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Cavatelli con Friarelli

Cavatelli con Friarelli 2016 01 25_0074

Ein Jahr ist es her, dass ich in mühsamer Handarbeit eigene Cavatelli (Malloreddus) zubereitete (siehe hier) und dabei von einem Maschinchen schwärmte, mit dem man diese ruckzuck herstellen könne. Kurz vor Weihnachten erhielt ich von einem Leser aus Graz die Anfrage, ob ich sein Maschinchen als Geschenk wolle. Er brauche es nicht mehr. Natürlich wollte ich. 🙂

Hier eine erste Ladung Cavatelli (Gnocchetti sardi). Dazu eine Art Pesto aus fein gehackten Friarelli. Friarelli nennen die Neapolitaner die jungen Blütenstände von Cime di rape, der italienischen Version von Rübstiel. Das Gemüse wird in Apulien zu Pasta wie Orecchiette oder Strascinati serviert. Nur besitze ich dafür kein Maschinchen.

Cavatelli con Friarelli


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Zutaten
für die Cavatelli:
150 g Weissmehl
150 g Hartweizendunst (semola rimacinata)
150 g warmes Wasser
wenig Salz

für den „Pesto“:
200 g Friarelli oder Cima di Rapa
180 g Cavatelli (gekaufte schmecken genau so gut)
2 Knoblauchzehen
1 kleiner Peperoncino
3 EL Olivenöl
Salz, schwarzer Pfeffer
Pecorino frisch gerieben

Cavatelli con Friarelli 2016 01 22_0064
für Maschinchenversteher: Alu-Druckguss, Nylonrollen, Cavatelli

Zubereitung
für die Cavatelli:
(1) Mehle und Salz mischen und mit warmem Wasser in der Küchenmaschine zu einem glatten Teig kneten. Sobald sich nach 5-10 Minuten die Krümel zusammenballen und am Knethaken eine kompakte Kugel bilden, kann der Teig entnommen werden. 5 Minuten von Hand auf einem Holzbrett nachkneten, dann in Folie einschlagen und 30 Minuten ruhen lassen.
(2) Aus 50 g Teigstücken 1 cm dicke Würstchen formen (rollen) und durch die Maschine drehen. Das Maschinchen war mit meinem Teig unzufrieden, offenbar war er eine Spur zu feucht, die Cavatelli klebten in der Maschine zusammen. Fehler Nr. 1.
Dem Maschinchen liebevoll zureden, mit der Hand über das Antriebsrad streicheln, den produzierten Ausschuss in einem Hauch Pastamehl wälzen, wiederum zu einer Rolle formen: Voilà. Geht doch.
(3) Ich hab sie auf einem Pastatrockner 3 Tage bei Raumtemperatur getrocknet. Fehler Nr. 2. Siehe unten.

Cavatelli con Friarelli 2016 01 25_0070
Friarelli

für den „Pesto“:
(4) Stauden waschen und sehr grob zerkleinern.
(5) 2 L Wasser aufkochen, salzen und Gemüse etwa 3 Minuten sprudelnd kochen, bis es knapp gar ist. Mit Siebkelle abschöpfen und kalt abschrecken. Etwas ausdrücken und fein hacken. Beiseitestellen. Wasser nicht weggiessen, sondern zum Kochen der Pasta verwenden.
(6) Pasta im Kochwasser garen, bis sie al dente sind.
(7) Indessen Knoblauch und Peperoncino sanft im Olivenöl erhitzen.
(8) Pasta abgiessen, wieder in den Topf geben, gehackte Friarelli und das aromatisierte Öl untermischen und auf der noch warmen Herdplatte alles heiss werden lassen. Mit Pfeffer nachwürzen. Mit Pecorino bestreuen.

Die Friarelli kommen fein gehackt viel besser zur Geltung als in groben Stücken. Man sollte die cavatelli frisch zubereiten und frisch verbrauchen. Mein Vorgehen, sie zwecks Vorratshaltung  zu trocknen, machte sie trotz über 15 minütiger Kochzeit ziemlich bissfest, wie man das in Italien liebt oder wie man das in den USA mit „chewy“ umschreibt. Dabei wäre es in der Anleitung gestanden: Se poi volete ottenere dei cavatelli piu morbidi, cuoceteli non appena fatti. Das nächstemal mache ich das besser. Euch kriege ich schon noch weich. Vedremo.

