F-75011 Paris: Père Lachaise

Zwischen Rigoletto, Gipfelibacken, Sommernachtstraum, Zahnarzt, Blog und Siegfried lag eine Woche ohne Pflichten. Eine Woche ohne Streiks. Frau H. bestellte kurz entschlossen 2 Bahntickets nach Paris. Ich die Unterkunft in einem hübschen airbnb. Nous allions à Paris. Unvorbereitet. Einfach mal ein bisschen durch die Stadt flanieren. Ohne Zweck und Ziel. Ohne Reiseführer. Ich nenne das auch assoziatives Besichtigen. Schauen, was sich in Paris in den letzten 30 Jahren getan hat. Und das in nur 3 Stunden Fahrzeit ab Basel.

Da unser airbnb in 5 Minuten Gehdistanz zum grössten Friedhof von Paris lag, nutzten wir die ruhige Nachbarschaft, das Grab von Maria Callas aufzusuchen.

In 69’000 Grabstätten liegen hier rund eine Million Menschen begraben. Auf dem bewaldeten Hügel ausserhalb der Stadt liess Napoleon 1803 den Friedhof anlegen. Inzwischen wurde er mehrfach erweitert. Die Behausungen drängen sich dicht an dicht.

Teils wird die Grabesruhe von offenherzigen oder gepanzerten Amazonen bewacht.

Mit einem Dach über dem Kopf wartet es sich leichter auf die Auferstehung.

Nach einer Weile erfolglosen Planlesens und suchenden Umherirrens erbarmte sich Frau H. meiner Fehlsichtigkeit, suchte und fand im Internet eine App., mit der sich die ungefähre Lage des Grabes verorten liess. Ein Urnennischengrab im Columbarium. Nr. 16258. Doch unser Suchlauf rund um den Hof endete bei Nr. 15’000. Erst Fledermäuse (oder waren es Tauben?) brachten uns auf die Spur: Tote mit Nummern zwischen 15000 und 50000 liegen 1-2 Etagen tiefer.

Am 20. September 1977 wurde Maria Callas im Krematorium auf dem Friedhof Père-Lachaise eingeäschert. Ihre Asche wurde 1980 im Ägäischen Meer vor der Insel Skorpios verstreut. Ihre Grabnische im Kolumbarium ist leer, doch wird die Grabplatte noch täglich von Fans besucht.

Auf dem Rückweg besuchten wir das Grab aus dem Jahre 1835 von Vinzenzo Bellini, ich meine den Begründer der romantischen, italienischen Oper, nicht den Cocktail. Die Beisetzung des Komponisten erfolgte 1835 auf dem Friedhof Père-Lachaise. 1876 wurde Bellinis einbalsamierter Leichnam in seine sizilianische Heimat Catania überführt.

Was bleibt sind nicht Tafeln und Denkmäler. Was bleibt, ist die Erinnerung an eine wunderbare Stimme und einen wunderbaren Komponisten. Und all das, was sie uns zurückgelassen haben. Tonaufnahme 1958 eines Konzertes im Palais Garnier.

Schlicht ergreifend. Wer sich davon nicht ergriffen fühlt, kann sich ja ein anderes Grab im Père Lachaise aussuchen, zB das von Jim Morrison oder der Edith Piaf.

R. I. P.

28 Kommentare zu „F-75011 Paris: Père Lachaise“

  1. Ja so ein Friedhof kann beeindrucken. Ist uns auch in sehr positiver Erinnering. Noch viele schöne Eindrücken in Paris den Herrschaften.
    Aber bei diesen Namen gibt es ein Muss, Venedig.
    Das kleine aber feine Callas Museum in Teatro Venice und ein Besuch der Bar wo angeblich der Bellini kreiert wurde, ist auch eine Reise wert, was für Venedig ohnehin gilt.
    Eine tolle Adresse fürs Übernachten auf Punta Sabbioni macht auch diesen Trip ( zwar NUR eine Pizzeria im Hotel La Rondine) machen diesen Ausflug auch zu einem kleinen kulinarischen Event ohne Venedig Abzocke. DANKE FÜR DIE IMMER WIEDER GELUNGENEN BERICHTE und Bilder. Weiterhin uns allen noch viele eindrucksvolle Anregungen. Elke aus dem auch sehr empfehlenswerten Deutschland

    1. Danke für die Reisetipps: Schade, dass wir Venedig während Corona verpasst haben, so schön wie damals wird es nie wieder sein. Wir nehmen sie auf unsere Warteliste, die allerdings schon Jahre weit in die Zukunft reicht. Ja, auch Deutschland findet sich darauf

  2. Ich besuche auf Reisen auch immer wann es geht die Friedhöfe. Im letzten Herbst leider aus einem traurigen Anlass heraus den Cimetière de La Madeleine in Amiens und das Grab von Jules Verne.

