
Montag, 6.2.2012, 14 Uhr
Wetter: schön bei -10 Grad
Schneehöhe: 5 cm
Pistenzustand: Pulverschnee gut – vereist
Skilift: keiner

Eiskaltes Wetter hat auch sein Vorteile. Das Auto bleibt in der Garage und ich komme einmal dazu, mich zu Fuss in der näheren Umgegend umzusehen. Binningen liegt als letzte Gemeinde am Fluss Birsig, bevor dieser in Basel bei der Heuwaage erst im Untergrund verschwindet, dann in den Rhein mündet.
Das Dorf selbst ist im Jahre 1004 in den Besitz des Bischofs von Basel gelangt. Etwas abseits vom Dorfkern, auf einer kleinen Anhöhe, liegt das Kirchlein St. Margarethen. Dessen Lage neben einem alten Hofgut lässt vermuten, dass es sich um eine mittelalterliche Eigenkirche handelt, also eine private Kirche, die sich ein reicher Gutsbesitzer neben seinen Hof bauen liess. Seit 1251 ist die Kirche als bischöflicher Besitz urkundlich belegt.

Als Folge der Reformation gelangte das Kirchlein in den Besitz der Stadt Basel, die es 1530 samt Friedhof umgehend in private Hand verkaufte. Nach mehreren Handänderungen, Um- und Erweiterungsbauten, die zu dem heutigen Grundriss in Form eines Winkels führten, dient sie heute als Pfarrkirche der evangelisch-reformierten Kirche. Der nördliche Abhang wird von den Kindern im Winter gerne als Schlittelhang benutzt. Hier bin ich in jungen Jahren gerne runtergefahren.

Ferner stehen in Binningen zwei Schlösser, das eine, Schloss Binningen, wurde Ende des 13. Jahrhunderts als Wasserschloss erbaut. Das Basler Erdbeben im Jahre 1356 zerstörte die Anlage bis auf die Grundmauern. Das wiederaufgebaute Schloss brannte 1409 zur Ruine ab. Nach 10 Jahre wieder aufgebaut, wurde es bereits 1444 während des St. Jakobskrieges von den Habsburgern nochmals zerstört.

