Abseits der grossen Heerstrassen, versteckt in den Jurahügeln, liegt eine kleine, ehemalige Klosteranlage. Ein hübsches Kleinod in dem Seitental, das vom obern Hauensteinpass bei Langenbruck auf den Chilchzimmersattel (Bölchenpass) führt.
Im Jahre 1145 stifteten die Frohburger Grafen einer Benediktiner Mönchsgemeinschaft bewaldete Ländereien. Für den Bau der Anlage und um Platz für Weide- und Anbauflächen zu schaffen, wurde der Boden von Mönchen, Laienbrüdern -wohl vor allem von Knechten- urbar gemacht. Damit schuf sich der Konvent eine Lebensgrundlage. 1187 wurde die Klosterkirche eingeweiht. Bald darauf zog eine Gemeinschaft von Benediktinerinnen in einen getrennten Trakt der Gebäude ein. Im Verlauf des 13. Jahrhunderts löste sich der Männerkonvent auf (über die Gründe schweigen die Quellen). Das Kloster verarmte jedenfalls nach kurzer Blütezeit.
Mit dem Erlöschen des Geschlechts der Frohburger 1367 fiel das Aufsichtsrecht erst an den Bischof von Basel. Später übernahm die Stadt Basel Kastvogtei (samt Zehnten) und Schirmherrschaft über das Kloster. Das Kloster blühte noch einmal auf.
Die Belastung der Bauern mit grossen Zehnten, kleinen Zehnten, Zöllen, Zinsen und Frondienst zur Aufrechterhaltung der damaligen Feudalgesellschaft führte 1525 im süddeutschen und schweizerischen Raum zu lokalen Bauernaufständen. 1525 wurde das Kloster am Kirchweihtag durch Bauern aus der Umgebung geplündert und verwüstet. Der Durchbruch der Reformation in Basel im Frühjahr 1529 bedeutete das Ende des Konvents.
Wie die anderen Basler Klöster gingen Kloster und Klostergut Schönthal in die Verwaltung des Basler Spitals über. Die Erträge des landwirtschaftlichen Betriebs dienten fortan der Armenfürsorge.
Nach der Reformation wurde die Kirche fast 500 Jahre lang als Ökonomiegebäude verwendet und diente u.a. als Ziegelbrennerei, Geräteraum und Holzschopf. Sogar ein Zwischenboden wurde eingezogen.
Nach der Basler Kantonstrennung kaufte 1836 die Familie Wackernagel (ein 1833 aus Deutschland vertriebener Germanistikprofessor aus Berlin) Kloster und Landgut als Sommersitz.
Seit 1967 steht das Kloster unter kantonalem Denkmalschutz. Das heruntergekommene, romanische Baudenkmal wurde durch einen Investor 1987-89 und 1999 renoviert und 2001 samt dem 100 ha grossen Landwirtschaftsgut in die private Stiftung «Sculpture at Schoenthal» überführt. Seither dient die Anlage für Kunstfreunde als kulturelle Begegnungsstätte mit wiederkehrenden Ausstellungen von Bildern und Skulpturen, die im Kloster, Hof und in der umliegenden Landschaft zu besichtigen sind. (3 Gastzimmer)
Ob die Stiefel eine Skulptur an sich darstellen, oder nur die Begehung der Landschaft bei Regen ermöglichen ? Barfüssermönche leben hier jedenfalls keine.
Mein Interesse galt jedoch nicht moderner Kunst, sondern der hochromanischen Westfassade der Klosterkirche. Das Quadermauerwerk fugenlos versetzt, eine schön verzierte Portalwandung, ein Relief mit dem kreuztragenden Lamm, dem von einem zähnefletschenden Löwen und einem Mann gestützten Bogen und den beidseitigen Tabernakeln.
Die Inschrift auf dem Bogen (neben dem Löwen) lautet: HIC EST ODO. Ich hätte eher HIC SUNT LEONES geschrieben.
Quellen:
Historisches Lexikon der Schweiz
wiki
Kloster Schönthal 1145
Fotos von verschiedenen Besuchen.
Gut erhalten – im wahrsten Sinne des Wortes – und damit wirklich ein besonders schöner Kleinod aus einer anderen Zeit!
ach, wenn wir doch nur auch so gut erhalten blieben, aber der Zahn der Zeit nagt an uns 😉
schön!
einfach die eh schon ausgefahrenen hauptstrassen hinter sich lassen,
es gibt daneben noch so viel zu entdecken
wir tun unser Möglichstes.
Sehr schön, wiederum. Ruhig scheint es um das Kloster. Gut, dass es Mäzene gibt, die solche Substanz erhalten, oder Investoren, die daraus Gewinn schlagen können (was ich jedoch bezweifle).
PS: Ich freue mich auf den nächsten CH-Urlaub 🙂
oh schön, wieder mal einen ordentlichen Risotto essen 🙂
Nichts gegen Steuern, sie müssen nur sinnvoll angelegt werden.
Um Steuern sinnvoll anzulegen, sind die Steuervögte nicht geeignet. Die können nur Geld rauswerfen. Ein schlanker Staat gefällt uns besser. Aber das sieht man in D (und mehr und mehr auch hier) ganz anders.
Ganz zum Einzug ins Kloster wird man da aber noch nicht motiviert… 😉
Das Frühstück wird von der Bauernfamilie geliefert.
https://de.wikipedia.org/wiki/Kloster_Schöntal
Das ist ein Link zu einem anderen Kloster Schöntal, allerdings ohne h geschrieben. Es liegt im nördlichen Baden-Württemberg, wo ich aufgewachsen bin. Dort wirkte in der Barockzeit der Abt Knittel, der mit den „Knittelversen“.
Vielen Dank für Deinen schönen Beitrag.
Welch ein Löwe, dessen Gebiss und Haltung dem Zahn der Zeit noch widerstehn. Der Anblick dieses schönen romanischen Tiers am Sonntagabend stimmt mich milde, und siehe, der kalte Wind, der uns heute beim Spaziergang durchblies, hat sich nun auch gelegt. Heiteren Wochenbeginn!
>Ob die Stiefel eine Skulptur an sich darstellen
Jedenfalls symbolisch passt es – sehr viel ver’gangenes‘ (und noch zu gehendes) – dieses Bild rundet sehr schön die klassischen Dokumentationsbilder ab!
Danke für den schönen Bericht!
(Ja, und diese Fassade ist toll!)