
Polpette die ragno di vitello? Polpette di Pipistrello? Paupiettes d’araignée de veau? Spidersteakbirds? Kein Ahnung, wie ich mein neues Gericht benennen soll. Ausgangspunkt war ein Kilogramm Kalbsspinnen, eine Art von Adduktorenmuskeln, als Deckel hinter dem Kreuzbein liegend, die nur selten angeboten werden. Weil es pro Tier nur 2 davon gibt. Siehe hier bei mir, oder bei Andreas lieberlecker. Auch er ein Freund von Spinnen und Fledermäusen.

Mein Problem: wie verbrate ich das hässlich anzusehende Steak in einem Haushalt ohne Grill, in welchem keinerlei Steaks mehr gegessen werden? Vor einigen Jahren noch Fleisch, das meist in der Wurstproduktion verschwand, gelten Kalbs- und Rindsspinne heute als special cuts und erfreuen sich zunehmender Beliebtheit. Kein Wunder, das Fleisch ist saftig und schmeckt hervorragend.

Lösung: Gehackt, gewürzt, geformt (99% Fleischanteil), zuletzt mit Salbeiblättern in Rohschinken eingewickelt. Besseres Hackfleisch findet man kaum. Grillfreunde werden mich mit Verachtung strafen, Metzger werden sich zieren, das Fleisch zu hacken -wie meiner-, aber das ist mir egal. Hacken kann ich auch selber.

Zutaten:
300 g Kalbsspinne, frisch gehackt
1-2 TL Dijonsenf
1 Msp. Piment d’Espelette
weisser Pfeffer
1/2 TL Meersalz
1 EL Brotbrösel zum Ausstossen des Fleischwolfs
5 dünne Scheiben Rohschinken San Daniele
10 frische, kleine Salbeiblätter10 Blätter Salbei, dicke Rippe ausgeschnitten
1 EL Ghee
1 Schalotte, fein gehackt
50 ml trockener Weisswein
70 ml Marsala
1 dl Kalbsjus
Zubereitung:
(1) Das gut gekühlte Fleisch klein schneiden und durch den Wolf (5 mm Lochung) drehen. Mit den Bröseln ausstossen.
(2) Mit den übrigen Zutaten mischen, würzen und von Hand oder mit dem K-Haken gut durchkneten, bis die Masse bindet. Eier werden nicht benötigt.
(3) Mit befeuchteten Händen 60 g schwere, runde Laibchen formen, oben und unten je ein Salbeiblatt auflegen und das Laibchen in eine Tranche Rohschinken einrollen.
(4) In Bratbutter allseitig anbraten und im Tellerwärmer bei 70°C warm stellen. Fett in der Pfanne abtupfen und Bratsatz mit Weisswein lösen, Marsala und Kalbsjus zugeben, einmal aufkochen, die Fleischvögel wieder zugeben und auf kleinster Stufe mit Deckel 1/2 – 1 Stunde in der Sauce schmoren. Die Vögel alle 20 Minuten wenden. Ist die Sauce zu dünn, Deckel entfernen und langsam einreduzieren.
Zu diesen speedy-spider-birds ein Steinpilzrisotto, confierte Tomätchen und TK-Erbsen.