  3. Lieber Caruso
    Ein wunderbarer Bericht, Deinem Vulgo alle Ehre bereitend. Für mich sind Deine Zeilen ein Anstoss für eine Reise nach Paris . Wünsche Euch beiden alles Gute. Liebe Grüsse Max

    1. Hallo Max,
      ja früher war das eine halbe Weltreise mit der Balair oder Crossair Bis man in Paris ankam, war der Tag rum. Die angedachte Direktverbindung Basel-London wäre auch nicht schlecht. LG

  4. Waren unlängst auch für ein paar Tage in Paris. Freunde treffen, einfach herumschlendern und dies und das entdecken. Den Menschen interessiert über die Schulter sehen. Und im Falle Paris unbedingt ein Apartment buchen, denn für kochwütige ist Paris ein Paradies.

  5. Mit 17 bin ich mit meiner Mädels-Gang zum Jim Morrison-Grab gepilgert – heute würde ich Oscar Wilde dort aufsuchen. Aber der Ort als solcher ist allein ein Besuch wert – wie halt auch Paris, stimmts

  6. Ich finde Friedhöfe auch sehr spannend! Und, ja, ich geb’s zu – ich habe die beiden von Jim Morrison und Edith Piaf besucht. Woher wusstest Du das??!!! 🙂

  7. Ich war vor etlichen Jahrzehnten in Paris mir meinem damaligen Freund – er ein bekennender Nekrophiler 🤩und wir mussten natürlich einige Friedhöfe aufsuchen- Pere Lachaise sowieso, mit vielen Grabbesuchen, aber auch den „Friedhof der Namenlosen “ – meist schwangere Mädchen, die aus der Seine gefischt wurden, mit einfachen hölzernen Grabkreuzen… – und, wirklich sehenswert: den sog. „Hundefriedhof“, auf dem auch Katzen, Kanarienvögel etc. begraben sind, einige mit ähnlich beeindruckenden Behausungen wie auf dem Pere Lachaise, in deren Marmor z.B. Inschriften wie folgende eingemeißelt sind : „Er war der einzige treue Freund in meinem einsamen und verpfuschten Leben…“ tja…
    Ich hoffe, wir bekommen von Dir noch ein paar – vielleicht auch kulinarische ? Impressionen – sage ich jetzt mal ganz egoistisch – tsts… denn Paris steht bei uns nach langer Zeit ganz oben auf der Liste, aber wie auch immer, Euch noch einen schönen Sonntagnachmittag und liebe Grüße

    Gila

  8. Viellen Dank für gefühlvolle und informative Reiseberichte. Lese ich genauso gern wie deine Rezepte. Chapeau! Weiter so und liebe Grüße an Frau H!
    Christoph aus Österreich

  9. Lieber Herr Robert!
    Danke für den Tipp mit Basel.
    Ich habe schon wieder eine neue Idee.
    Wir sind im Jänner von Wien nach München und eine Nacht im Hotel geblieben, da sehr zeitig ein TGV direkt fährt und man somit nicht der DB ausgeliefert ist.
    Ich koche immer in den Airbnb Wohnungen, da ich mit Küchenmesser und Safran verreise.
    Es gibt in Paris „DEHILLERIN“ den perfekten Laden für Köche. (Onlineshop)
    Die neuen Messer sind extrem gut und sie waren auch im Vergleich sehr gut im Preis.
    Die Füße tun mir jetzt auch noch weh, sobald ich an unsere Spariergänge denke.
    Ich habe sogar neue Laufschuhe bekommen.
    Wir sind vom 2.Arr.zum Père Lachaise marschiert.
    Das war vom Gefühl her halb Paris in ein paar Stunden.
    Die Zugfahrt war dann die reinste Erholung.
    Kennen Sie die Rue Montorgeuil?
    Dort gibt es einen Delikatessen Laden nach dem anderen. (Fisch, Käse, Tee, Süsses etc.)
    Ausserdem waren wir mehrmals bei Plaq, die beste heiße Schokolade die wir bis jetzt getrunken haben.
    Der Laden ist in der Rue du Nil, ebenfalls im 2.Arr.
    Danke für Ihre immer wieder tollen Berichte und Rezepte.
    LG aus Wien

    1. Auch wenn wir immer wieder die Metro für längere Strecken benutzt haben, sind täglich über 20’000 Schritte zusammengekommen. Eine Stadt lernt man nur zu Fuss kennen. Ausser dem Plaq haben wir alle erwähnten Adressen besucht. LG

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit Deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Twitter-Bild

Du kommentierst mit Deinem Twitter-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit Deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..