
Anstelle von Ausreisen ruft der Garten. Unkraut jäten, Gemüse pflanzen, Holz spalten. Da bleibt keine Zeit zum grossartig Kochen. Da bin ich jeweils froh, auf die gesammelten Tütensuppen der Heilsarmee zurückgreifen zu können. Jedes Jahr, kurz vor Weihnachten, sammelt hier die Heilsarmee in einer Topfkollekte Geld für Obdachlose. Wirft man eine Münze in den Topf ein, die schwer genug klingt, wird einem von einer, zumeist älteren Heilsarmistin ein Tütchen Tütensuppe überreicht. Dafür bedanke ich ich mich jeweils artig, und lege sie zuhause zu den andern. Ich meine die Tütchen. Früher waren die Tütchen anders bedruckt. Früher war ein schmuddliger, bärtiger Clochard abgebildet. Bildhaftig. Der Wink mit dem Zaunpfahl: Das könnte auch Dir passieren. Die Vorstellung, im zerschlissenen Anzug von Armani die Mülleimer der Stadt nach Essbarem abzusuchen, lässt mir den kalten Schweiss den Rücken hinunter rinnen. Damit verglichen ist eine Tütensuppe geradezu Luxus. Seit einem Jahr lässt die Herstellerin, die rot-gelbe Tütensuppenfabrik, neun verschiedene Frisch-Gemüse darauf abbilden. Edel. Proper. Wer Heilsarmeeobdachlosensuppe isst, prasst sozusagen für Obdachlose.

Item. Wenn dann im Frühling der Garten ruft, lebe ich von diesen Tütensuppen, solange der Vorrat reicht. Wegwerfen tue ich sie nicht. Hingegen bessere ich sie mit den Angeboten des Gartens auf. Heute mit viel gehacktem Giersch und Pimpinelle. Die gelben Knöllchen haben sich beim Rühren nicht ganz aufgelöst, offenbar habe ich die Gebrauchsanleitung nicht richtig befolgt.

Und nach dieser Suppe fühle ich mich richtig gestärkt, aufgedreht durch das Glutamat, schone Zierkräuter, reisse gnadenlos alles Unkraut aus und pflanze Nutzkräuter und -gemüse.



Geschafft. Suppe wie Garten. Ich auch.
Da musst Du wohl oder übel noch ein wenig Holz spalten, bis die Kühe nicht mehr sichtbar sind… auf den Armani-Anzug würd ich dabei allerdings verzichten… da hat dann sonst Frau L. keine Freude an Dir… lach…
Bei Dir sieht sogar eine Beutelsuppe so aus, dass man sie essen möchte…
Habe gestern Tafelspitz gekocht. Seeeehr fein! Nur die Fotos, bei dem trüben Wetter und dann noch abends… ich glaub da könnt mir auch photoshop (wenn ich das Programm denn hätte) nicht mal mehr helfen… ein Fall für den Mülleimer… leider…
High-Five mit der Erdpranke. Bei uns ist der Garten in einer Woche Urlaub regelrecht explodiert. Vor allem im Unkrautbereich.
Du Schlitzohr!
Bei Tütensuppen von der Heilsarmee kann man dich ja nichtmal tadeln!
Gefühlte Jahre lebte ich von Tütensuppen. Bestimmt verdanke ich diesem den massiven Gedanken, du stündest in Armani vorm Unkraut.
Geliebter Frühling, die Arbeit nimmt auch hier kein Ende 🙂
Schön! Fast wie mit dabei im Garten.
Für einen Moment dachte ich, du verschleißt im Armani-Anzug die Heilsarmistinnen, die du bei Euch zu hause stapelst- Uff, aber du hast nur von Tütensuppe gesprochen. Und ich dachte…naja
Das wilde *Vergißmeinnicht* hast du im Glutamatrausch aber dennoch gut behandelt, oder?
Ein schöner Post – da fängt der Sonntag Morgen mit Robert gut an!
Schwielige Hände vom Holz hacken, schmerzender Rücken vom jäten … und zur Belohnung eine Tütchensuppe? Oje, auch wenn sie von der Heilsarmee ist und erstaunlich frisch und lecker ausschaut … ob mir das Belohnung genug wäre … ? 🙂
Schönen Sonntag noch,
Andy
Hoffentlich hast Du Vergissmeinnicht und den einenLöwenzahn verschont.Für mich das schönste Bild. Frau L. kann stolz auf einen sooo fleißigen Mann sein.
