Weinrallye 40: Autochthone Rebsorten

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Lagrein Riserva Abtei Muri 2007

weinrallye_200 Heute ist Weinrallye. Wolf von Hausmannskost widmet „sein“ Weinrallye authochthonen Rebsorten. Rebsorten, die dort, wo sie heute  angepflanzt werden, auch ihren botanischen Ursprung haben. An solchen Weinen herrscht bei mir kein Mangel. Aus der Schweiz wären einige zu vermelden. Viele sind jedoch so rar, dass sie praktisch ausschliesslich im Lande getrunken werden. Deshalb widme ich meinen Beitrag zwei italienischen Weinen, dem Lagrein (Südtrol) und dem Nerello Mascalese (Sizilien).

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Lagrein Riserva Abtei Muri 2007

An der Etsch ist mangerley weinreb als Muskateller, Vernetzer, Lagreiner, die seyn die besten wussten Klosterbrüder schon im 15. Jahrhundert. Lagrein ist die älteste autochthone Rebsorte Südtirols. Sie gedeiht sehr gut auf tiefgründigen, warmen, sandigen Lehmböden, die aus Ablagerungen von Flüssen und Bächen entstanden sind. Das Hauptanbaugebiet liegt im Bozner Talkessel mit der bekanntesten Lage Gries. Der Lagrein ist ein heikler Geselle. Passt ihm die Lage nicht, verdankt er das mit bitteren, harten und säurebetonten Weinen. Vor Jahren entschied ich mich für den Lagrein des Klosters Muri (Bozen, Gries) und dabei ist es bis heute geblieben. Obwohl es auch im Alto Adige und Terlanergebiet gute Produzenten gibt. Vielleicht spielt bei meiner Vorliebe auch die Tatsache eine Rolle, dass das Grieser Kloster von einem Teil des Konvents vom Kloster Muri (Aargau) 1845 als Exil gewählt wurde. Über das Kloster Muri habe ich unlängst einen Reisebericht verfasst.

Mein Wein:
Lagrein Riserva Abtei Muri, 2007

schwarzes, undurchdringliches Rot. Aromen von dunkeln Früchten, Kirschen, Kaffee. Im Gaumen körperreich, präsentes Tannin, langer Abgang.
Rebsorte: Lagrein dunkel
Alkohol: 13.5%

Nerello Mascalese 0_2010 12 12_1157
Etna Rosso Guardiola 2007 Terre Nere

Hinzu füge ich noch eine Entdeckung, die ich kürzlich und  über die Weihnachtstage entkorkt habe. Die rote Rebsorte Nerello Mascalese. Auf Sizilien ist sie die zweitmeist angebaute Rebsorte. Bislang kannte ich von dieser Insel nur die meist breit-marmeladigen Nero d’Avola Weine.  Was in der Rebsorte Nerello Mascalese an Qualität steckt, zeigt sie an den Nordhängen des Vulkans Ätna in höheren, kühleren Lagen (DOC-Region Etna).

Im Cru Guardiola (2.1 ha) steht fast der gesamte Rebbestand auf 800 bis 900 Metere über dem Meeresspiegel. Der grösste Teil stammt noch aus Prephylloxera (Vorreblaus)-Zeiten und ist 40 bis weit über 100 Jahre alt. Die Vinifikation erfolgt nach burgundischem Vorbild. Das wird auf dem Etikett auch stolz vermerkt: Il Borgogna del Mediterraneo.

Mein Wein:
Etna Rosso Guardiola 2007 Tenuta Terre Nere

Dunkles rubinrot. Duft nach Kräutern, Minze, Thymian, dunkle Beeren. Am Gaumen druckvoll und doch sehr elegant, viel reifes Tannin, Lakritze, Tabak. So ganz anders, als man das von einem sizilianischen Wein erwarten würde. Mich erinnert er an einen grossen Barolo.
Rebsorte: 98 % Nerello Mascalese und 2 % Nerello Cappuccio
Alkohol: 14.0%

15 Kommentare zu „Weinrallye 40: Autochthone Rebsorten“

  1. Lieber Robert, darf ich mit dir anstoßen auf das Neue Jahr, ich komme immer wieder mal vorbei, gehörst ja schließlich zum Inventar.

