
August: Erntezeit für unsere Damassons rouges, Rote Damaszenerpflaumen. Die Ernte ist aufwändig. Da nicht alle gleichzeiig reifen, zieht sie sich über mehrere Tage hin. Zuerst muss das Gras am Boden gemäht werden, die Früchte werden nicht gepflückt, sondern fallen vom Baum, wenn sie reif sind. Jeden Tag muss zweimal aufgesammelt werden, was am Boden liegt. Profis spannen dafür Netze auf. Die 2-3 cm kleinen Früchtchen sind empfindlich, verderben rasch und sind deshalb im Obsthandel kaum erhältlich.
Unsere letzte, mässige Ernte war vor 2 Jahren (siehe Damasson-Eis). Gemäss jurassischer Bauernregel soll es alle 7 Jahre eine gute Ernte geben. Da die Bäume sehr früh blühen, werden Blüten und Früchte kaum von Schädlingen befallen, als Frühblüher sind sie jedoch äusserst frostempfindlich. Unsere drei Bäume sind heuer offensichtlich im siebten Jahr, bewerfen uns täglich (plopp, plopp, plopp) kiloweise mit ihren Früchten. Frau H. dauerkocht Konfitüre und Jus für Glace, dauerdörrt Früchte und dauerbäckt Tartes. Schnaps brennen wäre einfacher und rationeller, aber wir trinken keinen.
Tarte mir roten Damassons

Das Bild hätte eigentlich Blickfang für die Tarte werden sollen, doch hab ich den Belag durch chaotische Belegung optisch versaut. Frau H. macht das schöner. Siehe Bild unten.
für den Mürbteig:
entweder Bio-Kuchenteig rund 32 cm oder selbst gemacht:
250 g Weissmehl
125 g Butter
5 g Salz
1 Vollei
20 g Wasser
50-70 g Lübecker Marzipan (Alnatura)
(1) Mehl und Salz in die Teigschüssel des Rührwerks sieben. Butter aus dem Kühlschrank in Flöckchen schneiden, unter das Mehl mischen und mit dem K-Haken zunächst langsam, dann schnell zu einer krümeligen Masse verrühren.
(2) Das verklepperte Ei und das Wasser zugeben, rühren bis der Teig klumpt. Von Hand rasch zu einer Kugel formen und 30 Minuten im Kühlschrank ruhen lassen.
(3) Teig rund auf 32 cm Durchmesser und 2-3 mm Dicke auswallen. In ein mit Backpapier belegtes Kuchenblech (28 cm) legen. Den Rand 2cm hoch begradigen.
(4) Den Marzipan möglichst dünn auf die Grösse des Kuchenblechs ausrollen und auf dem Boden der Tarte flächendeckend andrücken. Boden mit einer Gabel einstechen. 15 Minuten kalt stellen.
(5) Ofen auf 220°C Unterhitze aufheizen.
Soll-Tarte, von Frau H. belegt

für die Füllung:
ca. 600 g rote Damassons
1 Ei
1 dl Halbrahm oder Vollmilch
1 EL Zucker
1/2 EL Maizena
1 Msp. Vanillepulver
(6) Damassons halbieren, Kerne entfernen und die Tarte mit den Damassons konzentrisch belegen. Schnittfläche nach oben. Auf der untersten Rille während 20 Minuten backen.
(7) Inzwischen den Guss zubereiten. Nach der Vorbackzeit auf der Tarte verteilen. Wieder in den Ofen auf die mittlere Rille schieben.
(8) 20-25 Minuten fertig backen bei 220°C Umluft. Herausnehmen und vom Blech ziehen
Und wer keinen Eierguss mag, beträufelt die Früchte stattdessen mit wenig Ahornsirup:

