Papst Urban II. rief 1095 am Konzil in Clermont zum Kreuzzug, zu einem direkt von Gott als „heilig“ legitimierten Krieg gegen die Muslime auf. Geistliche Ritterorden zum Schutz und Geleit der Pilger ins Heilige Land wurden gegründet. Von denen sich zu Beginn vor allem der Templerorden hervortat. Ihm gelang es im Jahre 1099, das seit über 400 Jahren von Muslimen beherrschte Jerusalem zurück zu erobern.
Monachus et Miles. Mönchtum und Rittertum. Eine damals wie heute widersprüchliche Verbindung zweier unterschiedlicher Lebensformen. Die Mönche widmeten sich dem Gebet, der Askese und dem Studium, während die Ritter für den Krieg, den Schutz, ihre Reputation und die Ehre kämpften. Gemeinsam war beiden erstens die religiöse Motivation, beide sahen sich als Diener Gottes; zweitens die Verfolgung eigener, wirtschaftlicher Interessen. Wenden wir uns deshalb von „gerechten“ und „heiligen“ Kriegen ab und essbaren Dingen zu, die sich harmonischer verbinden:
zum Beispiel Mönchsbart mit Mairitterlingen. Italienisch noch friedliebender: Agretti ai funghi prugnoli. Das zergeht schon auf der Zunge. Auf der Morchelsuche fanden wir zwar 5 Morcheln, aber auch fast ein Kilo Mairitterlinge (Calocybe gambosa). Da Champignons de Paris gut zu Spinat passen, müssten die Maipilze auch zu Mönchsbart passen. Auch wenn weder google noch IPT-Chat diese Kombination kennen: Passt super. Bingo.
Agretti ai funghi prugnoli

Zutaten und Zubereitung
für 2 Personen
1 Bündel Mönchsbart, geputzt, Wurzeln bis zur ersten Verzweigung abgeschnitten
ca. 300 g Mairitterlinge, klein geschnitten
25 g Butter
½ Zwiebel, fein gehackt
1 Knoblauchzehe, fein gehackt
50 ml Weisswein
Zitronensaft zum Abschmecken
Aceto balsamico zum Abschmecken
Spritzer Olivenöl zum Abschmecken
Fleur de Sel
schwarzer Pfeffer

(1) Mönchsbart im Dampfgarer 1 Minuten bei 100°C garen.
(2) Die Mairitterlinge in einer trockenen, heissen Pfanne kurz anbraten (bis sie singen -keine gregorianischen Choräle, eher schreien) und eben beginnen, Wasser abzugeben.
(3) Sofort Butter und Zwiebel zugeben, danach Knoblauch, schliesslich mit Weisswein ablöschen und zugedeckt bissfest garen. Würzen. Weisswein verdampfen, Mönchsbart untermischen. Abschmecken mit wenig Zitronensaft, Olivenöl und Aceto balsamico.
Eine weitere Antwort auf die Frage, die sich mir immer wieder stellt: was mache ich mit Mönchsbart? Siehe auch hier
Wunderbar! Aber wo bekommt man jetzt noch Mönchsbart? Ist die Saison nicht bereits vorbei?
Mönchsbart ist von Februar bis Ende Mai erhältlich. Das Zeitfenster, in denen man beides findet, ist also sehr kurz bemessen. Wenn ich dann noch Reiseberichte dazwischenschalte, ist ein zeitnahes verbloggen nicht mehr möglich. Da ich meinen Blog weniger als Empfehlung zum Nachkochen, denn als private Rezeptsammlung führe, sehe ich deswegen kein Problem.
mairitterlinge habe ich noch nie gefunden. eine morchel war alles was ich fand. es sind in „meinen“ morchelgebieten alle eschen gestorben.
heute roch es im wald mindestens 2x nach stinkmorcheln 🥴.
jetzt hoffe ich auf sommersteinpilze und meine lieblinge die eierschwämme.
👋🏼❤️🐝👑🐶
Ein eigenartiges Jahr: dem Spargel war zu kalt, nun zu heiss. Die Baumnüsse erst erbsengross und an Pilze ist ohne Regen nicht zu denken. Aber ihr habt ja sicher auch noch letztjährige.
Ich finde es immer wieder faszinierend, wie Sie einem etwas über die Geschichte und gleichzeitig ein so tolle Rezepte vermitteln können. Dazu kommt immer noch eine witzige Bemerkung in wie zum Beispiel diese mit Google und ChatGPT.
Was mich interessieren würde, wo bekommt man solche Zutaten, wohl nicht bei den Grossverteiler?
Danke für diesen tollen Beitrag, macht Spass zu lesen.
Mönchsbart gibt es in der Saison zwischen Februar und Ende Mai bei gut assortierten Lebensmittelhändlern oder Italienern. Bei Grossverteilern sieht man ihn kaum. Mairitterlinge findet man im Handel kaum, die muss man selber suchen… oder durch Champignons ersetzen.
bei dir findet man die umfangreichste Rezeptsammlung überhaupt für barba di frate. Mein Lieblingsrezept ist immer noch das mit Spaghetti,Kapern,Sardellen und Pinienkernen.
Dann warte ich halt auf die nächste Saison und probiere dann dieses Rezept mit Pilzen. Ich muss mich dann aber mit Champignons oder Kräuterseitlingen begnügen.