Wurst-Käsesalat wird wie andere einfache Dinge meist unterschätzt. Dem Biergarten zugewiesen. Dabei liegt dessen Raffinesse gerade in seiner Einfachheit, vorausgesetzt die Qualität der Zutaten stimmt. So ist es nicht verwunderlich, dass sich Spitzenköche jeden Sommer wieder mit diesem Thema befassen. In jüngster Zeit wieder Karl-Josef Fuchs in Nachgesalzen mit comments die sich wesentlich interessanter lesen als die vergangenen Nachrichten von der G-7-Konferenz. In der „NZZ am Sonntag“ vom 27. Mai 2007 meldet sich Stefan Wiesner vom Gasthof Rössli in Escholzmatt zu Wort. Der verschlossene Tüftler aus dem Entlebuch, Erfinder der geräucherten Schneesuppe und anderer skurriler Einfälle, präsentiert einen witzigen Wurst-Käsesalat mit Apfelwürfeln, Baumnüssen und Lindenbaumblättern. Da ein solcher Baum vor unserm Hause steht, der Nachschub für die nächsten 50 Jahre somit gesichert ist, ein Grund mehr, das Rezept auszuprobieren. Wer Zeit hat, kann sich das Video des Schweizer TV anschauen (link im Abschnitt Reise zu den 4 Jahreszeiten) um zu sehen, wie Stefan Wiesner Schnee räuchert. Verrückt ? Genial ? zum Rezept:
Zutaten (2 Personen)
2 gute Cervelats, geschält, halbiert, geschnitten (notfalls die fade Lyoner-Wurst)
60 g Alpkäse, möglichst gereift: ich nehme Sbrinz, 18 Monate alt, in Streifen gehobelt
40 g Apfelwürfel mit Schale
20 g geröstete Baumnüsse, grob zerbrochen
1 Rote Zwiebel in feine Ringe geschnitten
1 Handvoll Lindenbaumblätter, junge Triebe, gewaschen, gezupft oder geschnitten. Wiesner empfiehlt die zarteren Blätter der Sommerlinde. Keine Ahnung ob unsere Linde eine Sommer-, Winter- oder einfach eine ordinäre Schweizer Linde ist. Mal schauen.
für die Sauce:
Baumnussöl, K-J. Fuchs hält eher auf Sonnenblumenöl, Ich habe weder noch und nehme 4 Elf. Olivenöl, Apfelessig aus der Barrique: ich nahm 3 Elf. einer Mischung aus gewöhnlichem Obstessig und Apfelbalsam (schon wieder von Gölles).
Fleur de sel
Pfeffer aus der Mühle
Zubereitung
ähhm…wie man eben einen Wurstsalat zubereitet. Wurst und Apfelstücke gut mit dem Dressing mischen. Rest dazu geben.
Anmerkungen
Die Linde vor dem Hause war doch eher die zähere Winterlinde. So skurril die Lindenblätter erscheinen mögen, sie haben in diesem Salat was für sich. Ist es der krautige Geschmack oder der taktile Auftritt ? Ein sehr guter Wurstsalat ! Wer keine Linde vor dem Haus hat, der nehme Allerwelts-Rucola und höre sich dazu Franz Schuberts Vertonung des wunderschönen Liedes „Der Lindenbaum“ aus der Winterreise an:
Am Brunnen vor dem Tore,
Da steht ein Lindenbaum;
Ich träumt in seinem Schatten…usw.
aber bitte nicht von dem pathetisch-deklamatorischen Fischer-Dieskau oder schlimmer noch, von den Fischer-Chören, sondern von Thomas Hampson herzergreifend gesungen ! (link auf seine homepage mit andern Audio-clips). Auweia, das war jetzt ein grosser Sprung vom Wurstsalat auf die Winterreise.
Wow! Das ist ja genial! Lindenblätter……Warum eigentlich nichtt? Und es hat Dir ja geschmeckt, jetzt muss ich hier nur noch Linden suchen!
Cervelat gibt’s hier ( ist doch in D. die gemeine Fleischwurst, oder?à Sbrinz gibt’s nicht, aber es mangelt ja nicht an Käse….
Werde ich unbedingt ausprobieren, zur Not auch ohne Blätter!!!
Cervelat ist Rind- Schweinefleisch, Rückenspeck und Schwarte gecuttert mit den üblichen Zusätzen. Kurz geräuchert dann gebrüht. Billigwurst, aber wenn gut gemacht dann gut. Reifer fester Alpkäse geht ebensogut. Im Jardin du Luxembourg wird es wohl ein paar Linden haben. Sonst würd ichs mit ungespritzten Rebenblättern probieren. Und die sollte es in F doch geben ?
Dann meinen wir die selbe Wurst! Habe eine gute charcuterie hier, bei denen schmeckt die Wurst!
Falls die Blätter nicht von der Reblaus befallen sind, ja!
Werde mal schauen, ob’s im jardin Linden gibt……
Also wenn man an einem Lindenast anfängt zu kauen, kommen einem, ehrlich gesagt, schon Bedenken, was das soll. Aber fein zerrissen oder chiffoniert im Wurstsalat passts. Der allerwitzigste von Stefan Wiesners Einfällen ist aber seine Steinsuppe aus ausgekochten Bachbettsteinen, die ihr Aroma vermutlich vom anhaftenden Moos hat.
So jetzt muss ich weg. Muss das hungrige Murmeltier, dass am Nufenenpass wartet, mit einer Banane füttern.
Steinsuppe, na ich weiss nicht, wird sich mein Zahnarzt freuen…
Und ich muss jetzt zum Geflügelhändler radeln und die Bressetauben holen…..Die Du noch nicht plattgefahren hast!
Na sagt mal, Jungs&Mädels, was ist denn heute in Euch gefahren?! Erst Pasta mit Aprikosensoße und jetzt mein guter alter Wurstsalat mit Lindenbaumblättern. HILFE
:)) :)) :))
Das ist ja mal wirklich – interessant….
Baumnüsse sind wahrscheinlich Walnüsse, nehme ich an. Und da es sonst ja nichts auszusetzen gibt (Olivenöl?) können wir uns wenigstens darüber lustig machen, dass lamiacucina bei allem noch die Zeit hat, 18 Monate lang den Sbrinz zu hobeln….
Ja, ja, die Interpunktion….
Und da waren es nur noch 7. 😉
Schade, dass der Lindenbaum meiner Grossmutter so weit weg steht.
Bin auch Deinen Blog gestossen und begeistert. Das Wurstsalatrezept wird gleich ausprobiert – und weitere auch. Werde sicher wieder reinschauen.
@BerlinKitchen: lieber Martin, mach Dich auf Weiteres gefasst. Danke für den „Jungs“, bin ja schon im Altersheim angemeldet.
@fressack: Da hab ich ja Schwein gehabt, dass ich nicht den 24-monatigen Sbrinz gehobelt habe. ;-). Ist korrigiert.
@La olla suiza: Das muss wohl die zorra sein, warst vor ein paar Wochen zuhause und hast keine Lindenblätter mitgenommen? Hab auf Deinem Foto jedenfalls keine gesehen.
@schneeflocke: Tu das. Aber auf eigene Verantwortung.
Ja, laollasuiza, bin auch ich. Und nein ich habe keine mitgenommen. Ich wusste nämlich gar nicht, dass man die essen kann. 😉