
Unsere Geranien kaufen wir immer im Emmental. Hier werden die Stecklinge ordentlich gezogen, sind feiss, gut angewurzelt und blühfreudig. Nach Überwindung von Last und Hitze der Autofahrt (auch schon wieder 4 Wochen her) setzten wir uns in Madiswil in den Schatten eines wilden Tieres, irgendeines Bären, Löwen oder Hirschen, assen Kalbsschnitzeli mit Spargeln an Orangenschaum. Nicht schlecht, leider entsprach der Empfang nicht dem Renommee und dem schönen Garten des Hauses. Danach gings in einem, dem wortgewaltigen Pfarrherrn aus Lützelflüh einen kurzen Besuch abzustatten. Alles was kursiv gedruckt ist, sind Zitate aus seinen Werken (Eugen Rentsch Verlag, Gesamtausgabe).
Ich glaube nicht, dass zwei zusammenkommen in der Welt, die sich nicht mehr oder minder ändern müssen, wenn sie glücklich bleiben wollen.

Es ist ein grosser Unterschied, ob man mit Besonnenheit Schritt vor Schritt einem bestimmten Ziele zu durch das Leben gehe, seine Tage mit Weisheit zähle, wie Salomo sagt, oder aber, ob man sich willenlos treiben lasse durch äussere Anregungen und innere Gelüsten, hierherum und dortherum, jeden Morgen sturm aufwache, halbsturm den Tag verbrauche, ganz sturm endlich wieder ins Nest krieche. Wer Verstand hat, begreift dieses.
Unterhalb des Dorfes liegt die Kulturmühle, „Herr behüt diese Mühle vor Sturm und Wind, und vor Gesellen die langweilig sind”. Der Hausspruch steht im 1. Stock über dem Eingang der 1821 erbauten Mühle, eine der schönsten Mühlen im Emmental.

Wenn Ärger im Menschen ist, so macht er selten das Klügste, sondern gewöhnlich das Dümmste.

Wie oft verglimmen die gewaltigsten Kräfte, weil kein Wind sie anbläst.

Ach, die gute Staatskasse, das ist ein liebenswürdig, geduldig Ding; wem die hold ist, ach, der ist eine glückliche Seele, dem ist für einen warmen Rock gesorgt, dem fehlen nicht Fischeli zMorge und Krebseli zNacht, ach, wie so eine Staatskasse auf so liebenswürdige und mannigfaltige Weise liebkosen kann ! Da ist kein Wunder, dass ihr die Liebhaber nie ausgehen…

Wäre Bäbi ein Pfau gewesen, es hätte das Rad so schön geschlagen, dass es den Schweif sein Lebtag nicht wieder hätte zusammenziehen können.

Es ist, ihr möget wollen oder nicht, das Haus der Spiegel eurer selbst.

Es ist sehr merkwürdig, wie zuverlässige Menschen ein Haus verlassen, das unzuverlässig wird, zu wanken anfängt, von einem flüchtigen Luftgeist besessen wird; es wird ihnen unheimlich darin, graulicht, sie laufen draus, und das flüchtige Gesindel zieht ein, wie an einen faulenden Baum aussen die Spechte klopfen und inwendig die Würmer sich lustig machen,

