Friedhof

Zu früh für uns

Loch

Alles, was ausklingt, stimmt traurig. Ich bedanke mich an dieser Stelle für all die vielen, herzlichen Zeichen des Bedauerns. Einzelne Kommentare und Zuschriften haben mich gar zu Tränen gerührt und mich noch tiefer in das Loch gestossen, in dem ich ohnehin stecke.
Antworten mochte, konnte ich nicht mehr. Ich habs immer befürchtet, dass, wenn ich einmal die Disziplin des regelmässigen Bloggens aufgebe, ratlos-rastlose Untätigkeit Oberhand gewinnt. Trübsal blasen ist aber nicht meine Art. Ich, lamiacucina, sprang dem Herrn mit der Sense von der Schippe:

Über alles ist dunkler Trauerflor ausgebreitet. Die Stimmung gedrückt. Kränze schmücken den Rand der Grube, auf blassvioletten Schleifen prangt in güldenen Lettern:  RUHE SANFT, ZU FRÜH FÜR UNS, DER LETZTE GRUSS. Als scheintoter Zombie mische ich mich unter all die Trauernden, tröste sie persönlich, drücke ihre Hand und umarme sie. Weine mit ihnen am Grabe von lamiacucina.

Gefassten Schrittes trete ich an den Rand der Grube, einsachtzig-mal-neunzig, rücke noch eine verrutschte Trauerschleife zurecht, beginne, meinen Nekrolog ab Papier vorzulesen: „Alles geht einmal zu Ende, und mancher ist tot, bevor er sein Ende erreicht“….

Aber doch nicht ich! Ich sprach von „loslassen“, davon, dass ich eine Auszeit und Abstand benötige. Wer meinen letzten Artikel wirklich zu Ende gelesen hat, aber wer macht das schon ;-), der weiss auch, dass nichts endgültig ist. Jedenfalls bei mir nicht. Wörtlich: „Und falls ich etwas koche oder auf etwas stosse, das einen Eintrag wert ist, kann ich das immer noch veröffentlichen“.

Zunächst erfreue ich mich der wiedergewonnen Freiheit, die lasse ich mir unter keinen Umständen mehr nehmen. Nie&Nimmer. Unter uns: ich bastle bereits an einem Rezept und einem Reisebericht, nehme mir dafür aber jede Zeit der Welt.

Freunde, weg mit Trauerschleifen und Kondolenzschreiben. Ich lebe noch:  ZU FRÜH FÜR MICH.

58 Kommentare zu „Zu früh für uns“

  1. Eva hat es bereits geschrieben! Ja, ist auch hier verstanden worden so wie von Dir gemeint. LG, Erich

  2. Das schwarze Quadrat bleibt ein schwarzes Quadrat bleibt ein schwarzes Quadrat.
    Ein schöner Sonntagsauflug!

  3. Ich hab schon zu Ende gelesen….Du meintest endgültig, aber mit Hintertürchen 😉 Gut so.

  4. I ha di letschte Post sehr wohl bis am Ändi gläse – sogar drei Mool !
    Nichtdestotrotz han‘ i dini „Zeiche“ verstande und e GROSSES Danggerscheen, etc.fir‘ s Bishärige isch meh als aabrocht gsi. Für mi Zyt, zem dini/mini Noochkoschlischte „abzbaue“. Und bis denn git’s bestimmt irgend wenn emol „Kräuteromelette auf Rotweinbutter“ … 😉

  5. Ach, ach ach.
    Ich hab ja den letzten Post verpaßt (das Hobby Kochblogs lesen ist schon eine ganze Weile Geschichte bzw. nur noch ein punktuelles). Der Einschätzung, daß man mit geringerer Frequenz weg vom Fenster ist, mag ich mich nicht anschließen. Von welchem Fenster eigentlich? Diejenigen, die einen liebgewonnen haben, sind doch immer noch da, man selbst ist auch noch da und kocht sich durch den Alltag.
    Ich bin fast etwas erschrocken ob der Grabsteine, aber ich hab mir das Lesen der Kommentare auch gerade gespart.

    1. Da siehst Du, was es für Vorteile bringt, wenn man sich mal von foodblogs fernhält. Für mich ist der Blog das Fenster zur Aussenwelt. Schliesse ich das Fenster, sind jene, die man lieb gewonnen hat, ausgeschlossen.

  6. Juhuu! Ich war schon traurig beim letzten Mail und konnte doch so gut verstehen. Das Bloggen ist längst zum Geschäft geworden und täglich werde ich von irgendwelchen simplen Rezepten bombadiert. Da war lamiacucina nicht nur ein Gaumenschmaus, sondern auch lehrreich, fundiert und fürs Gemüt. Ich verstehe den Rückzug, aber ich freue mich auf Berichte und Rezepte nur alle paar Monate, ohne Druck dafür mit gewohnter Hingabe und Leidenschaft. Ihnen alles Gute und vielen Dank für alles bisher Veröffentlichte!

