Beabsichtigt waren normale Schlutzkrapfen. Wie so oft lief mir aber die Zeit davon. Während ich lange werweisste, ob ich das Rezept der Britta Kamafoodra oder das der Magdi kochfelder nachkochen sollte, drohte mir Frau L. an, Hungers zu sterben. Das bedeutet für den Koch fürsi zu machen. Bis zum finish ging alles recht flott und zügig voran. Der Verzicht auf das Formen von Ravioli erlaubte, die verplemperte Zeit wieder einzuholen. Nur das Anrichten war stressig. Abwechslungsweise je 12 brühheisse Teigrondellen, Käse, Spinat und Sauce in 2 Teller aufzuschichten, ohne sich die Finger zu verbrennen und doch die Teller noch heiss auf den Tisch zu bringen, erwies sich als eine hektische Angelegenheit. Vorgefertigte Ravioli servieren geht schneller. Wenigstens waren sie gut, sie schlutzten jedenfalls wie richtige Schlutzerl.
Zutaten
4 Vorspeisen
für den Teig:
70 g Roggenmehl (Typ 1050)
70 g Hartweizendunst (semolina rimacinata)
2 kleine Eier (vom 2. Ei nicht das gesamte Eiweiss verwenden)
1 Elf. Olivenöl extra
für die Spinatfüllung:
400 (L.: 300 g) Blattspinat
150-200 g Bergkäse (L.: Alpkäse aus dem Val Müstair) feinst gehobelt
100 ml Gemüsefond (L.: Geflügelfond)
150 g kalte Butterwürfel (L.: 100 g)
Salz, Pfeffer
zum Anrichten:
Bergkäse fein gehobelt
1 Bund Schnittlauch, fein geschnitten

Zubereitung
(1) Zutaten zu einem geschmeidigen Teig verkneten, mit Klarsichtfolie abdecken und etwa 1 Stunde ruhen lassen.
(2) Teig dünn ausrollen (7/9) und 10 cm Kreise ausstechen (gibt ca. 40 Stück)
(3) Spinat in kochendem Salzwasser kurz blanchieren und in Eiswasser abschrecken. Auf einem Küchentuch abtropfen lassen.
(4) Gemüsefond (bzw. Geflügelfond) aufkochen, auf die Hälfte einreduzieren lassen, dann die kalten Butterwürfel unterschlagen. Würzen mit Salz und Pfeffer. Davon etwas zum Anrichten beiseitestellen. Spinat in der restlichen Sauce erwärmen.
(5) Teigblätter in Salzwasser 2-3 Minuten kochen lassen. Mit einer Siebkelle herausheben.
Anrichten
Auf den gut vorgewärmten Tellern abwechslungsweise je 12 (Original: 5) Teigplatten, Spinat und Käse zu einer Lasagne aufschichten, mit Sauce beträufeln und mit gehobeltem Bergkäse und Schnittlauch garnieren.
Das Originalrezept stammt von Thomas Haselwanter aus dem Buch Die Neue Südtiroler Küche, Athesiaverlag, Bozen.
Das Roggenmehl passt bestimmt optimal zum Bergkäse. Muss ich auf jeden Fall nachkochen 🙂
Bin ich froh, dass andere auch in Zeit-Stromschnellen geraten können, wenn zwischen Anrichten und Servieren noch fotographiert werden soll, ohne auf den Standart eines warmen Gerichtes am Tag verzichten zu wollen.
Das Foto selbst strahlt aber nur entspannte Schlutzigkeit aus. Ach, und wie immer alles so schön handgemacht bei dir!
Au weia, wenn ich so etwas für die ganze Familie machen wollte… Dein Posting-Rhythmus hat sich geändert! Bin schon ganz durcheinander, welcher Tag wohl heute sein könnte!
Normale Schlutzkrapfen, offene Schlutzkrapfen…her mit den Dingern, bitte!
Beim Sizilianer letzte Woche hatte den 2,5 kilo- Sack Rimacinata schon in der Hand, aber wieder beseite gelegt, da es noch Hartweizengrieß aus der örtlichen Mühle zu verarbeiten gilt- wie sehr unterscheiden sich diese Qualitäten, ist es ratsam beides im Haus zu haben? Schlutzkrapfen stehen grade ganz oben auf der Wunschliste.
Ich weiß leider nicht, wie „richtige Schlutzerl schlutzen“, aber das Rezept klingt so, als ob mir das alles super schmecken würde.
Am Wichtigsten ist aber, dass Frau L. nicht Hungers gestorben ist…das wäre ja schrecklich.
Sehr lecker! A dish after my own heart.
Grüsse,
Rosa
Was auch immer „Schlutzkrapfen“ sind – aussehen tut es wunderbar. Ein richtiges Bergler-Essen…
Was für ein Bild vor meinem geistigen Auge: Frau L. bereits am Tisch, mit dem Besteck im Anschlag, während Du Dir in der Küche die Klämmerli verbrennst… 😉
Das Resultat sieht jedenfalls fein aus, ob nun geschichtet oder gefaltet ist ja eigentlich egal.
