Ungern, höchst ungern überschreite ich die Grenze nach Deutschland. Hier ist alles anders als bei uns, die Architektur, die Sprache, die Preise, das Geld, die Polizeimützen. Ich, Schweizer Kleinvariante des Ilja Iljitsch Oblomow, jeder Änderung des gewohnten Lebens abhold, dem alles Fremde fremd erscheint, bleibe am liebsten zuhause. Wenigstens bei Hitze. Samstag morgen vor einer Woche habe ich mich aufgerafft, ja übermannt, habe die Grenze überschritten. Ganz in der Frühe, damit mich niemand als Ausländer erkennt. Wenigstens kann ich vom Badischen Bahnhof Basel aus, in einer durch die Schweizerischen Bundesbahnen betriebenen S-Bahn, in Schweizer Wagen, mit funktionierender Klimaanlage bis direkt ins Herz von Lörrach fahren.
Lörrach ist eine Kreisstadt im Südwesten Baden-Württembergs. Knapp 50’000 Einwohner. Knapp 5 km von Basel entfernt. Aufgrund der geschichtlichen Entwicklung ist Lörrach eine vergleichsweise junge Stadt. Einer der Gründe, wieso Lörrach im Vergleich zu anderen Städten weder architektonisch außerordentlich prägnante Gebäude, noch eine homogene Altstadt aufweist. Was Lörrach jedoch vor Basel auszeichnet, das ist sein Bauernmarkt, der seinen Namen verdient. Mehrere Dutzend Marktteilnehmer, wovon die überwiegende Anzahl Selbsterzeuger aus dem umliegenden Markgräflerland sind. Das ist ein Mehrfaches des Basler Marktes.




Frau L. will nämlich kleine Zwiebelchen einmachen. Nach eingehender Befragung verschiedener Basler Marktfrauen, die kleine Zwiebelchen offensichtlich nur noch vom Hörensagen kennen, ein letzter Versuch auf dem Markt in Lörrach. Und siehe da. Hier gibt es sie. Darüberhinaus Gurken und Gürkli in allen Grössen, Dillblüten, die es bei uns in Basel kaum mehr gibt (weil sie keinen Platz in den Plastiktütchen haben) in Hülle und Fülle.


Mit vollen Taschen, einem Gladiolen-ähnlichen Festbukett von Dill sowie einem Kilogramm Sauerkirschen war ich morgens um 10 Uhr rechtzeitig zum Kaffee wieder zuhause. Vielleicht gebe ich mir einen Stoss und ziehe die Planung eines erneuten Marktbesuchs ernsthaft in Erwägung 🙂
Wochenmarkt Lörrach
Dienstag, Donnerstag und Samstag
7 – 13 Uhr Neuer Marktplatz
E gueti Idee. Hesch au scheeni Helge vom Märt heimbrocht. I söt au wider emol äne an dr Gränze go umeluege und -guene.
Eglai witer, aber dr Usflug allewyl wärt isch dr Samschtigmorgemärt in Freiburg i. Brsg. Und au sunscht.
P.S. Hesch rächt, es isch e Kugeledischtle. Welli genau, chan’i nit sage.
Fuer dieses Ergebnis kann man sich doch ins Ausland Wagen.
Na, du traust dich was, du Lieber! 🙂
Dafür hast du ganz schön viel „Beute“ heimgebracht… 😉
Na das war doch dann eine Belohnung für die Selbstüberwindung. 😉
Dabei sprechen die in Lörrach doch fast schon wie bei euch. 😉
Oblomow ist doch gar nicht aufgestanden aus seinem Lotterbett, oder erst am Nachmittag, wenn ich mich erinnere. Wie willst du dich dann mit ihm vergleichen, diesem Faulpelz par excellence. Du scheinst deinen Ausflug ins garstige Ausland trotzdem gut überstanden zu haben.
Es war alles sauber und adrett, die Menschen freundlich, Dill und Zwiebeln in Fülle. Wenn das dies Deutschland ist, dann möchte ich da auch bald mal hin 😉
A pretty market! Those Käsekuchen look delicious!
Grüsse,
Rosa
Cirsium japonicum?
@Basler Dybli: da die Schweizer Importeure den Währungsgewinn anhaltend und frech in die eigene Tasche fliessen lassen, sollte man öfters drüben einkaufen gehen. Freiburg, ich weiss, da müsste ich noch früher aufstehen.
@Nathalie: Jetzt wo die Zwiebeln im Glas sind, muss ich dir Recht geben.
@Elisabeth: Den Mut, etwas zu wagen, hab ich mir auf deiner Seite zugelegt 😉
@Evi: der Dialekt hat ja auch dieselben Wurzeln.
@Buchfink: noch ist bei mir nicht alle Hoffnung verloren. Und so garstig, wie erwartet, wars gar nicht 🙂
@bee: sauber, adrett, freundlich… jedes deiner Worte trifft zu. Ist das im Norden anders ?
@Rosa: über diesen Schatten zu springen, war noch zu früh.