  7. Wie lang ist länger? Also bei mir wird da nix bunt 😉 Aber IRGENDWANN wird’s ja wieder farbig. Ich hab’s nämlich auch bis zum Schluß gelesen und dachte mir schon, daß es nicht allzulang dauern wird. Zum Glück! Auch wenn ich das Wenigste nachkoche…..dein Beiträge sind einfach zu schön.

    Sobald dein Fenster wieder aufgeht, werde ich reinlinsen 🙂

    1. wie lang „lange“ dauert, weiss ich selbst noch nicht. Aber dass das schwarze Quadrat mit Phantasie und Vorstellungsvermögen bunt wird, weiss ich 😉

  8. Den vorherigen Post hatte ich schon so verstanden. Schön, dass ich mich nicht getäuscht hatte!

    PS: Zum Thema schwarzes Quadrat – Malevich wusste schon, was er tat 😉

    1. deshalb habe ich meine Version mit Wasserzeichen gesichert. Sonst kommt noch einer auf die Idee und verkauft sie für eine Million.

  9. Kurzes Aufatmen. Aber ich fürchte den Tag, an dem dein letzter Blogeintrag kommt. Möge dieser in weitester Entfernung liegen …

  10. Nun ja, man schreibt solche und auch solche Posts ja nie ohne Grund, näch?!

    Können wir sonst was tun, Dich liebgewonnenen ollen Kerl aus dem Loch zu holen? Schlechte Kochwitze? Katzenfotos? Abkitzeln?

    ,-)

  11. Robert, das rührt mich zu Tränen! Schön, dass hier ein Stück Kultur erhalten bleibt.
    Nimm dir alle Zeit der Welt und erfreue uns, wenn es in deinen Tag passt.
    Liebe Grüße,
    Larissa

  12. ohja wir hatten das schon gelesen und wussten da ist eine Tür noch offen – wollten Dich nur nicht damit gleich wieder bedrängen unter Druck setzten 😉 – Das viele von unserer Seite war aber eh schon mal überfällig 😉 Wann immer, was immer, wir freuen uns !
    LG Axel

      1. endlich wieder mal Zeit zum Lesen. Aber die vielen Fertigpizzen der letzten Zeit geben mir schon zu denken. So kanns nicht ewig weitergehen.

  13. Deine Beiträge nicht zu Ende zu lesen ist ein Ding der Unmöglichkeit. Lieber Robert, mimm dir alle Zeit der Welt, um uns weiterhin an dem einen oder anderen köstlichen Gedanken Anteil haben zu lassen und alle Freiheit der Welt, es sein zu lassen.

  14. Wo stoht dä wunderscheen Gottsacker?
    Gniesset eyri Zyt mitenand.
    Der händs verdient 🙂

  15. Jessas, du machst mich fertig! Dieser Titel und dazu die Grabsteine … Das hält mein altersschwaches Herz schlecht aus! 😉

  16. Ich werde sicherlich weiterhin gerne auf Deine Seite kommen, um mir eine kleine Pause im Alltag zu gönnen und in vergangenen posts Inspirationen für ein leckeres Abendessen oder einen schönen Ausflug zu holen. Natürlich habe ich indessen auch die Hoffnung nicht aufgegeben, Deine Kochkunst in irgendeiner Form doch noch einmal geniessen zu können in Deinem angedachten Bistro, evtl. auch als Gastkoch oder sonst bei einer besonderen Gelegenheit….da gäbe es doch vielfältige Möglichkeiten.
    Auf jeden Fall bedanke ich mich für all die schönen Momente, die ich auf Deiner Seite verbringen durfte und noch verbringen werde.

    1. Danke für deine Treue. Lieber Rücktritt statt Auftritt. Was ich künftig kochen werde, ist ganz einfach. Man wird nicht jünger. Ballast abwerfen ist angesagt.

  17. Schwarz und Weiß sind die Eltern der Farben, sagte mal ein weiser Mann. Daher wundert es nicht, dass das Schwarz nach langer Betrachtung farbig wird. Danke für die vielen Jahre wunderbarer Unterhaltung, voller Witz und Selbstironie. Selten etwas nachgekocht, dennoch Inspiration erfahren, anderen vorgeschwärmt, ob der charmanten Schreibe, gekichert wenn es mal wieder 0,2658 g einer Zutat sein solten.
    Ich wünsche Ihnen eine gute, neue Zeit. Und werde warten und warten und warten und warten und warten………

  18. ich freu mich einfach darüber, dass dieser Blog doch noch weiterhin „gepflegt“ wird. Der Druck ist erst mal raus und nun beginnt eine neue Zeit.
    Das ist schön und erfreut auch den Leser!
    Ich wünsche Ihnen und uns noch viele inspirierende und spannende Kochkunststücke.

    Grüße aus Bayern

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