Klämmerli :.-)
Bei den ersten zwei Worten des Titels, die ich in der email zuerst nur lesen konnte, dachte ich zuerst du wärest im Baumarkt unterwegs gewesen ;-DDDD…..hört sich an wie irgendwas gegen Rohrverstopfung oder Kabelbrand ;-DDD…..aber neeiiiiinnnn, du hast mal wieder wunderbar Köstliches gezaubert, auch wenn ich die Schlutzer noch nicht kannte. Was Schweizerisches??? LG Anne
Schlutzkrapfen wollte ich schon immer mal ausprobieren, da mir meine Mama immer wieder von ihrer Kindheitserinnerung aus Uromas Küche erzählt hat, aber irgendwie habe ich es immer wieder vergessen. Vielleicht klappt es jetzt endlich mal durch deine Blogerinnerung.
Offene Schlutzkrapfen sind eh besser, ich kann ohnehin nicht krendeln. Buona Giornata, Giovanni
Schlutzkrapfen liebe ich. Ich wäre allerdings nicht auf die Idee gekommen, sie so zu präsentieren. Nun denn, wenn ich das nächste mal Schlutzkrapfenhunger habe und nicht so viel Zeit, dann weiß ich jetzt, was zu tun ist 🙂
Das sieht ja mal wieder grandios aus, wie alles, was Du zubereitet!
„Die neue Südtiroler Küche“ ist übrigens ein ganz wunderbares Kochbuch, das viel zu lange unbeachtet in meinem Kochbuchregal gestanden hatte. Erst vor kurzem habe ich es wieder einmal bewusst durchgeblättert und auch ein Gericht daraus nachgekocht („Topfennocken“ nach Günther Plankensteiner). Auf diese Schlutzkrapfen hatte ich auch schon ein Auge geworfen…
Saluti
Ariane
Stell dir vor das Kochbuch kenne ich noch gar nicht!! Offene Schlutzkrapfen sind mir auch schon gelungen. Du brauchtst nur die Schlutzer auf dem Teigbrett aus Holz eine Weile liegen lassen, dann weicht die untere Teigschicht schön auf und wenn du sie nacheinander vom Brett holst, gibt es hinten ein schönes Loch, wo dann beim Kochen die ganze Fülle rausquillt:) Passiert in jungen Jahren, die Gäste saßen schon am Tisch.
@Michael: das Wissen kommt von den Altvordern.
@Micha: und wenns noch mehr eilt, kann man ja auch mal ganz aufs Fotografieren verzichten.
@Sugarprincess: ab sofort wieder normal, bis ich mich durchgerungen habe, die Tage zu vertrödeln und nichts mehr zu tun 😉
@Rufus: Lockruf der Heimat ?
@ninivepisces: unser Hartweizengriess ist gröber als das „rimacinata“. Man muss damit den Teig einfach länger ruhen lassen. Sonst ist es vergleichbar.
@Eva: um Gotteswillen, das wäre tatsächlich schrecklich. Kann aber nicht passieren, es sind immer genug Salzbrezeln da.
@Rosa Mayland: regeneration after a few meat dishes.
@der Muger: sind ja auch Bergler, die Südtiroler, sogar welche mit Weinbergen.
@Wilde Henne: mit der Zeit entwickelt sich an den Fingern Hornhaut.
@Frau Ü: nix schweizerisch, tirolerisch, das klingt halt wie eine Art von Schnadahüpferln mit italienischem Einschlag.
@mangoseele: richtige Schlutzkrapfen sind hier auch noch fällig, ich umkreise erst mal das Thema 😉
@Giovanni: Du freust mich, krendeln soll man die auch noch ?
@magentratzerl: schmecken tun sie bestimmt auch ohne Taschen zu formen.
@Ariane: Du besitzest es auch ? Das Buch gibt einen schönen Querschnitt durch die gehobene Südtiroler Küche.
@Magdi: das Buch hab ich vorletztes Jahr in Bozen gekauft. Da lag es frisch in der Buchhandlung auf. Solche Anfänger-Löcher passieren jedem, aber nur einmal.
Schnadahüpferln……was isn das nu wieder ;-D ???
Geschichtet… auch eine wunderbare Idee und sind wir nicht alle manchmal etwas in Bedrängnis mit den hungrigen Mitessern bzw. ist man nicht selbst manchmal so hungrig, dass man gerne mal einen kleinen Kompromiss eingeht?
Müsste ich auch mal wieder mache, ich liebe die kleinen Schlutzerchen und komme so schnell nicht mehr nach Südtirol, aber jetzt ist erst mal Sommer 🙂
mhh… klingt herrlich 😉
@Frau Ü: so heissen baierische Volksliedchen mit Klampfen oder ähnlicher Begleitung.
@Britta: Sommer schliesst Südtirol nicht aus 😉
@klanzundkecker: vom klingen wird man leider nicht satt.
Bin zwar keine Roggenmehl-Fan, aber das Gericht sieht gut aus. Wenn ich geschlossene Schlutzkrapfen machen würde, könnte ich die lose einfrieren und gefroren ins heisse Wasser geben, wie ich das oft mit Ravioli mache?