Die Uva Americana ist eine amerikanische Rebsorte, die im 19. Jahrhundert u.a. in Norditalien und im Tessin Fuss fasste. Als Hybridsorte ist sie gegen eine Reihe von Krankheiten, u.a. die Reblaus, resistent. In den USA heisst sie auch Clinton, im Veneto Fragolino. Hier habe ich schon darüber berichtet.
Als Tafeltraube besitzt sie einen markanten, äußerst würzigen Geruch und Geschmack, der an Waldbeeren erinnert. Daraus hergestellte Weine weisen einen sogenannten Foxton auf, ein fremdartiger Geschmack, der Weinkenner an nasses Fuchsfell, oder drastischer gesagt, an Katzenpisse erinnern soll. Als Weinliebhaber, was nicht dasselbe ist wie ein Weinkenner, pflege ich weder um Fuchsbauten herumzuschleichen noch an flüssigen Hinterlassenschaften von Katzen zu riechen. Ein einfacher Wein, der durch seine Aromafülle überrascht. Entweder gefällt er, oder er gefällt nicht. Wer in den USA einmal ein Glas Lake Niagara, im Tessin einen Boccalino Rosso di Uva Americana, oder in Italien einen Fragolino (gibts auch als frizzante) getrunken hat, weiss, was ich meine.
Jeden Herbst mache ich aus den Tafeltrauben, die von Ende August bis Ende Oktober im Handel sind, mein liebstes Sorbet. Ein Sorbet, das auch nach Lagerung im Tiefkühler cremig bleibt, als ob es frisch aus dem Pacojet gedreht worden wäre.
Zutaten
1 kg Uva Americana Trauben
(gibt 5 dl Pressaft)
100 g Puderzucker oder Kristallzucker
40 g Invertzuckersirup
40 ml Zitronensaft
Zubereitung
(1) Trauben abbeeren, waschen, abtropfen lassen, dann durch ein passe-vite (Flotte Lotte) drehen. Diesmal habe ich den Saft nochmals mit dem Rückstand (Häute, Kerne) gemischt, und ihn 1 Stunde stehen gelassen, damit die Farbe besser extrahiert.
(2) Die Mischung erst durch ein grobes Sieb, dann durch ein feines Sieb giessen, mit den übrigen Zutaten mischen und mit einem Rührgerät rühren bis aller Zucker gelöst ist.
(3) Über Nacht in den Kühlschrank stellen. Dann in die Eismaschine geben und zu Eis drehen.
Wer keinen Invertzucker hat, kann diesen auch durch normalen Zucker ersetzen, das Sorbet wird dann etwas fester, bleibt nach tiefgefrieren aber noch weich entnehmbar.
Als Abrundung eines Herbstmenus oder eines Herbst-Spaziergangs eine schöne Idee – zumal ein stetig cremiges Sorbet schon eine Verheißung für sich ist!
Mal sehen, ob mir einfällt, was meine Oma als Katzeseich bezeichnete. Da war doch was…
Dein Sorbet liest sich toll, aber falls du jemals Speisekarten schreibst, solltest du nochmal in dich gehen 🙂
Die Tafeltraube wird hier bei uns kaum zu bekommen sein, leider. Aber eine Flasche Fragolino kann man im Internet bestimmt irgendwo bestellen. Nasses Fuchsfell, Katzenpisse… Mensch Robert, jetzt hast du mich richtig neugierig gemacht 😉
Und woran liegst, dass das Sorbet so cremig wie frisch aus dem Pacojet bleibt? Am Invertzucker??? Aber wie auch immer…… ich brauch das Zeugs wirklich langsam mal.
Katzenseicher…..ein Glück, dass das im Schweitzerischen so nett klingt. Ich bilde mir ein, dass es bei den Frankenweinen eine Sorte Weißwein gibt, die mich im Nachgang immer an Katzenpipi erinnert hat – allerdings ist das jetzt nicht als Kompliment gemeint. Ich meine, es wäre der Müller-Thurgau.
Katzenseicherli wachsen bei meiner Nachbarin ums Haus rum. Das sind meine liebsten Trauben überhaupt. Ich mag die kleinen Scheisserchen 😉
Fantastisch! Dieses Sorbet is unwiderstehlich.
Grüsse,
Rosa
Es gibt Dinge im Leben die muss ich nicht probiert um sagen zu können „mag ich nicht“ 😉
Aber die Trauben, wie auch Dein Sorbet würde ich schon ganz gerne mal kosten
@Micha: das herbstlicheSorbet passt sogar zum jetzigen Regenwetter.
