Berner Bretzeli, Bricelets bernois

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Bretzelhaufen

Um Berner Bretzeli backen zu können, braucht es ein Bretzeli-Eisen. Eines mit Schweizerkreuzmuster drauf. Noch passender wäre eines mit Bärenrelief. Wobei die Art des Musters egal ist. Kurz: es braucht eine Art Waffeleisen. Im Unterschied zu belgischen Waffeleisen (Gaufrier) werden mit einem Schweizer Bretzeleisen die Waffeln viel dünner, sozusagen zu Wäffelchen. Seit vielen Jahren besitzen wir ein solches Eisen, ein wagenheberähnliches Monstrum vom Fuss des Solothurner Jura, mit zwei langen Hebelarmen, um die Heizbacken zusammenzuklemmen. Frau L. hat damit vor Jahren einen ersten und letzten Versuch gemacht, dabei ist ihr einer der Hebelarme mit voller Wucht auf ihre schwachen Händchen zugeklappt, die Folgen waren ein grosser Bluterguss, ein Arztbesuch und der Schwur, das Ding nie mehr zu benutzen. Weil ich zu meinem Caramel-Eis ein passendes Guetzli brauchte, hab ich den Wagenheber hervorgekramt und mache meine ersten Berner Bretzeli. Ohne Bluterguss. An mir ist halt doch ein Automechaniker verloren gegangen.

DKduWMein Beitrag für den DKduW-event von foodfreak. Die Rezeptur entnahm ich dem Büchlein: Das Kambly-Bretzeli, Stämpfli-Verlag AG, Bern, ISBN 978-3-7272-1334-2, in welchem Frau Ursula Kambly herself aus Anlass des 100-Jahr-Jubiläums 24 Rezepte zum Besten gibt. Wenig Rezepte und etwas Historie für etwas gar viel Geld, die Menschheit soll ja die Bretzeli bei der Firma kaufen und nicht zuhause selber machen. Aber ich wollte das Büchlein unbedingt haben, nun besitze ich es halt und mache mein Bretzeli selber.

Der älteste Hinweis auf die Berner Bretzelitradition findet sich in einer Handschrift aus dem Jahre 1373 aus Burgdorf. Aus einem Mandat der Berner Obrigkeit (Gesetzeserlass) um das Jahr 1500 herum, wird die Herstellung der Bretzeli nur zur Weihnachtszeit, vom Thomastag bis Dreikönigstag erlaubt. Getreide war damals eben kostbar.

Zutaten
100 g weiche, frische Butter
150 g Zucker
2 Eier
Zitronenabrieb einer ganzen Biozitrone
1 dl Rahm
250 g Mehl

Bratbutter zum Ausbacken

Zubereitung

(1) die weiche Butter mit dem Zucker schaumig rühren (etwa 15 Minuten in der Küchenmaschine). Eier, Zitronenabrieb und Rahm zugeben, kurz rühren, dann das Mehl unterziehen. Gibt etwa 50 Bretzeli.
(2) Die Masse 1 Stunde kühl stellen, dann Teelöffelweise auf das mit Bratbutter eingepinselte Bretzeleisen geben und ausbacken, bis sie goldgelb, oder noch etwas mehr als goldgelb ;-), sind.

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Berner Bretzeli auf Emmentaler Bauernteller

43 Kommentare zu „Berner Bretzeli, Bricelets bernois“

  1. Ich habe auch noch ein Briceleteisen auf dem Estrich. Mindestens ein Meter lang und ziemlich schwer. Um damit Bricelet backen zu können, bräuchte ich aber eine offene Feuerstelle oder zumindest eine Gasflamme. Ich könnte dein Rezept ja auf dem Grill im Garten (unter dem Nussbaum) ausprobieren. 😊

  2. Genau! Das Caramel-Eis steht ja noch auf der Liste!
    Sind die Bretzeli so knusprig, wie man sie sich vorstellt?

    Ich bin mir sicher, du wuppst auch ganz andere Sachen wie wagenheberähnliche Monstren zu deiner Gefügigkeit- ja, siehste, das traue ich dir alles zu 🙂

  3. Eso ne Bricelets-Iise ligt bi mine Èltere au no im Käller. Das Ding isch gòttstreefflig schwäär ! Wenn me nit dra dänggt, het‘ s bim Gutzle immer zerscht emool d‘ Sicherig putzt. 🙂
    Als Binggis hän mr syynerzyt sofort gytig die abgschnittene (no lauwarme Ränder) gässe, bis mr als Ranzepfyffe gha hän …
    P.S. Unsere Rezäpt-Daig het (sogar) no eglai Kirsch drin.

