
Mehr Catalogna geht nicht auf einen Teller. Kaum hat sich der Barba di Frate auf den Tellern gezeigt, drängt sich die grüne Konkurrenz in die Auslage meines Italieners am Claraplatz, Cima di Rapa und, heuer besonders schön und regelmässig erhältlich: Catalogna cimata, das Zichoriengewächs mit den neckischen Puntarellespitzen mittendrin. Diesen gibts nur im Frühjahr, später wird nur der normale Catalogna als „Riesenlöwenzahn“ angeboten. Gross ist nicht immer besser.
Zutaten
Vegetarische Hauptspeise für 2 Personen
Ein mittlerer Kopf Catalogna cimata

für die Catalogna Fritelle:
Die gehackten, feinen Blatt-teile des Catalogna cimata
2 geschälte, festkochende Kartoffeln (ca. 150g)
60 g Weissmehl
1/2 Tlf. Kräutersalz
Pfeffer aus der Mühle
1 Tlf. zerdrückte Kreuzkümmelsamen
1 Ei
50 ml Rahm
1/4 Würfel Frischhefe
30 g flüssige Butter
Olivenöl/Butter zum ausbacken
für das Puntarelle Gemüse:
Die Spitzen und gröberen Blatt-teile des Catalogna cimata
1 geschälte, gehackte rote Zwiebel
3 geschälte, gehackte Knoblauchzehen
4 sardische Tomaten
Saft von einer Orange
Abrieb einer halben Bioorange
1 rote, entkernte Chilischote
4 Elf. Olivenöl
2 Elf. weisser Balsamessig (Gölles)
50 g fein gehobelter Parmesan
Kräutersalz und schwarzer Pfeffer aus der Mühle

Vorbereitung des Catalognakopfes
(1) Catalogna auseinanderpflücken, die Catalognaspitzen (Puntarelle) herausbrechen. Blattstiele in gröbere und feinere trennen. Zerpflücken. Alles gut waschen und getrennt in einem grossen Sieb abtropfen lassen. Die grösseren Spitzen halbieren oder dritteln, die kleinen Spitzen ganz belassen. Die groben Blattstiele in 2 cm Stücke schneiden. Beides zum späteren Blanchieren für das Gemüse beiseitestellen.
Die zarten Blattstiele fein hacken und für die Fritelle beiseitestellen.
Zubereitung
für die Catalogna Fritelle:
(2) Die Kartoffeln fein reiben (feinste Microplane) und in einem Tuch ausdrücken. Den Saft abstehen lassen und die abgesetzte Kartoffelstärke für den Frittatenteig verwenden. Ausgedückte Kartoffelmasse beiseitestellen.
(3) Mehl, Kräutersalz, Pfeffer und Gewürze vermischen. Die Hefe zerbröckeln, zusammen mit dem Ei, der Kartoffelstärke und dem Rahm aufschlagen. Dann das Mehlgemisch unterrühren und zu einem Teig schlagen. Die ausgedrückte Kartoffelmasse darunter rühren und zugedeckt 30 Minuten gehen lassen.
(4) die feingehackten zarten Catalognabätter und die Butter unter die Masse rühren. Die Masse mit Hilfe eines Metallringes in eine beschichtete Pfanne in wenig heissem Olivenöl/Butter setzen und kleine Pfannküchlein backen.

für das Puntarelle Gemüse:
(5) Die Tomaten vierteln, entkernen und in Streifen schneiden. Tomatenkerne mit dem Orangensaft kurz aufkochen, absieben und auf 2 Esslöffel einkochen. Daran kann sich der Wegwerfkoch Jamie Oliver ein Beispiel nehmen.
(6) Orangenabrieb, Zwiebeln, Knoblauch und Chili zum eingekochten Orangensaft geben und mit Olivenöl und hellem Balsamico aufrühren. Das Dressing mit Kräutersalz und Pfeffer würzen.
(7) Die Catalognaspitzen und -blätter 1 Minute in kochendem Salzwasser blanchieren, abschrecken, abtropfen und kurz vor dem Servieren mit den Tomatenstreifen, der Orangenvinaigrette und und dem Parmesan mischen.
Je eine Frittata auf die Teller verteilen, das Catalogna-Gemüse darauf anrichten und mit dem zweiten Pfannkuchen decken. Das Rezept habe ich frei abgewandelt nach dem März-Monatsrezept von Lucas Rosenblatt.