    Gesundheit, Glück, Zufriedenheit – auch für Frau L.

    Liebe Grüße von der eisigen Ostsee – bald ist sie zugefroren ! 😉

  2. Seitdem wir das erste Mal in Südtirol waren, haben Herr Suse und ich uns in die Rebe Lagrein und den daraus resultierenden Wein verliebt.
    Den von dir vorgestellten kenne ich noch nicht.

    Der Etna Rosso klingt sehr spannend. Danach halte ich mal Ausschau aus.

  3. Lang ist es her, dass ich in den Weingaerten des Klosters Gries Trauben gepflueckt und „Lebbs“ getrunken haben, den Arbeiteswein aus zweiter Pressung. Danke fuer die Erinnerung an sehr schoene Zeiten in Gries bei lieben Menschen!
    Mein liebster Lagrein Scuro ist der „Porphyr“ von der Genossenschaft Terlan

  4. @ultraistgut: klar darfst Du mit mir anstossen. Aber warte doch noch bis zu Silvester 🙂

    @Rosa: Italien ist der grösste Weinexporteur nach den US.

    @Suse: Lagrein kann qualitativ eine ganz grosse Rebsorte sein, wenn alle Bedingungen stimmen.

    @Eline: oh, Du warst Erntehelferin ! Lagrein war der erste Wein, den ich mit etwa 18 Jahren getrunken habe. Ein 49-er Schloss Rametz. Ich kann mich aber nicht mehr erinnern, obs ein „dunkel“ oder ein „Kretzer“ gewesen ist 🙂

  5. Mit dem von Eline erwähnten Lagrein Riserva von der Cantina Terlan hatte ich in diesem Jahr mein nettestes Weinerlebnis: ein spontaner Küchenratsch mit meinem Nachbarn.

  6. Der Lagrein steht immer wieder auf unserer Einkaufs- und Trinkliste. Der Nerello Mascalese ging an mir aber bis jetzt vorbei – werde ich ändern. Danke für die Idee.

  7. Der Lagrein aus der Cantina Terlan schein ein „Massenwein“ zu sein, das ist nämlich genau der, der es mir/uns auch besonders angetan hat 🙂

  8. @Fritz: dann wirst Du dir sicher noch ein paar Flaschen davon beiseitelegen.

    @Nathalie: das ist der Zweck der Weinrallyes.

    @Suse: dann muss ich ihn auch einmal beschaffen.

  9. Robert,
    nicht Erntehelferin, sondern zu Besuch bei Verwandten meines Lebensgefaehrten in einem wunderschoenen, alten Bauenhaus, an das schoen langsam die Hochhaeuser heran wuchsen.
    Lagrein wurde damals noch fast ausschliessliech fuer Kretzer verwendet, eine echte Verschwendung.

  10. Interessanter Bericht. Ich wünsche einen guten Rutsch ins neue Jahr, den wir hier 6 Stunden voraus absolvieren werden. Gute Gesundheit und weiter viel Freude am Leben wünschen Helen und ich Dir und Frau L.

  11. @eline: 🙂 so hab ichs auch nicht gemeint. Früher war die Schweiz Hauptabnehmer dieser Weine. Kretzer und Magdalener (Vernatsch) als Hauptsorten. Gottseidank ist diese unselige Zeit vorbei.

    @Houdini: Du bist immer noch da „unten“ ? Auch Dir ein farbenfrohes, neues Jahr, Gesundheit und neue Reisen.

  12. Lagrein ist eine meiner liebsten Rebsorten und mein Lieblingslagrein der von Eline erwähnte von der Cantina Terlan. Ich glaub, da ist bald mal wieder einer fällig heute 😀

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