Mein sizilianischer Gemüsehändler am Claraplatz hatte die schlanken, teuren, Bohnen aus Apulien im Angebot. Ich muss unentschlossen ausgesehen haben, jedenfalls hub er zu einem 10-minütigen Loblied über die Bohnen an, schilderte mir wort- und gestenreich das ganze Rezept, vom soffrito bis zur Anleitung, wie ich das Wasser salzen müsse, warum die Bohnen so hiessen, warum sie so gut schmeckten und gab sich erst zufrieden, als er mir seinen ganzen restlichen Vorrat, es war nicht mehr viel, deshalb mein Zögern wegen der Frische, verkauft hatte.
Zuhause begutachtete ich die schlanken, Bohnen nochmals, sie sahen mir nach längerer, wenn nicht sogar sehr langer Kochzeit aus. Was sich als falsch heraustellte. Durchforschte das Internetz. Fand dass die Bohnen die Hitze Apuliens gut vertragen. Fand eine Samentüte mit dem Bild darauf. Fand viele sehenswerte, gemalte Augen (occhi dipinti) schöner Damen, aber wenig über diese Bohnen. Immerhin ein Rezept im Blog Rocco e i suoi fornelli, genau das, was mir der Händler so wortreich geschildert hatte.
Das hat uns ausserordentlich geschmeckt. Volksküche vom Besten.
Zutaten
für 2 Personen
180 g Orecchiette (Fertigprodukt)
250 g schlanke Bohnen, fagiolini occhipinti
4 Elf. Olivenöl extra
3 Knoblauchzehen
1 Peperoncino
1 Dose Tomaten
1 Zweig Basilikum
Salz, Pfeffer
50 g Ricotta salata

Zubereitung
(1) Olivenöl in einem Pfännchen leicht erwärmen und darin die Knoblauchzehen und den entkernten, in Streifen geschnittene Peperoncino langsam, langsam anrösten.
(2) Die Dose Tomaten in einem Topf während etwas 10 Minuten leise köcheln lassen, bis man die Tomaten mit einem Holzlöffel zerdrücken kann. Salzen, Pfeffern, am Schluss ein paar geschnittene Basilikumblätter hinzugeben.
(3) Die Bohnen in gesalzenem, siedendem Wasser kochen bis sie gar sind. Das war zu meinem Erstaunen bereits nach 4 Minuten der Fall. Also habe ich sie rausgehoben und in kaltem Wasser abgeschreckt. Im gleichen Kochwasser danach die Orecchiette garen, bis diese al dente sind (ca. 13 Minuten). Mein Ratgeber hatte mir eingeschärft, beides gleichzeitig im selben Topf zu garen. Der hat leicht reden, der kannten die Garzeiten seiner Produkte.
(4) Die Knoblauch/Peperoncino/Öl-mischung zu der Tomatensauce geben, die Bohnen darin aufwärmen und zuletzt die abgesiebten Orecchiette darin wenden.
(5) Servieren mit geraspeltem Ricotta salata.

und für dieses Rezept hast Du dann den ganzen Vormittag überlegt?…..
Das werde ich vielleicht mal mit gewöhnlichen rheinischen Gartenbohnen nachkochen, Derart exotisches Gemüse bekomme ich hier sowieso nicht…
Verstehst du sizilianisches Schweizerdeutsch 😉 ?
Der raspelbare Ricottakäse kommt auf die „muss-ich-unbedingt-irgendwann-mal-auftreiben“-Käseliste!!
Scrumptious!
Cheers,
Rosa
Warum werden die Peperoncini immer entkernt ?
Ich schließe mich Nata mit holsteinischen Bohnen an.
Zum zweiten Bild: Hast du die rote Peperoni, Paprikaschote, im Rezept vergessen ?
Wie kann der Mann dich nur so unterschätzen? 🙂
Für so was bin ich immer zu haben. Einfach, schöne Kombination, gesund und schnell. Ideal für unter der Woche.
Die schönen Augen muss ich mir halt selber drehen und dänische Bohnen nehmen. Ricotta salata gibt’s zwar auch nicht, aber mein bevorzugter Türke hat was ähnliches aus Schafsmilch.
da gibts nix zu diskutieren, das mach ich heut abend!
@Bolliskitchen: ja, die schönen Augen haben mich verwirrt und auf Abwege gebracht.
@nata: geht auch mit schlanken normalen Bohnen.
@sammelhamster: da ist kein grosser Unterschied zu normalem Schweizerdeutsch. Im Ricotta hats auch Ziege und Schaf.
