Gefährlich ist’s den Leu zu wecken, Verderblich ist des Tigers Zahn, Jedoch der Schrecklichste der Schrecken, Das ist der Mensch in seinem Wahn. [Die Glocke, Friedrich Schiller]
Im Titelbild der stolze Markuslöwe Venedigs, der über Wasser und Land schreitet und damit den Machtanspruch der mittelalterlichen Republik symbolisiert. Der Name des am Schlüsselberg 3 gelegenen Haus zum Venedig und das angebrachte Relief gehen wohl auf die Zeit des hier 1460 einwohnenden Handelsherrn Claus Gottschalk zurück, der vermutlich mit Venedig Handelsbeziehungen unterhielt. Steinerne Darstellungen dieser Art hatten im Mittelalter die Funktion, ein Haus leicht auffindbar zu machen.
In der Nähe befindet sich das Haus zur Mücke. 1348 erstmals urkundlich erwähnt, war das Haus zunächst ein Treffpunkt des Adels, wo sich die Rittersleut der Geselligkeit hingaben. 1439 beherbergte das Haus während des Konzils zu Basel die Kirchenväter, die hier das Konklave, das zur Wahl von Papst Felix V. führte, abhielten. Etwa um das Jahr 1475 wurde das Haus vom Rat Basels gekauft und danach als Tuch- und Kornhaus genutzt. Am Portal des Wendelstörfer Hofes (weisses Haus) am Rheinsprung schaut ein grauslicher Rokoko-Löwe auf den Vorübergehenden.
Am Rheinsprung 21 an der ehemaligen kleinen Augustinerschütte müssen sich die Löwen fest an das später angebrachte Wappenschild der Familie Bischoff anklammern, damit sie ihre Haltung ob des gotischen Textes nicht verlieren.
In der Rittergasse an der Fassade des Olspergerhofs habe ich zwei gefleckte Verwandte vorgefunden. Weiter stadtauswärts in der St. Alban-Vorstadt der Goldene Löwen. Dieses Haus wurde 1739 von den Handelsherren Abraham und Franz Legrand, den Abkömmlingen einer belgischen Refugianten-Familie, an der Aeschenvorstadt 4 erbaut und bewohnt. Unter Aufsicht der Denkmalpflege wurde das Haus 1957, zugunsten einer Strassenkorrektion, abgebrochen. Die behauenen Steine der Fassade, wie auch die besonders gestalteten Innenteile, zerlegt und magaziniert. 1960 wurden die Teile in einen Neubau an der St. Alban-Vorstadt wieder eingebaut. Der Löwe hats überlebt.
Bevor wir uns der minderen Stadt zuwenden, ein erster Umtrunk im Löwenzorn, einer beliebten, gutbürgerlichen Kneipe mit schönem Hofgarten und ordentlichem Wurstsalat.
An der Riehentorstrasse befindet sich das Gesellschaftshaus der Kleinbasler Ehrengesellschaft zum Rebhaus, seit 1388 die Trinkstube der „Räbhüsler“, einer Halb-Zunft, der sich seit 1304 die Rebleute und Ackerbauern der minderen Stadt rechts des Rheins, anschlossen. Dem Rebbau in- und ausserhalb der Stadt kam damals grosse Bedeutung zu. Der Wein zählte im Mittelalter wie Brot und Fleisch zu den Grundnahrungsmitteln.
Der Leu ist der Schildhalter der Ehrengesellschaft und erscheint auf dem Brunnenstock, im Stil der Spätrenaissance sowie in einer Wandnische. Auf der Hinterseite des Klingentalmuseums wurde das vor dem Abbruch gerettete Eingangstor des ehemaligen Zeughauses (Arsenal) am Petersplatz angebracht. Das Tor dient heute offenbar als Zwischenlagerstätte für den Festmüll der Stadt.
Lustig der Wandbrunnen am Staatsarchiv: ruhig lässt sich die Raubkatze in den Schlund schauen. Nicht zu vergessen die heute noch lebenden Verwandten dieser Raubkatzen, die mir auf meiner Wanderung durch die Stadt immer wieder wohlwollend begegnet sind.
Mußtest Du „Die Glocke“ noch auswendig lernen?
Danggscheen fir die interessanti Zämmefassig! Aber jetzt
Quillt der Segen,
Strömt der Regen,
Aus der Wolke, ohne Wahl,
Zuckt der Strahl!
(Gnueg) Zyt zum go Koche. E scheene Sunntig!
Basel, Stadt der Löwen … beeindruckend die Vielzahl an Raubkatzen, die sich dort an Häusern, Brunnen und in Nischen tummeln. Konkurrenz zu Venedig? -:)
Der kleine, „wohlwollende“ Verwandte ist gut getroffen; hat er gerade gemaunzt?
Danke für diese schöne und informative Sonntagswanderung.
Danke für Deine Baseler Fotosafari, hübsche Idee.
Kein Wunder, dass der Löwe zornig ist, wenn er magaziniert wurde. Aber die Geschichte ging für ihn ja noch erträglich aus. Danke für die schöne Sonntagsgeschichte
Thanks for sharing! Those shots are beautifula nd that cate is so adorable! I’d love to visit Basel…
Cheers,
Rosa
An Löwen mangelt es Basel ja nun anscheinend wahrlich nicht – beachtliche Zahl und wunderschöne darunter!
Vielen Dank fürs Mitnehmen auf deiner Wanderung durch die Stadt!
Was für eine nette Löwen-Tour! Die Glocke, auch nicht mehr vollständig im Kopf:-)))
Interessanter Bericht, Basel sicher einen Besuch wert!
Ja, den Gottschalk kenne wir auch …
@Nathalie: nein, ich hätte das auch nie gekonnt.
@Basler Dybli: wir sind wieder zurück, der zuckende Strahl aus den Wolken ist überstanden !
@Charlotte: es hätte noch viel mehr Löwen, genug für eine weitere Folge. Das Kätzchen hat wohlig die Sonne angegähnt.
@Franz: Danke, ist mir Ansporn, nach weitern Tieren zu suchen.
@Buchfink: das Lokal hat den Namen seit etwa 1780. Der Löwe hängt als Wirtshausschild vor der Türe.
@Rosa: I know where to find them 🙂
@Eva: wer nicht reist, muss sich an Ort und Stelle umsehn 🙂
@Heidi: damit brauchst Du Dich nicht zu plagen, Gedichte stehen im Netz.
@Johannes: gewiss 🙂
@the rufus: geistert der nach 500 Jahren immer noch rum, Fernsehen hat sich seither kaum entwickelt.
Hübsches Löwensammelsurium!
Hübsche Löwensammlung und sie sind alle schön handzahm.
Nie werden die Wappentiere beim Reißen der unachtsamen BürgerInnen abgebildet!
So viele schöne Löwen und nur ein tiger 😉
@Poulette:
@entegut:
wie Daniel in der Löwengrube.
@kulinaria: oh doch, wenn ich mich nur erinnerte, wo ich den gesehen habe.
@april: früher gabs keine Autos.
Es wird gespannt gewartet