An einem heissen Augusttag sind wir zum Schloss Landshut gefahren, nicht jenes Landshut, das im fernen Bayern liegt, sondern zu ‚unserem‘ Schloss Landshut. Das liegt etwa auf halber Strecke zwischen Solothurn und Bern. In einem Landschaftspark gelegen, der von zahlreichen Bächlein und Gerinnseln durchzogen ist und deshalb unter den alten Bäumen ein angenehmes Mikroklima verhiess.
Auf einem kleinen Molassehügel gelegen, wurde hier von den Zähringern im 12. Jhdt ein befestigte Anlage zum Schutz von Burgdorf erstellt. Später ging es in Kyburgischen Besitz über, bis es 1332 teilweise zerstört wurde und in die Hände verschiedener Berner Gläubiger gelangte. Heinrich Ziegerli, ein begüterter Simmentaler Käsehändler erwarb Schloss und Teile der Herrschaft Landshut und adelte sich nach damaliger Sitte nach seinem Herkunftsort Ringoltingen gleich selbst. Fortan nannte er sich Heinrich von Ringoltingen. Sein Grosssohn war übrigens der Autor der deutschsprachigen Bearbeitung der Verserzählung Die schöne Melusine. 1514 fiel die Herrschaft Landshut durch Kauf an Bern. Das Schloss wurde für die nächsten Jahrhunderte Landvogteisitz. Hier ein Bildauszug aus einem Gemälde des Berner Malers Albrecht Kauw.
Bis 1798 residierten hier 55 Landvögte. 1624-1630 wurde das Schloss neu gebaut. Nach 1798 wurden die Landvogteien aufgelöst, das Schloss gelangte für einige Zeit in Privatbesitz aus dem es vom Kanton Bern 1958 wieder zurückgekauft wurde. Heute beherbergt es das Schweizerische Museum für Jagd und Wildschutz. In den historischen Zimmern wird zudem Wohnkultur vorwiegend aus dem 17. Jhdt. gezeigt.
Erst machten wir einen Rundgang um das einzige Schloss im Kanton Bern, das rundum von Wasser umgeben ist. Alles dem Wassergraben entlang.




Danach genehmigten wir uns im Schlosshof einen Kaffee. Während sich Frau L. ganz im Stil einer Schlossherrin in Lektüre vertiefte, besuchte ich das Jagd-Museum mit eindrücklichen Exponaten wie Hirschfängern, Flinten, Büchsen, Jagdhörnern, Lockenten sowie Informationen über die Geschichte der Jagd und Falknerei.






In Teilen des Schweizer Mittellandes war ehemals eine Landschaftsnutzung mit Grasbau und einem hoch entwickelten Bewässerungssystem im Gebrauch. Im Oberaargu liegen die letzten in der Schweiz erhaltenen Wässermatten: regelmässig bewässerte Wiesen, gespiesen durch Grundwasserquellen und eine Vielzahl natürlicher und künstlich angelegter Wasserläufe. Diese wurden auch für Mühlen und Knochenstampfen genutzt. In einem der durch das Areal fliessenden Bächlein entdeckten wir ein hochstehendes Zeugnis menschlichen Erfindungsgeistes: ein heute noch funktionierendes, selbstschmierendes, unterschlächtiges Wasserrad.
Knochenstampfen hört sich gruselig an, was ist das? Das Wasserrad ist super!
Sehr hübsch. Ich sollte mich mal für längere Zeit bei meiner Schwester in Zürich einquartieren und von dort all diese schönen Ausflüge machen.
Danke für die vielen Tipps und die schönen Bilder.
Woraus schließt Du, daß der Nackedei friert?
Interessanter Bericht! Das Wasserrad, was es nicht alles gibt.
Schöner Bericht, wie immer, möchte gleich hinfahren. Ist die Zugbrücke historisch oder neu nachgebaut?
Another beautiful place I don’t know!
Grüsse,
Rosa
Wow, wo ihr euch wieder herumtreibt – das ist so wunderschön! Und die Fotos sind entzückend, ebenso kommentiert! 🙂 Danke für den schönen Ausflug!