Superbe! Die Ernte in Etappen lohnt sich bestimmt! Hier ist es ähnlich mit den Acerola-Kirschen (Malphighia glabra)!
mit diesem Verfahren hat man immer reife Früchte, bei denen sich das Fleisch einfach vom Stein lösen lässt. Acerola Sauerkirschen habe ich noch nie probiert. LG
mmmh, fein marzipan im teig. das kommt hier gut an.
dankeschön und einen schönen sonntag
👋🏼❤️🐝👑🐶
auf dem Teig wirkt der Marzipan auch als Saftbarriere. LG
Wenn schon à la française, dann doch gerade richtig – also ohne Lübecker Industriemarzipan: 50 gr Zucker, 50 gr geschälte, geriebene Mandeln, 50 gr Butter mit 1 Ei, 5 gr Fécule und 5 ml Quetsch ( oder auch Eau-de-vie de Damassine) mischen und auf den Mürbeteigboden streichen; die Damassines darauf schön anordnen und schliesslich den gebackenen Kuchen mit ad hoc hergestellter, durch ein feines Sieb gestrichener Damassine-Konfitüre bepinseln. Délicieux!
So lobenswert der Vorschlag ist, das Verdikt „richtig oder falsch“ relativiert sich, wenn man mit müdem Rücken vom Auflesen der Damassons in die Küche kommt und erst noch Mandeln überbrühen und reiben sollte.
Ich würde die Damaszener zu gerne einmal kosten…aber die Chancen hier in Berlin gehen gegen 0,00 vermute ich…
Ob ein Bäumchen vielleicht in meinem kleinen Garten überleben würde? Ich recherchiere da mal…herzliche Grüße aus dem Osten;)
Marianne
Damassons-Bäume sind an sich robust. Aber es braucht halt 15 Jahre Geduld und den jährlichen Erziehungsschnitt, bis sie ein erstes Mal tragen. Liebe Grüsse
Ja, das ist kein unwichtiger Aspekt dabei. Angenommen das Bäumchen wächst und gedeiht und schenkt mir Früchte, müsste ich dann mit über 80 Lenzen noch gut beweglich sein…um die Früchte zu kosten…ein veritabler Ansporn;)
Guten Tag
Diese Idee ist leider ein paar Tage zu spät gekommen! Als ich mich nach diesen Früchten im Jura umsah hiess es: Sie kommen zu spät die Ernte ist schon 14 Tage vorbei. Darum die Frage: Kennen Sie jemanden (Ihre Frau H zB.) der tiefgefrorenen Damassons rouge verkauft?
Vielen Dank und Gruss
HM Hottinger
In meinem Blog-Tagebuch sind die Beiträge immer retrospektiv. Kommerzielle Medien produzieren ihre Beiträge ein Jahr voraus um sie dann „just in time“ auf den Markt werfen zu können.
Damassons findet man kaum im Handel, da sie sich nicht länger als 2 Tage halten. Private -wie wir- produzieren in der Regel nur Kleinstmengen für den Eigenbedarf. Der Aufwand zum Sammeln ist sehr gross und lässt sich in Franken nicht bezahlen.
Bei uns gab’s von so ähnlichen Pflaumen (ich kenne die Sorte nicht) dieses Jahr extrem viele – wir wussten gar nicht, wohin damit. Ein großer Ast ist abgebrochen, weil er zu viel trug. Die Ernte ist aber schon durch. Zwei kleinere Bäumchen liefern noch.
So eine wunderschöne Tarte geht immer!
Mit abbrechenden Ästen muss man auch bei Damassons immer rechnen. Was die Damassonpfläumchen so unvergleichbar macht, ist ihr intensiver Duft, der sich beim Kocvhen und Backen entwickelt. LG
Sehr interessant. Da gibt’s wohl auch einen Schnaps, und alles herkunftsgeschützt aus dem Jura. Wieder was gelernt. 🙂
Die Ajoie (im jurassischen Bezirk Pruntrut) hat sich die AOC unter den Nagel gerissen. Aber wenn die dortige Ernte mal knapp ist, erinnert man sich in der Ajoie, dass auch ausserhalb der AOC-Grenzen gleichwertige Früchte wachsen.