    1. Lieber Dybli,
      ich amüsiere mich köstlich ob Deinen „Dialäggt“ Beiträgen. Jedesmal fast wie Schnitzelbank lesen 🙂
      Andy aus Zürich

    2. Dybli – ich musste grad soooo lachen! Wir haben es genau gleich gemacht mit den Rändern. Bauchweh gibt’s ja, weil die Ränder gar nicht richtig gebacken sind und vor Fett tropfen. Und dann die Kombination von halbgebackenen Teigrändern und rohem Teig, dem wir natürlich auch immer gut zugesprochen hatten. Meine Güte, mir wird heute noch übel, wenn ich daran zurück denke.

      Robert, Brätzeli im Sommer – Du hast echt meine Bewunderung. Da riecht doch die ganze Bude hinterher tagelang nach Fett. Meine Mutter macht auch Brätzeli im Sommer – aber auf der Terrasse.

  4. Wieder einmal Top Bilder von Robert, diese Bretzeli zusammen mit selbstgemachtem Carameleis … mmmhhh! Schade gibt es keine Alternative zum Bretzeleisen … oder doch?
    Liebe Grüsse aus Zürich,
    Andy

    1. Du kannst gerne mein antiquarisches haben. Da du deine Küche eh umbauen willst, kannst du gleich eine offene Feuerstelle oder einen Holzherd einbauen.

  5. könnte man dieses feine, dünne und hübsche Gebäck auch herzhaft herstellen – also etwa mit Salz oder etwas Käse? Dann müssten sie doch perfekt auch zum Wein passen!

  6. Ein feines Rezept. In unserer Sippe werden die Brätzeli meistens auch von Männerhand fabriziert und an Familienfeiern genossen.
    @chriesi Ich empfehle dir ein Eisen, mit dem du sowohl Brätzeli als auch Waffeln backen kannst. Die Heizbacken haben zwei verschiedene Oberflächen und können leicht ausgewechselt werden.

  7. Sind die hübsch! Sehen ähnlich aus wie unsere Zimtwaffeln, vielleicht kann man die mit einem Zimtwaffeleisen nachmachen.
    Mein Vater hat so eines, antik, allerdings bräuchte man dazu einen passenden Holzofen, an dem mangelt es leider 😉

  8. abgesehen von frau L.s missgeschick eine schoene geschichte. wielange hast du gewerkelt bevor du die schoenen fotos von den bretzeli hast machen koennen?

  9. @Frau A.: Bricelets auf offenem Feuer gleichmässig gebräunt hinzukriegen, klingt schon nach Meisterschaft. Abgesehen davon, Kambly hat seine Brezeli zu Beginn auch auf Holzöfen gebacken.

    @Micha: mir kannst Du ruhig alles zutrauen, nur Autoflicken nicht. Knusprig sind sie, jedoch ein wenig fragil.

    @kitchenroach: sie sind auch bereits aufgegessen.

    @Basler Dybli: Emmentaler Kirsch 😉 ja, für die Ränder brauchts jemanden, der sie laufend aufisst !

    @Wilde Henne: halb so schlimm, bei offenem Fenster geht das gut.

    @tomatenblüte:
    bretzeleisen aus dem Jura

    @Eva: einmal reingebissen, sehen sie etwas lädiert aus 😉

    @Rosa May: something for grandmothers… and -fathers 😉

    @lieberlecker: ohne Bretzeleisen gehts nicht.

    @chriesi: etwa 100 Franken kostet sowas.

    @ankelilli: schon geschehen, nach deiner Errettung aus dem spam.

    @germanabendbrot: ja, hab ich auch schon, kommt demnächst. Nur die viele Butter brauchts schon.

    @Bachbummele: ach, das gibts ?

    @Arthurs Tochter: Spekulatius schmecken anders, weihnachtlich. Aber Danke für die Idee, mach ich doch glatt mal mit etwas Zimt und Caramel.

    @Britta: Zimtwaffeln, noch nie gehört, den antiken Eisen an scheint es sich tasächlich um eine alte Tradition zu handeln..