Im Schloss des Herrn Ziegerli ließe sich doch sicher auch eine wunderbare Küche zum vierhändig kochen einrichten?! Und dort dann Herrn Karpfen jun. & sen.
zubereiten….
Wieder ein wunderschöner, interessanter Bericht. Schlösser (und Burgen) haben mich schon immer fasziniert und ein Wasserschloß mit Zugbrücke umso mehr. Das Programm (Rundgang, Museum, Kaffee im Schloßhof) wäre voll nach meinem Geschmack gewesen. Schade, daß „Landshut“ plötzlich so weit von hier entfernt ist :-).
Zum Knochenstampfen: wurden da Tierknochen für die Seifenherstellung zerstampft?
@SchnickSchnackSchnuck: Knochenstampfen waren Vorrichtungen, um mittels Wasserkraft Tierknochen mit Hilfe von Stösseln zu Knochenmehl zu zermörsern. Das Mehl wurde mit Wasser ausgekocht, das darin enthaltene Fett zum Seifensieden, die beim einkochen entstehende Gelatinelösung als Leim (deshalb hiess der Beruf: Leimsieder) und der Rückstand als Dünger verwendet. Recycling früher.
@Alex: so schnell wie ich neue Berichte schreibe, kommst Du mit nachreisen gar nicht nach 🙂
@Nathalie: weil der Ofen unbeheizt war.
@Hannes: Kinderkraftwerk.
@Erich: die Zugbrücke gehörte nicht zum alten Landvogteischloss. Die hat Niklaus von Wattenwyl sich 1815 beim Umbau des Schlosses zum Wohnsitz sich erbauen lassen, ist aber mittlerweile total erneuert. Heute schreiten ausschliesslich Brautpaare darüber.
@Rosa: Switzerland is far more as Geneva.
@Elisabeth: gerne geschehen. Mit meinen kleinen Sonntagsberichten erfreue ich gerne LeserInnen… und auch mich… als Erinnerung.
@Buchfink: Im heute vorhandenen, modernen Küchen-Office werkeln Caterer für die vielen Hochzeiten, die hier jedes Wochenende stattfinden.
@Charlotte: wenn Du Schlösser liebst, werde ich diese bei künftigen Ausreisen bevorzugt drannehmen. Antwort Knochenstampfen siehe ganz oben bei SchnickSchnackSchnuck.
Habe mir so etwas auch schon einmal als Domizil überlegt – aber die Betriebskosten … 😉
Ein wunderhübscher kleiner Ausflug, schön bebildert. Natürlich gefällt mir das Apfel-Wasserrad am besten. Das warst doch nicht du? ;-))
Jetzt wissen wir also, wo die schöne Melusine samstags immer ihr Bad nahm. Der Apfel war bestimmt kein Zufall 😀
Stellenweise erinnert es mich an Schloss Reinbek, die Nebenresidenz der Gottorfer Herzöge mit dem Mühlenteich und dem alten Baumbestand im Park. Es muss seinerzeit eine Ausgaben von Schöner Wohnen für Schlossherren gegeben haben, die recht inspirierend war 😉
Frau L. macht sich gut als Schlossherrin! 🙂
Danke für den schönen Sonntagsausflug – das Programm wäre auch nach meinem Geschmack gewesen!
@the rufus: wer auf einen tiefblauen Schlossweiher im Nachbargrundstück sehen kann, braucht kein eigenes Schloss.
@april: ich wars nicht, hätte es aber sein können.
@bee: so sehr ich ins Wasser geguckt habe, vom Schlangenleib der Melusine war nichts zu sehen. War ja auch nicht Samstag. Das Heft hiess „Pulcher habitare“ oder ähnlich.
@Eva: das macht der Florentinerhut 🙂
Richtig schön! Ich beneide Euch um Eure Ausflüge!
Ein wunderschöner Ausflug mit tollen Bildern! Karpfen senior könnte tatsächlich vom 20. Jahrhundert ins 21. geschwommen sein. Hab gerad gelesen, dass sie bis zu 50 Jahre alt werden können. Schmecken tun die dann wohl nicht mehr.