Weinrallye 27: Tankstopp

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Heute ist Weinrallye, der Tag, an dem von an Wein interessierten Weblogs über ein zuvor bestimmtes Thema geschrieben wird. Heutiges Thema: Weine von der Tankstelle. Der event ausgerichtet vom Winzerblog.

Als Vielfahrer bin ich häufig Besucher von Tankstellenshops, aber nur, weil sich ebenda die Kasse für den benzindurstigen Mäxle befindet.

So habe ich mich für einmal in die Schlange vergesslicher Hausfrauen, jugendlicher Alcopop-Konsumenten, Zeitschriftenkäufer, Kaugummikauer und Stehkaffeetrinker gesellt und mir eine (eine) Flasche Wein ausgesucht. Kein Benzin. Zu sehen gab es eine eher niederpreisige Selektion des Mutterhauses der Tankstelle, der COOP, dem grössten Weinhändler der Schweiz. Und was entdecke ich da auf dem Gestell ? Den unvermeidlichen, eher teuren Eidechsly-Wy (Aigle les Murailles von Henri Badoux) mit der (wirklich) zauberhaften Kult-Etikette einer Eidechse, die sich an einer heissen Trockenmauer räkelt. Er stammt aus einer der steilsten Lagen im Chablais. Auf meinem Bild ist der clos des murailles Rebberg im Hintergrund des Schlosses Aigle sichtbar.

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Der Name Chablais stammt vom lateinischen „caput lacûs“ (Kopf des Sees) ab. Das Gebiet liegt oberhalb der Einmündung der Rhone in den Genfersee, von Villeneuve bis hinauf in die Felsenschlucht von Lavey. Eidechsly-Wy, Aigle les murailles, wurde durch geschicktes Marketing in der Schweiz derart bekannt, dass ihn heute jeder (ältere) Deutschschweizer kennt, und der Wein in fast jedem Restaurant erhältlich ist. Seit langem gehört er auch zur Ausstattung Schweizer Botschaften im Ausland. Wie es kommt, dass bei gegebener Parzellengrösse des murailles Weinbergs die stark gestiegene Nachfrage immer locker befriedigt werden kann, wundert mich, da müsste man den Produzenten befragen. Wie immer auch, dieses Aushängeschild der Schweiz ist längst zur etablierten Marke geworden. Kein schlechter Wein, gewiss nicht. Für meinen Gaumen war jedoch lange Jahre zu flach, zu kurz, der biologische Säureabbau dem Durchschnittsgeschmack der Konsumenten angepasst, die keine sauren Weine mögen. Gutedel/Chasselas würde auch etwas mehr Säure vertragen und dabei besser altern.

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Motorenöl und Wein
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Bier und Wein

 

Clos les Murailles, Henri Badoux, Aigle, 2008:

Ich habe den Wein seit etwa 20 Jahren nicht mehr getrunken und war überrascht, wie frisch und gut sich der Jahrgang präsentiert. Zartgelbe, helle Farbe, typische, reine Chasselasfrucht, spritzige Kohlensäure, leicht mineralischer Feuersteingeschmack, wohl vom Alpenschiefer herrührend, mild, ausgewogen, sauber vinifiziert, in der Schweiz sagt man dazu: süffig. Eine andere Stimme hiezu unter:  Gutedel mal richtig edel
Preis: Franken 21.- im Tankstellenshop, etwa 20 Franken im Fachgeschäft, 17.50 beim Discounter.

Zu diesem Wein könnte man durchaus meine Seezungenstreifen mit Basilikumnudeln geniessen, die ich heute gepostet habe.

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geniessen, die ich heute gepostet habe.

 

9 Kommentare zu „Weinrallye 27: Tankstopp“

  1. Na, da hast Du aber beim Tankstellenstop Glück gehabt, einen solchen Wein zu finden. Auch ich ignoriere sonst alles außer Benzin und ab und zu mal einer Zeitschrift in der Tankstelle.
    Bei den letzten zwei Tankstops – im Hinblick auf die Weinrallye – bot sich mir aber rein gar nichts, was ich auch nur annähernd hätte probieren wollen, also setze ich dieses Mal aus.

  2. Gibt es in der Schweiz inzwischen nicht ein Verkaufsverbot für Alkohol an Tankstellen – oder ist das kantonspezifisch – oder haben inzwischen alle eine Ausnahmegenehmigung?

    Das Etikett ist mir auch schon mal irgendwo aufgefallen – trägt sicher soviel zum Verkauf bei, wie das von Yellow Tail mit dem Känguru:-).

    Liebe Grüß aus meinem fast tankstellenleeren Hinterland

    Iris

  3. @Nathalie: Hab mich noch nie in einem solchen Laden umgesehen. Das Sortiment ist bewusst „für alle etwas“ gestaltet.

    @Iris: die Kantone haben das Sagen. Ein bundesweites Verkaufsverbot für Alkohol nachts ist seit Jahren in Prüfung. Diese Lithografischen Kunstwerke sind zu einem guten Teil für den Verkaufserfolg verantwortlich. Mehr als die ebenfalls abgebildete Goldmedaille einer Weinprämierung aus dem Jahre 1939.

  4. In Südtirol im Vinschgau war ich mal an einer kleinen Tanke, die sehr gute Weine der Region anbot, Schreckbichl beispielsweise. In Deutschland findet sich eher das Standard-Supermarkt-Angebot.

  5. Während des Studiums hab ich an einer Tanke gejobbt, wir hatten auch Wein im Sortiment, aber eher Bauernschreck denn ernstzunehmendes. Bier und Alkopops, Flachmänner und Kaffee liefen besser.

  6. Mensch Robert,

    Du solltest mehr über Weine schreiben, chapeau.

    Wir kommen eh nicht mehr hinterher all Deine tollen Gerichte nachzukochen. Die reichen ja bis an mein Lebensende……… 😉

    Halt die Ohren steif,
    Martin „BerlinKitchen“

  7. @Wolf: Das Vinschgau ist Ein- und Ausfahrtsland vom/zum Westen. Da führt jede Tanke gute Weine und Speck für die Touris.

    @duni: Bauernschreck ? Lassen sich die durch schlechten Wein schrecken 🙂

    @nina: es gibt auch vergleichbare Etiketten von Mosel-Weinen.

    @BerlinKitchen: das überlasse ich lieber euch Berufeneren. Einmal im Monat für das Weinrallye reicht. Das läppert sich auch. Siehe unter tags „Weinrallye“

  8. Welch schönes Etikett! So, so, Chasselas nennt man in der Schweiz also den Gutedel. Hört sich gut und edel an. Würde die Flasche aufgrund der Aufmachung sofort kaufen, selbst wenn Junker drin wäre.

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