    @karine: das ging im ersten Anlauf, die zu hellen und die zu dunkeln hab ich laufend aufgegessen 🙂

  10. So ein Waffeleisen hab ich vom Mama geerbt. Sie hat damit allerdings meist eine pikante Version der Bretzeli gebacken. Die waren wunderbar käseknusprig und wurden zum Wein gereicht. Leider habe ich das Rezept nicht mit geerbt.

  11. Da mich Sprachgebrauch fast noch mehr interessiert als gute Rezepte: Brezeln sich die Bernerinnen denn auch auf? Oder bedeutet für sie „aufbrezeln“ Waffeln wiederaufbacken?

  12. @Loeffel:
    Rezept für Käsebrezel aus dem gleichen Büchlein:
    75 g weiche Butter
    150 g geriebener Käse
    1 TL. Salz
    150 ml Wasser
    300 g Mehl

    @anglogermantranslations: Bretzeli aufbacken tut niemand. Aufbrezeln scheint mir eher der deutschen Umgangssprache zu entstammen, wiewohl es auch von der hiesigen Jugend als „ufbräzele“ im selben Sinne wie in D verwendet wird. Ganz anders das amerikanische „pretzeled“, siehe http://www.urbandictionary.com/define.php?term=pretzeled 🙂

  13. Auf Sommerwanderungen mussten unsere Eltern immer wieder Quizspiele erfinden, um uns Kinder bei Laune zu behalten. Bei einem Spiel mussten wir Wörter suchen, in denen zweimal der gleiche Buchstabe vorkam: Brätzeliise war das Wort für zwei I….

  14. Da habe ich schon mal die richtigen Zutaten im Haus, das Wetter verlangt nach Eis, aber woher bekommt man so ein altes Eisen? Es ist bretzelhaft 😀

  15. @Bea Wyler: bei ii wäre mir höchstens Hawaii eingefallen 😉

    @bee: das Eisen muss nicht alt sein, unseres ist Teflonbeschichtet

  16. Bei einer Freundin hab ich diese mir bis dahin völlig unbekannte kleine Köstlichkeit probiert und da sie Schweizerin ist, hat sie mir aus dem Urlaub solch ein „Bretzeli-Iiiisa“ mitgebracht. Ein paarmal hab Ichs verwendet aber nach ihrem Rezept musste ich gefühlte Hunderte von Kügelchen formen was mich von weiteren Versuchen ehrlich gesagt abgehalten hat. Obwohl: meine Familie war begeistert von den Dingern.
    Danke für das Rezept, nun werd ich nochmal einen Versuch starten, diesmal mit Kaffeelöffel!

  17. Jawohl dieses Projekt sollte ich in den nächsten Tagen in Angriff nehmen. Mein Eisen ist das altbekannte orangerote 😉 als Bernerin Teste ich gerne dein Rezept, wir waren so euphorisch, dass wir welche für den Mittagstisch im August mit ca. 50 Leuten Backen wollen…..
    Grüessli Irene

  18. Oh, die Wagenheberähnliche Gerätschaft sieht unserem Familienzimtwaffeleisen recht ähnlich. Wäre ja einen Versuch wert, ob man die Bretzeli nicht auch damit hinkriegt. Allerdings liebe nicht bei 33°C im Schatten, sondern zur Weihnachtszeit, wo das nicht minder sperrige Gerät hervorgekramt wird und der Ofen eh angeheizt ist.

  19. @heidi48: Kügelchen von abgemessenem Gewicht zu drehen wäre eigentlich die korrekte Methode mit wenig Abschnitten. Dazu war ich zu faul und habe mit Löffeln hantiert.

    @Irene: das von der Migros kommt ohne lange Hebelarme aus und spart Platz.

    @Sabrina: heute warens bei uns 34°C, da wird überhaupt nicht mehr gekocht. Zimtwaffeln schauen tatsächlich auch eher dünn aus, Bretzeli sollte man damit hinkriegen.

  20. Ich glaube, ich bekomme gerade ein wenig Heimweh… Braetzeli waren doch immer etwas Besonderes, das meine Grossmutter immer in einer grossen Blechdose hervorzauberte und als Kind half ich meiner Mutter auch beim „braetzele“… manchmal rollten wir sie noch ganz frisch und heiss um einen Kochkellen-griff.

    1. ja, heiss gerollt lassen sie sich gut formen, mit einer andern Teigzusammensetzung auch zu Cornets drehen. Sollte ich auch mal machen.