Ui, ich bin beeindruckt. Ich hätte einfach so – ohne Tütensuppe -gespendet ;-), aber du schaffst es sogar, Tütensuppen edel aussehen zu lassen.
Mit frischen Gartenvitaminen aufgepeppt lass ich dir auch mal eine Tütensuppe durchgehen 🙂
Ich meide konsequent alles, was nur irgendwie nach Fertiggerichten aussieht, allen voran Tütensuppen. Aber Du bringst es fertig, dass ich Sonntagsmorgens nach einem Teller Tütensuppe lechze.
Den Beginn Deines Posts musste ich übrigens zweimal lesen: „Anstelle von Ausreisen ruft der Garten“ Ich sehe im Moment, da wir hier im Tessin von einer Ameisenplage heimgesucht werden, überall nur noch Ameisen und habe gelesen: Anstelle von Ameisen ruft der Garten 😉
Mit Tütensuppen ist es wie mit Menschen. Die Äußerlichkeiten sind Nebensache, und mit den richtigen Zutaten entfalten sich ungeahnte Qualitäten 😉
In früheren Jahrhunderten war der Frühling die Zeit des Jahres, in der viele Menschen verhungerten, denn wenn der Wintervorrat aufgezehrt war und die Natur noch keine neuen Früchte hervorgebracht hatte, war es am schwierigsten, zu überleben.
Doch hier gibt’s ausnahmsweise Tütensuppe, hurra! 😉
Mit Tütensuppen bin ich groß geworden (nicht nur 😉 )
Allerdings waren sie nicht so schön aufgepeppt.
Danke für Deine wunderschönen Gartenbilder
liebe Grüße
Gaby
Die Gartenphotos sind sehr schön, und der Suppenteller auf der Scholle gefällt mit richtig gut! Allerdings – so richtig zum Nachkochen bin ich nicht animiert…
😉
Wo gibt es denn mitten in der drittgrößten Stadt der Schweiz solch einen Garten mit angrenzender Kuhweide? Und wird die Wohnung, in deren Küche wir Einblick nehmen durften, tatsächlich mit Holz beheizt? So viele (pardon,persönliche) Fragen ergeben sich mir aus dieser schönen Nicht-Ausreise.
@Pepe Nero: besser die Fotos im Mülleimer als das Essen. Zumal Tafelspitz so gut ist, dass man ihn jederzeit wieder essen mag. Passiert hier auch oft, dass für ein Foto nochmals nachgekocht werden muss.
@SchnickSchnackSchnuck: derzeit ist es hier ebenso wüchsig wie im fernen Konstantinopel.
@Heike: laut Frau L. laufe ich total vergammelt herum, dieweil die „schönen“ Anzüge im Kleiderkasten von den Motten gefressen werden.
@Micha: Essbar ? Alles umgemäht. Nur um die Pimpinelle mache ich einen grossen Bogen.
@Andy: ein paar Schinkengipfeli waren schon noch dabei.
@Buchfink: alles auf dem Komposthaufen. Wenn man schon mal einen Energieanfall hat, soll man diesen nicht aufhalten.
@Ulrike: netten Heilsarmistinnen kann ich nichts ausschlagen 😉
@Sammelhamster: ist ja nur zwei- dreimal pro Jahr und Weihnachten findet gar nur einmal statt.
@Ti saluto Ticino: das ist dein gutes Recht. Männer sind da weniger heikel. Lass die Ameisen gewähren, die essen Dir nur die ungeliebten Süssigkeiten weg.
@bee: notfalls kann man immer noch schamvoll die Tüte über den Kopf ziehen.
@richensa: die früheren Zeiten wollen wir uns vorläufig noch nicht zurück wünschen. Obwohl 3/4 unserer Gesellschaft ein wenig Hunger gut täte.
@kegala: ich auch 🙂
Mo: Grünerbs mit Speck. Di: Grünerbs mit Speck. Mi: Grünerbs mit Speck. Do: Grünerbs mit Speck. Fr: Grünerbs mit Speck. Samstag/Sonntags gabs was Richtiges.
