Bewegt man sich vom Freiburger Städtchen Greyerz in Richtung des Berner Oberländer Nobelorts Gstaad, fährt man erst durch das Intyamon-Tal mit lieblichen Talebenen und Waldgebieten. Dann schraubt sich die Strasse höher auf rund 1000m ins waadtländische Pays d’Enhaut, eine charakteristische Voralpen-Landschaft mit Alpweiden, Schluchten, Felswänden und Geröllhalden.
[Headerbild: Kirche (11. Jhdt.) und Schloss von Rougemont (1572), ehemaliger Sitz der Berner Landvögte]


In dieser Gegend werden traditionsreiche Käsesorten hergestellt: Im freiburgischen sind es Greyerzerkäse und Vacherin fribourgois, im waadtländischen Pays d’Enhaut der geschmackvolle, noch über Holzfeuer hergestellte Étivazkäse. Dennoch befinden sich die alten Traditionen auf dem Rückzug. Wintersport und Tourismus haben übernommen. Das Geschäft der Real Estate Agenturen ist einträglicher als die Herstellung von Käse.


Uns interessierten aber weder Käse und Kirchen noch Wintersport und Luxuschalets, sondern die Scherenschnittkunst. Kunst? Volkskunst? Kunsthandwerk? Papierkunst? Definitiv Kunst! Filigrane Papierwelten! Die ursprünglich aus dem Orient stammenden Scherenschnitte sind im alpinen Pays d’Enhaut seit etwa 300 Jahren verwurzelt. Moderne Schnitte (papier découpés, paper cuts) werden im Unterschied zu klassischen Scherenschnitten mit feinsten Messern ausgeschnitten und erlauben daher auch asymmetrisch aufgebaute Bilder.
Das mit einem Neubau erweiterte Heimatkundemuseum in Château-d’Œx dokumentiert in seiner permanenten Ausstellung anhand gesammelter, historischer Gerätschaften und Einrichtungen das Leben von Bauern, Handwerkern und Käsebaronen. Daneben werden einige Papierschnitte gezeigt (das Museum hortet davon Hunderte), die das tägliche Leben in den Bergdörfern zum Thema haben. Scherenschnitte und Ausstellungsobjekte erzählen von einem Alltag in den Bergen, der heute endgültig vorbei ist. In der aktuellen Sonderausstellung von Scherenschnitt Schweiz (die zuvor im Verkehrshaus Luzern gezeigt wurde), werden ausgewählte, zeitgenössische Werke gegenübergestellt, die von Künstlern aus der ganzen Schweiz geschnitten wurden. Hier nur fünf Beispiele (die uns besonders beeindruckten) aus über 70 Werken:






Die sehenswerte Ausstellung in Château-d’Œx ist noch bis 27.02.2023 geöffnet. Die Werke sind urheberrechtlich geschützt. Unten verlinke ich auf die homepages der oben erwähnten Künstler. Da gibt es für Interessierte noch mehr Schnitte zu entdecken.
unglaublich diese Präzision, Handwerk so wie ich es erlernte in der „HAUTE COUTURE“ , Knopflöcher in Lavable Stoff aus Seide oder und auch Handroulierte Seidentücher hergestellt habe
Chapeau, Frau Liedl! Das beeindruckt mich immer wieder, wie viele Stunden Präzisionsarbeit in solchen Gewändern steckt.
Genau: Präzision, Fingerfertigkeit und Geduld sind die Voraussetzungen für Scherenschnitte. Das gilt auch für andere Handwerksarbeiten.
Oh, das Grand Chalet zählt zu meinen absoluten Lieblingshäusern, leider habe ich noch nie davor gestanden. Und dann wurde es auch noch von einem meiner Lieblingsmaler bewohnt, viel mehr Superlative sind nicht möglich. Vielleicht kann ich deshalb die Scherenschnitte nicht gebührend würdigen, die natürlich wundervoll sind.
Dann kennst du bestimmt die Filme der Fondation Beyeler, die einen Einblick in das Werk von Balthus (und in das Innere des Chalets) gewährt: https://www.fondationbeyeler.ch/en/exhibitions/past-exhibitions/balthus
(„more videos“ klicken, dann poppen alle Filmchen auf)
vielen dank für den schönen beitrag und wie bequem! gleich mit den links zu den künstlern.
fantastisch diese scherenschnittkunst.
Häkeln hoch2 😉
5 Beispiele oder 6? 😉
Fùnfe treffen, Sechse äffen! 3a und 3b zàhlen als eines.