Das Anwesen wurde 1520 von einem Ratsmitglied der Stadt Basel gekauft, um zu verhindern, dass die ebenfalls kaufwilligen Solothurner ihren Einflussbereich bis vor die Tore der Stadt ausdehnen konnten.
Nach mehreren Handwechseln wurde der Weiher 1772 rund um das Schloss trockengelegt. 1960 kaufte die Gemeinde Binningen das Schloss. Heute wird darin ein Restaurant betrieben.
Bekannt ist das sonst architektonisch weitgehend gesichtlose Binningen weniger durch seine Schlösser, als durch den deutsch-schweizerischen Schriftsteller und Schauspieler Curt Goetz (1888-1960). Der wurde zwar in Mainz geboren, besass aber von seinem Vater das Binninger Bürgerrecht und lebte zeitweise in der Schweiz. Seine bekanntesten Bühnenstücke sind Frauenarzt Dr. med. Hiob Prätorius, als Film ist mir Das Haus in Montevideo in Erinnerung. Daneben arbeitete er in einer Vielzahl von Filmen als Schauspieler oder Regisseur mit oder schrieb oder bearbeite Drehbücher wie etwa Die Tote von Beverly Hills.
Und nicht zuletzt: Binningen hat zwei deutschsprachige foodblogger hervorgebracht: Claudio von Anonyme Köche und meine Wenigkeit. Nach uns sind aber gottseidank noch keine Strassen benannt 😉
Scheen. I ha grad geschdert am Nomidaag in èbè dr gliichi Spaziergang gmacht. Es isch (zämme mit dr Biise) s..kalt gsi !
P.S. Noch. Was nit isch, ka no wärde 🙂
Auch hier bewahrheitet sich der alte Spruch, dass der Prophet im eigenen Lande oftmals nichts gilt, über die Grenzen hinaus jedoch bekannt, berühmt und bewundert ist.
Recklinghausen, Hamm, Bielefeld, Bochum, Hannover, Köln, Gummersbach, Emsdetten – überall gibt es eine Robertstraße.
Schönen Sonntag!
…
Und in Celle, Hameln und Hildesheim gibt es sogar eine Straße mit Deinem Nachnamen. 🙂
Nichtsahnend klicke ich Deine Seite an und lande mitten auf der „Schlittelbahn“! St. Margarethen – das klingt nach guter, alter Zeit. Heimelig. Da wird’s mir gleich warm um’s Herz – trotz der 10 Grad minus & Pulverschnee 🙂 VIELEN DANK für die wunderschönen Bilder!
Deine Straße kommt schon noch – kannst ja mal einen Eintrag machen zur Namensfindung… 😀
Schön, dass du uns deinen Geburtsort zeigst….aber dass die noch keine Straße nach dir benannt haben, ist wirklich daneben!
Schönen Sonntag für euch!
Da gehts mir wie der Hanne. Vor meinem inneren Auge erscheint der „Kugelesberg“, das einzige Skigebiet, das ich je besucht habe.
Das mit der Straße kommt noch…immer mit der Ruhe.
Das mit den Straßen, die nach euch benannt werden, kommt noch! Wirst sehen. 🙂
Heute koche ich übrigens dein Schweinsfilet mit Rosmarin und Balsamico – zum wiederholten Mal! Das schmeckt so toll!
Der Curt Goetz ist heute leider ja ziemlich vergessen, wohl zu Unrecht. Er liebte es auch, Städtenamen zu konjugieren , z.B. ich belle in Zona, du bellst in Zona usw.
Einen schönen Sonntag in der warmen Stube!
Ein sehr schönes Ort!
Grüsse,
Rosa
Jö, so ein schöner Schlittenhang. Du solltest bei so einem Wetter immer einen großen Mistsack dabei haben, draufsetzen und runterflitzen. Heissa!
Dass die Altvorderen ihre Schlösser, Burgen und Kirchen immer so hübsch auf die Hügel setzten, hatte also einen saisonal bedingten Sinn – man muss nur genügend suchen, dann geht man den Dingen auf den Grund 😉
„Lohengrin popelt….“
Zitat aus o. g. Curt-Goetz-Film, das einzige, das ich mir gemerkt habe, ansonsten gings da glaube ich zu wie bei Hempels unterm Sofa oder so…keine Ahnung mehr 😉
„Und nicht zuletzt: Binningen hat zwei deutschsprachige foodblogger hervorgebracht:“
Und was für welche!
Schöne Fotos, informativer Text – sowas lese ich gerne. Und der Schlittelhoger sieht nach bodenböser Schussabfahrt aus. Das macht Spass.
Mein Schlittelhoger von früher ist jetzt ein Einfamilienhausquartier 😦
Lieben Gruss von der Wilden Henne
Kind müsste man nochmal sein und da mit dem Schlitten den Hang herunter düsen ;o)
Hier bei mir gibts ausser Sonnenschein und – 15 ° kein Krümel Schnee … leider
Ich wünsche Dir einen schönen Restsonntag
Lg Kerstin
Binningen sei gepriesen (ob für Curt Goetz, kann ich nicht beurteilen), und der Fotograf für das unglaubliche Licht, das er eingefangen hat.
@Basler Dybli: Spaziergang ? ich hab mich zwischen zwei Arztterminen vergnügt.
@Jutta: ja den Curt Goetz, den kennt kaum einer noch, schade. Sauce Robert wollte ich schon lange mal machen.
@Nathalie: in Bern-Belp gibts das auch 😉
@Hanne: ja dieser Wintersport. Viel Anstrengung und nichts zu essen.
@the rufus: so etwas ist hier ein komplizierter politischer Prozess mit Expertenbericht, Vernehmlassung und Volksabstimmung.
@Eva: Heimatort !! Den gibts nur in der Schweiz.
@tomatenblüte: der Berg ist leider nur kurz, für eine lange Schlittenkette hats nie gereicht.
@Turbohausfrau: oh das Schweinsfilet. Hab ich seit Jahren nicht mehr gemacht. Eines meiner besten Rezepte.
@Buchfink: ich mochte seinen Humor auch. Heute lacht man über die Politiker.
@Rosa May: die Schönheit haltet sich in Grenzen.
@entegut: Mistsack ? gibt er wenigstens warm ?
@bee: ach nein, das hat andere Gründe, von oben herab waren die Untertanen besser zu überblicken und die Steuern und Zölle leichter zu fordern.
@elettra: eigenartig, der Lohengrin ist der einzige der Gören, an den ich mich erinnere.
@Su: wo foodblogger leben, isst man gut.
@Wilde Henne: die Fahrt ist leider kurz. Unten kommt ein Fangnetz und dann die Autostrasse.
@Verboten gut!: Danke gleichfalls, hab ich mir verdient, mit deiner Apfelkren.
@Afra Evenaar: Der Blaustich war morgens um Neune.