
Der Gasthof „Zu den drei Königen“ am Blumenrain in Basel ist historisch seit 1681 belegt. Das Haus war immer eine „Herrenherberge“, Napoleon Bonaparte und andere Berühmtheiten übernachteten hier. 1841/42 wurden die alten Gebäulichkeiten von einem reichen Handwerker gekauft, der sie abreissen und auf dem Grundstück 1844 das Nobelhotel «Des Trois Rois» im Stil der Belle Époque erbauen liess. Seit dem Jahre 1754, erst noch am alten Gebäude, thronen über dem Hauptportal des seither mehrfach umgebauten Grand Hotel Les Trois Rois die Statuen von Kaspar, Melchior und Balthasar als mittelalterliche Symbole der drei Kontinente Europa, Afrika und Asien. Ein Gast des Hauses und Fasnächtler hatte vor Jahren die Idee, die drei Könige während der Basler Fasnacht als die Drei Waggis einzukleiden. Der Waggis ist eine in Basel beliebte Maske an der Fasnacht, die einen vierschrötigen Elsässer Gemüsebauern darstellt. Gedacht, getan. So ist daraus eine kleine, inzwischen 37 Jahre alt gewordene Tradition geworden. Alljährlich werden am Donnerstag vor dem Morgestraich die drei Königsfiguren zu den Drei Waggis: Kaschper, Melchi und Balz eingekleidet.
Um 10 Uhr fährt die Waggisclique mit dem offenen Oldtimer Überfallwagen (Marke Saurer, Arbon) der Basler Polizei vor:

Gleich danach fährt die Drehleiter der Basler Feuerwehr auf, musikalisch von der Guggemuusig Krach-Schnygge 1964 untermalt :

Auf der ausgefahrenen Hebebühne der Drehleiter kleiden zwei Männer in luftiger Höhe die drei Königsfiguren ein. Derweil beginnen die Waggis vom Einsatzwagen, die vom Hotel bereitgestellten Getränke: Wysse, Orangensaft und halbe, heisse Kääskiechli, an die Zuschauer zu verteilen. Das erstemal, dass ich aus dem Nobelhause Trois Rois etwas zu essen kriege (2 Sterne Michelin, 18 Punkte Gault Millau, Chefkoch Peter Knogl). Und wenn es auch nur im Ofen der Sterneküche gewärmte Käseküchlein sind. Gut waren sie allemal.

Die «Krach-Schnygge», königliche Uelis in grün-rot-gold, spielen derweil auf dem Trottoir vor dem Hotel munter weiter.


Gegen 11 Uhr wird endlich der erste König in seinen neuen Kleidern erkennbar. Doch, der Spruch von Gottfried Keller stimmt: Kleider machen Leute.

Anderntags präsentieren sie sich von ihrer Sonnenseite. Damit kann die Basler Fasnacht beginnen. Wer sich rechtzeitig mit Plastiktröten und Plastikknüppeln aus dem Kleinbasler Warenhaus eindeckt, wird an der Fasnacht bestimmt Furore machen. Ich wünsche eine schöne Woche. Ich mache Pause bis Montag. Die grösste Suite im Drei Könige mit eigenem Swimming Pool auf dem Dach ist pro Nacht für 4500 Schweizer Fränkli (3700 €) zu haben. Die Napoleon-Suite ist etwas günstiger. Noch günstiger, aber durchaus gediegen, ruhig und wundervoll gelegen ist die Jugendherberge im St. Albantal.