@Heike von Au: wenn ich ein Restaurant hätte, wäre es nicht piekfein. Dann würde Katzenseichersorbet auf die Menukarte genommen werden.
@Dirk: dann bestelle ruhig gleich 6 Flaschen statt nur eine 😉
@Überall & Nirgendwo: ich wundere mich selbst, wie ein Sorbet aus dieser Frucht weich-, aus andern Früchten hartfrierend wird. Vermutlich liegts am hohen Traubenzuckergehalt.
@magentratzerl: Müller-Thurgau hat zwar eine verbogene Muskatellernote, aber mit Katzenpipi hat er nichts zu schaffen.
@Wilde Henne: Danke, noch jemand, die diese Trauben mag !
@Rosa Mayland: thats just as it is.
@Klärchen Kompott: die meisten, die hier zu kaufen sind, stammen aus Italien.
Die Farbe sieht schon fast einmal recht gut aus 😉
Schöner Name! Bei uns heißt der Wein aus dieser Traube Uhudler oder auch Heckenklescher. Gottseidank hab ich so eine Traube an der Hauswand, denn kaufen kann man sie ganz selten. Leider war ich heuer extrem unaufmerksam, die Vogerl dafür sehr aufmerksam – die Ernte fiel sehr dürftig aus 🙂 Werd ich mir dein Rezept eben fürs nächste Jahr speichern …
Katzenpisse und Fuchsfell? Interessante Assoziation…immer diese „Kenner“ ;-)….
ich liebe Fragolino, habe ihn Ewigkeiten nicht mehr getrunken – dein Rezept ist jedoch ein hervorragender Anlass dies mal wieder zu tun – oder als Eis zu verarbeiten.
Americana – Traube…davon träume ich heut noch. In den 80iger verbrachten wir etliche Sommer im Simmental auf einer Hütte. Die Trauben, eine Flasche Rotwein, Schweizer Kassorten und ein Baguette, und das Tal unter dir…
Vielleicht sind wir auch 83 deshalb mit einem Winzling heimgefahren, weils so wenig zum Glück braucht.
Na, Mahlzeit!!
@the rufus: ich arbeite daran !
@Die Küchenschabe: Vögel sind auch Feinschmecker. Mir geht es jedes Jahr mit dem Holunder so. Bis dieser reif ist, sind die Beeren weg.
@lamiatrattoria: Weine müssen treffend beschrieben werden. Mit „komplex“ und „gut“ kommt man nicht weit.
@zizibe: das Glück hängt nicht an Trüffeln und Champagner. Dass an Simmentaler Alphütten Trauben wachsen, hätte ich nicht gedacht.
@Magdi: nomen ist für einmal nicht omen.
Als Sorbet serviert schwärme ich davon und greife im Tessin zu, wann immer es Sorbet „von der Pergola“ gibt
*grummel* unsere Americana-Trauben haben fast alle die Vögel verspeist, nur ein paar wanderten gleich von der Pergola in den Mund. Aber vielleicht finde ich noch etwas eingefrorenen Saft, ich liebe das Sorbet nämlich sehr!
Wusstest Du Robert, daß die Mehrheit der spanischen Reben auf einem pie americano wächst? Ende des 19. Jahrhunderts raffte die Reblaus die einheimischen Rebstöcke dahin. Da entschlossen sich die spanischen Winzer amerikanische Rebstöcke zu importieren, weil sie reblausresistent sind. Auf diesen „amerikanischen Fuss“ pfopfte man dann die einheimischen Rebsorten. Es funktioniert seit 1884 bis heute 😉
@Bonjour Alsace: und ich dachte, ihr esst nur Schokolade-eis in den Grotti.
@chili&ciabatta: freches Geflügel. Gut habe ich keine Pergola, obwohl… es muss darunter sehr schön sein wenn es heiss ist..
@Kochbuch Max&Moritz: das gilt nicht nur für Spanien, sondern für ganz Europa. Einige von der Phylloxera verschonte Inseln ausgenommen.
Meinst du das Sorbet klappt auch ohne Eismaschine? Wird dann eher eine Granita, oder?
Meine Lieblingstrauben! Früher bekam man sie sehr selten ausserhalb vom Tessin. Heute zum Glück nicht mehr. Trauben die nach Erdbeeren schmecken *mmmh*
Ich hatte Glück und tatsächlich noch 500 ml Saft von unseren Trauben im Tiefkühler gefunden! Das Sorbet ist vom Geschmack und von der Konsistenz her genial und hat den Gästen ausgezeichnet gefallen – bei uns gab’s nach Belieben noch einen Schluck Grappa darüber. Danke!