Traurig standen letzte Woche die letzten 6 Gläser mit den konservierten cardons épineux genevois AOC in meinem Warenhaus. Niemand scheint sich dafür zu interessieren. Nehme ich halt noch ein Glas mit. Kardy ist ein Gemüse, das eine Höhe von mehr als 1 Meter 50 erreichen kann. Kardy haben in Genf eine lange Tradition. Die nach dem Edikt von Nantes (1685) geflohenen Protestanten, die sich in Genf niederliessen, verstanden sich auf den Gemüseanbau und bauten die Pflanze aus mitgebrachten Samen in der Gegend des Plainpalais an. Gegessen werden die silberblauen Blätter sowie die gebleichten, von den vielen Stacheln befreiten Blattstiele. Nicht wie bei der Artischocke die Blüte. Schmecken tun sie zart nach Artischocken, buttrig-nussig. Wer mehr Rezepte sucht, drücke vertrauensvoll auf diesen link oder sehe sich bei Margit von Max und Moritz um.
Die Timbales habe ich im Buch La cuisine sublime, 2003, AT-Verlag von Philippe Rochat, dem ehemaligen 3 Sternekoch in Crissier, gesehen. Da ich in meinem 2 Personenhaushalt keinen Trüffeljus an Lager habe, musste ich für die Sauce ein wenig improvisieren.
Zutaten
Vorspeise für 4 Personen
20 g Butter
200 g im Glas eingemachte Kardonen (Halbes Glas)
80 g Vollrahm
20 g fein geschnittene Schalotten
ca. 40 g schwarze Trüffel, ein Drittel in Würfeln, Rest in Scheiben
Kardy-Trüffelemulsion
für die Kardy-Trüffelemulsion:
40 g Butter
1 kleine Schalotte
schwarze Trüffel, die Scheiben von oben
25 ml Madeira (verdelho, da weniger süss)
25 ml weisser Portwein (hab versehentlich roten genommen)
25 ml Geflügelfond
25 ml Kalbsfond hell
150 ml Kardonensaft
Salz und Pfeffer
Zubereitung
(1) Kleine, runde Metallringe (5.5 cm) mit etwas Butter ausstreichen und auf ein mit Backpapier belegtes Blech stellen. Die Kardy in 3 cm hohe, ca. 1 cm breite, leicht keilförmig angeschnittene Stücke schneiden und damit die Förmchen wie für eine Chartreuse auskleiden.
(2) Die Schalotte in der restlichen Butter anschwitzen, mit dem Rahm aufgiessen und auf die Hälfte einkochen. Die fein gewürfelten, gut abgetropften Abschnitte der Kardy, ca. 80 g, sowie die Trüffelwürfel zugeben und 3 Minuten kochen, würzen mit Salz und Pfeffer, dann in die Förmchen füllen. Bedecken mit weiteren Kardywürfeln.
(3) Die Förmchen 5 Minuten im Dampfgarer erhitzen (L.: 15 Minuten im Ofen bei 95°C mit einem Schuss Wasser auf den Ofenboden)
(4) Kardonensaft auf etwa 50 ml einkochen.
(5) Schalotte, Butter und die Trüffelscheiben in einem Pfännchen aufs Feuer setzen, nach dem ersten aufkochen vom Feuer nehmen, 2-3 Minuten bei milder Hitze ziehen lassen. Mit Portwein und Madeira, Geflügel- und Kalbsfond ablöschen und bei milder Hitze zugedeckt weitere 4 Minuten ziehen lassen.
(6) Abgiessen, die Trüffelscheiben herausfischen und beiseitestellen.
(7) Nun den eingedickten Kardonensaft zur Trüffelflüssigkeit geben, nochmals aufkochen, vom Feuer ziehen und mit der restlichen Butter mit dem Stabmixer aufmontieren. Trüffelscheiben wieder zufügen. Würzen mit Salz und Pfeffer.
(8) Die Förmchen in vorgewärmte, tiefe Teller stellen, Ring abziehen und mit der heissen Trüffel-Kardonen-Emulsion umgiessen.
Frau L. will ab sofort nicht mehr auswärts essen gehen und die Gläser waren gestern Montag bis auf eines alle weg. Wer zu spät kommt … wie war das schon wieder ?
