Löwenzahnrisotto, Risotto ai fiori di tarassaco

Löwenzahnrisotto 2_2010 05 24_7238

Während andere ihrer Reiselust nach Paris und Mailand frönten, habe ich im heimischen Jura den Garten hergerichtet, Geranien gepflanzt, gemäht und gejätet. Nach einer wochenlangen Schlechtwetterperiode schien über Pfingsten endlich die Sonne. Zu meiner Überraschung war der Löwenzahn im rauhen Klima des Jura erst in voller Blüte, im Flachland ist er ja längst vorbei. Das gab mir die Möglichkeit, eine single-Portion Löwenzahnrisotto zuzubereiten. Ohne Internetanschluss konnte ich nicht auf das Rezept von rike in Genial lecker zugreifen, also musste ich mich nach Gedächtnis und Geschmack erst an ein eigenes Rezept herantasten. Erst probierte ich den Risotto nur mit den gelben Blütenblättern, das gab ihm einen Anflug honigartiger Süsse. Die fehlende Säure brachten die für den Salat vorgesehenen Tomaten, aber erst die feine Bitterkeit der in Julienne geschnittenen Löwenzahnblätter (Italiener nehmen auch gerne die Knospen) machte den Risotto perfekt. Ein ausgezeichneter, geschmacklich feiner und gut abgestimmter Risotto.

Zutaten
Vollmahlzeit für 1 Person
150 g Risottoreis (Carnaroli)
1 kleine Zwiebel
1 Elf. Olivenöl extra
500 ml Gemüsebrühe (aus Brühpulver angerührt)
100 ml Weisswein
15 Blütenköpfe Löwenzahn
5-8 Blätter Löwenzahn
2 reife Tomaten, geschält, entkernt und in Würfel geschnitten
20 g Butter
20 g Sbrinz oder Parmesan, frisch gerieben
Salz und Pfeffer nach Belieben

Löwenzahnrisotto 1_2010 05 24_7243
essbar
Löwenzahnrisotto 3_2010 05 24_7236
nicht essbar

Zubereitung
(1) Löwenzahnblüten entblättern, dann mit kaltem Wasser abbrausen.
(2) Die fein gehackte Zwiebel in Olivenöl andünsten, Reis zugeben und ca. zwei Minuten glasig schwitzen. Ablöschen mit dem Weisswein. Den Risotto unter stetem Rühren bis zur sämigen Konsistenz einkochen, die verdunstete Flüssigkeit immer wieder durch kleine Zugaben von Gemüsebrühe ersetzen.
(3) Während der Reis gart, die grünen Löwenzahnblätter in feine Julienne schneiden sowie die Tomaten überbrühen, schälen, entkernen und in Würfel schneiden.
(4) Nach etwa 10 Minuten Kochzeit des Reises die gewaschenen Löwenzahnblüten unterrühren, nach 15 Minuten Kochzeit die gewürfelten Tomaten und die Löwenzahnblätter unterrühren. Zwischendurch immer mal wieder Gemüsebrühe nachgießen und rühren.
(5) am Ende (nach ca. 20 Minuten) geriebenen Parmesan und Butter unterheben. Salzen und pfeffern nach Bedarf.

Löwenzahnrisotto 0_2010 05 24_7241_ed
Fotoidee geklaut bei Barbara

AddThis Social Bookmark  Button

36 Kommentare zu „Löwenzahnrisotto, Risotto ai fiori di tarassaco“

  1. Würde man in Italien nicht eher dente di leone sagen ? Und im Jura, wo dieser feine Risotto entstanden ist, heissen diese Blumen pissenlit.

  2. pissenlit! Gibt’s denn noch bei Euch? Hier st die Saison leider schon lange vorbei.
    Wieso hast Du nicht die Blätter auch genommen? Die sind doch gerade interessant….

