Jakobsmuscheln im Spinatmantel

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Die Roten Beten waren bereits gegart, um daraus eine Gemüsesauce mit Meerrettich herzustellen. Hätte Muschelverächterin Frau L. sich beim gestrigen Besuch unseres Fischhändlers nicht mit dem Ankauf von 5 Jakobsmuscheln einverstanden gezeigt. Und das erstmals nach fast 40 Jahren Ehe. Allerdings erst, nachdem ich ihr versprochen hatte, die Muscheln unsichtbar einzupacken und sie in viel italienischer Tomatensauce zu ersäufen. Also hatten die Muscheln vor der Meerrettichsauce Priorität.

Die erforderlichen Spinatmatten aus kleinblättrigem Spinat bereitzustellen, war etwas Bastelarbeit, aber kein Problem.  Ich habe die Muscheln in einer mit Orangenabrieb und Merrettich aromatisierten Würzbutter erst kurz angebraten, dann in die Spinatmatten eingewickelt, die Päckchen zuletzt kurz im Ofen in einer frischen Tomatensauce nachgegart. Der Meerrettich war zunächst nicht vorgesehen, es ist mir erst während des Kochens eingefallen, ihn in der Würzbutter zu erwärmen, so verliert er seine ganze Schärfe, zurück bleibt ein mild-aromatischer Geschmack, der sich, wenn man die Orangenschale gleichzeitig vorsichtig dosiert, dem Geschmack der Muscheln unterordnet. Frau L. war jedenfalls davon sehr angetan und ich habe mich aus grösster Terminnot wieder einmal tugendhaft herausgerettet.

Garten-Koch-Event Dezember 2009: Meerrettich [31. Dezember 2009]

Zutaten
Vorspeise für 2 Personen
5 Jakobsmuscheln
1 Tlf. Bioorangenabrieb
2 Tlf. frischer Meerrettich, fein gerieben
1 Elf. frische Butter
Salz, Pfeffer
200 g frische Spinatblätter, eher grosse, meine waren klein

für die Tomatensauce:
ca. 300 g Cherrytomätchen
2 Tlf. frische Butter
1 kleine Schalotte
50 ml Weisswein
1 Tlf. Tomatenmark
1 Zweig Thymian
1/2 Lorbeerblatt
Salz, Pfeffer

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Anbraten in Würzbutter
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Einhüllen in den Spinatmantel

Zubereitung
(1) Spinat waschen, die grössern Blätter heraussortieren, diese ca. 30 Sek. in kochendem, gesalzenen Wasser blanchieren. Sofort in kaltem Wasser abschrecken, die Blätter überlappend auf ein Tuch legen, so dass fünf etwa handgrosse Rechtecke entstehen. Die Oberseite mit Küchenpapier abtrocknen.
(2) Die Tomätchen waschen, halbieren. Die gehackte Schalotte in wenig Butter andünsten, die Tomätchen und den Weisswein, sowie Kräuter und Gewürze hinzugeben und etwa 10 Minuten leise köcheln (etwas einreduzieren) lassen. Durch ein Sieb passieren, abschmecken und die Tomatensalsa in zwei feuerfeste Förmchen verteilen. Warmstellen.
(3) Inzwischen die Muscheln unter fliessendem Wasser abwaschen, mit Küchenpapier trocknen. In einer beschichteten Pfanne die Butter schmelzen und darin Orangenabrieb und den geriebenen Meerrettich bei moderater Temperatur 5 Minuten ziehen lassen, Temperatur erhöhen und die Muscheln auf jeder Seite 1 Minute anbraten. Salzen, Pfeffern, anschliessend auf die Spinatmatten verteilen. Auf jede Muschel noch ein Löffelchen mit der Würzbutter geben, salzen, pfeffern und im Spinat einpacken.
(4) Die Päckchen, Schliesskante nach unten, in das feuerfeste Förmchen mit der Tomatensauce legen und für ca. 10 Minuten in den auf 180°C vorgeheizten Ofen (Mitte) geben und nachgaren.

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Weitere Rezepte mit Jakobsmuscheln, bald rentiert sich eine eigene Kategorie Meeresfrüchte:

Laubfrösche mit Jakobsmuscheln
Jakobsmuscheln mit Mandarinen-Vanillebutter

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22 Kommentare zu „Jakobsmuscheln im Spinatmantel“

  1. Frau L. wird sich schon noch revanchieren und ein bisher von dir jahrzehntelang verschmähtes Gericht kochen 😀

    Hauptsache, es hat euch Beiden geschmeckt und dass es noch fürs Event reicht, ist ein netter Nebeneffekt, oder 😉 ?

  2. Wirklich vorbildlich. Und da sieht man mal, dass eine schöne Verpackung sogar eine kleine Muschelliebe hervorbringen kann.

  3. Langsam aber sicher kommst Du als Muschelverächter 🙂 wohl doch noch auf den Geschmack. Im Gegensatz Du Dir und Frau L. liebe ich ja alles Muschelzeugs und deshalb könnte mir diese Variation schon vorstellen. Der Meerrettich hat mich im ersten Moment allerdings fast geschockt :-), weil ich dachte, er würde den Geschmack der Jakobsmuschel völlig überdecken, aber Du hast meine Zweifel ja beseitigt.
    Schön, daß das Gericht (gut verpackt) auch Frau L.’s Zustimmung fand.

