
Eines dieser mittelalterlichen Städtchen, die meist etwas verschlafen wirken, wenn nicht gerade Weihnachtsmarkt stattfindet oder im Casino eine Operette gegeben wird. Wenig Touristen. Und doch so sehenswert, dass ich mich wundere, warum ich bei meinem Besuch keinen einzigen Amerikaner, Engländer, Deutschen oder Chinesen angetroffen habe.
1135 wurde Bremgarten indirekt erstmals urkundlich erwähnt. Wahrscheinlich handelt es sich um eine Stadtgründung der Habsburger, diese erhoben sie jedenfalls zum Verwaltungssitz ihrer Besitzungen in der näheren Region. Um die 1238/40 verlieh Graf Rudolf I. von Habsburg, der spätere deutsche König, Bremgarten das Stadtrecht, das, ähnlich wie in der Zähringerstadt Freiburg im Breisgau, den Bürgern bedeutende Rechte zugestand.
Als Untertanen der Habsburger zogen die Bremgarter für ihre Landesherren wiederholt in den Krieg, u.a. in der Regensberger Fehde gegen die Freiherren von Regensberg (1267) sowie in der Schlacht am Morgarten (1315) und in der Schlacht bei Sempach (1386) gegen die Eidgenossen. Das hat ihnen aber nichts genützt, heute sind es ebenso gute oder schlechte Eidgenossen, wie wir andern auch.
Der hübsche, pyramidenförmige Brunnen aus Tessiner Granit erinnert weder an gefallene Helden noch an Schlachten, allenfalls an die etwas grössern Vettern in Ägypten. Zu den sieben Weltwundern der Antike darf man ihn dennoch nicht zählen. Dafür ist er einfach noch zu jung.

Zum Schutz vor der expandierenden Eidgenossenschaft schlossen sich die Städte im Aargau, im Thurgau und in Schwaben sowie der Aargauer Adel 1410 zu einem Verteidigungsbündnis zusammen. Bremgarten befand sich durch seine unmittelbare Nachbarschaft zu den eidgenössischen Orten Luzern, Zug und Zürich in einer besonders exponierten Lage.
Nachdem Herzog Friedrich IV. 1415 beim Konzil von Konstanz in Ungnade gefallen war, forderte König Sigismund die Eidgenossen auf, den Aargau im Namen des Reiches zu erobern. Diesem Wunsche entsprachen die Eidgenossen noch so gerne, am 24. April 1415 kapitulierte Bremgarten vor den Truppen der 6 alten Orte der Eidgenossenschaft.
Danach verlieh König Sigismund den Städten Bremgarten, Baden und Mellingen das Privileg der Reichsunmittelbarkeit. Er hoffte vergeblich, sie auf diese Weise dem Einfluss der Eidgenossen wieder entziehen zu können. Doch diese formierten aus den eroberten Gebiete im Osten des Aargaus die Grafschaft Baden, eine gemeine Herrschaft -Untertanengebiet-, das von mehreren eidgenössischen Orten gemeinsam verwaltet wurde.
Doch weg mit den Geschichtsbüchern: Den Rundgang habe ich in der Oberstadt begonnen. Die Marktgasse ist die Hauptstrasse Bremgartens. Den Eingang zur Marktgasse dominiert der Spittelturm. Ihm gegenüber steht das alte Kaufhaus mit dem Treppengiebel. Seit dem Herbst 1994 sind die Marktgasse und der Bogen, die ehemalige Hauptstrasse zur Reussbrücke, verkehrsfrei.

Vorbei am Schlössli, dessen Anfänge in die vorstädtische Zeit zurück reichen. Es diente als Wohnsitz habsburgischer Dienstleute. Seine heutige Gestalt geht auf Umbauten im Jahre 1642, wobei es zu einem Bürgerhaus im spätgotisch-frühbarocken Stil umgebaut wurde.

Auf dem höchsten Punkt der Altstadt liegt der Schellenhausplatz. An seiner Längsseite steht das mächtige Schellenhaus, die nördliche Schmalseite wird vom Schlössli gesäumt, die südliche vom ehemaligen Zeughaus. Der lange, rechteckige Bau des Schellenhauses wurde 1635 als Zehntenscheune des städtischen Spitals errichtet. Der Name Schellenhaus rührt von den Fuss-Schellen der hier Mitte des 19. Jhdts. untergebrachten Häftlinge einer Sträflingskolonie her.


Das ehemalige Stallgebäude an der Ecke Rechengasse/Metzgergasse mit der Jahrzahl 1611 über dem Einfahrtstor gehörte zeitweise dem Viehhändler Braunschweig und wird heute noch als Braunschweigscheune bezeichnet.

Zwischen verschiedenen Häuserzeilen der Altstadt finden sich heute noch die charakteristischen, engen Ehgräben. Das waren früher Wassergräben, durch die Abwasser und Fäkalien aus den angrenzenden Häusern entsorgt wurden. Heute duftet es hier besser.

Der schlichte Brunnen beim Rathaus ist ein Werk des Meisters Hans Murer aus dem Jahre 1567.

Das Rathaus mit seiner klassizistischen Fassade wurde 1817-19 an Stelle des mittelalterlichen Vorgängerbaus erbaut.


Via „Bogen“, eine steil abfallendes Strassenstück hinunter zur Reussbrücke und in die Unterstadt.

Quellen: wiki und Bremgarten online (mit Plan)
Immer wieder schön! Das Schlössli gefällt mir besonders 🙂
A very pretty place! I’d love to go there to take pictures.
Cheers,
Rosa
Ein schöner Bericht & tolle Bilder , besonders das vom Frisör & der Pferdekopf … ein sehr nostalgisches Städtchen , da bekommt man Reisefieber ;o) … doch in diesem Jahr geht´s mal in die andere Richtung .
Einen schönen Sonntag
Kerstin
deine Bilder find ich klasse, insbesondere das mit der pyramide :))
Da hattet ihr einen schönen, sonnigen Frühjahrsausflug unternommen … das erste Foto gefällt mir am besten, weil es neugierig auf den Ort macht.
Trotzdem würde ich im Augenblick so wahnsinnig gern auf einer Decke beim Baum von Linn sitzen, mit einer guten Tasse Kaffee und deine Schmätzle (schöne Geschichte) knabbernd, den Kühen zu schauen … und besonders freuen würde ich mich, wenn dann noch zufällig Herr und Frau Lamiacucina vorbeikämen!
Ich würde Euch schon von Weitem erkennen, eine auf und ab gehende Dame und ein wild fotografierender Herr – ganz großes Naturkino! 🙂
@Hanne: mein Lieblingsschloss habe ich noch gar nicht fotografiert. Aber das kommt noch !
@Rosa: once, we should change our regions, where we take photographs 😉
@Kerstin: in die andere Richtung, d.h. nach Norden. Kalt. Zieht euch warm an.
@julian: ich drücke einfach auf den Knipser.
@Christine: und wenn dann die kleine Dame dem langen Herrn zuruft: Mach endlich vorwärts mit deiner verdammten Fotografierei !!… dann darfst/musst Du uns ansprechen, dann sind wirs wirklich 😉
Armes Pferd in der Metzgergasse…
Ich hab‘ noch nie was von diesem Ort gehört oder gelesen. Sei froh/seid froh, dass es dort keine Touristen gibt. Das Verschlafene steht ihm gut. Möge es so bleiben. – Die Rechengasse mutet schon fast ein wenig südländisch an. (Nur die Stufenpyramide ‚von Sakkara‘ scheint mir für dort nicht passend.