  3. Mann, sieht das lecker aus, warum hab ich diesen Blog denn nicht eher entdeckt? Ich erlaube mir dreist, das Rezept zu klauen… wenn die Natur bei euch ein wenig hinterher ist, erlaube ich mir als kleinen Ausgleich den Hinweis auf leckere Hopfensprossen, die dem echten Spargel in Nichts nachstehen…

  4. Sind die roten Blüten nicht Geranien und auch essbar?
    Jedenfalls sieht es sehr hübsch aus, im Jura, vor allem wegen des Risottos natürlich 😉

    1. Geranien essbar? Ein eindeutiges „Jein“… Die Schmuckgeranien sind alles andere als lecker. Duftgeranien lassen sich aber in der Küche gut verwenden. Es gibt unzählige Geschmacksrichtungen, von Erdbeere über Muskat bis hin zur Haselnuss. Genau definieren lässt sich das gar nicht. Auch Kokosnuss und Cola ist zu bekommen.
      Wenn dich das interessiert, schau mal beim Raritätengärtner Treml vorbei.

  5. Jetzt werd ich die Augen heute Morgen offen halten und mein Mittagessen ist gesichert. Auf den schon gemähten Wiesen wächst hier die zweite Generation.

  6. Risotto…du weißt ja: eines meiner Lieblingsgerichte; noch nie mit Löwenzahn gekocht, aber irgendwann ist ja immer das erste Mal! 🙂

  7. Auf die Idee, ein Risotto mit Löwenzahn zu machen, wäre ich nie gekommen. Als Salat mit Speck mag ich ihn ganz gerne, aber das ist auch nichts Ungewöhnliches.

  8. @Hunk: „dente di leone“, „soffione“, „dente di cane“, „cicoria matta“, „piscialletto“. Je nach Gegend hat der Löwenzahn andere Namen. Nur eines ist gewiss, im Jura isst niemand Löwenzahnrisotto, der wird an die Kühe verfüttert 🙂

    @Bolliskitchen: hab ich doch ! vielleicht hätte ich noch mehr nehmen sollen, aber sie waren mir zu alt.

    @earthwich: die erste Frage kann ich nicht beantworten. Und Hopfen wächst im Jura leider keiner. Echte, ausgegrabene Hopfensprossen sind nur in Hopfenanbaugebieten zu kriegen und die Bruscandoli krieg ich erst im Sommer.

    @kitchenroach: il risotto (m), was in Bayern üblich ist, entzieht sich meiner Kenntnis 😉

    @sammelhamster: Geranien sind essbar ? Das rot ist wie immer schwierig abzulichten.

    @kochundbackoase: die wachsen in 2 Schichten ? wieder was gelernt.

    @Eva: das weiss ich doch 🙂 und Löwenzahn gibts überall.

    @nata: manche nehmen für den Risotto nur die grünen Blätter. Mit Blüten und Tomaten (wie bei rike und hier) ist er aber noch besser. Sahne brauchts nicht im Risotto und Zitrone hab ich eh keine gehabt.

  9. Ich persönlich finde, was die „wilde Küche“ angeht, auch die Bücher von Oskar Marti sehr gut. Ich habe bei Kräuterwanderungen schon oft seine Rezepte verwendet. Der Löwenzahnhonig ist ein Gedicht, der Likör ein Genuss, ach.. da gibts so viele Leckereien, die kann ich hier gar nicht alle posten…

  10. *in die Hände klatsche* – weg mit dem Rucola wenn der Löwenzahn Saison hat… 🙂 … chapeau…

  11. Das ist ein besonders schönes und sicher wohlschmeckendes Risotto!
    Am Wochenende war ich auch in höheren Lagen unterwegs und dort fängt der Löwenzahn auch gerade erst zu blühen an.Ich habe erstmals die noch ganz geschlossenen Knospen des Wiesenbocksbart gesammelt und wie Wildspargel zubereitet. Leider waren es viel zu wenige!

  12. Ich muss das Rezept auf nächstes Jahr verschieben, wenn ich mich dann noch erinnere:)Bei uns ist alles schon verblüht.

