
GALA steht hier nicht als Vorspann für ein Prominenten-Dinner. Wer in der Schweiz lebt, dem ist klar, dass es sich bei GALA um ein Produkt handelt, das aus Doppelrahmfrischkäse, Milchpulver und Speisegelatine hergestellt wird. Ein Industrieprodukt, gewiss, doch eines, dessen man sich nicht zu schämen braucht. Das in der Schweiz seit 1936 sogar einen gewissen Kult-Status besitzt. Jedenfalls gehört die Halbmondpackung mit den in Alufolien eingewickelten, ach so frisch und köstlich schmeckenden Dreieckskäslein zum eisernen Notbestand unseres Kühlschrankes. Als wir noch jung waren, wurden damit Brote und Brötchen bestrichen, Datteln und Schinkenrollen gefüllt, Tomatensaucen angedickt, was man halt damals im jugendlichen Übermut so gekocht hat. Und übermütig sind wir heute noch.
Aus Anlass des 70-Jahr-Jubiläums gab der GALA-Hersteller der geschäftstüchtigen Annemarie Wildeisen ein Kochbüchlein in Auftrag, das ich jüngst in der Ramsch-ecke einer Buchandlung günstig erstehen konnte. Selber bezahlt ! Darin sind über 70 Rezepte mit GALA versammelt, die einen Hinweis auf die vielseitige Verwendung der Käslein geben. Frau Wildeisen macht Mehlgnocchi daraus, die sie mit Käse gratiniert. In bester Betty Bossy Tradition. Ich mache Bärlauch-Gnocchi, statt sie mit Käse zu gratinieren, verpasste ich ihnen eine Greyerzer-Fonduta und damit die Sache nicht zu schwer wird, lockerte ich das Gericht mit marinierten Puntarelle auf. Sehr gut gelungen und beinahe nach Rezept gekocht 😉 Deshalb mein Beitrag für den DKduW-event von foodfreak.

Zutaten
für 2 Personen
6 GALA Käsli nature
2 kleine Eier oder 1 Ei + 1 Eigelb
50 g frisch geriebener Sbrinz
50 g Weissmehl
50 g Hartweizengriess (Pastamehl)
Salz
Muskatnuss, Pfeffer
10 g frischer, junger Bärlauch, selbstgesammelt, 5 cm lang ! und etwas für die Garnitur
für die Fonduta:
80 g Gruyèrekäse
80 ml Halbrahm/Milch (1:1)
Salz, Pfeffer, Muskatnuss
für die Puntarelle:
1 Kopf Catalogna cimata, das Herz
1 Elf. Olivenöl
1 Elf. weisser Balsamessig, Gölles
Salz, Pfeffer

Zubereitung
(1) Die Eier mit den GALA-Käsli mit dem Handmixer homogen vermixen. Den Sbrinz beifügen. Das Mehl und den Griess dazugeben, alles gut mischen und die Masse würzen. Den fein gehackten Bärlauch unterziehen und den Teig etwa 1 Stunde kühl stellen, bis die Gnocchimasse fester geworden ist.
für die Fonduta:
(2) Den geraffelten Gruyère mit der Rahm-Milch vermischen und zwei Stunden quellen lassen. In einem Wasserbad von 90°C aufschwingen bis eine homogene Käseschmelze entstanden ist.
für die Puntarelle:
(3) Die Blätter des Catalogna abreissen und für Salat verwenden. Die Puntarellespitzen aus dem Kopf herausbrechen, waschen und in grosszügige Streifen schneiden (meine waren klein, ich hab sie ganz belassen). Die Puntarelle in siedendem Salzwasser zwei Minute blanchieren, in kaltem Wasser abschrecken und gut abtropfen lassen. 10 Minuten Marinieren in einer Mischung aus 1 Elf. Olivenöl, 1 Elf. Weissweinessig und einer Prise Salz/Pfeffer.
(4) Reichlich Wasser aufkochen, leicht salzen. Mit Hilfe von zwei Teelöffeln aus der Gnocchimasse kleine Klösschen formen, auf Pastamehl zwischenlagern, dann alle in das leicht siedende Salzwasser gleiten lassen. Nach etwa 5 Minuten, wenn sie oben schwimmen, mit einer Siebkelle herausheben und auf einen vorgewärmten Teller mit einem Schöpfer Fonduta und den Puntarelle mischen. Fein geschnittener Bärlauch hinzu und sofort servieren.
Die Gnocchi sind problemlos herzustellen, eher fester als fluffig. Die Fonduta habe ich bewusst nicht mit Stärke oder Eigelb gebunden, um sie etwas flüssiger zu halten. Das wars für dieses Jahr mit Bärlauch. Junger Knoblauch wartet schon. Weitere Rezepte unter Bärlauch.
