Warum diese Pizza ausgerechnet den Namen des ersten deutschen Reichskanzlers, Fürst Otto von Bismarck (1815-1898), trägt, kann ich nur vermuten. Im Unterschied zum italienischen Königshof, der sich um dieselbe Zeit bereits die zu Ehren der Königin erfundene, erste moderne Pizza Margherita ins Haus bringen liess, waren dem Eisernen Kanzler Pizza-Services unbekannt. Ihre Excellenz liebten neben Heringen (nachzulesen hier: Wie Bismarck auf den Hering kam) auch harte Eier (nachzulesen hier: Bismarck, der Reichskanzler). An anderer Stelle berichtet sein Leibarzt Ernst Schweninger, er habe nie weniger als neun, mitunter aber auch bis zu sechzehn Eier zum Frühstück verschlungen, zum Imbiss nach der Jagd auch schon einmal zwei Dutzend.

Diese Ovophilie wurde bereits im Jahre 1884 im Kladderadatsch persifliert: Bismarck, wie er die Kommission zur Beratung des Sozialisten-Gesetzes vor die Wahl zweier (fauler) Eier stellt. „Hier, meine Herren, die Auswahl ist diesmal nicht gross, für eins von beiden müssen Sie sich entscheiden !“. Weil andere Gerichte à la Bismarck auch mit Eiern obendrauf serviert werden, wird der Name der Pizza wohl denselben Ursprung haben. Anlass, diese Pizza überhaupt zu machen, war einerseits das Bild im Kleiner Kuriositätenladen, andererseits ein weiterer, neuer Pizzateig, den ich auf dem italienische Blog profumo di lievito gesehem hatte und ausprobieren wollte.
Zutaten
für 2 Pizzen
300 g Mehl W 300, ein kräftiges Brotmehl, alternativ Manitoba. (L: 260 g Halbweissmehl, 60 g WeichweizenDunst)
240 – 260 g Wasser, je nach Aufnahmefähigkeit des Mehles (L.: 220 g)
2 g Frischhefe
6 g Salz
1.5 Elf. Olivenöl oder 10 g Schweinefett
für den Belag:
Tomatenconcassee
1 Mozzarella di bufala
2-4 frische Eier
2 kleine, weisse deutsche Zwiebeln (L.: Schweizer Zwiebeln)
ein paar Tlf. abgetropfte Kapern aus dem Glas
Oregano
Zubereitung
Beginn 2 Tage bevor die Pizza mittags auf dem Tisch stehen soll:
(1) die Hefe im Wasser auflösen, ¾ des Mehls in der Küchenmaschine mit dem Flachschläger bei tiefer Geschwindigkeit zu einer dicken Creme rühren. Danach das Salz zugeben und 3 Minuten rühren.
(2) Knetgeschwindigkeit erhöhen, das Öl zutropfen lassen, sobald es gut gebunden ist, den Knethaken montieren und den Rest des Mehles zugeben, weitere 5 Minuten kneten, bis ein weicher, gut gebundener Teig entstanden ist.
(3) Den (ziemlich klebrigen, sehr weichen) Teig in zwei Hälften teilen und in zwei Plastikboxen geben, 30 Minuten bei Raumtemperatur ruhen lassen, anschliessend knapp 2 Tage bedeckt in den Kühlschrank bei 5 – 6° stellen.
(4) am Morgen des dritten Tags die Teige herausnehmen und 2-3 Stunden bei Raumtemperatur stehen lassen. Gut bemehlen und einmal stretch & fold machen. 20 Minuten zugedeckt gehen lassen. Auf einer mit Hartweizengriess bestreuten Unterlage auf die gewünschte Grösse ausziehen und bedeckt weitere 30 Minuten gehen lassen.
(5) Tomatenconcassee aufstreichen, Zwiebelringe, Kapern und Oregano aufstreuen und in den Ofen schieben. Nach 6-7 Minuten ein-zwei frische Eier in die Mitte der Pizza aufschlagen, mit einer Alufolie etwas abdecken, den Mozzarella rundherum draufgeben und fertig backen.