@Rosa: Danke.
@Hunk: ich entkerne sie, weil wir es nicht gerne allzuscharf haben.
@Sivie: die gibts bei uns nicht 🙂
@Hunk: im Rezept hats keine Peperoni, im zweiten Bild sind nur die Peperoncinistreifen neben Knoblauch sichtbar.
@Eva: mit bescheidenem Auftreten wird man immer unterschätzt 😉 und das ist gut so.
@aftenstjerne: türkischer Käse geht auch zu dänischen Bohnen. Und von den Augen hat man nach dem Kochen nicht mehr viel gesehen.
Ist das lecker!
Wieviele Tupperdosen darf ich schicken?
Die Ricotta ist gewöhnungsbedürftig, aber das Rezept extrem gut!
Bisher traute ich mich nie, Peperoncini mit Basilikum zu kombinieren, da ich um das fragile Kraut fürchtete. Aber nun werde ich es ausprobieren, einzeln mag ich die beiden nämlich sehr gern.
Und warum heißen die Bohnen nun so?
Überraschung über Überraschung… was für eine schöne Geschichte… ich kann meine Augen nicht von den Bildern lassen 🙂 so sehr haben mich die Bohnen in ihren Bann gezogen… 😉 ich hätte auch zugegriffen *lächel*
Bolli ist heute gemein zu Dir, ich finde es ist ein wundervolles Rezept und auf Ricotta dabei kommt ja auch nicht jeder. Wird am Wochenende nachgekocht.
@nina: das ist doch alles schon gegessen !
@Magdi: die Ricotta (danke, ich sage fälschlicherweise immer der) hat in der Molke Ziege und Schaf. Das gibt ihr einen eigentümlichen Geschmack.
@Susa: das ist kein verfeinertes Rezept der Gourmetküche, da wird zusammengeschmissen, was Küche und Garten hergeben.
@Mestolo: weil die auch die kleinen Bohnenkernchen Äuglein haben wie gemalt. Siehe Bilder hier http://amicidellorto.splinder.com/post/18570476.
@Elisabeth: Du brauchst doch bloss in den Spiegel zu schauen 😉
@Buchfink: nein, wir necken uns zuweilen. Die Ricotta ist gelagert in Stöckchenform, also nicht die Frischricotta verwenden.
Schooeeen!!! Die Rezepte vom Gemuesehaendler sind meistens die besten! Ich habe (den verschiedenen meines Lebens) doch einiges zu verdanken.
Da denke ich wieder mit Wehmut an den Gemüsegarten meiner Mutter. Bohnen frisch gepflückt, gegipfelt und in einer Tomatensauce gekocht. Bei uns gabs dazu (jetzt mag es vielleicht manchen grausen) Spätzle, ich habe es geliebt!
Keine selbstgemachten Orecciette? Ich bin enttäuscht… ;o)
Bin neugierig: schmecken diese „Fisolen“ (grüne Bohnen) mit dem schönen Namen anders als unsere? Die sind übrigens auch in ca. 4-5 Minuten gar. Keniabohnen noch schneller.
@Jutta Lorbeerkrone: meinem verdanke ich einige neue Gemüse. Das neueste sind meloncelle, kleine Gurken.
@Linda: mir graust vor nichts. Ist eigentlich nichts anderes als dasselbe auf schwäbisch.
@Suse: im Sommer koche ich mit reduziertem Aufwand ! 😉
@Eline: nein, sie sind vergleichbar mit guten, knackig gekochten Keniabohnen.
Auch ich hab die fagiolini occhipinti, die es derzeit bei den Gemüsestandln in Rom überall gibt, zuletzt mit s e h r reduziertem Aufwand im Dampfgarer in circa 10 Minuten zubereitet und dann lediglich sehr gutes Olio di Oliva Extravergine draufgeträufelt. Dein Rezept möchte aber demnächst ausprobieren, schaut sehr einladend aus…
Sind diese Bohnenso viel anders als die grüne Bohnen ?
Im Augenblick isst das Töchterchen die Bohnen. Kleine Abwandlung mit Hörnchennudeln (was anderes war nicht da) und frischen Tomaten. Sie bedauert, dass es in der Schulkantine so etwas nicht auch mal gibt.
Farfalle statt orecchiette, frische Pflaumentomaten statt Dose, nicht adelige fagiolini, Pecorino statt Ricotta, noch etwas Zucker im sugo…aber sonst nach Vorschrift 🙂
Sehr gut war’s. Und noch besser war der am Tag danach kurz auf Zimmertemperatur erwärmte Rest.