
Leicht erhöht über dem Südufer des Neuenburgersees liegt das Städtchen Estavayer-le-lac (dt. Stäffis). Über dessen Ursprung und das Gründungsdatum ist nur wenig bekannt. Die Gegend am Seeufer war schon während des Neolithikums (4. und 3. Jahrtausend a.C.) besiedelt. Pfahlbausiedlungen wurden aus der Bronzezeit bis ins 9. Jahrhundert a.C. nachgewiesen. Man nimmt an, dass Estavayer auf eine Gründung des Bischofs von Lausanne im 12. Jahrhundert zurückgeht.

Die mittelalterliche Geschichte des Städtchens ist eng mit derjenigen der Adelsfamilie d’Estavayer verbunden. Dieses Geschlecht beherrschte die Region von Estavayer als Vasallen des Bischofs von Lausanne. Ab 1245 unterwarfen sie sich den mächtigen Grafen von Savoyen. Bis ins 13. Jahrhundert teilten sich die Herren von Estavayer in drei Zweige auf, jeder Zweig besass eine Burg in der Stadt und übte Herrschaftsrechte über einen Teil der Bürger aus. Die Verwaltung der Stadt nahmen sie jedoch gemeinsam wahr.
Das älteste der Schlösser (Motte-Châtel) ist heute verschwunden, vom zweiten steht noch ein Turm (Tour Savoie), dafür steht das dritte Schloss über dem Steilhang am Nordostrand der Altstadt umso schöner in der Landschaft, das heutige Château des Chenaux.

Den Bürgern von Estavayer-le-Lac wurden 1350 gewisse Freiheiten zugesprochen. 1475, während der Burgunderkriege, wurde das mit Karl dem Kühnen verbündete, savoyische Städtchen von den Eidgenossen erobert, die Schlossgarnison massakriert, die Stadt und ihre Schlösser niedergebrannt. Der Wiederaufbau nach 1476 gab dem Schloss Chenaux sein heutiges Aussehen. Der seit dem 15. Jahrhundert auch in andern Savoyer Schlössern verwendete Ziegelstein wurde auch hier verbaut
Während der Eroberung des Waadtlandes durch Bern besetzte Freiburg 1536 das Schloss Savoie, annektierte den zugehörigen Stadtteil und riss die umliegende Herrschaft Estavayer an sich. Nachdem 1632 die dritte Linie der Herren von Estavayer ausgestorben war, kam das gesamte frühere Herrschaftsgebiet in freiburgischen Besitz. Schloss Chenaux diente fortan als Vogteisitz.

Typisch für die savoyischen Schlösser ist die viereckige Anlage und der mächtige runde Bergfried, der den Eingang sicherte.

Um 1450 kam der Torzwinger mit dem befestigten Durchgang hinzu. Die zwei runden Ecktürme aus Backsteinen mit Pechnasenkranz wurden 1504 fertiggestellt.


Die historische Altstadt hat ihren mittelalterlichen Charakter bewahrt, obwohl die meisten der Bauten aus dem 17. Jahrhundert stammen. Die Stadtmauer aus dem 13. Jahrhundert sowie die vier Stadttore sind noch zum grossen Teil erhalten.

Im Maison de la Dîme sind, neben prähistorischen Funden, mittelalterlichem Küchenkrempel und Kriegsgerät, die Froschsammlung von Francois Perrier, einem napoleonischen Offizier, zu sehen. Dieser Herr konservierte und stopfte über 100 Frösche mit Sand aus und karikierte mit ihnen in biedermeierlichen Arrangements die Schwächen der Menschheit.