  4. Mhm, denen zieh ich den Mantel gleich aus 😉 weil ich auch kein großer Muschelfan bin… Aber ohne Schale, so im Mäntelchen, sehen sie auch wirklich lecker aus 😆

  5. Fan von Coquilles Saint Jacques bin ich schon einige Zeit, immer nackt bis jetzt, also die Muscheln, nicht ich, aber grün verhüllt sehen sie attraktiv aus, interessante Kombination.

  6. Lecker sehen sie aus in ihrem grünen Mäntelchen 🙂
    eine gelungene Kombi, wenn Du sogar Frau L. damit begeistern konntest !
    ich kann mir den Meerrettich nicht so ganz zu dem zarten Muschelgeschmack vorstellen …. erdrückt der nicht ?
    Auf alle Fälle werde ich es ausprobieren.

  7. @Rosa: der Meerretich ist schon etwas gewöhnungsbedürftig.

    @sammelhamster: das will ich nicht hoffen. Es freut mich immer wieder, wenn ich einen event abhaken kann 🙂

    @Johannes: so ganz nature, wie Bolli sie liebt, hab ich mich noch nicht getraut.

    @Isi: Auf dieselbe Art kann man auch Austern machen. Einfach den Glibber einpacken, die Päckchen kurz in Butter sautieren und in der heissen Tomatensauce servieren. Soweit sind wir hier noch nicht 🙂

    @Charlotte: weil man den Meerrettich meist roh verwendet und die Schärfe wirklich erschlagend ist. Sobald die Schärfe jedoch durch Hitze zerstört wird, kommt ein charmanter Geschmack zum Vorschein, den die Merrettichrohesser nicht kennen.

    @Nathalie: kochen wir uns schon die Jakobsmuscheln nach ?

    @Elisabeth: Ohne Mäntelchen würden die armen Muscheln frieren. Obwohl auch ich Spinat alleine gerne mag.

    @Claus: Fan noch nicht. Einmal im Jahr.

    @kochblogger: Danke.

    @alissa: der war in meiner „blogfreien“ Zeit gar nicht vorgesehen 🙂

    @Erich: diesmal hätt ich sie sogar mit corail haben können. Weiss aber nicht, nach was das schmeckt.

    @Karin: vielleicht neige ich dazu, den Eigengeschmack der Muscheln zu übertünchen. Ich hatte hier aber nicht den Eindruck, dass es so war. Siehe Antwort bei Charlotte.

  8. Lieber Robert, ich wünsche euch ein schönes neues Jahr und dass du uns nächstes Jahr auch wieder so schön bekochst. Deine Website ist für mein Telefon optimiert. Ich bin begeistert. Die leckeren Muscheln sind in Vollformat erschienen. Am liebsten hätte ich gleich zugegriffen. Gestern war ich bei dir in der Gegend. Ich habe zwar nicht viel verstanden, aber die Leute waren außergewöhnlich nett. Liebe Grüsse über den Rhein, Buntköchin

  9. Fast ein Jacobsmuscheln-Capun, oder? Habe mir übrigens das Buch gekauft, das wirklich sehr sehr nett aufgemacht ist.

  10. Habe heute auch Jacobsmuscheln gekauft, die man so wie bei dir bei uns leider ohne corail bekommt. Der Fischhändler meines Vertrauens sagte mir, das haben uns die Amis eingebrockt, die wollen das nicht. Im Februar dann kommen Jacobsmuscheln mit orange Schal und Häuschen auf den Markt.

    Rutsch gut rüber. Habe übrigens ein wenig bei flickr gespenzelt. Schade, dass du uns die Keksorgie der Kleinen vorenthalten hast.
    Rutsch gut mit Frau und allen Rezepten für ein gesundes und gutes Neues Jahr hinüber.
    Bleib mir gewogen, die Ente in oransch!

  11. @Buntköchin: für dein Telefon optimiert ? verstehe nur Bahnhof. Ich dachte das Telefon… Dann wirst Du Dich bei den badischen Nachbarn aufhalten. Die verstehen wir gut 🙂

    @kitchenroach: Was den Chateau Margaux anbetrifft, beliebe ich Dir treu !

    @Susa: nur fast, der Spätzliteig fehlt.

    @Jutta: die hat ihre zwei tapfer gegessen 🙂

    @entegut: sogar mit Häuschen, die gibts bei uns nur geleert zu kaufen. Zur Keksorgie, Frau L. war im Hause eingeladen zum Keksebacken, das war ihr zu beschwerlich, so habe ich mich geopfert. Die Kinder wollten aber nicht wie ich wollte 🙂 In meinem Alter wechselt man nicht einmal Fernbekanntschaften so leicht. Auf ein gutes neues Jahr !

  12. Genau mein Ding: Die Muscheln werde ich demnächst mal zubereiten – generelle Frage: woran bzw. wie erkennt man beim Braten, wann die Muscheln durch sind?

  13. @Christine: Du frägst Sachen, das sind erst meine zweiten Jakobsmuscheln, die ich mache ! Das Fleisch wird beim Anbraten weiss, wenn es noch glasig ist sieht man das.

    @Poulette: Porzellanfabrik Langenthal. Gibt es nicht mehr.

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