CH-6370 Stans: Häuser, Verkommnis, Krieg und Chuehfladä

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Stans, Dorfplatz

Stans ist der Hauptort des Kantons Nidwalden in der Schweiz. Knapp 8000 Einwohner. Der Ort liegt im Talboden zwischen dem Stanser- und dem Buochserhorn sowie dem westlichen Ausläufer des Bürgenstocks. Italienfahrer brausen auf der Gotthardautobahn nahe daran vorbei.
Das Engelbergertal wurde im 7./8. Jhdt. von Alemannen besiedelt. Der Ort selbst war nie durch Mauern gesichert. Der vorkarolingische Bau des ersten Gotteshauses in Stans (um 750 n.Chr.) diente den Bewohnern des ganzen Engelbergertales als Pfarrkirche. Die heutige Pfarrkirche St. Peter und Paul, eine frühbarocke Anlage mit dem romanischen Glockenturm, wurde 1647 erbaut.

1481 wurde die Schweizer Geschichte an der Stanser Tagsatzung mit dem nach langen, ergebnislosen Verhandlungen ausgehandelten Verkommnis nachhaltig geprägt. Verkommnis nannte man damals Verträge, hier der Vertrag zwischen den über der Verteilung der burgundischen Kriegsbeute und auch sonst heftig zerstrittenen Orten der alten Eidgenossenschaft, der mit einem Friedensschluss und der Begründung der neun-örtigen Eidgenossenschaft besiegelt wurde.

1713 zerstörte der Stanser Dorfbrand zwei Drittel des Fleckens. Das erlaubte die grosszügige Gestaltung des Dorfplatzes. Mitgeprägt wird das Dorfbild Stans ausserdem von einigen historischen Bauten und Sehenswürdigkeiten.

Das Höfli ist neben Rathaus und Winkelriedhaus der bedeutendste Profanbau des Kantons Nidwalden. Ältester Teil ist ein Wohnturm, der von den Meiern der Benediktiner–Abtei Murbach-Luzern im 14. Jahrhundert erbaut wurde, später als Wohnsitz von Landammännern diente. In diesem Gebäudekomplex sind heute neben dem Höfli-Museum eine Kunstgalerie, ein Kleintheater und das Restaurant Rosenburg untergebracht. Im Höfli-Chäller haben wir einfach, ordentlich, aber etwas lieblos angerichtet, Tessiner Schnitzel mit Gemüsenudeln gegessen.

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Über dem grossen Hauptplatz trohnt die Pfarrkirche St.Peter und Paul. Barock. Türe zu.

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Zwischen Pfarrkirche und Rathaus liegt das Winkelrieddenkmal. Ein Andenken aus dem Jahre 1865 samt neugotischem Denkmalhäuschen, um den empfindlichen Carreramarmor vor der Witterung zu schützen. Heroische Andenken dieser Art trugen in diesen Jahren zum Selbstbewusstsein und zur Identitätsfindung des noch jungen und fragilen Schweizer Bundesstaates bei. Winkelried soll 1386 bei der Schlacht von Sempach ein Bündel Lanzen der habsburgischen Ritter gepackt und, sich selbst aufspiessend, den Eidgenossen eine Bresche geöffnet haben. Der Schlüssel zum eidgenössischen Sieg gegen die Habsburger. Die Legendenbildung hat ihm theaterreife letzte Worte wie „Sorget für mein Weib und Kind“ und „Der Freiheit eine Gasse!“ in den Mund gelegt. Was man halt in derlei Situationen so sagt.

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Winkelrieddenkmal
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Kapelle, Rathaus und efeuüberwachsenes Winkelrieddenkmalhäuschen

1798 versuchten die Nidwaldner den Aufstand gegen die liberale Ordnung der von den Franzosen diktierten Verfassung. Das französische Direktorium entschloss sich, sofort militärisch in Nidwalden zu intervenieren, um ein Übergreifen des Aufstands auf den Rest der Helvetischen Republik zu verhindern. Eine militärisch weit unterlegene Anzahl Nidwaldner versuchte vergeblich, der Armee General von Schauenburgs zu trotzen. Der verbissene Widerstand der Nidwaldner hatte zur Folge, dass die französischen Truppen entgegen den Weisungen ihrer Generalität mit Übergriffen auf die Zivilbevölkerung antworteten. Weite Teile Nidwaldens wurden geplündert und gebrandschatzt. Das Elend der Überlebenden war gross.

Die Menschheit könnte aus der Geschichte lernen. Tut sie aber nicht. Wir haben das Glück, in Mitteleuropa in einer relativ friedlichen Epoche zu leben. Wie lange noch ?

