
Meinen Blog lasse ich weder von Al.di noch Br.aun noch A.EG sponsoren. Da muss ich mir eben anderweitig behelfen, meine Kosten zu senken. Beispielsweise mit Einkäufen in Fabrikläden. Inmitten der Ur-Schweiz, im obwaldnerischen Sachseln steht solch ein familienfreundlicher Laden, und der hat Müesli feil. Das von Frau L. bevorzugte Ur-Biomüesli mit Ur-Dinkel. Da die Reise nach Sachseln allein deswegen nicht lohnt, hab ich den daselbst in einer Gruft liegenden heiligen Bruder Klaus gleich mit in meinen Reisebericht aufgenommen. Trotz foto-unfreundlichen Wetters.
Doch alles der Reihe nach. Gegessen haben wir bei Amreins in Sursee. Sehr gut, preisgünstig. Anderswo hätten wir für dasselbe 20 Franken mehr bezahlt. (Gewinn: Franken 20)
Vom Muesli haben wir gleich 9 kg gekauft. (Das ergab eine Ersparnis von 16 Franken gegenüber dem Ladenpreis in Basel)

Danach besichtigten wir den Dorfplatz, die Kirche und das Grab des heiligen Niklaus von der Flüe (1417- 1487). Ein sonderbarar Heiliger. Wohlhabender Bauer, verheiratet, zehnfacher Familienvater, verliess er Familie und Kinder um in einer nahegelegenen Schlucht in einer Klause als Eremit zu leben. In den letzten 19 Jahren seines Lebens soll er nichts mehr gegessen haben. Obwohl mystischen Dingen zugeneigt, befasste er sich auch mit der zeitgenössischen Politik und war als Ratgeber ein gefragter Mann.

1481 drohte die Eidgenossenschaft wegen interner Streitigkeiten zwischen Stadt- und Landorten zu zerfallen. In zerfahrener Situation um Rat gefragt, schlichtete er den Streit. Noch heute werden seine weisen Sprüche zur Expansionspolitik: „Machet den zun nit zu wit!“ oder zur Neutralititätspolitik: „Mischt Euch nicht in fremde Händel“ gerne zitiert.

Frau L. hingegen missfällt der heilige Mann. Einer, der einfach der Familie davongelaufen ist, wenn auch mit Zustimmung der Frau. Und dafür sei er noch heilig gesprochen worden. Sowas ärgert sie masslos. Nein, Frau L. will nicht in die Schlucht zur Klause hinuntersteigen. Ihr reicht es, das Denkmal in Sachseln, welches der verlassenen Gattin errichtet wurde, anzuschauen. Bilder der Klause gibts deshalb bei mir keine, ich muss auf Muger verweisen.
Die höchste Holzbrücke Europas, rund 100 Meter über dem Abgrund, ist auch nicht mehr, was sie früher mal war. Drahtgitter verhindern selbstmörderisches hinuntergumpen. Dabei hätte ich so gerne wieder einmal einen Stein hinuntergeschmissen und das Fallgesetz von Sir Isaac Newton auf Richtigkeit überprüft.

Friedvoller her und zu gings dann wieder in der Glasi in Hergiswil. Da wird einem schon nüchtern schwummrig vor den Augen, wenn man das viele Glas sieht. Frau L. kriegte eine Glasvase und war mit dem Tag trotz Bruder Klaus versöhnt. (Ersparnis gegenüber Ladenpreis der Vase: 5 Franken). Dazu gabs auf dem Rosenfeld in Muri noch einen Strauss Rosen. (Ersparnis gegenüber Blumenhaus 10 Franken)


So kehrten wir mit Ersparnissen von total 51 Franken nach Hause zurück. Die Auslagen von Franken 100 fürs Mittagessen, 30 Franken für die Glasvase, 8 Franken für Kaffee und 80 Franken fürs Benzin nicht eingerechnet. 23 % Rendite ! Kein Sparkonto zahlt mir diesen Zins.

