Poulet au vin aux marrons

Ein Coq au Vin mit Huhn statt Hahn. Da die heutigen Rassen auf das Eierlegen hin gezüchtet wurden, stehen die Hähne dem modernen Rentabilitätsdenken im Wege und werden als Küken, kaum geschlüpft, wieder ins Vogelparadies zurück spediert. Wobei „spedieren“ eine reichlich euphemistische Umschreibung des tatsächlichen Geschehens ist.

Frau H. entdeckte vor Jahren in den Tiefen des Internet ein alltagstaugliches Rezept, das sie wieder einmal herself kochen wollte: Ein klassisches Schmorhuhn mit Marroni. Mit viel Sauce und Gemüsen und wenig Huhn. Da wir im Jura keinen Marronibrater kennen, mit TK-Marroni. Ein Kompromiss kommt selten allein.

Mit all den Geflügelknochen im Gericht kein „Fine Dining“. Doch so hat man schon zu Zeiten des französischen Königs Henri IV (1553-1610) das Geflügel gegessen. Und für die Knochen gibts ja Schälchen.

Poulet au vin aux marrons

Zutaten

1.2 kg Schweizer Bio-Poulet (ganz, ausgenommen, nicht aus der TK-truhe, in unserm ländlichen COOP gibts keine Bressehühner)
Dijonsenf
Salz
Pfeffer
100 g Speck (gewürfelt)
3 EL Rapsöl
20 Perlzwiebeln aus dem Glas
150 g Rüebliwürfel, 2cm
150 g Selleriewürfel, 2 cm
2 Knoblauchzehen (gepresst)
1 EL Tomatenpüree
2 frische Lorbeerblätter
3 Zweige Thymian
1 Flasche (7.5 dl) Merlot oder Côte du Rhône
1 dl von meinem Gemüsejus
400 g Bio-Kastanien (geschält, tiefgekühlt)

Zubereitung

(1) Huhn in zwölf (nicht 11, nicht 13) Stücke teilen. Hühnerhaut abziehen (wir haben dafür Abnehmer. Oder im Ofen knusprig braten). Abspülen, abtrocknen, Senf sparsam einmassieren. Mit Salz und Pfeffer würzen. In einem Bräter in 2 Portionen bei mittlerer Hitze in Rapsöl anbraten. Herausnehmen und beiseite stellen. Überschüssiges Öl mit Küchenpapier entfernen.
(2) Speckwürfel im Bräter 1-2 Minuten anbraten, Gemüse, Knoblauch, Perlzwiebeln und Kastanien zugeben und mitgehen lassen. Tomatenpüree unterrühren und kurz anrösten. Mit dem Rotwein und dem Gemüsejus auffüllen und auf max. 1/3 einreduzieren.
(3) Pouletteile und Kräuter dazugeben. Zugedeckt 20 Minuten leicht simmernd köcheln. Abschmecken mit Salz und Pfeffer.

Während des Schmorens durfte ich die Beilage (hier Kartoffelpüree) zubereiten.

Uns hats geschmeckt, gab uns 3 Mahlzeiten, was will man mehr?

À propos Henri IV: herzliche Grüsse aus Paris.

14 Kommentare zu „Poulet au vin aux marrons“

  1. Vielen Dank für das schöne Rezept, ohne Haut war mir neu, der zusätzliche Aufwand scheint es mir jedoch wert und Marrons Entiers im Glas habe ich noch aus F daheim…

    Grüße nach Paris, genießt es – wir wären letztes Wochenende auch dort gewesen. Doch die irgendwann zu erwartenden dunklen Tage des Lebens haben uns umplanen lassen müssen. Paris läuft nicht weg…

    Herzlichst aus München – C

    1. für uns ist es der erste gemeinsame Besuch in Paris. Es ist einfach schön, sich in einer Stadt wieder einmal ziellos bewegen zu dürfen. Vergangene, dunkle Stunden hinter sich zu lassen.