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Häusergruppe um das Rathaus

Zu etwas Erfreulicherem: Erstaunlich an dem kleinen Ort ist die Detailhandelsgemeinschaft «Dorfplatz 9», wo vier voneinander unabhängige Händler, ein Käsefachgeschäft zusammen mit einer Bäckerei, einer Metzgerei sowie einem Früchte- und Gemüsehändler «Feines zum Essen» anbieten. Ein richtiges Gourmetparadies, wie ich es mir in Basel wünschen möchte. Hier haben wir uns eingedeckt, u.a. mit dem berühmten Stanser Chuehfladä (zu deutsch Kuhfladen) der Käserei Barmettler, Stans.

Die im Jahr 1893 eröffnete Stanserhorn-Bahn war eine elektrisch betriebene Standseilbahn auf den 1898 m ü.M. hohen Berg der Zentralschweizer Voralpen. Im untersten Teil verläuft sie immer noch auf dem alten Geleisetrassee.  Ab der Mittelstation wird sie heute als Luftseilbahn betrieben. Die Bahn macht Winterpause bis zum 9. April.

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Quellen: wiki, Stans!

14 Kommentare zu „CH-6370 Stans: Häuser, Verkommnis, Krieg und Chuehfladä“

  1. Guten Morgen,
    schon wieder eine der unzählbaren schönen Kleinstädte der Schweiz zum Frühstück!
    An den Dächern mit Krüppelwalm kann ich mich nicht sattsehen. Und wie geschickt sie die Satellitenantenne im Rathaus-Dachfenster angebracht haben.
    Schönen Sonntag!

  2. Lieber Robert, ich bin ein großer Fan Deiner Foto-Reiseberichte aus der Schweiz. Bitte nicht aufhören damit!

  3. E Mängs gwüsst oder vor zig Joohr emol „dèèrfe“ … lehre – aber es isch au einiges Neys derbi. Ei Mol meh, e interessante Bricht mit fascht wie Bildposchtkartehelge – au ohni blaue Himmel. Danggscheen !

  4. @anglogermantranslations: Gassenhauer in zweifacher Hinsicht. Dazu gibt es noch ein altes Schlachtenlied, das wir Kinder gerne gesungen haben:
    „Laßt hören aus alter Zeit
    Von kühner Ahnen Heldenstreit,
    Von Speerwucht und wildem Schwertkampf,
    Von Schlachtstaub und heißem Blutdampf!
    Wir singen heut‘ ein heilig Lied;
    Es gilt dem Helden Winkelried.“ usw.

    @Buchfink:
    davon hats noch so viele, langsam hätte ich aber nichts dagegen, wenn sie wieder einmal von der Sonne beschienen würden. Die Antenne ist mir erst jetzt aufgefallen 🙂

    @bee: Ha, klingt das nicht herrlich blutrünstig
    „Und über die Leiche tritt
    Das Heldenvolk in Sturmesschritt.
    Der Schwertschlag erblitzet furchtbar,
    Im Helmglanz erbleicht die Mordschaar;
    Und ertönt von Berg zu Thal
    Der freien Nachwelt Siegeshall.“ (letzte Strophe des Sempacherlieds)

    @Rosa: und der Schnee glitzert kalt von den Anhöhen.

    @nata: Soweit Frau L. kann, reisen wir gerne aus. Ich bin ja noch so froh, wenn ich das Ergebnis zusammenfassen darf.

    @Basler Dybli: Mehr als Ansichtskartenansichten liegen bei unsern Kurzbesuchen nicht drin 😉

  5. wie lange noch wohl friede in mitteleuropa? wenn man in der geschichte zu hause und mit geschichtsbewußtsein unterwegs ist, wie man es hier immer wieder erleben darf, dann kann man die gnade dieser friedensepoche nicht hochgenug einschätzen. ein ansatz den ich sehr goutiere, da doch das primärthema dieses blogs der weg zu gutem essen ist. ohne frieden fast nicht machbar.

    1. Das stimmt, wir haben Glück. Vermutlich die Folge eines beispiellosen wirtschaftlichen Wohlergehens. Wie das aussieht, wenn Ressourcen wie Wasser, Nahrungsmittel, Energie knapp werden, möchte ich jedoch nicht mehr erleben. Dann wird der Mensch wieder zum Raubtier.

  6. Ich befürchte, die Menschen werden nie aus der Geschichte lernen. Würden sie sich doch besser alle leckerem Essen zuwenden.

    1. nein, das tun sie nicht. Ein Arzt, der 1943 in Stalingrad kämpfen musste, und seine Erlebnisse in Zeichnungen festhielt, hat mir das bestätigt- Nicht mal seinen Kindern konnte er seine Erfahrungen nahebringen.

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