen, nix dünn.
@Tina: eine Hausmacherpizza kommt nie ganz an eine Holzofengebackene heran. Das ist auch mit der Dinnete nicht anders.
@Nathalie: der Unterschied zwischen dessus und dessous eben. Ich mag den Teig darunter lieber.
@Bolliskitchen: Dinette ist sonst eine Sitz-Liege-Kombination in Wohnmobilen.
@irene: in Deutschland scheinen sie verbreitet zu sein. Hier sieht man sie nur, wenn sich einer über die Grenze verirrt.
@Rosa: lecker und locker.
@Arthurs Tochter: passt halt eher in die winterliche Jahreszeit, obwohl man Pizza auch im Sommer isst.
@Andrea: das ist eine deutsche Spezialität ! Aber fang nur an mit sparen. Die Schweiz ist teuer, wenn man € wechseln muss.
Und wie sollte es anders sein, auch ich kenne sie vom Meraner Weihnachtsmarkt. Habe sie auch selbst noch nie gemacht. Bei uns wird es einfach immer Pizza, ich weiß auch nicht warum!?
Ja, Robert die Deutschen sind ja Weltbekannt für die Vielfalt ihrer Brote und ganz ehrlich nur vom weichen Weißbrot, welches ich zu bestimmten Gerichten und Köstlichkeiten nicht missen möchte, könnte ich nicht leben 😉
Nun, es sieht köstlich-knusprig aus, fast wie eine Pizza 😉 – versuchen kann ich es ja einmal 🙂
Das sieht einfach nur super lecker aus und käme hier so in der nächsten Stunde zu Mittag genau recht! 🙂
Eben war der fahrende Backofen noch bei uns auf Weihnachtsmarkt…und jetzt ist er schon in Basel angekommen 😀
Voll mein Ding. Punkt. 🙂
@Magdi: offensichtlich handelt es sich um ein Gericht, das den Boden für den Glühwein ebnen soll.
@irene: deutsches Brot kenne ich nur vom Bloglesen und bin trotzdem mit unserem Schweizer Brot vollauf zufrieden 🙂
@Elisabeth: Pizza al prosciutto ed erba cipollina. Warum nicht !
@Eva: Du brauchst nicht mal Messer und Gabel dafür 😉
@sammelhamster: wir sind hier möglicherweise noch nach dem Julianischen Kalender orientiert und deshalb später dran.
@Christina: Das klingt wild entschlossen.
Erster Gedanke beim ersten Bild – meine Güte, sieht das lecker aus! Begleitet war der Gedanke von einer gewissen Feuchtigkeitszunahme im Mundraum … oder anders gesagt: ich muss endlich Mittag essen. Doch schlimmer noch – das erste Mal seit siebeneinhalb Jahren bereue ich es, nicht mehr im Schwarzwald/Schwabenland zu leben.
Nee, watt lecker. Das sieht wirklich perfekt aus!
Die Nette? Der Name ist Programm. Immer nur Wald-und-Wiesen-Zwiebelkuchen wird auf Dauer langweilig.
Meine Großmutter aus der Nachbarschaft von Hohenlohe bezeichnet alle dünnen Hefeteigerzeugnisse als Blootz, zum Beispiel „Zwetschgablootz“. Pikant wäre mir aber auch lieber.
Sehr, sehr lecker! Da ich grade eh auf dem Flammkuchen-Trip bin, muss ich das unbedingt ausprobieren, wenn ich wieder laufen kann…
„Blootz“ kommt meines Wissens nach eher aus dem Fränkischen (ist gefährlich so zu argumentieren, ich stamme aus dem Grenzgebiet), die Hohenloher (liegt in Baden-Württemberg) bezeichnen sich oft aber als „Hohenloher Franken“ – der Dialekt hat mit Fränkisch aber rein gar nichts mehr am Hut. ^^
mmmmh, in winti gibt’s die auch aufm weihnachtsmarkt. schade, dass der schon wieder vorbei ist. bzw.: zeit, sich selber dran zu wagen!
@Hilke: bei den Alemannen ist alles gemütlicher, nicht wahr 😉
@Suse: einfach halt, aber das muss auch sein.
@anglogermantranslations: Lieber die Nette spielen als aus Langeweile die Augen auskratzen 🙂
@Susa: stimmt. Mit nacktem Zwetschgenbelag und etwas Zucker ist das köstlich.
@uwe@highfoodality: ist Dir ein Messer auf den Fuss gefallen ? Obwohl ich mich vor Jahren ein paar Wochen in der Gegend um Künzelsau herumgetrieben habe, ist mir ein Blootz damals nie begegenet.
@moltebeeri: wagen ? geht doch mit jedem anständigen Pizzateig.
Das sieht ja toll aus und der viiiiiiiiiiiiieeeeeeeeeeeeeeele Schnittlauch … sehr fein.
Wo findet man Schweineschmalz in der Schweiz? Bin auf der Suche, aber noch nicht fündig geworden…
@the rufus: feingeschnitten, gell
@Birdie: Schweinefett gibts in jeder Metzgerei. Beim Biometzger sogar in kleinen 250 g Portionen. Selbst die Migros hat es: http://www.mifa.ch/M-Classic%20Saindoux%20450g/3c4b2e0f66eb625520e1cf1db5e68b60.htm. Jedoch sollte man es in nützlicher Zeit verbrauchen. zB. für die Rösti.
Eine schöne luftige Krume hat dein Teig. Verführerisch.
Ich hab sie nachgemacht ;o) herrlich sind sie geworden.
Hab sie hier und dort nach meinem Geschmack umgeändert, aber das Ergebnis kann sich sehen lassen … schau mal bei mir vorbei .
Danke für´s Rezept .
Lg Kerstin
Spitzen-Fotos! Die Dinnede sieht echt gut aus.
Mit vielen Grüßen aus dem Schwabenland,
Holzofendinnede Abt
Bei uns in Oberschwaben ist es üblich die Dinnete mit Zwiebelröhrle und mit einem Kegel „Schweizer Kräuterkäs“bestreut meist im Sommer (wegen der frischen Röhrle) verzehrt .Natürlich kommen dann auch schwäbische Rauchfleischwürfel darauf.Übrigens finde ich den Kräuterkäse nicht in Genf (Schweiz !)….ohne den ist die Dinnette nichts.Ja ja die Allemannen…
Schweizer Kräuterkäse in Kegelform ? Da kann es sich nur um Schabziger handeln. Den essen nur Deutschweizer, keine Genfer.