Der Kanton Thurgau besitzt, nahe bei Frauenfeld, ein einzigartiges Kleinod: Die Kartause Ittingen. 1848 wurde das Kloster im Rahmen der Säkularisierung aufgehoben, verkauft, 1977 durch eine Stiftung übernommen, einer neuen Nutzung zugeführt und vor dem Zerfall gerettet. Heute finden sich unter dem Dach der Stiftung ein Schulungs-und Tagungszentrum, ein Gastwirtschafts- und Hotelbetrieb, ein Gutsbetrieb sowie ein Heim- und Werkbetrieb für Menschen mit einer psychischen oder geistigen Beeinträchtigung. In einem Teil der Anlage hat sich das thurgauische Kunstmuseum niedergelassen. Ich will mich hier aber auf den Gutsbetrieb beschränken:
Auf rund 100 Hektaren Feld, Rebberg, Wald und Gärten sowie in Stallungen und Gewässern werden hier Produkte erzeugt, die in den Betrieben zu hochwertigen Spezialitäten und Materialien verarbeitet werden. Ich erwähne hier nur gerade kulinarische Produkte wie Weine (Gesamtproduktion ca. 40’000 Liter), Produkte aus der Metzgerei, Bäckerei, Gärtnerei, Käserei, Mühle, Bier (mit Hopfen aus eigenem Anbau, das Bier wird jedoch bei einer Grossbrauerei hergestellt). Die erzeugten Produkte werden teils in der eigenen Gastwirtschaft verwendet, im Klosterladen verkauft, einige wenige über den Fachhandel vertrieben. Weitere Informationen über die Kartause, inklusive Video-Rundgang. Die Anlage ist das ganze Jahr über geöffnet und immer einen Besuch wert, an Wochenenden aber überlaufen.
An den angebotenen Weinen kann ich nie vorbeilaufen. Unter den bislang probierten Weinen hat mir diesmal besonders gefallen der Seyval blanc, eine interspezifische (mehltau-resistente) Rebsorte, die elegante Weine mit angenehmer, dezenter Fruchtnote liefert. Eine Alternative zu den Schweizer Chasselasweinen, mit denen er auch am ehesten verglichen werden kann.
normalerweise heißt es ja immer „bier und wein, lass‘ das sein“. im falle von ittingen scheinen sich – Deiner beschreibung nach – die beiden getränke indes nicht im wege zu stehen, oder? aber vielleicht betrifft das bonmot ja wirklich mehr den konsum als die produktion…
@reibeisen: ich kenn den Spruch nur in der Version „Wein auf Bier das rat ich Dir, Bier auf Wein das lasse sein“ Damit haben sich die Kartäusermönche beide Optionen offen gelassen. Schlau.
ah lustig. ja wenn die chose so ist, bleibt in der tat ein hintertürl, das wir natürlich alle zu schätzen wissen werden.