Weitere Rezepte mit Catalogna:
Ihr aus dem Süden 😉 habt es gut: hier bearbeite ich schon seit zwei Wochen meinen Gemüsedealer, weil ich unbedingt wieder Barba di Frate haben möchte! Wenn ich jetzt auch noch Catalogna bestelle …
Seufz,
genau so ist es!
Aber auch nur die Schweizer! So was finde ich im ländlichen Schwabens vergeblich, selbst frischer Spinat ist nur schwer zu bekommen *seufz*
Nicht immer einfach an die Zutaten zu kommen, aber lecker sieht es auf jeden Fall aus. Ich liebe die italienische Küche!
Wenn ich so die Kommentare hier lese, wohnen wir hier in der Schweiz ja im reinsten Schlaraffenland. Catalogna hatte ich vor 25 Jahren das erste Mal auf dem Teller. Wir hatten einen italienischen Fisch- und Gemüsehändler in dem Ort, wo ich aufgewachsen bin. Der hatte mir damals zum ersten Mal Catalogna verkauft mit einer ganzen Rezeptsammlung für die Zubereitung… – mündlich. Seither gehört Catalogna bei uns auf den Frühlingstisch.
Ich muss gestehen, ich habe Catalogna noch nie gekocht. Wenn es das Glück so gut mit mir meint, dass ich auch mal einen zu Gesicht bekomme, (was in der Regel nur in Italien vor kommt) dann wird der gleich roh als Salat gegessen…
Das sieht allerdings beides sehr gut aus, was Du damit gekocht hast!
Gab’s nicht doch ein kleines Kalbsschnitzelchen dazu 😉 ?
Bingo ! Das war auch mein Gedanke – da fehlt doch eine Klitzekleinigkeit 🙂
Ich jammere mal mit. Mein Gemüsehändler verspricht viel und hält wenig, aber ich nerve weiter.
Sehr lecker aussehend! Dieses Gemüse habe ich niemals gegessen.
Grüsse,
Rosa
Tztztz sag mal wohne Ich falsch ?
Hier gibts das nicht ;( auch im benachbarten Frankreich wo ich wöchentlich hingurge gibts das nicht, mach doch mal einen Versandhandel auf ,o)
Lg ins We
Kerstin
Hier ist eindeutig schon Frühling! Ich bin noch etwas hinten dran! 🙂
bella italia!
Genau SO ETWAS möchte man doch jetzt auf dem Teller haben! Die Küchlein klingen sehr interessant….und die Fotos sind wieder genial 🙂
Schmeckt der (die?) Catalogna auch wie ein feiner Löwenzahn? Interessantes Gemüse, das ich noch NIE gesehen habe… Manchmal vermisse ich den Viktualienmarkt ja schon…
@Sybille Gemüsehändler wechseln?
Wie du vermuten kannst, ist das genau das Richtige für mich. Die frische Catalogna habe ich auch schon gesehen. Bei uns bekomme ich jetzt noch Cima di Rapa. Es dauert nicht mehr lange, dann kann ich meinen Löwenzahn am Gardasee ernten.
@Die Küchenschabe:
@Eline:
Ihr musst euch Verbündete suchen, die euren Gemüsetandlern ins Gewissen reden.
@Tina: nicht mal Spinat, wo man denselben doch für Maultaschen braucht ?
@Andy: da bist Du nicht der Einzige 😉
@Wilde Henne: das haben wir den italienischen Migranten zu verdanken. Sonst würden wir uns heute noch von Urner Häfelichabis ernähren.
@Pepe nero: viel zu kochen gibt er nicht, aber Platz im Kühlschrank braucht er.
@sammelhamster: ausnahmsweise nicht 🙂
@Sybille: es ist einfacher, etwas von Sizilien nach Deutschland zu transportieren, als von Süddeutschland nach Süddeutschland.
@Rosa May: sounds like an iron curtain between Italy and France.
@Verboten gut: die Franzosen genügen sich selbst. Dort würde ich ihn zuletzt suchen.
@chriesi: bin auch noch nachhinkend mit Schmorgerichten. Die Spargeln dürfen noch etwas warten.
@Bolliskitchen: B-I. Genau.
@Hanne: die Küchlein kannst Du auch mit andern Gemüsen machen: Cima di Rapa, Blumenkohl etc.
