CH-5023 Biberstein

CH-5023 Biberstein: Schloss

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Östlich von Aarau liegt der Ort Biberstein. Auf einem Felssporn erhebt sich die Burg Biberstein hoch über die Aare. Burg und Städtchen Biberstein wurden im Lauf des 13. Jahrhunderts von den Grafen von Habsburg-Laufenburg gegründet. Der erhoffte Aufschwung durch Zolleinnahmen der Aareschifffahrt hielt sich jedoch in Grenzen. Stadt- und Marktrechte besass der kleine Ort nie. Deshalb verkauften die Grafen von Habsburg 1335 Burg und Stadt Biberstein an den Johanniterorden in Klingnau. Biberstein diente für die nächsten 200 Jahre als Sitz des Johanniterordens.

Im Zuge der ständigen Auseinandersetzungen mit den Eidgenossen besannen sich die Oesterreicher darauf, ihre geschwächte Stellung im Aargau durch den Rückkauf von Biberstein zu festigen. Doch die Johanniter wollten davon nichts wissen.

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In den militärischen Auseinandersetzungen des Schwabenkrieges (1499)  besetzten die Berner die Burg. Der Schwabenkrieg (in Schwaben „Schweizerkrieg“ benannt) war ein kriegerischer Konflikt zwischen Eidgenossen und Habsburg-Österreich und dessen Verbündeten, dem Schwäbischen Bund, um die Vorherrschaft im habsburgisch-eidgenössischen Grenzgebiet. Biberstein wurde Sitz eines winzigen Oberamtes, das zur geringsten Landvogteiklasse Berns gehörte. Die wirtschaftliche Basis bestand aus den Erträgen der drei Dörfer Biberstein, Küttigen und Erlinsbach. Wer durch das Los hier zum Landvogt bestimmt wurde, setzte alles daran, an einen einträglicheren Posten zu kommen.

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Während der Reformationswirren 1527 rissen die Berner die Burg endgültig an sich und unterstellten sie einem bernischen Landvogt. Worauf der Besitzer, die Johanniterkommende, mit einer Klage an die Eidgenössische Tagsatzung gelangte. Zur Beilegung des Konfliktes wurden die Johanniter verpflichtet, Biberstein mit sämtlichen Besitzungen und Rechten an die Stadt Bern zu verkaufen. Friedensdiktat nach Art des Stärkeren.

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Das Städtchen mit seinen rund 20 Häusern und 2 Stadttoren brannte  während der Reformation, nach 1416 zum zweiten Mal, ab.

1587 wütete eine Feuersbrunst in der Burg. Die Schuld schob man einer Frau in die Schuhe und verbrannte sie umgehend auf dem Scheiterhaufen. Die Burg wurde sofort wieder aufgebaut. Um 1670 trug man den Bergfried wegen Baufälligkeit bis auf das erste Stockwerk ab. Durch Aufbauten erhielt die Burg allmählich den Charakter eines Schlosses. 1784 brannte die Burg erneut, die Schäden beschränkten sich jedoch auf den Dachstuhl. Das Schloss selbst wurde bis 1798 als bernischer Landvogteisitz benutzt.

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Die Anlage bildet im Grundriss ein unregelmässiges Viereck mit Burggraben und einem mächtigen Bergfried mit mehrfach gewalmtem Dach. Vom mittelalterlichen Baubestand ist indes neben den Aussenmauern nur das im Gebäudekeller bis zum ersten Stockwerk erhaltene Mauerwerk des ehemaligen Bergfrieds erhalten geblieben.

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1804 gelangte das Schloss in den Besitz des Kantons Aargau, diente danach für kurze Zeit als Wohnsitz von Heinrich Zschokke (1771‒1848), dem deutscher Schriftsteller und Pädagogen, der hier bis 1821 wohnte, sowie als Gemeindeschule und kam 1835 in Privatbesitz. 1889 wurde  die Stiftung Schloss Biberstein gegründet, welche ein Heim für behinderte Kinder einrichtete. Bei der Renovation im Jahr 1984 brannte der Dachstuhl ein zweites Mal ab. Seit 1987 dient das Gebäude als Wohn-, Arbeits- und Ausbildungsstätte für erwachsene Menschen mit geistigen und anderen Behinderungen.

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Liebliche Aareauen mit Schloss Biberstein. Radierung von Caspar Wolf (1735–1783)

Quellen:
wiki Schloss Biberstein
Historisches Lexkon der Schweiz: Landvogtei Biberstein
Walter Hess: Beitrag im Blogatelier

6 Kommentare zu „CH-5023 Biberstein: Schloss“

  1. Ein Schloss reicht als Beispiel aus, um an der Friedfertigkeit der Menschen zu zweifeln. An der Architektur liegts nicht!

    1. Der Berner Bär trappt seit 1208 in der Geschichte und der Stadt herum. Der Name Bärlin hingegen stammt aus dem slawischen Wort für Sumpf.

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