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I-43124 Parma

Ende Oktober. Auf der Fahrt in die Toskana machten wir, wie schon letztes Jahr, im gepflegten Agriturismo Case Zucchi einen Reisehalt. Sahen uns anderntags im nahe gelegenen Parma um. Dauerregen, Tropfen und Triefen, feuchte Füsse, überlaufende Ablaufschächte, überschwemmte Felder, andernorts gar Tote.

Vom grossen Parking Toschi aus sind es nur wenige Meter zum Palazzo Pilotta. Ein wuchtiger Renaissancebau, heute mit Nationalgalerie, Museen, der Palatin Bibliothek und dem nach einer Bombardierung im letzten (bald vorletzten?) Weltkrieg wieder werkgetreu rekonstruierten Barocktheater Farnese. Das konnte man sich leider nicht gesondert ansehen und zu einem Museumsbesuch fehlte bei einem erstmaligen Stadtbesuch die Lust. Der schon vorab im Internet sorgfältig ausgesuchte Caseificio-Laden beim Borgo Gallo hatte überraschenderweise am Mittwoch (als einziges Ladengeschäft) geschlossen, nur fremde Verrückte wollen an einem Mittwoch in Parma Parmesan kaufen. Im Regen vor dem Teatro Regio di Parma stehend, erfuhren wir, dass wir die letzte Aufführung des Festival Verdi um 3 Tage verpasst hatten. So ist das mit spontanen Reisen.

Eindrücklich der Besuch im Battistero di San Giovanni. Ein achteckiger, vorwiegend romanischer Sakralbau mit Elementen der frühen, französischen Gotik,  im Zeitraum zwischen 1196 und 1216 von Benedetto Antelami erbaut.

Der Innenraum ist in 16 Seiten unterteilt, die zu ebenso vielen Sektoren der Kuppel emporragen. Am Boden jeder Seite befindet sich eine Nische, darüber liegen zwei Reihen Galerien mit eleganter Loggien..

Die Kuppel ist der bedeutendste Teil des Baptisteriums und ist ein typisches Beispiel für ein Schirmgewölbe, dessen sechzehn Sektoren sich radial vom Schlussstein aus erstrecken. Die Wölbung ist in konzentrische, horizontale Fresken-Bänder unterteilt, in welchen Abraham, Johannes der Täufer, der glorreiche Christus samt Jungfrau, eine Prozession von Propheten und Königen, Aposteln und Evangelisten sowie das himmlische Jerusalem ihren Auftritt haben. Gegen das Zentrum hin schliesst der Himmel die von ikonografischen, byzantinischen Modellen beeinflussten Fresken ab. Im Zentrum der rote Oberhimmel, die Wohnung der Seligen, das Empyreum.

Die Fresken wurden im 14. bis 15. Jahrhundert von Handwerkern aus der Region Emilia gemalt. Die Conchen, die die Nischen mit der offenen Galerie verbinden, weisen reiche bildhauerische Verzierungen der Antelami-Schule auf.

In den untersten Nischen der Ostseite sind die unvollendeten 12 Monate und 2 Jahreszeiten zu sehen, die der Werkstatt des Baptisteriums von Antelami zugeschrieben werden. Die Reliefskulpturen wurden erst später in die Nischen gestellt.

Die Skulpturen stellen eine für jeden Monat typische Arbeit dar, hier:

September (rechts): ein Mann bei der Weinlese.
Oktober: ein Säer.
November: ein Mann bei der Gemüseernte.

Gleich nebenan, auf der Piazza del Duomo, steht der, Maria Assunta geweihte Dom. An der Stelle des Domplatzes befand sich im 4. oder 5. Jahrhundert eine frühchristliche Kirche, wahrscheinlich über einem vorchristlichen Heiligtum errichtet. Ab 860 entstand nahebei die Marienkirche, die später zur Kathedrale wurde. Nach deren Zerstörung durch einen Brand begann 1074 in mehreren Bauphasen die Errichtung des heutigen Doms. Der Glockenturm entstand zwischen 1284 und 1294 im gotischen Stil.

Von den Löwen darf man sich nicht abschrecken lassen. Das Innere ist wirklich schön.

Mittagessen im Trockenen, in der Osteria del’36. U.a. eine gebackene Auberginenhälfte, gefüllt mit Auberginenfleisch, confierten Tomätchen, Burrata di Bufala, Parmesanchips und fritierten Mangold-Blättern. Eine einfache, sehr gute Küche, wie man das von einem BibGourmand erwartet.

Quellen:

piazzaduomoparma.com