Die lokale Gastronomie ist kaum erwähnenswert. Im Sommer sind die Seeuferzonen belegt von Wassersportlern und Campern mit ihren speziellen, kulinarischen Ansprüchen. Wir haben uns deshalb von unsern mitgebrachten Schinkengipfeli verpflegt. Beim Stadtrundgang haben wir ein einziges Lokal gefunden, in dem wir allenfalls hätten essen wollen. Neben Mille-feuilles de foie gras poêlé et croustillant d’ananas hätten die auch noch Pizza im Angebot gehabt.
Quellen:
wiki Estavayer
HLS Estavayer
Der sehr feine, weisse Sand am Strand lädt, wie überall auf der Südseite des Neuenburgersees, zum Bade. Zudem ist das Wasser bis hundert Meter in den See hinaus nicht tiefer als hüfthoch, bestens geeignet für nichtschwimmende Badegäste. Und es gibt ein paar gute Bäckereien. Die Schifffahrt auf dem See ist dagegen etwas mager.
zum Bade ? Da wird man ja nass 😉 Flach wäre mir zwar angenehm, besonders bei kaltem Wasser. Und wenns dann wärmer ist, hats mir zuviel Menschen.
Pizza MIT Foie gras wäre auch noch eine interessante Variante gewesen 😉
Herzliche Sonntagsgrüsse aus dem verregneten Elsass.
die foie gras würde die Hitze des Pizzaofens nicht überleben. Hier war auch Regen angesagt, deshalb scheint bei uns zeitweise die Sonne.
Hier stopfen wir die Frösche nicht mit Sand und trocknen sie nicht, wir essen sie, ich nicht so gern, wegen der Zubereitungsart. Grillierte Froschschenkel ass ich früher in Singapore ab und an mit Genuss.
Die Burgen und Schlösser erinnern an das Mittelalter. Wir denken an Ritterromantik, Schlachten und dergleichen, gut, dass in diesem schön bebilderten Beitrag auch auf die Herrschaft (Unterdrückung?) aufmerksam gemacht wird. Nur wenige gehörten zu den Privilegierten. Ich bin froh, nicht in jener Zeit zu leben.
In jüngern Jahren hab ich auch schon Froschschenkel gegessen. Ist in der Romandie halt Tradition und schmeckt gut, muss aber nicht mehr sein.
Die Mittel der Unterdrückung und Machtausübung sind heute etwas subtiler geworden. Aber als Untertan hatte man damals nicht viel zu lachen.
Die Zeitreise gelingt dir auch dieses Mal wieder – geschickt um die hässlichen Blechkisten herumfotographiert bin ich ganz mit dir im Mittelalter! Und? Ist es gelungen, anhand von Fröschen die Schwächen der Menschheit zu veranschaulichen?
Auch wenn die Frösche in Kleidern und Szenen des Biedermeiers inszeniert sind, hat sich an den Schwächen der Menschen bis heute nichts geändert.
Die goldene Garbe könnte glatt als überdimensinierter Rasierpinsel durchgehen …
wenn die Beiz nicht mehr rentiert, kann ein Coiffeur problemlos einen Salon eröffnen.
Lieber Robert, bei dir ist es immer autofrei und blauhimmelig. Ganz wunderschön! Du willst wohl, dass alle deine Leser in der Schweiz einfallen, kann das sein? 😉
Könnte es damit zusammenhängen, dass wir bei Regen immer zuhause bleiben ? „blauhimmelig“, wie schön. Für Masseneinfälle wäre die Adriaküste besser geeignet 😉
Ihr habt wunderbare Kleinode in der Schweiz!!
Schön, dass du mich an diesem verregneten Sonntag mit auf diesen schönen Ausflug genommen hast! 🙂
Denk Dir, ich war vorher auch noch nie an diesem Ort !
Hier also wurde der Drei-Mächte-Status erfunden: es bedarf dieser Aufteilung, um immer genügend Macht- und Kompetenzstreitigkeiten zu haben, und auf dem Bürger herumregieren kann man dann gemeinsam.
🙂 Geschichte wiederholt sich immer wieder.
A lovely place and museum I have visited many years ago.
Cheers,
Rosa