Weinrallye 23: Winzerinnen-Wein

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[das ist ein noch vor dem Unfall von Frau L. aufbereiteter Beitrag, meine aktive Blogtätigkeit ist derzeit vorübergehend stark reduziert]

Heute ist Weinrallye, der Tag, an dem von an Wein interessierten Weblogs über ein zuvor bestimmtes Thema geschrieben wird. Heutiges Thema: Weine von Winzerinnen. Der event, der diesmal leider zum letzten Male stattfindet, ausgerichtet von der Vollblutwinzerin Iris vom Weingut Lisson.

Lieber hätte ich eine Flasche von Iris geöffnet, das ging mangels Flasche nicht, so wurde es eine Flasche der Merlotcuvée Balin von Anna Barbara von der Crone aus dem Tessin. Und das war kein schlechter Griff ins Weinregal.

Nach dem Studium der Agronomie an der eidgenössischen technischen Hochschule in Zürich zogen Anna Barbara von der Crone und ihr Mann Ueli Kopp 1994 ins Tessin. Im Mendrisiotto (Gorla) und dem Sopraceneri (Sementina) begannen sie ihre zugekauften Rebparzellen zu bewirtschaften. Ihr erster Jahrgang war der 1995-er. Nach zwei, drei Jahren durften sie sich bereits unter die Tessiner Spitzenwinzer einreihen.
Aber es kam alles anders. Ihr Mann wurde 2002 auf einer Bergtour durch eine Lawine getötet und Anna Barbara von der Crone war mit ihren vier Kindern auf sich alleine gestellt. Allen Widrigkeiten des Lebens zum Trotz machte sie weiter, unterstützt von Familie und Freunden. Setzte auf die Fortführung des Weinbaus. Ein Winzerkollege, Paolo Visini, der eben seine Weinfachausbildung an der ZHAW in Wädenswil abgeschlossen und im Tessin in der Nähe zwei kleine, gepachtete Parzellen bewirtschaftete, unterstützte sie in ihrem Vorhaben. Daraus ist erst eine berufliche Partnerschaft hervorgegangen, später wurden die beiden Weingüter zusammengelegt, und mittlerweile ist daraus eine private Partnerschaft entstanden. Fast ein Märchen.

Heute werden 8 ha Rebland kultiviert, verteilt auf Parzellen an 4 Orten. Hauptsorte ist der Merlot, daneben etwas Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc, Petit Verdot und Malbec sowie Arinarnoa, eine Kreuzung zwischen Merlot und Petit Verdot, die in Assemblagen Verwendung findet. In den kühleren, höheren Lagen werden weisse Sorten angebaut Viognier, der Sauvignon blanc, Arneis und Kerner.

Mein Wein: Balin 2006, Cantina Kopp von der Crone Visini, 6917 Barbengo.
Traubensorten: 95% Merlot, 5% Arinarnoa und Cabernet Sauvignon.
Ausbau: Gärung und lange Maischenstandzeit in Edelstahltanks, gesteuerte Temperaturkontrolle. Ausbau und Reifung in Barriques für 16 Monate.

Kräftiges Rubinrot, etwas hellerer Rand. Rote Früchte in der Nase, dazu ein überwältigendes Sommerbukett von Blüten. Im Gaumen kräftig, aromatisch, wiederum rote Beeren, Schokolade, Rauch, samtenes Tannin, lang anhaltendes Finale. Für mich die schweizerische Entsprechung des sexy Pomerols La Conseillante aus dem Bordelais. Bloss günstiger.

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Entgegen meiner Gewohnheit habe ich kein Gericht dazu gekocht. Aufgrund der Empfehlung einer NZZ-Degustation Schweizer Weine mit passenden Käsesorten haben wir den Wein zu einem unserer Lieblingskäse, einem mittelreifen Sbrinz, 24 Monate, und selbstgebackenem Basler Brot, 2-te Auflage hier gehts zum Rezept genossen. Mehr Zutaten braucht es nicht für ein märchenhaftes, kulinarisches Vergnügen.

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13 Kommentare zu „Weinrallye 23: Winzerinnen-Wein“

  1. Manchmal reicht ganz wenig zu einem großen Wein, selbst für große Köche und Esser! 🙂
    Weniger ist mehr.

    Wein ist notiert, der könnte in unsere Richtung gehen.

  2. Das sieht nach einer vollendeten Komposition von Wein, Käse und Brot aus. Da bekomme ich selbst am frühen Morgen Gelüste nach diesem Arrangement.

  3. It is very difficult to find Ticino wines here… I still have to discover that region.

    Cheers,

    Rosa

  4. Klingt sehr spannend! Beste Wünsche auch noch von mir an Frau L. unbekannter Weise 🙂

  5. Da hast Du recht, dass man da nicht mehr braucht – außer genügend Zeit um sich gemütlich hinzusetzen.

    Schon gut, wenn man ein bisschen was in petto hat …

  6. Ich fühle mich ganz besonders geehrt (und fast ein wenig beschämt), dass Du trotz des traurigen Unfalls von Frau L. noch an die Weinrallye (mindest das Postieren) gedacht hast. Und wieder mit einem so schönen Beitrag.

    Auch von mir natürlich die besten Genesungswünsche für Frau L. – hoffentlich kannst Du bald wieder ein Glas guten Weins mir ihr zusammen auf eine baldige volle Genesung trinken!

    Ich drücke aus Südfrankreich ganz fest die Daumen.

  7. @Nathalie: Wein, Brot und Käse ist hier ein Standardgericht 🙂

    @Mestolo: Wein doch lieber erst nach Sonnenuntergang sonst wird der Abend kurz.

    @Rosa: Geneva has its own vineyards.

    @wolfhos: Danke ! Sie läuft schon wieder.

    @the rufus: ein gut gefülltes petto ist von Vorteil.

    @Iris: beschämt ? wenn Iris zum Weinrallye ruft, ist es eine Ehre mitzumachen und die bietet sich nur an diesem einen Tag. Danke für die Wünsche, am Donnerstag nehme ich eine Flasche mit.

  8. Gerade ist mir bei der genaueren Betrachtung Deiner wie immer hochprofessionellen Wein-Fotos (Neid, Neid – bin gerade gestern erst wieder daran gescheitert…) aufgefallen, dass auf dem oberen Brot und Wein in der Speigelung im Glas vereint sind – sehr symbolisch.

    Habe meinen Probeschluck des Weinrallyeweins gestern abend übrigens im Stillen auf die „santé“ von Frau L. getrunken:-).

  9. Da läuft mir beim Anblick echt das Wasser im Mund zusammen………!

  10. @Iris: das war eher zufall, ich sehe es auch jetzt erst. Danke für den Gesundheitsschluck, ich nehme den von Frau L. auch gleich.

    @SchnickSchnackSchnuck: junger Sbrinz sieht so aus. Gealtert ähnelt er dem Parmesan und kann gebrochen werden wie jener.

    @Sabine: Wein, Käse und Brot sind in jeder Küche aufzutreiben.

  11. Guter Wein, Käse und Brot – Ein Klassiker im bestem Sinne!
    Die Bilder sind mal wieder wunderbar!

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