Eure GALA kannte ich bisher noch nicht. Mit selbstgekauften Galas und Buch, das auch nicht als Rezensionsexemplar kam, habt Ihr Übermütigen eine wunderbare Speise kreiert. Gefällt mir sehr gut!
Und das grüne Gemüse da unten ist eine Wucht – noch nie gesehen… Die Einkaufsmöglichkeiten in der Schweiz scheinen mir immer wieder sehr ausgesucht, vielfältig, frisch und gut.
Ich bin ja gespannt, wie sich mein Bärlauch diese Woche entwickelt hat, während ich weg war. Da spitzt bestimmt schon genügend raus, um welchen zumindest als Deko oder Gewürz verwenden zu können.
Irgendwas hat sich bei WordPress geändert, mein Icon fehlt, dafür ist der Nachname da… Naja, Ihr wisst ja eh, wer ich bin. 😉
Oh, Bärlauch-Gnocchis gabs bei uns diese Woche auch schon. Frischen Knoblauch mag ich gleichfalls lieber als Bärlauch. Na, vielleicht noch ein weiteres Gericht mit dem Knoblauchkraut.
Völlig neu für mich: der Catalogna.
Und doch, bei Übermutigen würde ich euch suchen 🙂
Bei dem Bild bekomme ich am frühen Morgen Appetit auf eine anständige Portion! Ich freu mich schon auf meinen ersten Bärlauch dieses Jahr – und auf alle weiteren, die da ganz sicher noch folgen. 😉
Mmmhhh, delicious! This dish is wonderfully comforting and spring-like.
Grüsse,
Rosa
Ja, der Bärlauch sprießt überall. Vielleicht werde ich ja doch noch ein Fan.
Es schaut ja schon lecker aus.
Tolle Idee!
Gala-Chäsli fand ich als Kind supereklig, später konnte ich essen. Ist aber was, das mir hier nicht wirklich fehlt. 😉
gala, catalogna, sbrinz – alles noch nie gehört. sieht aber köstlich aus.
ich mag greierzer sehr. vorallem den von beeler, für fonduta mag ich jedoch eher den fontina, er schmilzt anders, er wird sämiger und verbindet sich weniger zur „käsemasse“ und ich mag den geschmack 🙂
aber das ist wie immer „IMHO“ 🙂
zu den puntarelle, ich geniesse im moment die frühlings-cima di rape und bietole und und und 🙂
danke fürs zeigen 🙂
@Barbaras Spielwiese: Den Käse muss man in D auch nicht kennen. Mit den alljährlich hergestellten 400 Tonnen werden wir in der Schweiz schon selber fertig 😉
Die WordPress-Guys werkeln immer etwas im Hintergrund. Das ist halt der Nachteil eines nicht selbstgehosteten Blogs.
@Micha: Knoblauchkraut kenne ich hingegen nicht. Gibts offenbar nur aus dem eigenen Garten.
@Christina: So ganz jung schmeckt der Bärlauch gut, aber sobald die Blätter gross sind, schmeckt er uns nicht mehr, schon lange bevor er zu blühen beginnt.
@Rosa May: spring will hopefully not change too fast into summer.
@tomatenblüte: noch eine Bärlauch-Skeptikerin. Nun sind wir schon zwei.
@chriesi: jetzt brauche ich noch ein paar alte Bretter, wie Du sie häufig als Fotounterlage brauchst.
@zorra: Kinder haben ihren eigenen Geschmack. Eklig fand ich damals (wie heute) nur die Gerberkäsli mit Schinkengeschmack.
@Christina: hier wird öfters mit komischen Sachen gekocht. Damit verhindere ich das Nachkochen 😉
@Albino: Fontina schmilzt feiner, das stimmt, zum Bärlauch schien mir dennoch ein kräftigerer Käse passend. Cima di Rapa hab ich irgendwe verpasst. Frau L. funkt mir zuviel in meine Kochpläne herein.
Mmmh, macht einen fantastischen Eindruck. Ob’s in D wohl ein Gala-Äquivalent gibt?
Catalogna cimata habe ich noch nie gesehen. Schaut sehr hübsch aus!
Hab ich irgendwas überlesen, warum es kein Foto von den Gnocchi gibt?
Ah! Beschweren muss man sich, dann erscheint das Foto! 😀 Gut zu wissen. 😉
lieber robert,
ist der hartweizengriess, den du für die gnocchi verarbeitet hast, eigentlich der 08/15-Hartweizengriess, den man im coop/migros findet (auf der verpackung im coop ist da glaub ein griessköpfli drauf)?