Malloreddus, Gnocchetti sardi mit Linsen und Tomaten

Malloreddus

An Malloreddus, den sardischen Gnocchetti, hatte ich mich in meinen Anfängerzeiten schon vergeblich versucht. Damals gerieten mir die kleinen Gnocchi zu dick und setzten sich, trotz einer Kochzeit von über 20 Minuten, kaugummiartig im Gaumen fest. Worauf ich die Finger von den „Malloreddu“ liess.  „Out of fingers, out of mind“. Pleiten einfach zu vergessen, konnte man sich früher noch leisten. Moderne foodblogger gehen Misserfolge heute anders an. Sie machen aus der Nudel ein Projekt. Dann wird ein Bündel zielgerichteter und abgestimmter Tätigkeiten in Angriff genommen. Schwierigkeiten, Fallgruben und Zwänge werden kühn umgangen, um das Vorhaben (die gelungene Nudel) termingerecht dem erfolgreichen Abschluss entgegen zu führen. Das kann ich nicht, lasse mich lieber ziel- und projektlos durchs kochende Internet treiben. Greife auf, was mir gerade gefällt.

So bei Micha vor Weihnachten. Ganz ohne Brimborium sind ihr schöne Malloreddus gelungen. Ein jedes der Malloreddu sieht aus wie das andere.  Geometrisch perfekte Hohlzylinder mit seitlicher Öffnung wie im Italien-Kochbuch der Sabine Sälzer. Die gefielen mir. Und inspirierten zum Nachkochen.

Allerdings nach eigener Technik. Kochbüchern über Italien traue ich nur, wenn sie von Italienern geschrieben sind. Den Pastateig walzte ich auf eine Dicke von ca. 1,5 mm herunter, mit einem 2 cm Ausstecher stanzte ich kleine Kreise aus, die ich dann über ein Gnocchibrett abzog. Das Ergebnis waren kleine und vor allem gleichmässig dünne Malloreddus, die jedoch im Aussehen eher an Cavatelli rigati erinnern, da mein Gnocchibrett zu grob kanneliert ist.

Fleisch- bzw. Wurstragout brauchten auch wir keines. Der leichte Safrangeschmack der Gnocchetti harmoniert auch in einem vegetarischen Gericht wunderbar zu den orangig-tomatigen Linsen. Sowohl Tomatenpassata wie die confierten Tomatenfilets stammen aus eigener Kleinst-Produktion vom letzten August.

Malloreddus mit Linsen und Tomaten


Malloreddus 2015 01 12_6798
Zutaten
für den Teig:
150 g Hartweizenduns (De Cecco, rimacinata)
50 g Weissmehl
1/2 Sachet Safranpulver (60 mg)
90-100 ml lauwarmes Wasser
Prise Salz

für die Tomatensalsa:
3 Elf. Orangenöl
30 g Schalotte, fein gehackt
30 g Karotten, fein gewürfelt
30 g Stangensellerie, fein gewürfelt
1/2 Chili, fein gewürfelt, ohne Kerne
30 ml Orangensaft
2 dl Tomatenpassata
Salz, Pfeffer
ca. ein Dutzend Tomatenfilets, confiert

für die Linsen:
80 g grüne Linsen, erlesen
Meersalz

30 g zerbröckelter Fetakäse

Zubereitung
(1) Die Mehle und Salz mischen. Safran im Wasser lösen bzw. suspendieren, zu dem Mehl geben und daraus einen festen, nicht klebrigen (!) Teig kneten. 1 Stunde im Kühlschrank ruhen lassen.
(2) Mit der Pastawalze 1-1,5 mm dicke Platten ausrollen, mit einem kleinen Ausstecher 10 Cent-grosse Kreise ausstechen. Die Kreise mit dem Finger aufs Gnocchibrett drücken, so dass am Rand ein kleiner Wulst entsteht und dann mit dem Finger über den Brettrand abziehen. Möglichst kein Mehl verwenden.
Wer einen geeigneten Finger hat, kann sich das Ausstanzen ersparen, den Teig in Portionen zu einem 1 cm dicken Strang ausrollen, davon ca.3 mm dicke Scheibchen abschneiden und die über das Gnocchibrett abziehen. So machen es die sardischen Mammas.
(3) die Gnocchetti auf einem Trocknungssieb 2 Tage an einem warmen Ort durchtrocknen lassen.

für die Salsa:
(4) Schalotte, Karotte und Selleriestange im Orangenöl farblos andünsten. Mit dem Orangensaft und der Salsa ablöschen und ca. 45 Minuten leise simmern lassen. Würzen mit Salz und Pfeffer. Ggf. wenig Wasser nachschütten.

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meine (aufgetauten) Sommertomaten

für die Linsen:
Linsen in schwach gesalzenem Wasser während etwa 20 Minuten weichkochen, abschütten und zur Tomatensalsa geben. Die Tomatenfilets im letzten Moment dazugeben und aufwärmen.

finish:
Die Malloreddus in gesalzenem Wasser al dente kochen (bei mir ca. 14-15 Minuten), abgiessen, mit der salsa mischen und mit etwas Feta oder Schafkäse bestreuen.


Schneller und vor allem perfekter ginge die Herstellung der Malloreddus mit einem Maschinchen. Der output (nun rede ich auch schon wie ein Projektmanager) liesse sich damit mindestens um den Faktor 12 steigern. Aber was machen mit so vielen Malloreddus ?