Ich habe eine Erfindung gemacht. Sieht aus wie eine Knödelschleuder. Wenn man mit voller Wucht auf die eine Seite mit dem kurzen Hebelarm tritt, wird der auf der Seite mit dem längern Hebelarm liegende Gegenstand weggeschleudert. Richtung Paris versteht sich. Ernsthaft: diese ingeniöse Erfindung dient dazu, die Sonne, die mir in meiner Dachwohnung im Sommer wegen des hohen Sonnenstandes nicht mehr so recht in die Wohnung scheinen will, einzufangen. Mit der langen, nach aussen verschiebbaren Platte kann ich angerichtete Teller im besten Sonnenlicht fotografieren. Vorausgesetzt die Sonne scheint. Professionelle Fotografen machen das mit indirektem Blitz und/oder starken Lampen. Ich arbeite mit Bio-Sonne, ganz Natur. Und bin daher auch vom Bio-Rythmus der Sonne abhängig. Mein Fotoapparat, eine billige japanische Kompaktkamera, macht den Rest ohne mein Zutun. Wenns regnet, sehen meine Fotos halt verregnet aus.
Das ist aber nur eines der Probleme, die ich als Jung-Fotograf zu meistern habe. Bei uns gibts immer zwei Teller: der schöne Foto-Teller mit wenig drauf, weils besser aussieht, und der überfüllte Essteller für Frau L.. Bis ich die Foto im Kasten habe, ist der Foto-Teller kalt und kaum mehr geniessbar. Das ist der wahre Grund, warum ich langsam verhungere und laufend an Gewicht verliere, währenddem Frau L. an Gewicht eher zulegt. Weiss jemand unter den erfahrenen Foodbloggern Rat ? Foodbloggen macht schlank, das steht jedenfalls fest.
Frau L. muss wahrscheinlich oft alleine essen – genauso wie Monsieur Dolce („bist Du jetzt fertig mit Fotografieren?“).
Rat weiss ich leider nicht. Im Zweifelsfall nehme ich allerdings eher ein schlechtes Foto als ein kaltes Essen in Kauf und nehme, wie Frau L., ebenfalls an Gewicht zu 😉
Da hilft nur, die Technik zu optimieren, d.h. auf Hebelarm-Plazieren, Herausschieben, Hereinziehen, Abraäumen zu verzichten und wirklich mit Blitz oder einer Lampe zu arbeiten.
Meine Fotos mache ich auf dem Arbeitstisch mit Hilfe einer Halogenschreibtischlampe. Das Licht wäre ausreichend, könnte ich nur näher heran mit meinem Telefon, dann wären die Bilder schöner.
Deine so eingesparte Zeit könntest Du zum Essen nutzen.
Möglich wäre auch das Anrichten eines zweiten Fototellers, den Du dann auch noch verspeist.
Vielen Dank für den informativen Blick hiner die Kulissen! Ich renne hier im Ferienhaus erst mal mit dem Fotografierteller (klar – wenig und schön angerichtet ;-)) nach draußen vor die Türe und suche die letzten Sonnenstrahlen, während der liebe Mann auf dem gut beschatteten Terrassen-Balkon sitzt und zu hören bekommt: „Fang doch ruhig schon mal an – ich komme gleich“ 😉
das geht uns genau gleich. da wir aber abwechselnd kochen und fotografieren, isst jeweils eineR von uns beiden kalt und auch das gewichtsproblem verteilt sich einigermaßen fair. seit wir nämlich unseren genussmousse-blog betreiben, werden wir beide kugelrund.
Bei uns darf niemand anfangen, bevor nicht alle Bilder im Kasten sind. Das geht inzwischen recht fix unter Zuhilfenahme diverser Leuchtmittel, die auf Grund der späten Kochzeiten vonnöten sind (und außerdem müssen es ja nicht immer die perfekten Photodokumentationen sein) und dabei herumnörgelnde ZeitgenossInnen werden einfach nicht mehr eingeladen.
Plötzliche heftige Windböen gehören wohl nicht zu den alltäglichen Wettererscheinungen vor deinem Fenster? Ich würde bei dieser Konstruktion gar schreckliche Ängste um meine kleine, kalte Essensportion ausstehen. 🙂
@Dolce: so ist es. Und das freut Frau L. gar nicht.
