Jede Woche fahren wir einmal durchs Laufental Richtung Jura. Vorbei an den hässlichen Anlagen der ehemaligen Papierfabrik. Vorbei am Schloss Zwingen. Warum immer nur vorbeifahren ? Auch Sehenswürdigkeiten „dritter Klasse“ haben ihre Geschichte und somit ihren Reiz.
1194 stellte Papst Coelestin III das Kloster Beinwil unter den Schutz des apostolischen Stuhles und sicherte ihm alle gegenwärtigen und zukünftigen Besitzungen, u.a. auch Zwingen (Zinwigen) zu.
Die ältesten Teile des Wasserschlosses Zwingen werden auf die 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts datiert. Ab 1312 gehörte Zwingen als Lehen des Bischofs von Basel den Herren von Ramstein. Die Ramsteiner, als bischöfliche Ministeriale zu Macht und Einfluss gelangt, beabsichtigten, die Anlage zur bewehrten Kleinstadt auszubauen. Der Bischof von Basel, der 1295 gleich nebenan mit der Stadt Laufen eine eigene Stadt gründete, wusste den Aufbau eines konkurrierenden Machtzentrums zu unterbinden. Mit dem Aussterben der Ramsteiner ging das Schloss an den Fürstbischof von Basel über. Rund 300 Jahre residierten dessen Vögte auf dem Schlossgut.
Die ganze Anlage wurde auf Inseln im Flüsschen Birs errichtet. Allerdings sind die im Mittelalter noch durchflossenen Arme der Birs zwischen den Inseln trockengefallen oder trockengelegt worden. Damals konnte mit zwei Wehren die Birs aufgestaut werden, so dass das Schloss auch bei niedrigem Wasserstand umflossen war.

Die östliche Vorburg wird durch den Ramsteinerturm mit seinem Zinnenkranz dominiert, der mit seinem Tor den Zugang vom Weg aus Richtung Basel sicherte. Die ursprüngliche Ummauerung ist an der südöstlichen Mauerecke noch vollständig erhalten.

Eine gedeckte Holzbrücke verbindet die Vorburg mit dem Hauptteil der Anlage. Sie besteht zum grössten Teil noch aus dem ursprünglichen Bauholz. Der Birsarm, der früher unter der Brücke durchführte, ist inzwischen trockengefallen, aber noch gut zu erkennen.


Auf der grösseren westlichen Insel befindet sich der runde Bergfried, mit dem rekonstruiertem Kegeldach, dem Hexenturm. Später wurden daran verschiedene Gebäude direkt angebaut. Heute bilden diese Anbauten mit dem Bergfried zusammen eine Einheit, den Palas.


Auf der Südseite des Schlosses Zwingen steht nahe der Birs und innerhalb der Tore und Ringmauern die dem Hl. Oswald geweihte Kapelle. Der heutige Bau stammt aus dem Anfang des 18. Jahrhunderts und besteht aus Schiff und Chor.
Ab 1792, nach dem Einmarsch der Franzosen, gehörte Zwingen zur Raurachischen Republik und anschliessend zum Kanton Laufen, welcher zum Departement Mont Terrible kam. 1792 wurde das Schlossgut als französisches Nationalgut deklariert und an einen guten französischen Bürger, Citoyen Laquion, verkauft (L.: Umverteilung für einen Pappenstiel, man weiss ja, wie das läuft). 1793 wurde das Bistum Basel mit Frankreich vereinigt. 1815 wurde das Laufental durch Entscheid des Wiener Kongresses eidgenössisch und dem Kanton Bern zugeschlagen. Mehrmals wechselte das Schloss in den folgenden Jahrzehnten den Besitzer. 1913 wurde es an die Papierfabrik Zwingen verkauft, die ihrerseits 2004 ihren Betrieb einstellen musste. Seit 1993 ist das Schloss im Besitz der Gemeinde Zwingen.

