
Bloglesen bildet. Wer sich, wie meinereiner, einbildet, Stromboli sei eine Insel im Tyrrhenischen Meer nördlich Siziliens mit einem noch aktiven Vulkan drauf, liegt falsch. Nicht grundsätzlich, doch teilweise. In Evi’s Kyche gabs kürzlich eine Strombolirolle. Gebildete Köche mögen die längst kennen, ich jedenfalls habe davon noch nie gehört.
Google bringt Erleuchtung: Das gebackene Strombolisandwich wurde 1950 von Nazzareno Romano in den USA erfunden. Der führte in Essington, Pennsylvania an der Ecke der Wanamaker Avenue (muss man nicht wissen) seinen 1944 gegründeten Hoagie & Pizza-Shop und buk darin namenlose Pizza-Sandwiches. Eines Tages unterhielten sich ein paar seiner Kunden über die Affäre der verheiratenen Ingrid Bergman mit ihrem anderweitig verheirateten Filmpartner, Roberto Rossellini. Die beiden drehten damals, 1950, auf Stromboli gerade den Film Stromboli. Das war die Zündung. „Why don’t you call it a Stromboli ?“ Davon hat das gebackene Sandwich seinen Namen.
Von Qualm verfolgt, flüchtet die nordische Filmschönheit schmerzverzerrt wimmernd, aber kofferbepackt auf den Vulkan. Als ich mir die Filmsequenz ansah, dachte ich ob des vielen Qualms zu Beginn erst an eine Pizza, die der im Pizzabacken vermutlich unerfahrenen Ingrid Bergmann im Backofen verkohlt war. Kein Grund, um eine schöne Frau davonzujagen, aber bei heissblütigen Südländern ist sowas nicht auszuschliessen. Und dass eine verkohlte Pizza Bauchschmerzen verursachen kann… das kennt man ja. Wer sich die Mühe nimmt, die Handlung des Films zu lesen, wird das Geheimnis der Bauchschmerzen erfahren und Taschentücher für die Tränen bereithalten.
Zubereitung
Anleitung von Evi
„Nachdem jeder so seinen eigenen Pizzateigglauben hat, nehme er für dieses Rezept jenen, der ihm gefällt, rolle ihn dünn aus, belege ihn mit allem was ihm dazu einfällt, rolle das Ganze zu einer Wurst, die er mit Olivenöl bepinsele, oben mehrmals einschneide und nochmal ein Stündchen gehen lasse, backe ihn bei 200°C etwa 20-30 Minuten und freue sich über den ganzen ausgelaufenen Käse. Wer mag kann noch Tomatensauce zum Dippen reichen, uns hat der kleine Vulkan pur gereicht. Teig von 200 g Mehl sättigt übrigens 2 Menschen“.

Ich habe meinen no-knead-Teig verwendet. 300 g Mehl waren natürlich zuviel, die beiden Rollen habe ich mit Restbeständen des Kühlschrankes gefüllt: Tomatensauce aufgetaut, Mozzarella, ein Restchen Ricotta und Vacherin, 4 Scheiben Koch-Schinken, Oliven, Kapern, Herbes de Provence. 25 Minuten bei 220°C gebacken. Der Teig war am Rand zu dick und unregelmässig ausgezogen, beide Rollen hielten dem Käse-Überdruck nicht stand.
Schmeckt nach Pizza 🙂 wobei ich eine klassische Pizza oder ein Calzone vorziehe, der Anteil an knusprigem Brot ist höher als wenn der Teig eingerollt ist. Einziger Vorteil, man kann sie gut transportieren und im Büro aufwärmen. Etwas von und für Amerikaner.

Ein Problem ruft das Nächste. Was zum Teufel sind Hoagies ?
Hoagies kenne ich nur als als Sandwich, quasi a la Subway
Oh, in amerikanischer Esskultur bin ich ungebildet – gibts denn da soviel ;)?!
Für ein Picknick stelle ich mir das Stromboli leckerer vor als die meisten Cakes oder herzhaften Muffins! Film guck‘ ich heute abend.
Zufällig … unregelmäßige Teigdicke? Bei Dir? Neeeeee ….
Hoagies? Sind die knuspriger als die Sandwiches von Subway. Egal du wirst mir die Bildungslücke schon schließen.
Büropizza klingt gut
Your stomboli looks so appetizing! Beautiful.