Wunderschön, wie immer, aber halt auf einem Niveau, zu dem ich auch als früherer Kletterer nur hochschauen kann. Kardy habe ich schon irgendwo auf dem Markt gesehen, weiss aber nicht mehr wo, Italien, Türkei? Oder beim Türken in DE und sogar gekauft?
auf Bergtouren wird mir vor Höhenangst leicht schwindlig. Deshalb bleibe ich lieber im Flachen und schaue von unten zu, wie Du kletterst 😉
mehr Lob geht doch gar nicht: „Frau L. will nicht mehr auswärts essen gehen“ 🙂
Das könnte ihr gefallen, nur noch zuhause bleiben, ich brauche doch Kochideen. In 5 Jahren vielleicht,
Raffiniert und lecker!
Grüsse,
Rosa
Philppe Rochat war schliesslich auch Chefkoch bei Fredy Girardet.
Ich finde es eher schwierig, an die Trüffel zu kommen … hab noch 1 Glas im Schrank 🙂
Trüffel im Schrank ? Was machen die denn dort ?
oha…ich meinte die Kardonen…aus Andorra die…
Jetzt hast Du uns dies Cardons aber wirklich oft genug vor der Nase durchgezogen, jetzt mach ich mich halt auf die Suche 😉
Liebe Grüsse aus Zürich,
Andy
Looks tasty!
Das angebrochene Glas muss auch noch aufgebraucht werden. Ich kann es euch nicht ersparen, auch noch den letzten Rest zu essen.
Ich mache mich mit Andy gemeinsam auf die Suche nach Kardy, Cardons oder egal wie sie heissen. Und dann probiere ich diese Timbale und diese Trüffel – bisher waren alle von dir nachgekochten Trüffel-Rezepte grandios… die Rezepte scheinen nicht auszugehen, nur die Trüffel ist mir leider wieder ausgegangen. Doch das sollte das geringste Problem sein….
Dann solltest Du unbedingt den Trüffel Souvaroff machen. Das ist der Beste !
https://lamiacucina.wordpress.com/2011/02/08/der-letzte-truffel-la-truffe-souvaroff/
Schau mal an, Kardy gehen auch in edlen Versionen…ein Allerweltsgemüse sozuagen. Mangels Trüffel…die Saison war heuer in Spanien schon Ende Januar vorbei…werde ich das Nachkochen dieses köstlich anmutenden Gerichts auf kommendes Jahr verschieben 😉
Wer mitten drin wohnt, kann gut von Überfluss sprechen 😉
Sieht mal wieder sensationell aus! Ich vermute, die Kardy gibt’s im Globus??? Grüessli vom See, Gaby
nein, bei Manor, Grüsse an den Bodensee.
Meine Suche in Zürich war erfolgreich. Allerdings nicht bei Manor, der hat schon gar keine Lebensmittel Abteilung mehr, aber dafür bei Globus. Leider nicht die aus Genf, sondern aus Frankreich und die sind nicht so schön, dass ich die Timbale nachbasteln könnte!
Liebe Grüsse aus Zürich,
Andy
Hier ist es umgekehrt. Manor ist in Lebensmitteln viel besser als Globus.
Schon mal bei einem gut sortierten Türggelädeli vorbeigeschaut? (Wie nennt man die eigentlich politisch korrekt? Orientshop?) Seit November gibt’s bei den drei grossen Shops hier im Quartier dauernd frische Kardy. Kosten pro Kilo so um 4 Franken.
da komm ich leider viel zu selten hin. Muss wieder mal eine Expedition mit dem Orientexpress (dem 14-er Tram) unternehmen.
Und wie komme ich in Deutschland, fernab der heimatlichen Grenze, an Kardy? Den per Post zu verschicken könnte teuer werden…
Heimat ist dort, wo man immer wieder zurückkehrt.
Daniela, Kardy findet man in Deutschland gelegentlich auf Wochenmärkten und in Markthallen oder auch beim Türken 😉
Schau mal, vielleicht findest Du auf diesem Hof noch Inspiration: http://www.bio-baumann.ch/
guck mal hier: https://lamiacucina.wordpress.com/2009/03/08/ch-3116-kirchdorf-mein-gemusegartner/
Ah, kanntest Du schon! 🙂