  21. Also, die Bretzelis erinnern mich stark an unsere „Neujahrskuchen“ hier in Ostfriesland! Entweder die hauchdünnen mit ganzem Anis, da ist der Teig aber sehr flüssig und wird mit einer kleinen Kelle ins „Hörncheneisen“ gegossen, oder die „Knetwaffeln“, da werden auch Kugeln geformt und die werden dann in dem Eisen flachgedrückt und gebacken, die sind auch mit Zimt. Ich habe noch ein ganz altes Eisen von meiner Großtante, das ist sehr schwer und da ist das Ostfrieslandwappen drauf. Aber schon mit Strom und noch mit so einem alten Stecker, den es heute gar nicht mehr gibt. Nur damit kann man immer nur eine Waffel backen! Kann man denn diese Bretzeli-eisen kaufen und wo??? Da kann man ja gleich mehrere Waffeln backen!
    Die Hörncheneisen kann man h i e r überall kaufen!
    Die aufgerollten Waffeln werden bei uns zum Tee gegessen!
    Wir backen sie auch nur zu Weihnachten und Neujahr! Milchkannen voll!!!

    1. Hallo Luise, geh doch mal auf die schweizer Auktion-Plattform ricardo (ähnlich wie Eba..). da tippst Du *Bretzeleisen* im Suchbegriff ein… da findest Du garantiert eines 🙂 viel Glück 🙂

  22. @ lamiacucina
    Ganz herzlichen Dank für das aussergewöhnliche Rezept 🙂 letzten Monat hatte ich die Cambly noch gekauft… jetzt werde ich sie selber machen 🙂
    Im Moment backe ich noch mit einem neueren MioStar Bretzeleisen… aber das gekaufte Jura(occasion) kommt schon nächste Woche zu uns 🙂 bin gespannt was der Unterschied sein wird 😉

    1. vermutlich kein grosser. Jetzt suche ich nur noch ein Rezept für die Kambly-Butterfly, dann wären (mit Ausnahme der Militärbiscuits) Selbstversorger in den Sorten, die uns schmecken. 😉

      1. Geschmacklich gesehen schon nicht 😉 aber in der Handhabung 🙂 Die Flächen sind mir fast etwas zu klein. Beim zumachen rutschen die Teige immer nach vorne egal wie langsam oder etwas schneller… was rauskommt sind die hinteren verbrannt, und die forderen unfertig. Passiert Dir das beim Jura auch ? Hast Du nen Trick ?
        @ Kambly-Butterfly : na dann viel Glück, sollte für Dich kein Problem sein oder ? Irgendwie hast Du das Händchen dafür 🙂

        1. beim Jura-eisen sind sie relativ gleichmässig gebräunt. Rutschen tut auch nichts. Nur die Kunst, soviel Teig reinzugeben, dass die Fläche ausgefüllt, weder unter- noch überfüllt ist, braucht Erfahrung, die mir fehlt.

          1. Tja diese Erfahrung wird bei mir sicher auch noch Jahre brauchen 😉 viel mehr ist es die Begeisterung dafür 🙂 das Lob der Familienmitglieder und auch der Gäste die ab und zu reinbrösmelen :). In der Zwischenzeit ist das Jura schon eingetroffen 😉 und übe damit bis mir die Hände hahahaahahahaaa abfallen 😉
            Was ich jetzt schon sagen kann, das Jura schliesst im Neigewinkel weniger schnell als das Miostar. Genau deshalb rutscht der Teig hier nicht zu mir. 🙂 🙂 🙂

  23. Hebelarm ? Ja exakt 🙂 Du glaubst es nicht, die Konsistenz des Teiges ist massgebend ob er am Platz bleibt oder nicht 🙂 ich habe sage und schreibe 12 versch. Versionen aus dem Internet zusammengesammelt. Ich führe Buch über die Ergebnisse : – Knusprigkeit – Geschmack – Erscheinungsbild – Handhabung. Das ist spannend wie ein Krimi, da ich das Mios.. noch habe und so zum Vergleich denselben Teig in einem Durchgang (2 Geräte) teste. 🙂 Mit Deiner Erlaubnis gebe ich gerne unsere Ergebnisse (nach eigenem Gusto) zusammen mit Rezepte hier Preis. Kurz Bescheid geben 🙂
    Ich denke es wird schon noch einige Wochen dauern bis wir durch sind 😉 ha ha ha…

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