Weinrallye 17: Weine der letzten EU-Beitrittsländer

Melnik uniqato Damianitza 2001
Melnik uniqato Damianitza 2001

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Heute ist wieder Weinrallye, ein Tag, an dem von an Wein interessierten Weblogs über ein zuvor bestimmtes Thema geschrieben wird. Das neue Thema: Ein Wein aus einem der letzten EU-Beitrittsländer. Der event diesmal ausgerichtet durch Svetlana von myexperience4u.

Kein Schweizer Wein. Ein Wein aus Regionen, von denen ich noch nie etwas gekostet habe. Als erstes habe ich die üblichen Billig-Discounter abgeklappert. Fehlanzeige. Die alten EU-Mitglieder besetzen die Regale. Bei den ersten drei Weinhändlern wiederum nichts. Via Internet bin ich beim Weinhändler meines ehemaligen Vertrauens doch noch fündig geworden. Ein Rotwein aus Bulgarien. Der gewünschte Merlot (auf fremdem Gelände orientiert man sich gerne an Vertrautem) war nicht mehr erhältlich, einzig ein paar Flaschen Melnik waren noch vorhanden. Der Verkäufer sichtlich froh, dass er mir gleich zwei der beharrlich an Lager liegenden Flaschen verkaufen durfte. Kein gutes Omen. Folgejahrgänge nicht mehr vorhanden, das konnte ja lustig werden.

Eine Recherche im Internet orientierte mich über die Rebsorte: die autochthone Shiroka Melnishka Loza, kurz Melnik, nach der im Süden Bulgariens liegenden Weinhauptstadt Melnik benannt, die nur ein paar Kilometer entfernt von der Grenze zu Griechenland liegt. Die Gegend liegt auf dem gleichen Breitengrad wie die Toskana und Bordeaux und weist somit ähnlich gute klimatische Voraussetzungen auf für den Weinbau. Der Südwesten Bulgariens kann auf eine lange Weinbautradition zurückblicken, Weinbau wurde schon in Zeiten der Thraker betrieben.

Die Weinkellerei Damianitza, 1940 gegründet, in kommunistischer Zeit der Massenproduktion verpflichtet, wurde gleich nach der Übernahme durch Philip Harmandjiev mit finanzieller Unterstützung eines Fonds der Europäischen Bank für Wiederaufbau modernisiert.

2001 Melnik aus der uniqato-Linie der Damianitza Winery: Gemäss Etikett: 13% Alkohol, 10 Monate in bulgarischen und französischen Eiche gelagert:  dunkles Rubin mit Purpurschimmer -erstes Staunen, ich hatte braun erwartet-, opulente, weiche, konfitürenfruchtige Nase, Kirschen, Pflaumen, Holunderbeeren. Im Gaumen Dörrfrüchte, weiche Tannine, Gewürze, breit. Mich erinnert der Wein ein wenig an eine Assemblage aus einem guten argentinischen Malbec, Morellino di Scansano und einem Douro aus Touriga Nacional und Tinta Roriz. Ein erstaunlicher Wein für 23 Franken. Nicht für jeden Tag, nach einer halben Flasche (für zwei) zeigt sich Sättigung. Als Begleitung für meine schweizerisch-bulgarischen Sarmi war er zu üppig. Vielleicht hol ich mir die restlichen Flaschen, aber mit Auslaufrabatt.

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5 Kommentare zu „Weinrallye 17: Weine der letzten EU-Beitrittsländer“

  1. Mir ging es wie Dir – es war äußerst schwer, einen Neu-EU-Wein zu bekommen. Die zwei Probeflaschen, die ich nach langer Suche gefunden und mir ausgesucht hatte, landeten im Abfluß … ohne Worte …
    Schön, daß Du einen „gschmackigen“ gefunden hast.

  2. Ich habe auch erst kürzlich das erste Mal einen bulgarischen Rotwein getrunken und finde es schade, weil davon viel zu wenig am Markt zu finden ist.
    Von meiner Blogfreundin Bulgariana habe ich allerdings eine Adresse in Wien bekommen, die eine gute Auswahl bietet. Ich sollte endlich dorthin pilgern und ausprobieren.

  3. Na, das klingt ja nach einer guten Entdeckung – nichts wie hin, in den Laden! Und das Rezept zum Wein werde ich mir merken, für’s nächste Jahr. Schließlich mangelt es mir einen großen Teil des Jahres nicht an Weinblättern, dazu noch ungespritzt, da könnte es im nächsten Jahr eine Abwandlung à la Lisson geben! Für den Moment ist es leider zu spät, die Blätter sind in den letzten stürmischen Tagen denn doch gefallen…

  4. @Nathalie: das muss man sich nicht antun.

    @entegut: Wien liegt ja in der Nähe von Bulgarien 🙂

    @Iris: zum Rezept hätte ich lieber einen Weisswein gehabt.

    @Wolf: es sind noch nicht alle Produzenten in der freien Marktwirtschaft angekommen.

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