Noch nie gehört ? Wir auch nicht. Auf unserer letzten Fisch-einkaufstour im luzernischen Hinterland fuhren wir an einem unauffälligen Strassenschild vorbei, das mich zu einem Umweg verführte. So gehts mir immer mit unbekannten Tälern 😉
Ein wenig befahrenes Strässchen durch einen Wald führte uns auf eine grosse Lichtung, in welcher zwei Seitenarme des Flusses Lorze eine Insel bilden. Inmitten der Insel steht das älteste Schweizer Zisterzienserkloster. Als Gründer des Klosters gilt Freiherr Ulrich von Schnabelburg. Eine Burg, deren Ruinen bei Hausen am Albis zu finden sind.

1253 wurde die Beginengemeinschaft in den Zisterzienserorden aufgenommen. Das war ein Reformorden, der 1098, vor allem angesichts der romanischen Prunkentfaltung in Cluny, von dem französischen Benediktiner Abt Robert von Molesme in Cîteaux gegründet wurde und unter dem Einfluss des hl. Bernhard von Clairvaux eine eigentliche Blütezeit erlebte. Die Zisterzienser beriefen sich auf die Ideale des Mönchstums, die Armut und die Einfachheit der Klöster. Bibellesungen, Chorgebet und das Ideal, von der eigenen Hände Arbeit zu leben, wurden ihr Lebensinhalt.

Edelfrauen der näheren Umgebung prägten das Kloster über viele Jahre. Nach der Reformation um 1530 wurde der Konvent Frauenthal aufgehoben, bis er um 1552 wiederbesiedelt wurde. Seit 1573 steht Frauenthal unter der Aufsicht der Äbte von Wettingen (heute Wettingen-Mehrerau).


Das Kloster bildet mit seinen verstreuten Gebäuden einen kleinen Weiler. Bei Auseinandersetzungen mit dem Habsburger Herzog Albrecht zerstörten Schwyzer Truppen einen Grossteil der Anlage. Die wieder aufgebauten Gebäude der nach zisterziensischer Tradition als Geviert konzipierten Anlage wurden seit dem 17. Jahrhundert mehrmals erweitert und erneuert; zuletzt 1997, als das Kloster einer umfassenden Außenrenovation unterzogen wurde. Die 1776/77 im Rokokostil auf den alten Grundmauern errichtete Klosterkirche wurde 2005 restauriert.

Das dem äusseren Klosterhof vorangestellte Beichtigerhaus (war ja ein Mann der Beichtiger, und musste deshalb draussen bleiben).

Südlich und östlich des Klosters liegt der Klausurgarten (Zutritt verboten), eingefasst von einer durchgehenden Klostermauer.


Heute leben im Konvent noch 15 Schwestern. Im Klosterladen werden neben Melissengeist (für Beschwerden von Kopf, Herz, Magen und Nerven), Arnikatinktur (zur Behandlung aller Verletzungen, die durch Stoß, Fall, Stich und Schnitt entstanden sind), verschiedene Liköre (gegen Durst), Krapfen (gegen Hunger) und allerlei Devotionalien (zur geistlichen Erbauung) angeboten. Der Gutsbetrieb mit einer Gesamtfläche von 189 Hektar wird von einem Pächter bewirtschaftet.
Quellen:
Schweizerische Kunstführer, Frauenthal, Josef Grünenfelder, ISBN 3-85 782-262-7
Kloster Frauenthal
Wie gut, dass du durch ein Astloch gespickelt hast: der innere Klausurgarten weckte besondere Neugier bei mir – nun gestillte Neugier!
etwas unwohl hab ich mich dabei schon gefühlt: wie ein Schüler, der durch ein Astloch im Frauenbad etwas zu erspähen hofft 😉 Aber es war weit und breit niemand zu sehen.
ich sags ja immer: bei solch kleinen „Seitensprüngen“ macht man die schönsten Entdeckungen 😉
so fahren wir gerne durch die Schweiz, Ohne Karte, einfach irgendwohin.
Sehr schön, wie immer. Beim Stöbern stiess ich auf die Website des Klosters, mit Informationen und Bildern, sehr besuchenswerter Link: http://kloster-frauenthal.ch/. Es ist interessant, den Nonnenalltag in den Bildern zu sehen, man glaubt sich in einer anderen Welt.
Ich wundere mich, ob das Kloster derart vemögend ist, den Unterhalt zu tragen, oder ob die reiche Kirche und kath. Steuergelder mithelfen.
Bem. für Nicht-Schweizer: Der Staat zieht Steuern für die Kirchen ein, soweit ich weiss in den meisten Kantonen für die evangelische, röm.-katholische und christ-katholische Kirche, in einigen auch für die jüdische Glaubensgemeinschaft. In diversen Kantonen sind auch juristische Personen kirchensteuerpflichtig. Im Kt. Zürich zahlen Firmen jährlich rund 80 mio CHF via Staat an die Kirchen. Nur ein offizieller Austritt aus der Kirche verschont einen von der Kirchensteuer, Firmen hilft dies nichts, zahlen im Kt. TG je 50% den evang. und kath. Steuersatz.
Entschuldige bitte, Robert, es wurde etwas lang.
189 Hektar sind ein beträchticher Grundbesitz. Früher reichte der aus, um das Kloster zu tragen. Heute vermutlich nicht mehr ganz, aber die Schwestern leben ja bescheiden.
Viel Platz für 15, da lebt es sich kommod!
schade, dass Ruhesuchende keine Zimmer mieten können.
Verbotener Blick in den Klausurgarten – was sagt denn Frau L. zu so etwas? 😉
Die sass an der Sonne und war mit den Katzen des landwirtschaftlichen Betriebes beschäftigt.
Immerhin haben die ehrwürdigen Schwestern dem Beichtiger sein Haus so gebaut, dass er sich bei allzu viel Geschwätz schnell und ohne fremde Hilfe zurückziehen darf 😉
Ob es sich um einen Ort es Rückzugs handelt, hängt von seiner Haushalthilfe ab.
Ob Liköre gegen Durst das richtige Mittel sind? 😉
Das kann ich als Weinliebhaber nicht entscheiden.
Sehr schön und ruhig!
Grüsse,
Rosa
Und diesen Ort der Ruhe im Kanton Zug, wo sich sonst alle Steuerflüchtigen und Steueroptimierer auf den Füssen stehen.
Die Klöster liegen doch meistens in abgeschiedenen, idyllischen Seitentälern. Ob eine schöne Aussicht für ein entsagungsreiches Leben entschädigt?
Die Schwestern werden ihr Leben als erfüllt, nicht als entbehrungsreich ansehen.
Danke fürs Mitnehmen auf diesen wieder so schönen Ausflug – bin froh, dass du zu diesem Umweg verführt wurdest! 🙂
ja die Frauen 😉
Es gibt immer mal wieder erstaunliche Doubletten. Im äußersten Nordosten Baden-Württembergs, etwa 50 Kilometer südlich von Würzburg, gibt es auch einen Ort Frauental mit einem ehemaligen Zisterzienserinnenkloster. Nach der Reformation hat man gewartet, bis die letzte Nonne verstorben war, das war 1547, dann wurde das Kloster aufgelöst. Ich war letztes Jahr mal da: http://ut70619.blogspot.de/2013/08/kloster-frauental-unterkirche.html
http://ut70619.blogspot.de/2013/09/kloster-frauental-oberkirche.html
Interessant ! Wenn ich unter google nach Kloster Frauental suche, kriege ich zuerst die Ergebnisse des Schweizer Pendants. Danke für die links.