Anmerkung
Der Teig schmeckte gut, war sehr knusprig, etwas kompakt geraten, kein Vorteil gegenüber meinem Standardteig. Es empfiehlt sich, das Ei erst nach ein paar Minuten auf die im Ofen befindliche Pizza zu legen. Wegen des schwabbeligen Eiweiss kriegt man die Pizza erstens kaum mehr vom Schieber, zweitens ist es nach 12 Minuten hartgekocht und total blind. Deshalb das nachgeschobene, zweite Ei 🙂
Mit Spinat und Ei heisst die Pizza übrigens braccio di ferro (Popeye). So schnell wird aus dem cancelliere di ferro (stahlharter Reichskanzler) eine Comic-Figur.
A great pizza! I love eggs…
Cheers,
Rosa
Hat er auch etwas mit dem Spiegelei auf dem Schnitzel Holstein zu tun?
Popeye heißt in Italien „Eisenarm“? – Lustig! Die ganze Geschichte ist wieder mal sehr unterhaltsam. Das mit der Ovophilie bei Bismarck war mir völlig unbekannt. Ich habe nur gelegentlich mal gesehen, dass Pizza mit zwei Spiegeleiern obendrauf den Namen „Sophia Loren“ trug. Ich vermute aber, dass das nix mit Ovophilie zu tun hat.
Pizzatag in Paris und Bassel, juchhu 😀
Spiegelei kenne ich nur auf dem Strammen Max, nicht auf einer Pizza…
Ich kann mir Bismarck nicht so recht pizza-essend vorstellen. 😉
Aber interessantes Rezept. Popeye-Pizza gefällt mir aber besser. 😉
Mozzarella und Eier, eine eigenwillige Kombination. Muss ich mal kosten.
Es gibt wenig Sachen, die ich auf einer Pizza nicht mag – dazu gehören leider Eier.
Aber bei uns gibts heute abend Spargelpizza.
Eijeijei, ich bin morgens ja hart im Nehmen, mag es lieber deftig als süß, aber Bismarcks Eierrekord würd ich nichtmal ansatzweise nahe kommen.
Bei Ei auf Pizza krieg ich das kalte Grausen. Bismarck hatte vermutlich bei soviel Eikonsum ganz schön fiese Cholesterinwerte. Siehe vermuteter Todesgrund. 😉
So eine Vorplanung jedesmal fürs Pizzabacken wär mir zu dolle. Ich bin sehr froh, meinen mich glücklich machenden 30 Minuten Teig gefunden zu haben.
Es gibt doch immer noch einen Pizzabelag, den man (ich) nicht kennt! 🙂 – So gerne wie ich Pizza esse, werde ich es zumindest mal testen, damit ich mir ein Urteil erlauben kann!
@Rosa: das ist allerdings die Voraussetzung dafür, dass man diese Pizza mag !
@AT: nein, die Holsteiner haben ihr Schnitzel ohne Bismarck erfunden.
@nata: und Du bist ganz sicher, dass es für die Pizza Sophia Loren keine Strausseneier braucht ?
@sammelhamster: der stramme Max, eine andere Geschichte 😉
@Barbara: vermutlich auch gesünder.
@tobias kocht!: Käse und Ei sind alte Gesellen.
@Nathalie: mit Zwiebel hat es mir durchaus geschmeckt.
@SchnickSchnackSchnuck: von einem deutschen Reichskanzler wird doch Einiges verlangt.
@Evi: ich hab ja auch meinen Teig, aber gehöre zu den ewig Suchenden.
Die Pizza ist verlockend und macht Appetit, na ja, das ist bei dir ja nichts Neues !
Interessant, was unser ehemaliger Reichskanzler alles so verspachtelt hat. 😉
Dann folgt wohl als Nächstes eine Pizza mit Hering darauf?
Bei meinem bisher einzigen Versuche, ein Spiegelei auf einer Pizza zu platzieren, haben sich die Eier einfach verlaufen zwischen den restlichen Belagszutaten. Daher danke für den Tipp mit den 6-7 Minuten später.
Sieht wirklich gut aus. Denn ich mag Ei auf der Pizza sehr gerne. Nur Kapern müssen es nicht sein 😉 Ich bin auch noch auf der Suche nach DEM Pizzateig, aber wirklich finden will ich ihn garnicht 🙂 Dann ist ja die ganze Spannung raus.
Vielen Dank für den Hinweis auf mein Buch, in dem außer Bismarck ja auch die Pizza vorkommt. Ich glaube auch, dass „alla Bismarck“ etwas mit den Eiern zu tun hat, denn „Bistecca alla Bismarck“ ist ja ein Steak mit Ei. Ob Bismarck wirklich 20 Eier allein zum Frühstück gegessen hat, wie berichtet wurde, sei mal dahingestellt, das dürfte stark übertrieben sein. Aber vielleicht ließ er solche Geschichten auch gezielt verbreiten, denn Eier (Eiweiß) gelten als ausgesprochen stärkend und auch als potenzfördernd … War vielleicht nicht schlecht fürs Image.
