
Auf unserm Weg ins Jurahäuschen kommen wir regelmässig durch das Städtchen Delsberg. Das liegt so abgelegen in der Nordwestschweizer Ecke, dass ich es hier vorstellen möchte.
Der Ortsname ist eine Kombination des germanischen Namens Tello mit dem lateinischen Wort mons (Berg). Seit dem 7. Jahrhundert gehörte das Gebiet zum Grundbesitz der elsässischen Herzöge. Im 12. Jahrhundert war der Ort Teil der elsässischen Herrschaft Ferrette, die 1271 durch Kauf an den Bischof von Basel ging. Bischof Peter Reich von Reichenstein verlieh der Siedlung 1289 das Stadtrecht.
Der mittelalterliche, beinahe quadratische Grundriss des Städtchens ist heute noch gut ablesbar: zwei Längs- und drei Quergassen. Delsberg war bis ins 18. Jhdt. von einer Stadtmauer mit vier Toren umgeben, von denen die beiden ersteren heute noch erhalten sind: Porte Monsieur (oder de Porrentruy 1756–1759), Porte au Loup (heutiger Bau von 1775), Porte des Moulins und Porte de Bâle).


Von 1289 bis 1793 war die Stadt Hauptort der Herrschaft Delsberg. Mit der Stadt Basel verband sie ab 1407 ein Burgrechtsvertrag. Während Jahrhunderten war Delsberg Sommerresidenz der Basler Fürstbischöfe. Der Bischof von Basel galt damals weltlich als ein Fürst des deutschen Reiches. Das bischöfliche Schloss wurde im 14. Jahrhundert in der Südwestecke der Stadt errichtet.

Während der Gegenreformation wurden in Delsberg zwei Klöster gegründet, die aber beide 1793 aufgehoben wurden.
Nach der Eroberung durch französische Truppen 1793 wurde Delsberg Hauptort eines Bezirks des Département du Mont Terrible; schon im folgenden Jahr wurde der gesamte Jura dem französischen Département Haut-Rhin zugeschlagen. Durch den Entscheid des Wiener Kongresses kam das Städtchen 1815 an den Kanton Bern, als Ersatz für die verlorengegangenen Ländereien in der Waadt und im Aargau. Im Kanton Bern wurde es Hauptort des Distrikts Delsberg. Die Einwohner konnte sich aber mit der Zugehörigkeit zu dem deutschsprachigen, reformierten Kanton Bern nie anfreunden.

Im Zuge der Industrialisierung wurde 1846 im nahegelegenen Choindez die von Roll Eisenschmelze errichtet, in welcher Eisenerz aus dem Delsbergertal verarbeitet wurde. Der enorme Energiebedarf wurde mit dem Mischwaldholz der jurassischen Wälder gedeckt. Ein Eingriff, der für den heute so einseitigen Besatz der Jurawälder mit Rottannen verantwortlich ist. Die Arbeiter stammten meist aus der deutschsprachigen Schweiz. 1880 waren in Delsberg beinahe 40% der Einwohner deutscher Sprache. Noch heute gibts eine bayrische Bierhalle, unlängst etwas verkauderwelscht: „La new Bayrische“. Nach dem ersten Weltkrieg sank die deutschsprachige Einwohnerquote kontinuierlich auf heute rund 3 % ab.
1947 wurde der aus dem jurassischen Kantonsteil stammende Kandidat für die Wahl in eine bernische Behörde übergangen. Nach diesem Affront entwickelte sich die Stadt zum Zentrum der separatistischen Strömungen im Jura. Die kulturell-politischen Spannungen konnten nach mehreren lokalen Plebisziten und der eidgenössischen Volksabstimmung von 1978 (teilweise) gelöst werden. Am 1. Januar 1979 erlangte der nördliche Teil des Juras seine Unabhängigkeit vom Kanton Bern – nach rund 165-jähriger Zugehörigkeit. Der Kanton Jura ist somit der jüngste Kanton in der Schweiz. Am 23. Juni jährt sich das historische Plebiszit. Man besinnt sich „der Befreiung von den Unterdrückern“.

Wer mit der Eisenbahn in Delsberg hält, mag sich über den grossen Bahnhof wundern. Seit 1877 ist die Strecke Delsberg-Porrentruy–Boncourt durchgehend mit dem französischen Grenzbahnhof Delle verbunden. Mit der Abtretung des Elsass 1871 an das Deutsche Kaiserreich wurde Delle zum nördlichsten Grenzbahnhof zwischen der Schweiz und Frankreich. Da somit der Zugang nach Basel durch das Elsass und damit über deutsches Gebiet führte, wurden die Züge bevorzugt über Delle nach Delémont und weiter nach Basel umgeleitet, um die zusätzliche Zollbehandlung zu umgehen. Bis zum ersten Weltkrieg war Delsberg einer der wichtigsten Bahnhöfe der Schweiz.
Teile der ehemaligen Stadtmauer an der Nordostecke der Stadt mit der Tour des Archives (aus dem 13. Jahrhundert). Die Plätze der Altstadt werden durch fünf monumentale Figurenbrunnen aus dem 16. Jahrhundert im Stil der Renaissance geschmückt.


Die katholische Kirche Saint-Marcel wurde 1762–1767 erbaut und weist eine Mischung von Stilelementen aus dem Barock und Klassizismus auf. Weitere eindrückliche barocke Baudenkmäler aus der Zeit der Fürstbischöfe sind das Hôtel de Ville (Stadthaus, 1742–1745 erbaut) mit reich verzierten Stuckdecken in den verschiedenen Sälen, die Châtellenie (ehemalige Vogtei, 1717 umgebaut und heute Gerichtsgebäude) und das bischöfliche Palais (1716–1721).




Die Rue des Granges erinnert daran, dass früher die Ställe und Scheunen innerhalb der geschützten Stadtmauern lagen.

Quellen: wiki
Kein Wunder, dass Schlösser und dergleichen leer stehen, wenn man nicht hinein fahren darf 😉
Die Tourismuswerbung der Schweiz müsste dich eigentlich sehr gut bezahlen, weil deine Geschichten und Fotos machen immer enorme Lust, wieder einmal Urlaub bei euch zu verbringen! Ein großes Dankeschön von mir für deine schönen Schweiz-Beiträge.
A beautiful place! The Jura is a magnificent region.
Grüsse,
Rosa
Eine wunderschöne Region das Jura. Vor Jahren machte ich eine eine Motorradtour von Basel aus ins Jura…ich war begeistert. Deine schönen Fotos frischen das alles wieder auf…
Ich finde deine Sonntagsberichte immer besonders schön. Ich kenne nicht viel in der Schweiz und du machst einfach Lust auf mehr….
Super Bericht ….ich hab jetzt auch Lust bekommen in die Schweiz zu fahren ….vielleicht mach ich das sogar im Oktober …könnte mir sogar Jura anschauen ….eine Überlegung wäre es auf jeden Fall wert …
stimme @turbohausfrau und @isi voll und ganz zu