Brennesselsuppe mit Hechtklösschen

Brennesselsuppe 0_2012 03 24_3914

Morgen ist Gründonnerstag, da schlagen sich die Hausfrauen auf dem Markt um den letzten Spinat, da werden Weiber zu Hyänen (Schiller). Und das obwohl sich hierzulande nur noch wenige an die Fastenzeit halten und zwischen dem althochdeutschen „grunen“ (weinen, greinen) eh kein Zusammenhang mit der Farbe der Hoffnung <grün> besteht. Am Gründonnerstag muss grünes Gemüse auf den Tisch, so will es die Tradition. „Ich bin vor Ihnen an der Reihe“, kräht eine hinter mir stehende Dame, stösst mir ihren Ellbogen in die Rippen und lässt sich den letzten Spinat geben. Wer keinen Spinat mehr ergattern konnte, kann sich auch mit Brennesseln behelfen. Die Suppe haben wir im Frühlings-Kochkurs bei Lucas Rosenblatt nach einer Marktbegehung aus ad-hoc eingekauften Zutaten gekocht. Sie schmeckt ohne oder mit den Quenelles de Brochet sehr fein.

Zutaten
2-4 Personen

für die Suppe:
200 g junge Brennesselspitzen
1 Handvoll Spinat
etwas Geflügelfond
Pfeffer, Salz

50 g Knollensellerie, gewürfelt
5 cm Lauch, gewürfelt
2 weisse Zwiebeln, geschält, gehackt
¼ Fenchelknolle, gewürfelt
1 EL Rundkornreis
1 L heller Geflügelfond
2.5 dl Rahm
Salz, Pfeffer
Garnitur: Kerbelblättchen

für die Hechtklösschen:
ca. 160 g Hechtfilet, entgrätet, wenns mehr ist, gibts noch eine Einlage von kleinen Hechtwürfelchen in die Suppe
20 g Weissbrotwürfel
90 g Rahm
1 Eiweiss
5 g Salz
Prise Piment d’Espelette
15 ml Zitronensaft
½ L Fischfumet (notfalls gesalzenes Wasser)

Zubereitung
für die Suppe:
(1) Die Brennesselspitzen und den Spinat in einem Schöpflöffel kochendem Geflügelfond zusammenfallen lassen, absieben. Den Saft später der Suppe beifügen.
(2) Die Gemüsewürfel in wenig Olivenöl andünsten, mit dem Liter Geflügelfond ablöschen, Reis zugeben und etwa 20 Minuten leise köcheln. Mit dem Stabmixer fein mixen.

für die Hechtklösschen:
(3) Hecht würfeln, mit den übrigen Zutaten mischen und mind. 1 Stunde kühlen. Die eiskalte Masse danach im Cutter zu einer feinen Farce cuttern.
(4) Mit Esslöffeln Klösschen abstechen und im heissen, aber nicht mehr kochenden, gesalzenen Fischfumet ca. 15 Minuten ziehen lassen. Übrige Hechtwürfel darin kurz ziehen lassen.
(5) Ganz zum Schluss die Brennesseln mit wenig Wasser fein mixen und mit dem Rahm der Suppe beifügen. Würzen mit Salz und Pfeffer. Mit dem Mixer aufschäumen. In die Tassen verteilen. Ein Hechtklösschen und Hechtwürfel zugeben, mit frischem Kerbel garniere.

22 Kommentare zu „Brennesselsuppe mit Hechtklösschen“

  1. Wow, ich bin mal die Erste hier…
    das Süppchen sieht sehr gut aus! Das Grün ist herrlich! Brennesseln habe ich noch nie gegessen, mich (im uebertragenen Sinne) jedoch schon des öfteren rein gesetzt… Da habe ich jedoch eher unangenehme Erinnerungen….
    Ich frage mich, wie man die Dinger pflückt? Ich habe da so einen Hang hinter dem Haus, da wachsen die in Hülle und Fülle… stechen jedoch sogar durch die Handschuhe…
    Hecht ist wundervoll! Habe ich ebenfalls schon sehr lange nicht mehr gegessen… Eine gute Idee!

  2. Hoffentlich werde ich nie zur Hyäne auf Wochenmärkten oder ähnlichen Orten…gibt es doch kaum Schlimmeres! 🙂

    Zuerst bei Petra, nun auch bei dir Brennesseln….es wird Zeit, dass ich mich da auch ranwage!

  3. brennesselsuppe – hechtklösschen
    huch… das macht mich jetzt aber an 🙂

  4. Eine wahnsinnsFarbe hast du da hinbekommen. Sieht nach echtem Frühling aus!
    Schade nur – dass mal wieder die Frauen für eine Belustigung herhalten müssen. In Luzern sind meist die Männer am Drängeln und puffen …

  5. Die Gattung des *Bämul* (=grausliges Weib) ist international vertreten 😉
    Hast du eigentlich/ möglicherweise ein Lieblingskochbuch von Lucas Rosenblatt?

