Türggenribel

Türggenribel mit RatatouilleChristoph Columbus entdeckte den Mais in der Karibik und brachte die ersten Pflanzen nach Europa. Zunächst wurde er in Spanien und Italien angebaut, ersetzte wegen des höhern Ertrags in armen Schichten der Bevölkerung den teuren, raren Weizen. Später gelangte er in den Orient und zuletzt auch nach Mitteleuropa. Im 17. Jahrhundert langte er im föhnigen Rheintal an. Hier fand die wärmeliebende und robuste Maispflanze klimatisch ideale Bedingungen vor. Allmählich wurde der Türggen (von der Bezeichnung «grano turco», türkischer Weizen) rasch das Hauptnahrungsmittel der ärmeren, bäuerlichen Bevölkerung. Mit der neuzeitlichen Ernährung (Pasta) wäre er fast verschwunden, wurde als Arme-Leute-Gericht (Spottname: Hühnerfutter) zunehmend verschmäht. Dem Einsatz der Vereinigung Rheintaler Ribelmais ist der Beginn einer Renaissance zu danken, die in der Erlangung des AOC-Labels im August 2000 einen grossen Erfolg zeitigte. zum Rezept:

Zutaten
500 g Rheintaler Ribelmais (ersatzweise Bramata Mais)
3 dl Milch
4 dl Wasser
1 gestr. Elf. Salz
30 g Butter
5 Elf. Halbrahm

Zubereitung
(1) Mais in eine Schüssel vorlegen. Milch, Wasser und Salz miteinander aufkochen und damit den Mais überbrühen. Mindestens 3 h zugedeckt quellen lassen. (Oder Polentaresten verwenden).
(2) Die Hälfte der Butter in einer grossen Bratpfanne erhitzen und die Mais-Masse bei mittlerer Hitze langsam rösten. Geduld ! Wenn was ansetzt, laufend loskratzen. Den Rest der Butter portionsweise zugeben. Die Masse mit 2 flachen Holzschäufelchen immer wieder zerteilen (ribeln). Mit dem Verdunsten des Wassers wird die Masse immer trockener und lässt sich mit der Zeit in kleine Brösel zerteilen.Ribel in der Pfanne
(3) Nach etwa 30-40 Minuten, wenn der Ribel beinahe fertig geröstet (knusprig goldgelb) ist, den Rahm zugeben und nochmals kurz anrösten. Am Schluss knallts etwas wie bei Popcorn.

Anrichten
Der Türggenribel ist eine eher trockene, knusprige Angelegenheit und braucht eine nasse Beilage. (ich rede nicht vom Wein, das wäre ein anderes Thema). Übliche Beilage ist ein Apfelmus. Wir hatten noch etwas übriggebliebene Ofen-Ratatouille. Passte ausgezeichnet. Wäre der Mais so rar wie Kaviar, würde man ihn ebenso schätzen. Ich esse jedenfalls viel lieber Mais als Kaviar. In diesem Rezept schmeckt Mais so richtig konzentriert nach Mais.

15 Kommentare zu „Türggenribel“

  1. Das kenne ich gar nicht!Ist keine Polenta und auch kein Popcorn….Für Nicht Schweizer, wie wird denn dieser Türggenribel verkauft? Also Puder, Flocken?

    So wie Du es beschreibst, könnte ich mich damit sehr schnell anfreunden!!!

  2. @bolli: das ist ein ganz gewöhnlicher Maisgries. Auch der AOC-Ribelmais. Dieser basiert einfach auf den im Rheintal und in Liechtenstein angebauten, genetisch althergebrachten Sorten. Wenn Du den Ribelmais nicht bekommst, kannst Du ohne Weiteres Polentagries, oder notfalls sogar ungewürzten Rapid-10-Minuten-Mais verwenden. Ausgangpunkt ist immer eine Polenta, die langsam trockengeribelt wird.

  3. Also, denn Rapid 10 Minuten Mais lass mal sein…Sowas gibt’s hier nicht im Haus…

    Aber Maisgries habe ich, dann weiss ich ja Bescheid! Meinst Du, mal kann es auch als Nachtisch, also süss, verwenden?

  4. @bolli: auf dem link Rheintaler Ribelmais (oben) hats noch süsse Ableitungen. Und normalerweise isst man ihn ja mit süssem Apfelmus als Hauptgericht. Mit Zucker ansüssen würde schon gehen, wichtig ist einfach was Nasses dazu, sonst bleibt er im Halse stecken. Zwetschgen-kompott etc.
    Rapid-Mais: Habe zuweilen solche Verirrungen.

  5. Tschuldigung liebe bolli und lamiacucina aber ich hät da mal ne frage, in bollis blog wird öfter mal von einem gewürz mit namen „espelette“ gesprochen! in wiki kommt ne stadt und dann der hinweis auf piment. ist „espelette“ mit piment gleich zusetzen? wäre schön über antwort. sonst danke ich für beide blogs und freu mich darauf, sowohl zum anschauen aber auch nachkochen!
    Richard

  6. @Richard: ich weiss auch nicht warum die bolli immer espelette in ihre Speisen schüttet. Bei den Kochpiraten findest Du eine gute Erklärung was espelette ist. http://www.kochpiraten.de/wissen/Piment%20d%27%20Espelette.html
    Eigentlich sind es nur kleine, besonders scharfe und würzige Chilischoten die mitsamt den scharfen Kernen gemahlen werden. Habe ich nicht in meinem Gewürzschrank. Wäre mir sowieso zu hot.

    Piment, unser Nelkenpfeffer, ein Gewürz, das ich überall reinschütte, ist etwas ganz anderes: http://www.kochpiraten.de/wissen/Piment.html

  7. Verzeiht mir, liebe Kochfreunde, meine Klugscheisserei, aber ich muss zart Widerspruch erheben:
    Kerne von Chilis sind niemals scharf, da sie kein Capsaicin enthalten, insofern irren auch die Kochpiraten, genau wie bei der Behauptung, die spanische Version des Piment d’Espelette sei der Pimenton de la Vera; dies ist nämlich gemahlener, geräucherter Paprika. (sehr lecker übrigens, den schütte ich an manche meiner Frikadellen)
    Piment gehört für mich auch unbedingt an Gulasch oder Schweinsbraten, sowie an meine Jerk-Gewürzmischung.

  8. @fressack: danke für den Hinweis, Duttenhofers Bernd behauptet das mit den Kernen zwar auch immer und er isst viel mehr Chili als ich. Was ist denn Jerk-Mischung ?

  9. Espelette ist ein Pfeffer, der aus dem Baskenland kommt, uns zwar genau aus 8 Gemeinden, die auch eine AOC haben!Die Pimentsorte heisst Espelette und ist recht fruchtig. Er ist scharf wie Pfeffer aber nicht wie Chili oder Piment!, und schön rot.

    Man kann ihn hier in Frankreich eigentlich überall kaufen, meiner ist von Albert Ménès, hier die Wenseite: http://www.albertmenes.fr.
    Bitte nur den echten mit AOC kaufen, ansonsten ist es Pfusch!!!

  10. Ich bin auch ein großer Espelette-Liebhaber. Als Chilis finde ich sie eher mild. Es sieht wunderschön aus, wenn die ganzen Häuser in der Espelette-Gegend im Spätsommer mit den Chiliketten behängt sind. Aus den Samen ließen sie sich sogar bei uns im Bayerischen Wald problemlos ziehen.

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