
Chiavenna war von der ausgehenden Spätantike bis 1194 der Sitz von Grafen, die das Tal beherrschten. Die Grafschaft entstand vermutlich im 10. Jhdt., zu Beginn der Herrschaft Ottos I., der 960 das Bergell von Villa di Chiavenna an aufwärts dem Bistum Chur zuteilte und damit die noch heute gültige Grenzlinie zwischen Italien und der Schweiz zog. 1030 erhielt Chiavenna vom Bistum Como das Stadtrecht und wurde 1194 an die Bischöfe von Chur übergeben; in der Stauferzeit war Chiavenna sogar ein Teil des Herzogtums Schwaben. 1335 kauften die Mailänder Visconti dem Churer Bischof Stadt und Umland Chiavenna ab.
In den Mailänderkriegen gelang 1512 den Drei Bünden die Eroberung von Chiavenna zusammen mit Bormio und dem Veltlin als gemeinsames Untertanengebiet, wobei das Schloss Chiavenna zerstört wurde. Mit dieser Gebietsausdehnung gelang es den Bündnern, eine direkte Verbindung zum verbündeten Venedig herzustellen. Diese Talschaften gingen 1797 wieder verloren, wurden Teil der Cisalpinischen Republik und teilten hinfort das Schicksal der Lombardei bis zum heutigen Regime des flotten Herrn Berlusconi.

Entlang der Hauptstrassen der historischen Altstadt fallen die zahlreichen herrschaftlichen Palazzi mit ihren schönen Portalen aus Speckstein sowie versteckten Gärten auf. Zeugnisse des Wohlstandes, den sich Handelshäuser und Fuhrunternehmer an der Verzweigung so wichtiger Alpenpässe erwerben konnten. 1835 waren in Chiavenna zehn Speditionshäuser ansässig, die pro Jahr 4’000 t Waren, meist über den Splügen, transportierten.
Gegessen haben wir einmal woanders, im Ristorante al Cenacolo, in der Altstadt. Den Michelin-Stern hat es zwar seit Jahren verloren. Ist vergleichsweise auch weniger elegant als das Passerini, die Speisen sehr traditionell ausgerichtet, aber qualitativ gut und wie mir ein Habitué sagte, auch sehr konstant. Sehr nett das amuse-geule, pro Person eine Salametti zum Brot. Wie fast überall im Veltlin, ein ausgezeichneter offener Hauswein, ein Grumello von Nino Negri. Reizvoll war insbesondere der Zwischengang Taroz. Ein Kartoffelpüree mit Bohnen. Köstlich. Muss ich unbedingt nachkochen.
Nach dem Essen gehts über das Flüsschen Mera in den andern Stadteil. Die Brückenfigur des hl. Johannes von Nepomuk (der in Böhmen wirkende Geistliche wurde im Jahr 1729 heiliggesprochen) ist endlich wieder aus seinem durch Bauarbeiten bedingten Gitterkäfig entlassen worden. In diesem Stadtteil liegt der Laden von Francesco Bedognotti, hier waren wir Trüffel einkaufen. Leider habe ich es auch dieses Jahr nicht geschafft, im alten Handwerkerviertel die alte Museumsmühle (Bottonera Mühle) aus dem Jahre 1887, das Stammhaus der Pastafabrik Moro, zu besichtigen. Nächstes Jahr vielleicht.
Quellen: Historisches Lexikon der Schweiz
Grumello, ist das Nebbiolo? Reinsortig oder als Cuvee?
Taroz? Was mag das sein?
Die zwei Fragen hätte ich auch stellen wollen.
Wirkt von der Bauweise ein bißchen wie die Häuser in Bozen. Und ein „Hauswein“ von Negri ist nicht zu verachten. 🙂
@duni: Grumello ist eine DOCG-Lage im Valtellina superiore. Rebsorte Chiavennesca = Nebbiolo.
@mestolo: Taroz ist der unansehnliche Kartoffelpflartsch auf dem Teller. Kartoffelbrei mit Bohnen, Butter und Zwiebeln. Ein tolles Gericht aus der cucina povera. Ich habe mir das im Januar vorgenommen, mit einem guten Rezept.
@Freundin: siehe oben.
@Nathalie: im Veltlin schmecken mir die Hausweine besser als hier. Die Veltliner scheinen den Transport über die Berge nicht zu mögen.
That is such a pretty place!
That Tarroz must be a deliciou side dish.
Cheers,
Rosa
nun hast Du es geschafft, ich habe Fernweh…
Nun, du kennst dich einfach aus… kulinarisch, historisch, kulturell… das ist so schön zu lesen, dich zu begleiten… 🙂
Strahlen eine schöne Wärme aus Deine Bilder – sehr gut jetzt, wenn es so frostig wird. Und Nepomuks Heiligenschein deutet auch schon in Richtung Weihnachten. 😉
Chiavenna…ein wunderbares Alpenstädtchen! Kulinarisch gibt es dort so einiges zu entdecken… Wir waren sehr zufrieden in der Trattoria „Uomo selvatico“. Dort gibt es viel typisches und frisches aus der Region….mehr dazu hier:
http://www.mountainzones.com/2008/10/16/die-trattoria-uomo-selvatico-zu-gast-beim-waldmensch-von-chiavenna/
@Rosa: in January Taroz will appear on my menu
@gourmet-büdchen: gut Essen lindert den Schmerz.
@the rufus: Bilder ersparen weder das Schneeschippen noch reduzieren sie Heizkosten.
@mountain: ist ja nicht weit von der Merabrücke entfernt.
auf das taroz nachkochen freu ich mich, wenngleich das wort und bild nicht sonderlich appetitlich ist.
wie immer machst du deine bilder zum rechten moment! es ist eine wahre freude deine sonntäglichen ausflüge mitzuverfolgen!
ist=sind
keine Angst. Aus dem Taroz werde ich etwas ansehnlich hübsches machen. So ein Pflartsch kommt bei mir nicht auf die Teller.
Zeitversetzt, Zeitversetzt, liebe Ente, ich komme kaum hinterher mit Berichten.
Wieder so ein Örtchen, das für mich südtirolerisch anmutet (das Veltlin kenne ich nicht), Gebirge, aber doch schon südlich. Auf das Rezept für Taroz bin ich gespannt und auch, was man wohl dazu machen kann.
Das ist ein eigenständiger Gang. Keine Beilage.
Bergellermotive umkreisen schm cken die Gastst tten von Maloja bis Chiavenna. Direkt ber dem verblassten Schriftzug Paradiso der oben am H gel Il Paradiso in Chiavenna zu entziffern ist .
Bei unserem letzten Besuch in Chiavenna sind wir in der Altstadt auf ein Geschäft gestoßen, das mit den Produkten rund um den Lavendel handelt. Dort haben wir ein Lavendelöl gekauft, daß wir gerne wieder hätten, weil es so einmalig ist. Können Sie uns die Kontaktadresse mailen? Wir wären sehr glücklich und dankbar darüber.
Mit freundlichen Grüßen
Ferdy Wonnemann
Deutschland
Da im Veltlin kein Lavendelöl produziet wird, muss es sich wohl um einen Laden handeln, der mit Provencedüften, -Seifen und -Stoffen handelt. Da ich da nie reingehe, kann ich mich an keinen solchen erinnern. Beim nächsten Besuch werd ich mal die Augen offenhalten.