  6. @Pepe Nero: wer früh aufsteht, ist im Vorteil 😉 sammeln tut man nur die jungen Spitzen, die stechen weniger arg… und beim Pflücken einfach die Luft anhalten…

    @tomatenblüte: dann giess ich noch etwas Wasser nach, dann reicht sie auch für drei 🙂

    @Rosa May: very lecka.

    @Eva: und erst noch billig. Mit Pflücken die Brennesseln ausrotten zu wollen, ist mir aber noch nie gelungen, die verzweigen sich einfach und wachsen unterirdisch weiter.

    @Albino: die Spitzen sind jetzt gerade im richtigen Stadium.

    @kochfrau: wes das Herz voll… ist mir eben gestern passiert, das erklärt die schlichte Bedienung des alten Klischees. Wochentags sieht man hier nur wenig Männer, deshalb sind die Frauen in Überzahl. Am Samstagmarkt sind viel mehr Männer zu sehen, die sich ebenso verhalten. Sind die Brennesseln mal in der Suppe, darf man sie nicht mehr lange kochen, sonst weicht alles tristem grau.

    @Micha: Vor Feiertagen kaufe ich selten auf dem Markt ein. Die Angst ums Essen verändert den Charakter der Mensche. Lieblingskochbücher ? „Balsamico“ und „das grosse Buch der Saucen“.

  7. Oh, diese Einkaufshysterie vor Feiertagen – ganz schlimm! Mir blüht das am Samstag. Horror. Wie hast Du denn die „Handvoll Spinat“ ergattert? 😉 Bei uns gibt’s Karfreitag häufig Frankfurter Grüne Sauce – aber eher wg der fleischlosen Zeit als wg der Farbe. Wobei wir gar nicht fasten. Aber trotzdem eine liebgewonnene Tradition. Wie gut, dass wir die Kräuter im Topf haben! 🙂

  8. Ein- oder zweimal wohl habe ich als Kind Brennnesseln gegessen, die aber nur als Unkraut im Garten wuchsen. Marktware zu finden dürfte nicht schwierig sein, aber wie sieht es mit der Qualität aus? Man möchte ja keine Pflanzen essen, die am Bahndamm wachsen.

  9. @ Pepe Nero

    Du brauchst zum Pflücken dicke Gartenhandschuhe aus Leder, eine gute Gartenschere, einen Korb für deine Beute und trägst am besten Jeans und ein dickes Oberteil dabei. Und du solltest dir eine flache, trittsichere Stelle an deinem Hand aussuchen. Eine Rutschpartie durch dutzende von Brennesseln stelle ich mir nicht gerade berauschend vor….

    P.S. Nach dem Waschen kann man die Blätter gefahrlos ohne Handschuhe anfassen. Erleichtert das Kochen doch ungemein.

  10. Ach Du grüne Neune! Das sind ja Zustände im beschaulichen Schweizer Ländle. Aber ein Mr. Lamiacucina braucht nicht unbedingt Spinat – der kann sich auch anders helfen! 🙂 Sieht sehr appetitlich aus, Deine Suppe.

  11. An Gründonnerstag brauche ich auch Spinat, unbedingt! Und damit ich nicht zur Hyäne werde, bestelle ich ihn sicherheitshalber vor 😉
    Schönes Süppchen und erst diese Hechtklösschen…..

  12. @germanabendbrot: die Suppe wurde bei Lucas gekocht, die Erlebnisse auf dem Markt fanden in Basel statt. Morgen wird sich der Zank um die Flundernfilets ausweiten 😉 Ich versuche dem auch immer auszuweichen.

    @bee: ich glaube nicht, dass Marktware in Kistchen aus Wildsamlungen stammen.

    @Cooketteria: das liest sich ja wie die erforderliche Ausrüstung zur Besteigung eines aktiven Vulkans.

    @lieberlecker: Danke für die netten Worte zuhanden jener, die sich angesprochen fühlten 😉

    @Hanne: Zustände ? Englische Disziplin ist weder in Deutschland noch der Schweiz eine Tugend.

    @Bonjour Alsace: morgen werd ich mich um Morcheln kümmern müssen, die Du bereit im Trockenen hast.

  13. Hallo Robert, Mensch…ich mag Hechklößchen so gerne. Hatte sie kürzlich zu kochen versucht – sie haben einfach nicht geschmeckt. Du bist meine Rettung. Werde es nochmal mit Deinem Rezept versuchen. Die Suppe sieht köstlich aus.
    Liebe Grüße und schöne Ostern! Alex

  14. Hauptsache GRÜN 🙂 und: gesund! Und: einfach köstlich und nachahmenswert! Mit welchen Nockerln auch immer… 😉

  15. @the rufus: Griesnockerln im Karpfenteich ?

    @mein-i-tüpfelchen: geraten, aber nicht geschmeckt ? Wenn der Fisch gut ist, sollten sie eigentlich scmecken. Auch Dir ein schönes Osterfest.

    @Elisabeth: Salzburgernockerln, naja, wenn ihr das so wollt.

  16. Eine herrlich grüne Suppe! Wenn ich es schaffe, trotz Zeitknappheit frischen Spinat und Hecht aufzutreiben, könnte ich mir dieses feine Süppchen auch an unbunten Wochentagen in naher Zukunft gut vorstellen.

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