  13. Welch wunderbar blühende Idee! 🙂 Aus Löwenzahnblättern hab ich bereits Salat gegessen, aus den Blüten Honig gemacht, aber auf eine Risotto-Idee hast nun DU mich gebracht! Wow! *freu* Das muss ich probieren…

  14. Dank katha, haben wir jetzt überall den Handtaschenrasenmäher mit, rasieren die Wiesen und Auen auf Stoppelfrisur und kochen daraus ein Süpplein, einen Sirup oder wie hier Reis.
    Wenn jetzt endlich gebackene Schweinsschnitzel (so wie ICH sie will und nicht so plattpaniert wie du sie willst) von den Bäumen fallen, dann, ja dann sind wir im Paradies.

    Die Ente aus dem heimlichen Paradeisgartel hat die Schlange gerade zum Einkaufen geschickt. 🙂

  15. Bei uns erfreut sich eigentlich nur die Schildkröte an Löwenzahn. Vielleicht muss ich ihm mal ein paar Blätter und Blüten vorenthalten und mich auch mal an die Verarbeitung rantrauen. Sieht nämlich richtig aus.

  16. Fein! So geht’s dem Löwenzahn an den Kragen. Mit geschlossenen Blüten als zusätzliches Topping ist das bestimmt auch richtig klasse.

  17. @earthwitch: so wildkräuterig darf es bei mir nicht zu- und hergehen, sonst kriege ich hier lebenslanges Küchenverbot. Der Chrüter-Oski hat altershalber aufgehört zu wirten. Ich besitze nur eines seiner Bücher und habe noch nie etwas daraus gekocht 😦

    @Rosa: spirit of the spring, ja den hätte ich derzeit nötig.

    @aftenstjerne: seit dem Zuchtrucola die Bitterkeit mehr und mehr ausgetrieben wird, bleibt uns mehr und mehr nur noch die freie Wildbahn.

    @Eline: Wiesenbocksbart, ich weiss nicht mal, wie der ausschaut und in kathas Buch kommt er auch nicht vor 😦

    @Jutta Lorbeerkrone: mit einer Ausnahme, das Brühpulver. Im WE-häuschen gibts keinen Fond.

    @Magdi: nächstes Jahr geht alles wieder von vorne los, Spargeln, Frühlingsgemüse, Erdbeeren, jedes Jahr dasselbe 🙂

    @Elisabeth: die Löwenzahnwurzeln hab ich schon letztes Jahr verkocht. Nun ist der ganze Löwenzahn durch 😉

    @entegut: Du brätst die Schweinsschnitzel und ich koche Nudeln und Tomatensauce dazu. Was muss die Schlange denn noch einkaufen, doch nicht etwa rotbackige Äpfel ?

    @Jim: vielleicht isst die Schildkröte auch Reis ?

    @Toni: war mir nicht sicher wie die schmecken, vielleicht könnte man auch die verblühten Pusteblumen verwenden, ach, ich schweife wieder ab.

    1. Schad, das der Marti nicht mehr kocht. Ich hab manch ein Rezeptlein von ihm gut an die zivilisierte Frau gebracht, ohne das sie was von meiner „wilden“ Ernte ahnte.
      Ich weiß nicht, wie es bei euch jetzt ausschaut, aber bei uns Flachländern kommt grad das Mädesüß, auch ein Aroma, dass man sich nicht entgehen lassen sollte. Süßschnäbel lassen einfach mal die Blüten über Nacht in Sahne ziehen, die man am nächsten Morgen (abgeseiht natürlich) schön aufschlägt… Kommt auch gut auf Balsampappelknospentorte. Letztendlich, ich gebs zu, bin ich aus reiner Essfreude auf die „Wilden“ gekommen, weil die zivilisierten Kräuter da oft nicht nachkommen.
      Nichtsdestotrotz werd ich diesen Blog nicht aus den Augen lassen, verspricht er doch Gaumenschmaus und Seelenschmeichler.
      Vielen Dank auch noch für das Rezept!