Quellen
Geschichte Hotel Les Trois Rois
Basler Fasnacht
Ich schmunzle immer noch „Noch günstiger, aber durchaus gediegen, ruhig und wundervoll gelegen ist die Jugendherberge im St. Albantal.“ Hahahahaha
Im nächsten Bild sind CMB wohl auf der Slackline, oder? 😉
Plastiktröten und Plastikknüppel sind unheimlich wichtig Accessoires. Dazu noch eine Gummimaske oder dick aufgetragene Theaterschminke und ein möglichst billiges Polyester-Kostüm, dann geht man glatt als Einheimischer durch. Um noch überzeugender zu wirken, immer schön betonen, dass die bunten Papierschnipsel Konfetti heissen. Und bloss keine Blaggedde am Revers, so etwas tragen nur Touristen, die sich auch im Ausland jeden Quark von fliegenden Händlern andrehen lassen. Habe ich etwas vergessen? 😉
Der Umzug und die Bänkelsänger (statt dr Cortège und d‘ Schnitzelbängg) …
Denn isch d‘ Sammlig in èbè komplett 😉
Deine Wochenend-Bilder sind immer so schön! Sie bereiten mir immer einen guten Start in den Tag. Danke dir!
Viel Spass beim Morgenstraich! Ich war davon sehr beeindruckt. Am eindruckvollsten fand ich den Zug der Gruppen über die Rheinbrücken von Klein- nach Großbasel.
Vielleicht im nächsten Jahr wieder….
Herzliche Grüsse nach Basel!
Wenn schon Verkleidung sein muss, dann hätte man sich für jeden der Herren ein angemessenes Gewand einfallen lassen müssen, denn so uniform wollen die nicht aussehen,
Wir wollen seit Jahren zur Basler Fasnacht …
Ein sehr schöner Sonntagsbericht, Danke!
Und die Basler Juhe kenne ich noch aus der Zeit, als sie noch in der Nähe vom SBB war (Elisabethenstr. ?)
Damals wurden die Drei Könige noch nicht eingekleidet.
Thanks so much for sharing! What a lovely custom.
Grüsse,
Rosa
Das „Les Trois Rois “ direkt in der Altstadt gelegen, 5 * Delux , Basel ist immer eine Reise wert, besonders zu solchen Anlässen .
Das Hotel ein Traum … bei meinem nächsten Lottogewinn werde Ich zum Schnäppchenpreis v. 3700 € da mal nächtigen … man gönnt sich ja sonst nichts ,o)
Lg Kerstin
Nach diesem Kommentar weiß ich endlich, warum mir unsere südlichen Nachbarn so symbadisch sind.
Gleiches Recht für alle – auch fremdländische Potentaten müssen sich den örtlichen Festtagsbräuchen beugen.
Die Basler sind halt wirklich lustige Gesellen. 😉
@simplehealthyhomemade: von meinem Satz trifft jedes Wort zu !
@the rufus: so sportlich sehen sie mir nicht aus 🙂
@cooketteria:
@Basler Dybli:
komplett ist die Liste noch lange nicht 😉
– Räppli nie kaufen, jene, die man am Boden aufliest, kosten nichts und senken den Durchschnittspreis der Uebernachtung.
– Damen, die am Mainzer Carneval im Funkenmariechen-Dirndl mit tief ausgeschnittenem Dekolletee Erfolge feierten, sollten die hiesige Männerwelt auch daran teilhaben lassen.
@Turbohausfrau: solange es hier noch etwas zu berichten gibt, muss ich nicht auf die Malediven.
@Brigitte: da werden wir pünktlich um 4 Uhr zum Fenster auf die Brücke hinausgucken und uns nachher wieder schlafen legen.
@Buchfink: Am Cortège tragen alle dieselbe Kleidung. Keiner soll erkannt werden.
@Nathalie: Früher aufstehen 😉
@MLO: früher war sie woanders, weiss aber nicht mehr wo.
@Rosa May: this city celebrates a lot of strange customs 😉
@Verboten gut! tu das, ich winke dann übern Rhein.
@RGD: ein Gläschen Weisswein wird im Süden hüben wie drüben gern getrunken.
@bee: solange sie bar bezahlen oder den Gegenwert in Gold hinterlegen.
@kormoranflug: das ist alles todernst, nicht lustig 😉