@Julia: die Puntarelle sind zart-knackig, die äussern, grünen Blätter leicht bitter wie Löwenzahn.
@Magdi: Cima di Rapa gibts hier auch schon seit Wochen, der Frühling zerrinnt mir zwischen den Händen.
Hmmm, Küchlein mit Kartoffeln und Hefe … klingt so, als müsste ich das unbedingt mal ausprobieren! 🙂
Tipp@Tina: In der Markthalle in Stuttgart Großeinkauf machen – Catalogna hält sich erfreulich lange (wenn man es schafft ihn nicht vorher wegzuknuspern ;-))
jetzt sitze ich hier mit sperrangelweit offenem Mund und staune ohne Ende… Du schaffst es doch immer wieder Gemüse herzuzaubern die die Welt (meine Welt) noch nicht gesehen hat. Es muss doch etwas geben was Du nicht kennst 😉 *überleg*
Du immer mit dem Zeugs, an das ich nicht dran komme. Unkumpelig, tät man hier sagen…;-)
Mir gefällt dieser Blog so sehr,weil er Anregung für eigene Kreationen gibt. Die Frittate werde ich mit einheimischem Wildgemüse wie Scharbockskraut, Brunnenkresse, Gänseblümchen, jüngstem Löwenzahn usw. ausprobieren. Das wächst bei mir zu Hause alles direkt vor der Haustür.Ja, der Frühling ist schön!
@limette: man kann die Küchlein auch asiatisch würzen.
@gourmet-büdchen: ganz einfach, alles was aus Asien kommt.
@Claus: könnte ich bei Skrei und deinen Kartoffeln auch sagen 😉
@Bachbummele: dass die Wildkräuter vor der Haustüre wachsen, ist wunderschön. Wir in der Stadt kennen das gar nicht.
Eine wundervolle frühlingshafte Kreation hast Du mal wieder gezaubert. Und ich bin jetzt auch wenigstens ein bisschen schlauer und meine Verwirrung um Catalogna und Puntarelle hat sich ein wenig gelegt 😉
Catalogna habe ich vor ein paar Jahren in Sterzing gesehen und gekauft. Es ist auf den Märkten bei mir unbekannt.
Catalogna 🙂 Weshalb man sie nördlich der Alpen so selten anbaut, ist mir schleierhaft. Zum Glück kann man sie leicht selbst ziehen, zur Not auch in tiefen Töpfen.
Sie blüht übrigens auch hübsch, aber erst im zweiten Jahr. (Im ersten einfach nur die Blätter rundherum ernten, das geht mehrmals, und die Mitte stehen lassen.)
Letzte Woche fand ich beim „unpatriotischen“ Grosseinkauf in Grenzach sehr schönen Catalogna, dachte gleich an dieses Rezept und heute habe ich nun fast getreulich nachgekocht. Es war sehr, sehr gut, leicht und geschmacklich voller Ueberraschungen (leicht bitter, süss-fruchtig, salzig der Käse, knackig das Gemüse und weich die Fritelle). Die Fritelle haben es mir sehr angetan, ich könnte sie mir auch mit frischem Bärlauch vorstellen. Der Aufwand war eher gross, aber es hat sich gelohnt (den Abwasch erledigt im Augenblick gerade leise grummelnd mein Mann!). Ich habe übrigens bei jenem Einkauf ennet der Grenze auch noch Cedro entdeckt (Zedratzitronen) und auch den kürzlich in diesem Blog erschienenen Salat ausprobiert. Ebenfalls sehr lecker!
Bei uns im Dorf (immerhin über zehntausend Ew.) sind seltene Gemüsesorten genau das: selten!
@leser: wenn Löwenzahn bei uns wächst, sollte Catalogna auch.
@Franziska: Männer sind für den Abwasch da. Ich kenne das 🙂 „Dorflädeli“ haben für seltene Dinge schlicht keinen Absatz, hier bestimmen COOP und Migros, was der Kunde zu kaufen ha.
Sooo. Gerade habe ich auf dem Markt Catalogna Cimata gefunden und ersteinmal gekauft. Zum Glück hast Du ein, zwei Vorschläge was man damit macht – ich hatte nämlich erstmal keine Idee…
Wir sind Italiener. Mein Mami hat immer Catalogna mit Spinat gemischt. Das ist auch sehr lecker. Catalogna ist doch ein wenig bitter, darum mit Spinat eine gute Mischung. Probierts mal!