      1. Ich probiere immer wieder gerne Neues aus, aber muss gestehen, dass ich mich mit all den Wildpflanzen überhaupt nicht auskenne. Mit dem Wiesenknopf, den ich im Gärtchen habe, werde ich nächstens mal was kochen.

  18. Schau mal hier:

    http://tinyurl.com/33xxn74

    Wiesenbocksbart, den kennst du sicher. Er ist häufig und kaum zu verwechseln. Die Knospen müssen noch ganz geschlossen sein, dann sehen sie gepflückt auch fast aus wie Wildspargel.

  19. Herr Suse hat im letzten Jahr dem Löwenzahn auf unserem Rasen der Garaus gemacht, indem er jede Blüte brutal abknippste. Eine einzige hat sich vor diesem Massaker retten können.
    Aber es gibt genug Wiesen in meiner Umgebung… und danke für den bildhaften vergleich, hätte die Blumen fast verwechselt 🙂

  20. Noch nie hab ich mich in die Wildkräuterküche gewagt – immer hat es irgendeine Ausrede gegeben. Ich ich weiss gar nicht warum. Kann mir sehr gut vorstellen das nachzukochen – mal schauen ob es noch Löwenzahn in Tirol gibt.

  21. @Mestolo: und eh Du Dich versiehst ist wieder Weihnachten, und dann blüht schon bald der nächste Löwenzahn.

    @Eline: ach der, der wächst auch in meiner Wiese. Danke !

    @Suse: Das Verfahren von Herrn Suse habe ich (früher) auch schon probiert, aber jedes Jahr sind sie wieder von Neuem gekommen. Wenn ich da so in die Wiesen gucke, was da alles gelb blüht, kann man nicht genug vor Verwechslungen warnen 😉

    @barcalex: und sonst gibts laufend andere Kräuter auf andern Blogs. Einige haben sich da ja richtiggehend spezialisiert und ausgebildet.

  22. Was für ein schönes Risotte. Ich bin immer ein wenig unsicher mit Wildkräutern. Das fängt schon beim Löwenzahn an, hihi.. Bei Euch Kräuterkundigen würde ich aber mitessen…

  23. Ach ja, stimmt, die Wurzeln gibt es auch noch – aber wenn du die letztes Jahr bereits verkocht hast, woher kommen dann heuer die Blüten und Blätter!? 😆

  24. ui das sieht sehr fein aus! hab grade gestern erstmals pasta mit löwenzahnblättern gemacht, aber fürs risotto kann ich mir das auch gut vorstellen. ich mach ja am liebsten radicchiorisotto, da ist man wohl geschmacklich schon sehr in der nähe. nur krieg ich leider keine löwenzahnblüten mehr… na, ich hoffe mal aufs wochenende, vielleicht hab ich da glück – dank des mehr als verhatschten sommeranfangs in österreich ist ja alles, was blüht, ziemlich hinten.
    lg qos

  25. @Isi: wenn man sich mal eines vornimmt, die Merkmale genau anschaut, findet man es auch, sobald man danach sucht.

    @Elisabeth: da muss ich letztes Jahr doch glatt einige Löwenzähner übersehen haben.

    @queenofsoup: um etwas Vergleichbares zu Radicchiorisotto zu kriegen, muss man wesentlich mehr grüne Löwenzahnblätter verwenden.

  26. Gerichte mit Wildkräutern finde ich immer wieder faszinierend. Der Risotto gefällt mir gut, hat so was frühlingshaft buntes. Bei uns finden sich auch mehr Pusteblumen, kaum mehr gelbe Löwenzahnblüten.

    Und Deine Spielwiesenfotos sind spitze! 🙂

  27. @Barbara: gell 🙂

    @kulinaria: deshalb züchtet man ja den Riesenlöwenzahn, um der steigenden Nachfrage Herr zu werden.

Die Kommentarfunktion ist geschlossen.