Nachtrag: zu Hause habe ich bei Recherchen herausgefunden, dass die Ur-schweizerische Müeslifabrik mit dem Ur-dinkel einem deutschen Nahrungsmittelkonzern gehört. Ein Hipp, hipp, h-UR-ra auf die Globalisierung.
Gumpen – ein schöner Ausdruck, ich kenne ihn von der Schweizer Verwandtschaft.
Wahnsinn was für ein Sparfuchs du bist. 😉
Lieber R.
Die Tatsache, dass dein Blog einerseit mit hochqualitativen Inhalten aufwartet, andererseits mich nicht mit Werbung zumüllt, dürfte wohl das Konzept deines Erfolges sein !
Firmen, die zu unanständig Werbung im Internet machen, werden grundsätzlich beim Kauf eines neuen Produktes nicht berücksichtigt.
No en scheene Sunndig !
A lovely place! I really love that first click.
Wow, 9kgs Müesli! That’s quite a lot. ;-P
Grüsse,
Rosa
Deine Fotos sind immer ein Traum. Macht jedes Mal richtig Lust auf die Schweiz!
Changpuak, so sehe ich das auch. Aber nicht nur im Internet. Jetzt dreh ich mal ausnahmsweise den Fernseher auf, Film mit Untertiteln, klappt doch mitten im Film glatt über den Untertiteln ein Werbebanner auf. Weder der Sender noch das beworbene Produkt werden mich als Kunden jemals wieder kennenlernen. Ich lass mir doch nicht auf der Nase herumtanzen von solchen Heinis.
Möglich, dass Nikolai Eheweib, zänkisch und reizbar, dem Gatten noch „Ja geh nur!“ nachrief. Der aber begriff seine Chance, die häusliche Enge hinter sich zu lassen und gleichzeitig seiner Frau nicht den nötigen Gehorsam zu verweigern 😉
Bei deiner Rechnung hast du noch die Ersparnis vergessen, die durch die nicht gemachten Einkaufsfahrten entsteht. 😉 Wenn wir noch weiter rechnen hast du am Ende mehr Geld, als vor dem losfahren.
Abgesehen davon, dass ich mal wieder völlig Frau L.s Meinung bin (wenn alle, die Kind und Frau zurücklassen würden…) , kann ich mich nur schwer beeindruckt zeigen, wie du Bilder computerüberarbeiten kannst *Markenname wegradiert* (perfekt!). Und sofort springt bei Frau die Neugier an: Welche Marke, die Frau L. so schätzt, wird derart geschützt? Leider verstehe ich den möglichen Hinweis in der letzten Zeile nicht.
@Nathalie: gumpen ist freiwillig, stürzen nicht 😉
@zorra: ich übe das Sparen, wenn die Aufwertung des Schweizerfrankens im gleichen Tempo weitergeht wie bisher, können unsere Fabriken bald schliessen.
@Changpuak: viele Firmen sind sich nicht bewusst, was sie mit schlechter, aufdringlicher Werbung anrichten. Die für das Werbebudget Verantwortlichen haben meist keinen Durchblick. Danke gleichfalls, das Wetter lud zum Kochen ein 🙂
@Rosa May: 9 kg sind bald gegessen. Wir essen ja sonst nichts.
@Turbohausfrau: bin froh, dass ich nicht mehr fernsehe.
@bee: Das reichlich vorhandene, christliche Schrifttum verstellt den Blick auf seine Frau völlig.
@sivie: so werden die grossen Vermögen unserer Zeit angehäuft 😉
@Micha: den Namen der Fabrik hab ich im Text versteckt. Unter „familienfreundlich“ und das deutsche Mutterhaus auch. „Hipp“. Nun solltest Du es herausbringen können.
Oh, sagen wirs mal schonend: man hätte es herausfinden können!
Abgesehen von Deinen schönen Bildern drängt sich bei mir gerade ganz stark der Begriff MILCHMÄDCHENRECHNUNG auf….. Keine Ahnung warum! 😉
das Geld ist ja nicht weg, es hat jetzt nur ein anderer…
@Hanne: die einzige Rechenart, die ich kenne 😉
@gourmet-büdchen: dumm nur, dass es immer in die falsche Richtung fliesst.
die andere Richtung sieht das anders… 😉
Ich muss mich auch noch mal über den schein-heiligen Bruder Klaus entrüsten! Macht sich vom Acker in die ruhige Klause und seine Frau kann sehen, wie sie fertig wird!
Ähnliches Missfallen löste bei meiner Mutter und mir der Fall der von meinem Vater hochverehrten Heiligen Elisabeth von Marburg aus: ihre zwei Töchter waren schon Halbwaisen, da musste sie ihrem Beichtvater nach Marburg folgen und die Armen und Siechen pflegen. *Hmmmpff“
Da hatten wir aber null Verständnis für. Die armen Kinder!
Liebe Grüsse und danke für die Bilder Brigitte
100 Franken für’s Mittagessen? Da kann ja eine Familie mit 4 hungrigen Mäulern satt werden … das ist aber nicht sparen 😉
@Brigitte: das nennt sich dann, dem Ruf eines Höheren zu folgen.
@he rufus: Du warst wohl noch nie in der Schweiz.
Michmädchenrechnung – nicht nur L. scheint das zu beherrschen, wenn ich an die sogn. Finanzkrise denke und wie sie zur Angstmache benutzt wird – dann liebe ich die aufgezeigte Art des Finanzmanagement
In Essen und Reisen investieren ist besser, als Geld in Staatsanleihen anzulegen.
Obwohl ich als Solothurnerin dem Brüderchen Klaus ja eigentlich dankbar sein sollte – ich halt‘ auch nicht viel von so einem Schlawiner. Vielleicht hat er ja heimlich von dem Ur-Dinkel-Ur-Müesli schnabuliert und keiner hat’s gemerkt. Bis dann die Urdeutsche Firma dem Urschweizerischen Traum ein Ende bereitete – vermutlich weil die Ur-Schweizer nicht rechnen konnten wie Herr L.
Egal – ich bewundere ja einfach Deine Frau,
– dass sie nebst der Resultate Deiner Kochkünste auch noch 9 kg Müesli „hindereschletzt“. Du kochst ja eigentlich nicht wie der Herr Jäger, sie sollte also satt werden.
– dass sie bloss mit einer Vase aus der Glasi kam, ich muss mich da schon öfters mal heftig zurückhalten; aber vielleicht durfte sie nicht mehr, weil es schon 9 kg Müesli gegeben hat?
Merci für die tollen Fotos!
Wie schrecklich! Alles gehört heute irgendeinem Großkonzern. Und dann auch noch ein deutscher Wo ihr doch Nestlé habt!
Aber nichtsdestotrotz: schöne Fotos, auch noch bei Regenwetter gelungen, z.B. das erste mit dem Kirchturm im Vordergrund und den Auslicken auf die Wiese, die mit Häuschen gesprenkelt ist. Schön!
@coriandre: die 9 kg werden löffelweise konsumiert und ich helfe dabei mit. Wenns wir mal Kühlung brauchen, schaffen wir es vielleicht in die Verenaschlucht 🙂
@april: Grosskonzerne müssen andauernd wachsen. Nur so bleiben sie gross. Wenn Nestlé im Ausland zukauft, stört uns das eigenartigerweise nicht so stark 😉