Quellen:
wiki
Gemeinde Zwingen
Wer macht im Hintergrund eigentlich immer das Wetter für dich, dass die Fotos bei euren Ausflügen so schön werden?
Zwingen hat zwar durch seinen Namen keinen Schmelz, macht aber mit dem Schloß wieder einiges wett!
Schönen Sonntag euch…
Wie schön, dass Du Dich auch der „Sehenswürdigkeiten Dritter Klasse annimmst“. So kommen wir wenigstens in den Genuss Eurer Sonntagsausflüge. Ein imposantes Schloss.
Das schlichte Kapellchen hatte es mir angetan – in dem hat meine Tochter vorletzten Mai geheiratet. Nebenbei fanden wir es in solchem Kontext besonders lustig, dass die Anlage Zwingen heißt. –Ich konnte mich damals an der Idylle auch nicht müdknispen. Nur eins hat gestört: die präsenten Aufbauten der Neuzeit. ;o) Steht da nicht auch so ein Sendemast – oder wars ein Schornstein? – dauernd im Bildmotiv rum?
Grüße aus Berlin.
Muss wohl an deinen guten Fotografenaugen liegen, dass aus Sehenswürdigkeiten „dritter Klasse“ hier so tolle Fotos werden. Interessanter Bericht, wieder einmal.
Schönen Sonntag und viele Grüße aus Stuttgart 🙂
Dirk
Erst reißt sich jeder das Häuschen unter den Nagel, zum Schluss darf dann wieder die Allgemeinheit für den Unterhalt aufkommen. Immer dasselbe.
A beautiful piece of Medieval architecture!
Grüsse,
Rosa
Als Sehenswürdigkeit 3. Klasse würde ich dieses nette Städtchen mit der schönen gedeckten Holzbrücke nun wirklich nicht bezeichnen. Du hast ja auch das geschulte Auge, dem nichts Schönes entgeht. Schönen Sonntag!
Wie so oft gleichzeitig putzig und trutzig. 🙂 Ganz neu ist mir übrigens die „Raurachische Republik“. Die muss man sich mal im Rachen zergehen lassen …
Alle Regeln, Zusagen usw. der Päpste werden jetzt dann vom Direktorium durchleuchtet und genau geprüft 😉
@Micha: Danke gleichfalls. Ganz einfach, wir reisen nur bei schönem Wetter aus. Das hier war der erste gefühlte Sonnenstrahl seit Wochen.
@Sabine: der Ausflugsradius wird langsam kleiner. Da muss man sich mit kleineren Brötchen bescheiden.
@Hochhaushex: ich habe mir angewöhnt, modernes Graffelwerk zu ignorieren, kann mich demnach auch nicht erinnern, Kamine oder Antennen gesehen zu haben. Möglich wärs ja schon 😉
@Dirk: Danke für die Sonntagsgrüsse. Heute, wo es endlich strahlend schön ist, mussten wir zu Hause bleiben. Immerhn gabs was Gekochtes.
@bee: geht ins Kapitel Sozialisierung der Verluste.
@Rosa Mayland: indeed, I was surprised myself.
@Buchfink: die privaten Kalssifikationen können sich mit den Jahren ändern 😉
@anglogermantranslatione: damit haben wir nun mal nicht die geringste Probleme !
@Rufus: ob sie von heute an zurückgehen mit den Prüfungen oder bei Christi Gebur anfangen. Es wird dauern, bis sie im 13. Jahrhundert angekommen sind.
Heute spät, auf dem Balkon sitzend, denn es war warm, sehr warm heute hier im Kraichgau. Am besten gefällt mir das letzte Bild. Wie da die Tür so verschlossen ist. Und die Sonne so scheint. Und die Bildunterschrift so nüchtern spricht.
Der Ottolenghi, lieber Robert, hat bei uns voll eingeschlagen. Mein Mann hat sich ne Wasserpfeife gekauft, weil in Jerusalem so ein tolles Bild von zwei Männern abgedruckt war, die miteinander Pfeife schmauchen. Und jetzt gluckert er hier so rum. Herzliche Grüße!
so ist der Tabakqualm auf dem Balkon wenigstens ab sofort wassergefiltert. Was ein Kochbuch nicht alles auslösen kann 😉
Ach, dritter Klasse würde ich das überhaupt nicht nennen. Das meint man vielleicht nur, weil man immer vorbei fährt. Das lassen sich unterwegs vielleicht noch andere interessante Sehenswürdigkeiten entdecken, die des Sehens würdig sind 😉