@fressack: ich werde nicht umhin kommen, mir eine Halogenleuchte anzuschaffen.
@Petra: Du hast einen geduldigen Mann !
@reibeisen: die Ideallösung.
@kulinaria katastrophalia: ich koche fast nur tags, damit ich die Sonne auf dem Teller habe.
@Hedonistin: wenn Wind, dann meistens keine Sonne. Essen sind noch keine runtergefallen, aber für den marokkanischen Pfefferminz musste ich mich kürzlich halsbrecherisch mit einer Stange aufs Dach begeben, um ihn aus der Regenrinne wieder an seinen Platz zu befördern.
Ich danke Euch Allen. Die 500W Baustellenleuchte die ich bei OBI gesehen habe, wird angeschafft.
Auch ich muss mir anhören, dass es einen Teller für den Blog gibt und einen – nicht so schönen natürlich! – für den Mitesser… Dabei geht das Fotografieren bei mir fix: Bei schönem Wetter wird der Teller in die (Spiel-)Wiese geworfen, mit Tageslicht reicht das meinen Ansprüchen. Bei schlechtem Wetter wird’s mit meiner alten Kamera schwerer, aber Foodstylist und -fotograf wollte ich in diesem Leben nicht werden. Wie Dolce ist mir warmes und schnelles Essen wichtiger als ein schönes Foto.
Und zunehmen tue ich auch… 😉
Beug dich nur nicht zu weit raus.
Schönes Basilikum, das du da hast.
Ich habe übrigens festgestellt, dass Speisen im Sonnenlicht nicht so gut bildlich eingefangen werden. Weiß nicht wieso. Ist es der weiße Teller, der an der automatischen Belichtung herumschraubt? Dazu bin ich zu wenig Spezialist. Deine Bilder sind aber immer sehr einladend schön!
@Barbara: je neuer die Kamera, desto schwieriger zu bedienen. Wenn der Teller fotografiert werden muss, hab ich keine Lust, mich durch eine zweihundertseitige Gebrauchsanleitung in japanischem Deutsch zu kämpfen. Und danach erst recht nicht.
@LillY: ich stell sie gern in die Sonne, Ich ziehe den Schattenwurf dem Dämmergrau vor.
Habe gerade erst dein geniales Vielzweckhilfsmittel entdeckt, was läßt man sich als Blogger nicht alles einfallen 😉
Leider habe ich trotz sehr viel Sonnenauswahl nach 4 Seiten, bisher keine guten Bilder im Sonnenlicht hinbekommen. Meine besten Bilder entstehen am Nordfenster, sobald Sonne im Spiel ist , wird alles Weiße blau. Bin allerdings sehr unbegabt was die Technik beim Forografieren angeht.
Bei mir funktioniert es übrigens nicht so mit der Gewichtsabnahme, leider.
lg
@ilka: Gegen den Blaustich hab ich eine Taste mit Schneebergen drauf. Die hilft.
3 teller.
einen nur zum knipsen, das koennen sie dann auch noch tun, wenn sie aufgegessen haben.
@mutant: hab ich eben ausprobiert bei Ochsenschwanzraviolis. Fototeller wieder ab in den Ofen. Und dann erst die zwei normalen Portionen zubereitet. Und am Schluss den mittlerweile etwas ramponierten Foto-teller aufgegessen. Danke Frau mutant.
nichts zu danken, schliesslich soll foodbloggen lieber schlau als schlank machen.
Bei mir an der Schule gab es einen alten, etwas wunderlichen Lehrer, der immer die Geschichte von der Knödelwurfmaschine erzählt hat. Im 2. Weltkrieg wurden Knödel mangels anderer Wurfgeschosse dazu benutzt um ‚Feindflugzeuge‘ abzuschießen. Ob man die Knödel auch theoretisch genießbar waren ist nie geklärt worden.
@bastyan: war das nicht eher WK1 oder gar im dreissigjährigen Krieg ? Die Steinwurfkatapulte des Mittelalters sind mit der Erfindung der Feuerbüchsen ziemlich rasch verschwunden.
meint ihr jene hier? http://www.pasinger.de/historie/fhis_hw.htm
@elettra: schöne Geschichte ! A. Schuhbeck hat beim Knödelkochen am TV mal was über Knödelschleudern erzählt.
er wird wohl diese gemeint haben, der Typ ist legendär in Bayern.