@AT: Ich sehe, du hast mein Buch noch nicht gelesen *rüg* da kommt das Schnitzel Holstein drin vor. Wie soll das Buch es je in die Bestsellerlisten schaffen, wenn alle nur darauf warten, dass ich im Blog alles verrate, was drinsteht? 😉
„alla Bismark“ muesste es heissen…wie die bistecca! ohne c vor dem „k“. Die Pizza sieht uebrigens dank des wuchtigen Namens leicht bekoemmlich aus.
Oh, ich liebe es, wenn Pizzateig knuspert – zwei Tage vorher schon damit beginnen!? Ob ich dann zwei Tage darauf tatsächlich Gusto auf Pizza habe!?;-)
Mit Spiegelei auf der Pizza könnt man mich jagen. Jedes Gemüse, aber kein Ei!
Ei auf der Pizza brauch‘ ich nicht dringend, aber Deine Geschichten sind immer sehr schön 🙂
Es ist Jahre her, dass ich zum ersten und letzten Mal Pizza Spiegelei (so schnörkellos nenne ich sie) gegessen habe – doch ich habe es nie vergessen. Ich hatte allerdings immer die Befürchtung, dass das Ei hart und folienartig werden würde, weshalb ich mich nie daran getraut habe sie selbst zu backen.
Dank deinem tollen Beitrag muss ich mich aber unbeding mal daran versuchen. Danke schön!
@ultraistgut: viel Denken macht viel Hunger. Und Reichskanzler müssen viel Denken.
@Susa: Wegen einer Pizza muss ich dem Reichskanzler kein Denkmal errichten.
@kekstester: meine Belagszutaten sind immer spärlich bemessen, da kann sich nichts verlaufen 🙂
@Jim: schliesslich wollen wir in 10 Jahren auch noch über eine neue Pizza berichten 🙂
@Petra: Danke für den Hinweis. Dein Büchlein behauptet sich immerhin in Buchhandlungen tapfer auch gegenüber den dicken Bilderkochbuchwälzern.
@Jutta Lorbeerkrone: ich belass es mal bei Bismarck mit ck. Mir scheint, die Italiener sind sich selbst noch nicht einig, wie sie diesen Namen schreiben wollen.
@Elisabeth: Eine gute Pizza kannst Du in zwei Stunden backen, eine sehr gute Pizza muss schon vorab geplant werden. Notfalls wirst Du auf Schokolade zurückgreifen müssen.
@Magdi: Männerpizza !
@Mestolo: je weniger auf dem Teller, desto mehr komme ich ins Fabulieren 🙂
@Lillebi: die Pizza verträgt plus/minus eine Minute in einem normalen Backofen, wie lange das Ei braucht muss man ausprobieren.
Wäre mal einen Versuch wert, aber nur wenn das Eigelb noch wachsweich ist. Ich hätte ja eigentlich mit einem Hering auf der Pizza gerechnet 😉
Ei auf einer Pizza mag ich nicht. Entweder Pizza oder Spiegelei.
Aber was ich mag ist Herrentoast. Das war der Vorfahre des (österreichischen) Burgers mit obenauf Spiegelei.
@Toni: nur nicht frozzeln, sonst bin ich imstande und mache eine Heringspizza 🙂
@entegut: Pizza oder Spiegelei. Diese Frage ist für Österreich seit der Schlacht bei Königgrätz entschieden 🙂 Herrentoast kenne ich nicht, obwohl ich mich Herr nenne.
Bismarck var für mich bisher der Inbegriff für Heringe. Bismarckeier??? Tjahh.. das Kind braucht wohl einen Namen …Nomen est omen gilt da für mich nicht – Spiegelei separat gebraten und nachher auf die Pizza klingt ok.
Robert, ich bin mir sicher dass die bei Dir schmecken würde 🙂
@aftenstjerne: separat gebraten ist sie jedoch weniger transportfähig.
@Toni: das bezweifle ich, Hering habe ich noch nie zubereitet.
Eingebackener Hering gibt den letzten Schliff ;p
dem Reichskanzler mag das schmecken.