@twocents: mein Blog bietet auch nichts zum Nachkochen. Dafür müsste ich mich mehr anstrengen 😉
@mlocuc: der Garten liegt rund um unser winziges Jurahäuschen. Eine Stunde von Basel entfernt. Hier in Basel hat es weder Kühe noch Holzstapel, ist aber sonst ganz nett https://lamiacucina.wordpress.com/2009/10/17/aus-dem-kuchenfenster/
Bitte nicht, lieber Robert, sonst müssts ich mich ja beim Nachkochen auch mehr anstrengen 😉 (Auserdem nimmt Dir _dieses_ Understatement niemand ab!)
Holz hacken – das ist die einzige Arbeit, die ich vermisse so ganz ohne Garten. Unkraut zupfen muss ich auf Balkonien ja auch dauernd. Aber Holz zu hacken, das hat so etwas Archaisches, das ich immer gern gemacht habe.
Mir gefallen Eure Nutz-, Un- und Zierkräuter. Giersch mag ich auch sehr gerne, da nasche ich immer, wenn ich im Garten bin. Heute wäre auch tolles Gärtnerwetter hier, bin aber irgendwie zu müde. Auch für Suppe.
Aufgewachsen bin ich wie kegala, daher gibt’s bei mir heute keine mehr. Fast: Außer manchmal diese chinesischen Fertignudelsuppen, wenn es irgendwo nur kochend Wasser gibt und keine Gelegenheit zu kochen.
Packerlsuppe – brrr, schlimmer als mein Dosenzeugs manchmal. Mach‘ bitte wieder selbst was…
Ich bin ohne Tütensuppen aufgewachsen, weil die Mutter – schöpfend aus einem großen Nutzgarten, der mit Hilfe der Kinder unkrautfrei gehalten wurde – beispielsweise Eintöpfe kochte, bei deren Erinnerung ich noch jetzt mundspeichele und die mein Ernährungs- und Kochverhalten bis heute geprägt haben.
In Studien- und Ausbildungszeiten habe ich auch die eine oder andere Tüte probiert … es war gräßlich! Und ich bezweifle, dass die Tütensuppen besser geworden sind … vielleicht nur die Geschmacksverstärker darin.
Allerdings würde ich die Heilsarmeesuppe auch einmal versuchen.
Die Heilsarmee ist bei uns im Quark gelandet, das gab einen tollen – und schnellen! – Dip. Dazu home made Suppe und Brot auch home made. Als doch keine schnelle Mahlzeit..
Tütensuppe im Quark – was für eine Schatzkiste hab ich hier denn gefunden – herrlich.
Holzhacken bis die Kühe verschwinden gefällt mir ebenfalls.
Hier wird Muskelkraft verschwendet, die sich durch die Zufuhr von Tütensuppe kaum regenerieren dürfte. Warum nicht die Kuhfladen verheizen?
@Turbohausfrau: wirklich ? das ist doch Männerarbeit.
@Barbara: ich probiere den Giersch auch jedesmal aus, wenn ich dort bin. Nur für ein Sorbet bin ich noch nicht reif.
@the rufus: welche Dose darf ich Dir denn öffnen ?
@muttimeckert: wenn die Mutter Zeit hat zu kochen, ist das schön. Meine war von sechs Uhr früh bis Abends Acht ausser Hauses arbeiten.
@bea Wyler: im Quark, auch eine Idee, dass das keine Knollen gibt.
@freudefinder: Die Riesen Fasolt und Fafner liessen sich den Verzicht auf die Göttin Freia mit Gold entgelten, „des Geschmeides Hort häufet denn so,
daß meinem Blick die Blühende ganz er verdeck‘!“
@anglogermantranslations: die müsste man erst trocknen. Das zieht Schmeissfliegen an. Die mag ich nicht in meiner Suppe.
Bei Dir sehen sogar Tütensuppe und Unkraut edel aus. Das Vergissmeinnicht macht sich jedenfalls vor dem Löwenzahn sehr gut.
Lach… man hat’s nicht leicht als Blogger…
vergissmeinnicht sind doch kein unkraut!!! 😮