Heute ist wieder Weinrallye, der Tag, an dem von an Wein interessierten Weblogs über ein zuvor bestimmtes Thema geschrieben wird. Heutiges Thema sind Spätburgunder. Der event durch Iris vom Weingut Lisson in Olargues betreut.
Spätburgunder, Pinot noir, Blauburgunder wird in der Schweiz auf über 4000 ha angebaut. In meinem Keller wusste ich noch eine Flasche 99-er von Daniel Gantenbein. 1982 begannen Martha und Daniel Gantenbein mit der Kelterung zunächst normaler Herrschäftler Weine vom Typ „Patriziertrunk“. Heute bewirtschaften sie in der Bündner Herrschaft knapp 6 Hektaren Rebland. Mit der radikalen Umstellung von Schweizer Pinot noir Klonen auf echte Burgunderklone und der damals innovativen Verwendung von Burgunder Piècen steigerten sie die Qualität ihrer Weine von Jahr zu Jahr. Die Gantenbeins gehören zu den wenigen Schweizer Winzern, denen es gelungen ist, einen Schweizer Burgunder auszubauen, der mit Abstand besser ist, als das, was im Burgund üblicherweise als guter bis sehr guter Burgunder angeboten wird. Und das mit wenig Jahrgangsschwankungen. Ich verfolge dieses Weingut seit 1985 und habe den Eindruck, der Gantenbein Pinot noir steigert sich von Jahr zu Jahr. Die begehrten Weine gibt es nur im Fachhandel, nicht bei den Produzenten zu kaufen.
Mein Wein Gantenbein Pinot noir, 1999:
Kräftiges Weinrot. Der Wein wird nicht filtriert und ist nicht glasklar. Sehr harmonischer und eleganter Wein mit feiner Frucht, Kirschen und etwas Madeira. Weich eingebundenes Tannin mit Spuren von Kaffee von der Barrique. Langer Abgang.
Die Madèrenote hätte ich nach 11 Jahren bei diesem Wein doch noch nicht erwartet. Eine Monate zuvor getrunkene Flasche sowie eine aus dem Jahre 1997 waren im Vergleich dazu wesentlich frischer. Ein paar Tage später habe ich den Befund an einem 2003-er überprüft, das hat mich wieder beruhigt, es muss sich beim 99-er um eine vorzeitig gereifte Einzelflasche gehandelt haben.
Alter Schwede! Ein Gantenbein……..
Schöne Wahl. Was den Alterston betrifft, so würde ich einen nicht perfekt schließenden Korken vermuten.
Leichten Oxidationstöne habe ich schon öfters bei „alten“ Pinots von Gantenbein angetroffen. Zuletzt beim 1996er, den ich mehrmals bei Weinrunden von Schweizerweinen eingebracht habe. Ich glaube weder an eine beeinträchtigte Einzelflasche, noch an einen Korkfehler. Allerdings unterwirft sich – beim Genuss – dieser – wie gesagt – leichte Alterson allen andern sensorischen Feinheiten, wie sie auch beim vorgestellten 99er sehr gut festgestellt und beschrieben sind.
Meine Begeisterung für die Gantenbein-Pinots ist nicht ganz so extrem – ich finde beispielsweise die Weine von Mattmann, teilweise Fromm, Eichholz oft spannender. Und was ich letzten Sonntag von Ciprian aus 2007 getrunken habe, schlägt bezüglich Mineralität fast alles, was ich je von Gantenbein im Glas hatte. Was die Reifenoten angeht, so gebe ich Peter Recht – die habe ich auch schon mehrfach erlebt, und ich führe sie eher auf den Ausbau als auf den Korken zurück. (Was wiederum nicht bedeutet, dass ich kein Fan des Schraubverschlusses wäre…)
@Berlin Kitchen: der einzige Schweizer Pinot noir, den ich im Hause habe 🙂
@Marquee. Besser als Korkton.
@Peter Züllig: bislang trank ich die Gantenbeiner immer zu jung, was bei einem sehr kleinen Lager leicht passieren kann. Das war mein erster Jahrgang, bei dem ich hintennachhinke.
@Wolfgang Faßbender: ich trinke (ausser 2-3 Flaschen Ganti p.a.) kaum Schweizer Pinot noir, die Weine aus Schweizer Klonen (Typ Blauburgunder) sagen mir wenig zu. Deshalb habe ich auch die Entwicklungen der letzten 20 Jahre im Schweizer Pinot noir anbau total verschlafen.
Schweren Herzens habe ich die Blogpause nicht unterbrochen, um am Event teilzunehmen. Aber der Spätburgunder wurde gestern verkostet und wird gleich nach Wiederaufnahme der Bloggerei eingestellt.
Einen Schweizer Spätburgunder hatte ich bis jetzt nicht im Glas. Aber wie immer werden sie auch hier schwer zu bekommen sein.
Hach! Schön, wenn man mit dem Gantenbein so um sich werfen kann. Der ist ja hier so rar…
Madèrenote! Diesen Begriff habe ich noch nie gehört, gefällt mir besser als Sherryton oder ähnliches 🙂
@Nathalie: Lass Dir Zeit. Du hast genug anderes um die Ohren.
@Christoph: nur noch 5 Flaschen 😦
@Christine: Wir Weintrinker sind da erfindungsreich, jeder hat seine eigene Sprache 😉