Sulzburg liegt rund 50 km nördlich von Basel im Markgräflerland. Wallfahrtsort für Feinschmecker: wegen der von mir so geliebten DOUCE im Restaurant Hirschen.
Aber nicht nur. Ein Entdeckungsspaziergang durch den Ort ergab Material für einen ganzen Reisebericht. Eigentlich waren es 3 Besuche bei DOUCE, an denen die Fotos entstanden:
1008 erhielt der Ort von Kaiser Heinrich II. das Marktrecht. Von 1008 bis 1523 unterhielt das Kloster St. Blasien in Sulzburg ein Kloster mit Benediktinerinnen. Im Jahr 1503 wurde das Markgräflerland an die Markgrafschaft Baden vererbt und gehörte damit zum Schwäbischen Reichskreis, einem der zehn Reichskreise, in die Kaiser Maximilian I. das Heilige römische Reich um die 1500 herum eingeteilt hatte.
Sulzburg wurde nochmals Residenzstadt eines Teilgebiets der Markgrafschaft Baden-Durlach, als Markgraf Georg Friedrich 1599 bis 1604 seinen Sitz dorthin verlegte – er baute auch das Schloss weiter aus.
1556 wurde die Reformation in allen badischen Landesteilen eingeführt, so auch in Sulzburg. Während des Dreißigjährigen Krieges hatte auch Sulzburg zu leiden. Der seit dem Mittelalter blühende Silberbergbau kam völlig zum Erliegen, höchstens ein Viertel der Bevölkerung lebte am Ende des Krieges noch in der Stadt.

Die ehemalige Residenz der Markgrafen von Baden am Marktplatz wurde zwischen 1599 und 1604 erbaut. Hier kann man heiraten oder Kunst ersteigern.

Die ehemalige Klosterkirche St. Cyriak gilt als ein bedeutendes Zeugnis ottonisch-romanischer Sakralbaukunst in Deutschland. Nach dem Augsburger Religionsfrieden 1555 wurde der Konvent geschlossen. St. Cyriak war ab dann evangelische Pfarrkirche. 1769 fielen sämtliche Klostergebäude, die nicht schon durch den dreißigjährigen Krieg zerstört waren, einem Brand zum Opfer. Die Kirche verfiel. 1839 kaufte die Stadt Sulzburg das Klosterareal samt Kirche, von der nur noch Mittelschiff, Apsis und Turm erhalten waren. 1963 wurde die Kirche auf den alten Fundamenten restauriert .

Die Kirche orientiert sich an einer Basilika und besteht aus dem Mittelschiff und zwei niedrigen Seitenschiffen. Im 13. Jahrhundert wurde durch den Einbau gotischer Fenster Licht ins Dunkle gebracht. Die Nonnen feierten früher ihren Gottesdienst im ungewöhnlich hoch angebrachten Chorraum, durch einen Lettner vom gewöhnlichen Volk abgetrennt. Nach 6 hohen Stufen erreicht man sozusagen mit der letzten Stufe die himmlische Ebene. Bei der Renovation wurden die noch vorhandenen Grabplatten in die Wände eingelassen. Hier zwei besonders schöne Beispiele:


Schutzheiliger der Kirche ist St. Cyriak, ein römischer Märtyrer, der, obwohl er die Tochter des Kaisers Diokletian von Dämonen geheilt hatte, für seinen Glauben sterben musste. Hier in Sulzburg durfte er die Dämonen, die im Schwarzwald und seinen Silberbergwerken hausen, bannen und den Winzern als Nothelfer beistehen.

Während des Rundganges fiel mir Ahnungslosem am Bach ein Gebäude mit merkwürdigen Fenstern auf:
Und stehe vor der ehemaligen Synagoge, die 1821/22 erbaut wurde. Um 1500 erhielten die ersten Juden mit kaiserlichen Schutzbriefen das Niederlassungsrecht in Sulzburg. Damals legten sie einen Friedhof an. Seit dem Mittelalter existierte in Sulzburg eine bedeutende jüdische Gemeinde. Im 19. Jahrhundert betrug der jüdische Bevölkerungsanteil bis zu 31 %. 1940 wurden sie erst in Gurs in Südfrankreich interniert. Wer das überlebte, wurde nach Polen in ein Vernichtungslager gebracht. Schweigen.
Der alte jüdische Friedhof liegt weiter hinten im Tal, eingezäunt inmitten eines Campingplatzes.
wo weder Schweigeminuten, Schweigestunden oder gar Schweigetage noch etwas bewirken können.
Quellen:
wiki Sulzburg
wiki St. Cyriak






Hochinteressant – alles ! Nachdäm‘ i sit am Morge frieh dies und das no nècher im Netz bi go nocheläse und aaluege isch „Chuchi“ aagsait.
Danggscheen fir di Post (inkl. de Helge) ! I wynsch dir/Eych e heerlige Summer-Sunne-Sunntig.
Chuchidienscht bei schönem Sommerwetter? Ich auch.
Jede Daag ! Geschdert mit em Wok und Riis derzue, dass goht rassig.
ein gebeuteltes Städtchen mit hübschen Gebäuden.
Danke für die interessanten Infos!
Einen schönen Sonntag für euch.
LG Eva
Wünsche ich Dir auch, liebe Eva.
Interessant. Ja, traurig stimmende Zeitzeugen.
Das Markgräflerland wartet immer noch auf eine Besichtigung meinerseits, vielen Dank für den schönen Ausflug.
Ein schöner Beitrag. Ich kenne das Städtchen noch nicht, bin also umso gespannter. Ob die Sulzburger an ihren historischen Häusern wohl auch die Fensterkreuze weggelassen haben? Eine Schande für das Dorfbild.
auf meinen übrigen Fotos von Sulzburg siehts wie überall aus: mit Fensterkreuzen, aber auch ohne, modern, damit das Licht über die Bewohner komme.
Dionysos in Deutschland gesichtet? 😉
der hatte keine rote Nase.
Dass die Denkmäler noch stehen, heißt leider nicht, dass die Menschen seitdem das Denken begonnen hätten.
wer nicht denkt, beginnt zu malen. Mit Pinsel oder Spraydosen.
Dieses Jahr noch werde ich in diese Ecke kommen, allerdings geschäftlich- da wird wenig Zeit für solcherlei Genüsse bleiben. Schön also hier wenigstens eine Ahnung zu kriegen…
ach diese Geschäfte 😉
Du schreibst mit Verständnis, was Geschichte ist, wo, wie sie sich ereignet, unter, an, mit, durch uns. Deswegen komm ich so gern hierher, weil die Wirklichkeit der besuchten Orte bei dir mehr ist als krause Petersilie auf dem Leckerbericht. Ich freue mich über jede Reisebeschreibung.
Das Reisen ist mir lieber als das Kochen. Merkt man das ?
Jedenfalls schreibst du leichter davon, so sehe ich das. Die Welt ist, wie sie ist, nicht man sie sich zurechtgelegt.
Schade, dass die so schön hergeschonkenen Bilder so sehr an dem Makel des Copyrights zu tragen haben ….. 😉