@duni: die Bilder in google sprechen dafür.
Das beruhigt mich ja, dass es in der Schweiz doch nicht alles gibt. 😉
Hallo Robert,
die „Probleme“ habe ich nicht wenn ich ins
Schweizerische komme.
Wir fühlen uns da auch wohl.
Aber man kann ja manches lernen….(:
HBG
eibauer
Das Schwarzwaldtal ist doch wahrlich nicht so düster und dunkel, dass sich ein Schweizer da nicht hineintrauen würde… habe selber mal da für 2 Jahre gelebt 🙂 und schwärme heute noch von den langen und warmen Sommermonaten, herrlichen Früchte und natürlich auch dem guten Weißwein (Kaiserstuhl, Ortenau, Durbach… – doch als Großstadtpflanze war es auf Dauer doch
etwas zu ruhig für meine Verhältnisse 🙂
Schöne Fotos. Grüsse…
Das Wagnis hat sich wahrlich gelohnt. Was für ein wundervoller Markt.
Meine Eltern hatten einen Baum mit diesen hellen Kirschen – genannt Schecken – mir haben sie wunderbar geschmeckt.
Ich liebe solche Märkte und dein Schritt über die Grenze hat sich doch gelohnt.
Schöne Bilder – LG Siglinde
Auf diesen Wochenmarkt ginge ich auch gerne und nur 5 km von der Grenze entfernt, das solltest du dir öfter gönnen!
Die andere Währung ist halt schon ein Problem…. und auf dem Markt kann man schlecht mit Karte bezahlen!
@Barbara: anderswo ist das Sortiment immer interessanter 🙂
@eibauer: wer gerne reist, kennt die Probleme nicht 😉
@Andreas: Im Märchen Das kalte Herz, von W. Hauff ergeht es dem Kohlenmunkpeter bös im Schwarzwald. Solche Geschichten wirken bei mir bis heute nach 🙂
@nesrin: Danke. Grüsse zurück.
@Linda: helle Kirschen hab ich noch nie probiert, man sieht sie sehr selten bei uns.
@mein Ideentopf: ich werde den Schritt wieder einmal tun. Gewohnheit machts.
@Ursula: das Angebot der vielen Selbsterzeuger reizt mich schon. Auf dem Basler Markt gibt es mit 3-5 Ausnahmen nur noch Händler. Der Wertzerfall des Euro gegenüber dem sFr. erleichtert den Entscheid, den Weg auf sich zu nehmen.
Die Zucchiniblüten schauen ja klasse aus. Schade, die gibt es hier weit und breit nicht und selbst anbauen ist hier frustrierend, da die Schnecken alles vernichten was man versucht zu züchten…
Ja, für die Schweizer – obendrein bei dem schwachen Euro – müsste der Einkauf spottbillig sein. Ich gehe doch davon aus, dass die Bauernfrauen immer noch den allemanischen Dialekt sprechen, insofern war die Herausforderung doch fast ein Heimspiel für Dich, lieber Robert! … ja und nächstes Mal wagst Du dich bis ins (auch freundliche) Freiburg vor, dort kannst Du nach dem Marktbesuch 3m weiter im Münster wieder Kraft sammeln für den 10 Uhr-Kaffee auf dem Münsterplatz. 😉
Disteln – die Gelegenheit zum Kochen! Vorbei 😉
@Kochbanause: mit den „Bio“-Schneckenkörnern auf Eisenoxidbasis habe ich bislang gute Erfahrungen gemacht, sofern man sie rechtzeitig streut.
@Christine: die echten Badener und Schwaben sind doch die schweizerischsten aller Deutschen 🙂 im Moment ist leider mit grossen Ausreisen nichts, aber irgendwann erobere ich mir auch noch Freiburg.
@kulinaria: was schön ist, ist giftig, hab ich mal gelernt.
@lamiacucina
Die Erdbeere ist der beste Beweis ;p
*lach* du hast es also überlebt und außer Leckereien auch noch schöne Fotos mitgebracht.
Na na na, ich nehme es dir ein bissl übel wie du über „meine“ Stadt sprichst – außerdem verstehen wir Schwitzerdütsch doch und antworten dann sogar uff almannisch 😉 Wirklich schöne Fotos!
Habe deinen Blog gerade entdeckt und den erste Eintrag den ich lese, ist über meine Heimatstadt, wenn das mal kein Schicksal ist.
Morgen werde die Grenze nach Basel ins Kino überschreiten 😉
LG,
Anna
Du hättest die Grenze nicht überschreiten – schon gibt es Probleme mit dem Anzeigen der Bilder 😉
@April: ja 🙂
@Anna: bitte nicht allzu ernst nehmen, wenn ich anfange, Geschichten zu erzählen, dann überborde ich oft 😉
@the rufus: ein leistungsfähigerer Computer muss her.
Ok – aber nur wenn Du Deine Soundkarte wieder in Schuss bringst^, sonst kann ich nicht mehr singen …