Gala kenne ich leider nicht (lebe in Österreich), aber diese Bärlauch-Gnocchis sehen absolut fantastisch aus! 🙂
Lg, Tanja
@Krabbendisco: kaum, habs jedenfalls noch nie gesehen.
@Turbohausfrau: zuweilen machen die Fotos eine Schlaufe um Australien.
@annatina: ich nehme als pastamehl für Gnocchi entweder das COOP Knöpflimehl, ist etwas feiner als gewöhnlicher Griess oder das von de Cecco, ist noch feiner gemahlen. Die Quellzeit wird damit kürzer.
@tanjascookingcenter: die Form der Löffel-Klösschen ist eher etwas verunglückt. Aber auf die Form kams ja nicht an 😉
Seltsam, GALA ist mir nie aufgefallen, oder essen das die Tessiner nicht?
ahaaa! danke für die präzision!
ps: wenn ich’s mir so recht überlege, hätte ich da noch viel mehr fragen. aber vielleicht sollte ich endlich mal in den globus oder manor, bevor ich dich löchere – hast ja noch anderes zu tun.
Just an diesem Wochenende tauchte erstmals Puntarelle in Berliner Bioläden auf. Zu hübsch zum Essen, ich hab’s trotzdem getan. Nun hoff ich, die Biolädner machen weiter so und bringen bald auch die anderen Gemüslein, von denen ich immer nur in der Küche Lamiacucina höre (Mönchsbart und Kardy), in unsere barbarische Nordprovinz.
Die Form des Käsles erinnert mich an Schmelzkäseecken. Die kauft man im Notfall, wenn im Kindergarten Laternenbasteln angesagt ist. Weil man die runde Pappschachtel als Boden braucht. GALA ist sicher nicht sowas, oder?
Puntarelle hätte ich übrigens auch gern, aber ich muss mit heimischem Bärlauch vorliebnehmen, aber den mag ich auch gern.
@Bonjour Alsace: gehört zur Bückware.
@annatina: frag ruhig…
@Poliander: Quod non fecerunt barbari, fecerunt Poliandri. Oder so ähnlich
@elettra: mit Halbmondschachteln gibts allenfalls Halblaternen 🙂 Bald kommen die Spargeln, da spar ich mir weiteren Bärlauch.
Nun, Papst sind wir nicht geworden, aber die Puntarelle haben wir ohne lange Verwüstung komplett weggeputzt. (Wieder was gelernt, danke! Mein Latein ist weniger als rudimental, quasi ruderal.)
meines ist eher rural 😉
Die Bemerkung, dass GALA-Chäsli Gelatine enthalten, war eine grosse, ziemlich unangenehme Ueberraschung. Ich schrieb von der Firma folgende aufschlussreiche Antwort:
Ja, in den Gala Portionen ist Gelatine tierischen Ursprungs enthalten. Diese wird einerseits zur Strukturgebung eingesetzt und andererseits ermöglicht sie ein besseres Ablösen der Folie vom Käsli. Für die Form der Gala-Portionen ist die Gelatine deshalb unerlässlich.
Dieses Problem ist uns aber bekannt und war unter anderem ein Grund, weshalb das neue „Gala in der Schale“ entwickelt wurde. Bei diesem Produkt ist der Gala-Frischkäse in einer praktischen, wiederverschliessbaren Schale, besser streichfähig und ohne Gelatine oder andere tierische Produkte, mit Ausnahme von Milch und Milchprodukten. Genauere Informationen finden Sie auf der Homepage:
http://www.emmi-gala.ch/de/gala/produkte/schale-nature/
Das Gala in der Schale ist zudem mit Kräuter & Knoblauch erhältlich.
Wir können Ihnen hiermit dieses Produkt als Alternative anbieten.
Am Wochenende werde ich wieder einmal Knochen für Fond aussieden. Gelatine macht uns deshab nichts aus. Die Dreiecke finde ich praktischer als wiederverschliessbare Packungen. Man isst ein Dreieck und fertig. Eine angebrochene Packung erhebt ständig ihre Drohfinger bei jeder Öffnung des Kühlschrankes.
Gala (bei uns immer „Gerber Gala“ genannt) landet im Tessin gleich beim Ersteinkauf im Einkaufswagen und geht bis zum Schluss nicht aus – ich mochte den schon als Kind gerne, da konnte man auch irgendwelche Punkte damit sammeln 😉 Wir haben ihn auch schon mit nach Hause genommen – da liegt er dann aber komischerweise rum und keiner isst ihn.
Deine Gnocchi sehen jedenfalls sehr reizvoll aus! Hier sind für morgen welche geplant, mit dem ersten Bärlauch aus dem Garten, ein paar Erbsensprossen werde ich auch hineinschmuggeln. Fröhliche Oster-Feiertage!