Nahe dem Grabe zu stehen, ist für alle ein Greuel, die keine Hoffnung haben wie die Heiden, sondern bloss Durst und andere Lust.
Der Mensch kennt alle Dinge der Erde, aber den Menschen kennt er nicht.
Eine hübsche Idee, den Geranienkauf mit einem Ausflug ins Emmental zu verbinden.
Der Bericht macht Lust, am heutigen regnerischen Sommersonntag wieder einmal Gothelf zu lesen. Ich werde die Novellen hervornehmen.
Das Linksmähderdorf hat noch mehr zu bieten als unfreundliche Wirte. Sicher habt ihr die sehr fotogene Gebäudegruppe mit Kirche, Pfarrhaus und Chylespycher in unmittelbarer Nähe des Bären angeguckt?
In Madiswil lebte der Mundartdichter Dichter Jakob Käser. Nicht berühmt wie Gotthelf, aber lesenswert!
Di Bricht isch mehr als Läsenswärt. Usgsuechti Zitat und ganz tolli Helge !
Dr Gwunder het mi gstupft und i ha grad miesse d‘ Baizeszene an Ort duuregoh. Es ka sich nur um dr Bäre handle, gäll ? 😉
I wynsch dir / Eych e scheene Sunntig.
Schöner Ausflug heute! Fürs Auge, für den Geist und auch an die Geranien wurde gedacht!
Ein Trugschluss: Wenn zwei Ereignisse (Sich Ärgern und Dummes tun) extrem häufig auftreten, dann muss da nicht unbedingt ein Zusammenhang sein
Eine wunderschöne Mühle! Mir gefällt auch die Form dieser Hausdächer sehr gut. Alles in allem wieder ein wunderschöner Post!
Ich hoffe, die Geranien leiden nicht unter all zu sehr unter dem ständigen Regenwetter…
Mit diesem streitbaren Pfarrherrn hätte ich gerne mal gemeinsam an einem Tisch sitzen mögen, Dazu hätte ich mir dann Dein Simmen-oder Emmentaler Kalbskotelette gewünscht.
Ein sehr schöner Post mit sehr schönen Fotos – ein Lesevergnügen an diesem wundervollen sonnnigen Sonntagmorgen. – vielen Dank dafür.
„Was ich des Tags mit der Leier verdien, das geht des Nachts wieder alles dahin!“ Der Mann scheint mich gut gekannt zu haben 😉
@Bachbummele: Novellen sind kürer und gerade richtig für eine verregneten Sonntag, der war jedoch bei uns sonig, bis jetzt. Die Kirchengruppe ist mir schon aufgefallen, aber mit dem Dorf habe ich mich noch nicht beschäftigt.
@Basler Dybli: und schon ist der sorgfältig gelegte Vernebelungsschleier wieder weg 😉
@Micha: ein Feld voller Mohnblumen haben wir nicht gesehen.
@Michael: muss nicht, kann, das aber sehr häufig.
@Pepe Nero: die Geranien musste ich gestern abschneiden. Kein Wetter dafür, aber sobald Sonne scheint, lugen sie wieder hervor.
@Ti saluto Ticino: er scheint ein handfester Esser bäurischen Essens gewesen zu sein.
@bee: er hat seine Schäfchen nur zu gut gekannt 😉
Vielen Dank fürs Anschauen der herrlichen Emmentaler Walmdächer. Schade, dass ich nicht unter so einem leben kann.
Ich sehe wie ein Luchs, aber den Hausspruch im 1. Stock derlese ich einfach nicht 🙂
Wieder einmal ein sehr schöner Sonntagsausflug – Danke !
Und geranien – auch sehr schön.
Wir liebenund pflegen unsere tief dunkelroten.
Granium aus dem Emmental – und dafür fährst Du wirklich bis nach Lützelflüh? Unglaublich.
Gegessen hast Du im Bären in Madis bestimmt besser als in jeder Beiz in Lützelflüh. Ich hab 5 Jahre in Lützelflüh gewohnt – beizentechnisch gesehen ein trostloses Pflaster.
Einzig empfehlenswertes angeschriebenes Haus ist die Thalsäge (gäbigi Landbeiz, solid), aber die liegt ziemlich ausserhalb…
Schöne Bilder – was aber auffällt: Auf keiner einzigen Fensterbank blühen Geranien. Hast Du die Bilder vor den Eisheiligen geschossen?
*grübelundscharfkombinier*
10. Juni minus (auch schon wieder 4 Wochen her) ergit 13. Mai 2012.
ergo während – vermuetlig als glaine Servatius
@Buchfink: Flachdächer sind moderner, dafür werden sie alle 20 Jahre undicht. Welche Errungenschaft !
@the rufus: höher mit dem Blick !
@mlocucMLO: wir lieben die „Stadt Bern“, oder was jewels als Zucht-Nachfolger angeboten wird.
@Wilde Henne: in Basel gäbe es auch einen Geranienmarkt 😉 Wir kaufen die Geranien immer ein paar Tage vor dem Muttertag, also früh, dann ist die Auswahl am Grössten, in Häusernmoos. Dann akklimatisieren wir sie in Basel, bis sie den kalten Temperaturen im Jura ausgesetzt werden. Ich war noch nie zeitnah mit Bloggen.
@Basler Dybli: die Fotos sind aus verschiedenen Besuchen zusammengestückelt.
Und ich finde, wie immer, die Dächer toll. 🙂
Geht mir mit meinen Pelargonien grad gleich…