Grüsse,
Rosa
Danke für die historische Aufklärung. Ich gebe zu, wir waren zu faul zum googeln, wir hatten einfach Hunger. 😉
Knuspriges Brot ist bei meinen Pizzen übrigens weniger im Fokus, eher viel Käse. 😉
*lach* Wenn von gebildeten Köchen die Rede ist, dann ganz gewiss von DIR, lieber Robert! Was ich bei dir bereits alles lesen und lernen durfte…
Toll, die Rolle! Die könnte bei mir noch eine größere Rolle spielen 🙂 auch wenn ich sie auf den ersten Blick für eine Biskuitroulade hielt 😉 vermutlich, weil ich gerade so einen Gusto darauf hätte…
Wieso jetzt „die“ Pizzabaguette und nicht „das“ Pizzabaguette?
Die Bergmann jammert in den 8 Minuten, als wären ihr die Schuhe zu eng. Uns so viel Rauch, so viel Asche, aber sie sieht aus, als kommt sie gerade aus dem Boudoir.
Büropizza ist eine prima Idee!!
Da back‘ ich mir doch gleich eine für Montag 😉
Also ich mag auch lieber die flache Pizza mit extra dünnem Teig. Aber Deine Version würde ich schon mal probieren. Präsentierst es halt auch immer so toll! 🙂
@Tina: offenbar ein „overstuffed“ Sandwich, mit allem drin.
@Micha: damit sie besser gelingt als bei mir muss der Teig ruhen, damit man ihn gleichmässig ausrollen kann. Wenig Füllung und keine nassen Sachen wie Ricotta reintun und bei mindestens 230°C backen.
@Nathalie: wenn man dem Teig keine Zeit gibt, auszuruhen…
@kuechenlatein: über Hoagies steht alles hier http://en.wikipedia.org/wiki/Submarine_sandwich
@Rosa: a highlight of the Pennsylvanian kitchen.
@Evi: das ist bei mir anders. Erst die story, dann das Essen 🙂
@Elisabeth: siehe bei Micha. Hier wirst Du keine süssen Rouladen finden. Leider.
@entegut: Baguette ist im französischen weiblich. So nah an der französischen Grenze bleibe ich bei dieser Form. Und die Koffer waren Frau Bergmann dann doch zu schwer, die hat sie einfach am Berg stehen gelassen.
@sammelhamster: siehe meine Anmerkungen bei Micha, bevor Du loslegst.
@Hanne: hier empfiehlt sich eher, den Teig nicht allzudünn zu machen.
Oh, im klassischen Bormioli Frigoverre verstaut. Hätte das nicht eher Tupperware sein müssen, passend zur Tradition?
Ach ja, danke für die Erinnerung, ich habe in Florida mal einen Stromboli (die Aussprache war lustig, ich äffe das heute ab und zu noch nach) bestellt, weil ich wissen wollte, was das ist und wie das schmeckt. Die Insel habe ich mir dann ein Jahr später von der Ferne aus angeschaut – auch in Gedanken an den Film damals. 🙂
Normale Pizza ist mir lieber. 🙂
Ich habe das mal vor Jahren bei einem Apéro gegessen. War gut, hat mich aber nicht wirklich motiviert es nachzubacken.
Von Stromboli als Pizza-Variation habe ich noch nie gehört, da mir aber fast alles gefällt, das deftig und mit Teig umhüllt ist, hat es bei mir ganz gute Karten.
Kannte ich noch nicht, schaut aber sehr lecker aus … Ich habe ja jetzt eeeennnndddlich eine Küchenmaschine, da könnt ich ja auch ma was mit Teig machen, auch wenn es ein No-Knead-Teig ist…
Ja Mensch, schon wieder was gelernt!
Wird direkt unter der letzte Woche kennengelernten „Galette“ notiert. 🙂 *die habe ich auf einem anderen Food Blog entdeckt
Hoagies? Ich bleibe gespannt!
Liebsten Gruß,
Dani
@Afra Evenaar: Tupperware besitzen wir kein einziges Stück. Ich bin Fan von Lock&Lock Dosen aus Hongkong.
@Barbara: 🙂 wir müssen auch nicht alles essen was die in PA essen müssen.
@Birgit: ich lasse mich (zu) schnell begeistern.
@Isi: wenn Du schon endlich deine Maschine hast, darfs auch ein gekneteter Teig sein.
@Dani Klitzeklein: Hoagies wirds hier keine geben. Ich esse gerne mit Messer und Gabel.
Glaube mir, Hoagies willst du nicht essen; das ist amerikanisches Zeug.
Also partout nicht zum Essen geeignet.
Stromboli sieht aber perfekt aus!
Danke dafür.
Tina hat recht – Hoagies sind Subs, die heissen im Großraum Philadelphia so.
LG,
Mario