  2. Soviel ich weiss, wachsen Kastanien nicht in Plantagen. So sind sie schon von Natur aus bio. Bio hat wohl nur einen Einfluss aufs Portemonnaie.

    1. Wilde Kastanien sind meist klein (und oft verwurmt). Edelsorten werden meist in Selven auf Weideland mit grossem Baumabstand angepflanzt, was im Grunde genommen Plantagen sind. Auch in der Deutschweiz gibt es m.W. zwei grössere Kastanienplantagen mit je gegen 1000 Bäumen. Durch Resistenz-Züchtung konnten zwar einige Pilzschädlinge im Zaum gehalten werden und die Gallwespe ist mit chemischen Massnahmen kaum zu bekämpfen. Klar, Bio ist immer ein gutes Verkaufsargument, aber warum sollte ein Produzent, der nicht spritzt, sein Produkt nicht damit auszeichnen?

      1. Dass jeder seine besten Verkaufsargumente bringt, ist sein Recht und soll ihm helfen. Mich stört, dass auf allen Kanälen mit Rezepten, ob Migros, Coop etc. immer penetrant erwähnt wird, dass es bio sein soll. Ich kann dieses Lehrerhafte nicht ausstehen, weil ich selber weiss was gut ist. Für mich ist IP bestens. Vor allem bei Bio aus dem Ausland wird halt öfters geschummelt und ist oft nicht einmal IP. Kürzlich sah ich Bio Eierschwämme!

  3. Haben Sie es gut in Paris. Das war einer unserer schönsten Aufenthalte in der Ferne. Wie gut, dass wir es gemacht haben, bevor vor 11 Jahren die dunklen Stunden begannen.
    Das Rezept ist ein Seelenwärmer für kalte Tage. In der Schweiz gibt es um Soglio große Bestände an Maroni, die immer fleißig geerntet werden. Leider sind unsere Vorräte davon lange aufgebraucht. Mehr Bio wäre nicht möglich gewesen, denke ich. Herzlich, Sunni

    1. Wir hatten Glück in Paris, kalt, aber schön und die ganze Woche keine Streiks. Die Edelkastanien in Südbünden und dem Tessin sind oft klein. Ihre Ernte ist aufwändig, da sie in Handarbeit vom Boden aufgesammelt werden müssen. Deshalb werden in der Schweiz die meisten Marroni importiert. Liebe Grüsse

  4. Ich habe sehr lange nicht gewusst, dass das Originale Coq au Vin nur mit Hahn gemacht wurde und dass es heute fast kein Hahn mehr gibt, zum Kaufen. Ich wüsste nicht einmal, ob ich den Unterschied zwischen Hahn und Huhn erkennen würde? Ich habe Coq au Vin auch schon gemacht, aber das Rezept mit Marroni ist sicher eine gute Variante.
    Sieht sehr lecker aus..!

    1. Zu diesem Thema schreibt mir Bea (gekürzt):
      „Huhn oder Hahn? Es gibt Legerassen und Fleischrassen. Die Fleischrassen sind vollfleischig, es werden sowohl die männlichen als auch die weiblichen Küken gemästet, und die Mast dauert gerade einmal ein paar Wochen. Die Legerassen sind schmalbrüstig, das bedeutet, dass sich die Mast der Hahnenküken nicht lohnt; sie werden nach dem Schlupf aussortiert, da sie ja keine Eier legen werden. Es gibt auch Zweinnutzungsrassen, sie haben sich aber bisher nicht durchgesetzt: wegen der Wirtschaftlichkeit.“

  5. Das lacht mich jetzt so richtig an, habe schon lange kein Fleisch mehr gehabt und und jetzt so richtig Gelüste!!! Wie reizend von dir, trotz Ferien in Paris an uns alle Zurückgebliebene zu denken und uns mit einem schönen Rezept die Zeit z verkürzen, bis wir deine Reiseberichte lesen dürfen!

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